Wenngleich die Feature-Liste der G3 auf den ersten Blick beeindruckend lang ist, so vermisst man in der Praxis doch die eine oder andere Funktion. Etwa die clevere Mehrfachaufnahmen, mit denen Kameras von Sony oder Nikon seit Neuerem den Dynamikumfang kräftig erweitern ("Multishot-DRI") oder Rauschen bei hoher ISO-Zahl ohne allzu viel Detailverlust mindern ("Multishot-NR"). Starke Kontraste versucht die G3 auf Wunsch mit einer weicheren Gradationskurve zu bändigen – ein Verfahren, dem naturgemäß enge Grenzen gesetzt sind. Schade auch, dass ein standardisierter Mikrofonanschluss fehlt – die G2 hatte ihn noch.
Panasonic Lumix DMC-G3 [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-G3 [Foto: MediaNord]
Objektiv Zum Test trat die Lumix G3 mit dem Objektiv G Vario 14-42/1:3.5-5.6 an. Das Standard-Zoom mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 28-84 Millimeter wird zusammen mit der Kamera für gerade einmal 50 Euro Aufpreis im Set angeboten. Bei diesem moderaten Preis nimmt man gerne in Kauf, dass die Optik in einem schnöden Plastikgehäuse steckt, auch das Bajonett ist aus Kunststoff gefertigt. Immerhin trägt dieser Werkstoff zur Gewichtsreduktion bei, das Objektiv wiegt gerade einmal gut 150 Gramm. Dennoch machte es im Einsatz einen durchaus erwachsenen Eindruck: Die Entfernung lässt sich exakt einstellen, wobei der Fokusring nicht direkt auf die Linsen einwirkt, sondern Steuersignale an die Kamera übermittelt. So erklärt sich auch, warum dem Objektiv eine Entfernungsskala fehlt. Der Zoomring läuft ebenfalls relativ geschmeidig. Lautlos lässt sich indes nicht zoomen, bei Filmaufnahmen verewigt sich eine Brennweitenänderung mit leichten Schabgeräuschen auf der Tonspur.
Der Autofokus ist beeindruckend schnell – zumindest für eine Kamera, die mit Kontrastmessung auf dem Bildsensor arbeitet. Im Durchschnitt hat die G3 nach rund 0,3 Sekunden scharf gestellt, langsamer war die Vorgängerin indes auch nicht. Beeindrucken kann der Nachführ-AF, der an der G3 zudem im Videomodus zur Verfügung steht. Bei Filmaufnahme ist jedoch nicht zu übersehen, dass der Autofokus etwas pumpt, bis er sein Ziel gefunden hat. Ebenfalls als nicht ganz so wirksam hat sich bei Filmaufnahmen der optische Bildstabilisator erwiesen – Videoaufnahmen mit der G3 gelingen deutlich weniger schwankend vom Stativ aus. Beim Fotografieren macht der optische Bildstabilisator indes einen guten Job, das Sucherbild steht jedenfalls wie festgetackert. Für Mitzieher lässt sich der Stabilisator in einen speziellen Modus schalten, bei dem nur noch vertikale Kamerabewegungen ausgeglichen werden.
Panasonic Lumix DMC-G3 [Foto: MediaNord]
Bildqualität So sehr uns vor knapp einem Jahr die Lumix G2 begeistert hat – bei der Bildqualität konnte sie nicht ganz die in sie gesteckten Erwartungen erfüllen. Umso spannender war also jetzt die Frage, ob die G3 bessere Bildergebnisse liefert – zumal Panasonic die Sensorauflösung auf 16 Megapixel erhöht hat. Diese Frage musste die G3 auf einem harten Parcours durch das neue DIWA-Testlabor von digitalkamera.de beantworten. Das ausführliche Laborprotokoll kann wie immer gegen ein kleines Entgelt abgerufen werden (siehe weiterführende Links).
Schon ein erster Blick auf die Labordaten macht klar: Geschadet hat der G3 die Auflösungssteigerung und die damit einhergehende höhere Pixeldichte auf keinen Fall. Die Eingangsdynamik bliebt bis ISO 1.600 auf einem hohen Niveau von annähernd 10 Blendenstufen (EV) – und verfehlt damit nur ganz knapp eine Spitzenbewertung in dieser Disziplin. Jenseits der ISO 1.600 nimmt der Dynamikumfang jedoch rapide ab. Ein Blick auf die Kurve des Luminanzrauschens zeigt, warum: Bis ISO 1.600 bleibt das Helligkeitsrauschen im grünen Bereich, bei höheren Empfindlichkeitswerten steigt es indes steil an. Das wesentlich lästigere Farbrauschen bleibt hingegen stets unkritisch und hat etwas unerwartet seinen kleinen Peak bereits bei ISO 200 – ein untrügliches Zeichen dafür, dass bei höheren ISO-Zahlen die Rauschunterdrückung eingreift. Betrachtet man die Aufnahmen der G3, so kann man auch ohne entsprechende Labordaten der Rauschunterdrückung ein sehr gutes Zeugnis ausstellen: Selbst bei ISO 3.200 zeigen die Aufnahmen noch mehr Details, als die Rauschkurven vermuten ließen, bis ISO 1.600 gibt es annähernd gleich viele Details wie bei der Basisempfindlichkeit.
Dazu könnte allerdings auch das Objektiv einen großen Beitrag leisten, und zwar ganz und gar nicht im positiven Sinne: Löst die Optik schlecht auf, liefert sie auch keine Details, die die Rauschunterdrückung wegbügeln kann. In der Tat sind die MTF-Kurven des G Vario 14-42/1:3.5-5.6 an der G3 alles andere als beeindruckend: Zwar löst diese Kamera-/Objektivkombination bezogen auf einen Kleinbildsensor rund 40 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) auf, an sich ein akzeptabler Wert. Leider gilt das nur fürs Bildzentrum, zu den Bildrändern hin verschlechtert sich die Auflösung rapide. Am Bildrand werden selbst unter günstigsten Bedingungen nicht einmal 30 lp/mm erreicht – ein Wert, den auch gute Kompaktkameras schaffen. Bedingt durch die relativ kleine Sensorfläche nimmt die tatsächlich erzielbare Auflösung jenseits von Blende 8 ab, es kommt bereits zu auflösungsmindernden Beugungseffekten. Wacker schlägt sich die Optik hingegen bei der Verzeichnungsmessung, mit weniger als einem Prozent sind Verzeichnungen praktisch nicht sichtbar. Auch chromatische Aberrationen (Farbsäume an Kontrastkanten) sind allenfalls bei Offenblende ein kleines Problem – bemerkenswert für ein Objektiv dieser Preisklasse.
Panasonic Lumix DMC-G3 – Wiedergabe, Bildtitel [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-G3 – Bildtitel einfügen [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-G3 – Intelligente Auflösung [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-G3 – Custom-Menü [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-G3 – Menü [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-G3 – Quick-Menü [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-G3 – LiveView [Foto: MediaNord]
Bei der Farbwiedergabe gibt die G3 ein uneinheitliches Bild ab. Der manuelle Weißabgleich stimmt Farben sehr gut ab. Der automatische Weißabgleich hat dagegen das eine oder andere Mal Schwierigkeiten, die korrekte Einstellung zu finden. Insbesondere bei Motiven im Schatten oder diffusem Licht verstärkt er die vorherrschenden Farben, etwa das Grün im tiefen Wald. Überhaupt zeigen die Aufnahmen eine leicht übertriebene Vorliebe für Grün- und Magentatöne. Dass es die G3 mit der Farbtreue nicht immer so ganz genau nimmt, zeigen auch die entsprechenden Messungen im Labor. Immerhin verkneift sich die Kamera übersättigte Farben, die Farbwiedergabe ist zwar eher kräftig abgestimmt, aber keineswegs knallig. Das gilt ähnlich auch für die Tonwertkurve, die moderat Richtung "knackig" tendiert. Den Bildbearbeiter freut diese Abstimmung weniger, dafür umso mehr den Fotografen, der seine Aufnahmen ohne viel Federlesen auf Papier oder am Monitor präsentieren möchte. Für Freunde der Bildbearbeitung zeichnet die Lumix G3 auch im hochwertigen RAW-Format auf, das die kleinen Schwächen der Bildaufbereitung in der Kamera umgeht. Alles in allem liefert die Lumix G3 eine deutlich bessere Bildqualität als noch ihre Vorgängerin, ihr volles Potenzial lässt sich mit dem Set-Objektiv indes nicht mehr ganz ausschöpfen.
Fazit: Das Gute bewahren, nötige Verbesserungen wagen – das sollte Entwicklungsziel bei jedem neuen Kameramodell sein. Leider – man muss es so deutlich sagen – hat sich Panasonic bei der G3 nur halbherzig an dieser Zielvorgabe orientiert und sich vor allem an nötige Verbesserungen gewagt. So macht die Bildqualität im Vergleich zur Vorgängerin einen deutlichen Sprung nach vorn. Trotz der gesteigerten Sensorauflösung hat Panasonic das Rauschproblem mit der G3 derart gut in den Griff bekommen, dass sie ohne Reue bis ISO 1.600 eingesetzt werden kann. Auch mit ihrer Videofähigkeit ist die G3 auf der Höhe der Zeit, Filmaufnahmen mit der Kamera können sich sehen (und hören) lassen. Im Gegenzug ist leider viel Gutes der Vorgängerin bei der G3 auf der Strecke geblieben. Durch den Wegfall der meisten dedizierter Schalter und Knöpfe und vor allem des Augensensors leidet die Ergonomie der Kamera, wenngleich sie sich dank des formidablen Touchscreens immer noch recht einfach und zügig bedienen lässt. Das Display lässt sich in nahezu jede Lage drehen und schwenken, seine Auflösung ist allerdings bestenfalls durchschnittlich. Das verschlankte Gehäuse der G3 bringt beim Transport keine nennenswerte Vorteile, liegt aber längst nicht mehr so gut in der Hand wie die G2 mit ihrem ausgeprägten Handgriff. Trotz Verbesserung ist die Serienbildgeschwindigkeit weiterhin niedrig. Unterm Strich ist die G3 eine gute Systemkamera, die ihr volles Potential mit dem Set-Objektiv allerdings nicht ganz entfalten kann. Noch besser wäre die G3 geraten, hätte Panasonic sie im Vergleich zur Vorgängerin nicht so sehr kastriert.