Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Olympus OM-D E-M5 Mark II
2015-02-05, aktualisiert 2015-06-29 Mit der OM-D E-M5 Mark II löst Olympus Ende Februar 2015 die erste und sehr erfolgreiche OM-D Namens E-M5 ab. In vielen Punkten will Olympus die ohnehin schon sehr gute spiegellose Systemkamera verbessert haben, etwa mit einem Frostschutz zusätzlich zum Spritzwasser- und Staubschutz, einem verbesserten Bildstabilisator, der der weltweit effektivste sein soll, einer neuen Mechanik für den beweglichen Touchscreen für noch mehr Freiheitsgrade, einem höher auflösenden Sucher sowie zahlreichen neuen Videofunktionen. Wir konnten bereits ein Modell, das der Serie entspricht, im Labor sowie in der Praxis testen. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Die Ähnlichkeit zur OM-D E-M5 kann die Mark II kaum verhehlen, im Detail sind jedoch einige Unterschiede auszumachen. Am auffälligsten ist dabei vielleicht der geänderte Sucherbuckel, der nun etwas höher und spitzer zuläuft, am hinteren Ende aber flacher ist – der Accessory-Port fehlt (dazu im Abschnitt "Ausstattung" mehr). Auch den Griff hat Olympus leicht überarbeitet, dieser ist minimal voluminöser, fällt aber immer noch sehr flach aus. Wie schon bei der ersten E-M5 bietet Olympus aber für die Fans voluminöserer Griffe nun sogar zwei verschiedene Zusatzgriffe für jeweils 150 Euro an, die mit interessanten Zusatzfunktionen wie einer Kopfhörerbuchse oder sogar einer Arca-Swiss-Platte aufwarten können. Da die E-M5 Mark II auf der Rückseite aber sehr guten Gegenhalt für den Daumen bietet, lässt sie sich mit normalen Objektiven, die im Micro-Four-Thirds-System genau wie die Kamera kleiner ausfallen als bei Spiegelreflexmodellen oder Systemkameras mit größeren Bildsensoren, recht passabel halten. Das Gehäuse besteht zum Teil aus einer Magnesiumlegierung und zum Teil aus Kunststoff. Es macht einen sehr robusten Eindruck, nicht zuletzt auch, weil es nicht nur gegen Spritzwasser und Staub abgedichtet, sondern auch noch bis -10 Grad Celsius kältegeschützt ist. Widrige Umweltbedingungen stellen also kein Problem für die Mark II dar.
Das aus einer Magnesiumlegierung und Kunststoff bestehende Gehäuse der Olympus OM-D E-M5 Mark II ist gegen Staub und Spritzwasser geschützt, sogar bei Frost bis -10 Grad Celsius arbeitet die Kamera klaglos. [Foto: MediaNord]
Die Olympus OM-D E-M5 Mark II besitzt nun denselben 2,36 Millionen Bildpunkte auflösenden elektronischen Sucher wie die E-M1. Er ist so groß wie ein 0,74-fach vergrößernder Kleinbild-DSLR-Sucher. [Foto: MediaNord]
Der 1,04 Millionen Bildpunkte auflösende, drei Zoll große Touchscreen der Olympus OM-D E-M5 Mark II lässt sich schwenken und drehen. [Foto: MediaNord]
Ebenfalls neu ist der rückwärtige Bildschirm, am auffälligsten ist dabei der nun seitliche Anschlag des Bewegungsmechanismus. Das drei Zoll (7,6 Zentimeter) große Display ist nun schwenk- und drehbar statt wie bisher klappbar. Damit ist es beim Fotografieren in Bodennähe oder über Kopf im Querformat zwar nicht mehr ganz so komfortabel, dafür erhöhen sich jedoch die Freiheitsgrade enorm, sogar Selbstporträts sind damit möglich. Beim Bildschirm handelt es sich um einen 1,04 Millionen Bildpunkte fein auflösenden Touchscreen, per Fingertipper kann der Fokus gesetzt und auf Wunsch sogar ausgelöst werden. Dank des sehr schnellen Autofokus geschieht dies nahezu verzögerungsfrei (ca. 0,12 Sekunden).
Freunde des Suchers kommen aber ebenfalls auf ihre Kosten: Olympus hat der E-M5 Mark II nämlich den formidablen Sucher der OM-D E-M1 verpasst, der mit 2,36 Millionen Bildpunkten höher auflöst als der alte Sucher und mit einem Vergrößerungsfaktor von 1,48 auch noch sichtbar größer ausfällt. Die Suchergröße entspricht einer Kleinbild-DSLR mit 0,74-facher Suchervergrößerung und 100 Prozent Bildfeldabdeckung; nur dass der Sucher der E-M5 Mark II deutlich mehr Informationen anzeigt, wie etwa alle Kameraeinstellungen, Livehistogramm, Gitterlinien, Belichtungsvorschau, zweidimensionale Wasserwaage, Weißabgleichsvorschau etc. Sowohl das Sucher- als auch das Monitorbild können zudem in Farbe, Helligkeit und Kontrast angepasst werden, ganz wie es den persönlichen Vorlieben des Fotografen entspricht.
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Doch zurück zum Kameragehäuse: Dieses ist großzügig mit genarbtem Gummi "beledert", sogar die Bajonettentriegelung zum Wechseln der Objektive ist mit dieser Applikation versehen. Die Speicherkarte wird auf der rechten Seite am Handgriff entnommen, der Lithium-Ionen-Akku unten. Das Metallstativgewinde ist praktischerweise in die optische Achse gewandert, zudem reicht der Abstand zum Akkufach zumindest bei kleinen Stativplatten, um den Akku auch bei montierter Platte wechseln zu können. Die Schnittstellen sitzen links hinter einer etwas schnöden Gummiklappe, die Feuchtigkeit fernhalten soll. Neben einer Mikrofonbuchse sind hier noch ein Micro-HDMI-Ausgang sowie die USB-Schnittstelle zu finden, die auch ein optionales Fernauslösekabel aufnimmt. Vorne hat die E-M5 Mark II sogar einen Studioblitzanschluss zu bieten.
Ergonomisch hat sich bei der Mark II ebenfalls einiges getan: Das Programmwählrad ist nun verriegelbar, der Knopf rastet jeweils in der Verriegelungs- und Freigabestellung ein, so dass er nicht beim Drehen des Rades gedrückt gehalten werden muss. Der Einschalthebel sitzt nun unterhalb des Programmwählers. Die beiden Einstellräder für Daumen und Zeigefinger sind nun ebenfalls etwas besser erreichbar und wie das Programmwählrad hochwertiger und neu designt. Etwas schlecht erreichbar ist hingegen der Fn1-Knopf, der normalerweise mit der AE-L/AF-L-Funktion belegt ist, das vorstehende Display ist etwas im Wege. Hier befindet sich außerdem der ebenfalls nicht optimal erreichbare Hebel, mit dem die Belegung der beiden Drehräder umgeschaltet wird. Statt Belichtungsparametern (Blende/Belichtungszeit/Belichtungskorrektur je nach Modus) werden dann Weißabgleich und ISO-Empfindlichkeit verstellt. Das ist sehr pfiffig, zumal die Drehradfunktionen im umfangreichen, aber auch etwas unübersichtlichen Menü an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden können.
Apropos anpassen: Die Mark II hat noch einige weitere frei belegbare Knöpfe zu bieten und speichert sogar ganze Einstellungssets schnell abrufbar ab. Wer möchte, kann sich die Einstellungen sogar auf einzelne Plätze des Programmwählrads legen und dabei die Motivprogramme oder andere Funktionen des Programmwählers, wenn sie nicht benötigt oder erwünscht sind, überschreiben. Der Individualisierung sind fast keine Grenzen gesetzt, selbst die Belichtung kann beispielsweise justiert werden. Dank der vielen Bedienelemente und des guten Schnellmenüs muss man zudem nur selten ins nach wie vor unübersichtliche Hauptmenü.
Ausstattung Zwar richtet sich die OM-D E-M5 Mark II mit ihren Kreativprogrammen und den vielen Einstellmöglichkeiten an ambitionierte Fotografen, dennoch bietet sie auch Einsteigern einfach bedienbare Programme. Im iAuto-Modus übernimmt sie alle Einstellungen inklusive Motiverkennung selbst, bietet aber auch manuell wählbare Motivprogramme. Einzig einen modernen Schwenkpanoramamodus hat die Mark II nicht zu bieten. Mit den Art-Filtern lässt sich herrlich kreativ spielen und den Fotos ein ganz eigener Look verpassen. Diese sind sogar mit manuellen Aufnahmeeinstellungen kombinierbar, auch wenn diese Möglichkeit etwas schwer zu finden ist.
Wirklich auftrumpfen kann die Kamera aber erst in den Händen eines Fotografen, der die vielen Funktionen oder zumindest die für ihn individuell wichtigen zu verwenden weiß. So lässt sich etwa bei manueller Belichtung eine ISO-Automatik aktivieren, deren Arbeitsbereich zudem justiert werden kann (nur eine Belichtungskorrektur in M fehlt dabei nach wie vor). Beim Bracketing erlaubt die Mark II bis zu sieben Aufnahmen bei Belichtungsreihen, im HDR-Modus mit einer besonders weiten Spreizung von 3 EV bei fünf Bildern oder 2 EV Abstand bei 7 Bildern, also in Summe bis zu 15 EV zwischen dem hellsten und dunkelsten Bild. Wer möchte, kann sich vier HDR-Aufnahmen aber auch automatisch von der Kamera zusammensetzen lassen. Ebenfalls sehr innovativ sind die Funktionen Live-Bulb und Live-Time. Im Gegensatz zu anderen Kameras bleibt der Bildschirm bei der Bulb-Aufnahme nicht dunkel, sondern zeigt in Intervallen aktualisiert den jeweils aktuellen Belichtungsstand an, der Fotograf kann damit die Aufnahme gezielt beenden.
Die Drehregler hat Olympus bei der OM-D E-M5 Mark II neu designt. Sie sind ergonomischer, der Programmwähler lässt sich nun auch verriegeln. [Foto: MediaNord]
Der 16 Megapixel auflösende CMOS-Bildsensor der Olympus OM-D E-M5 Mark II ist beweglich gelagert und erlaubt dank fünfachsiger Stabilisierung bis zu fünf Blendenstufen längere Belichtungszeiten. [Foto: MediaNord]
Das Stativgewinde sitzt bei der Olympus OM-D E-M5 Mark II nun in der optischen Achse und mit gutem Abstand zum Akkufach. [Foto: MediaNord]
Die Schnittstellen (Mikrofoneingang, Micro-HDMI und USB-Fernauslöseeingang) sitzen bei der Olympus OM-D E-M5 Mark II hinter einen Gummiklappe. [Foto: MediaNord]
Noch ausgebuffter arbeitet Live-Composite: Man legt eine Grundbelichtungszeit fest, die die Kamera ständig wiederholt und die Bilder direkt zusammen setzt. Dabei kommen immer nur die hellen Bildteile dazu, so dass beispielsweise Leuchtspuren vor einem Hintergrund entstehen, ohne diesen überzubelichten wie es bei einer Bulb-Aufnahme der Fall wäre. Mit etwas Kreativität lassen sich damit tolle Effekte erzielen. Welche Kamera kann schon mit Bordmitteln beispielsweise Sternenspuren vor einer beleuchteten Landschaft aufzeichnen, ohne diese überzubelichten?
Besondere Erwähnung verdient der Fünf-Achsen-Bildstabilisator, den Olympus nochmals verbessert hat. Der beweglich gelagerte, 16 Megapixel auflösende Sensor (im Gegensatz zum Vorgängermodell ohne auflösungsreduzierenden Tiefpassfilter) kann sich frei im Gehäuse bewegen und wird durch Elektromagnete in Position gehalten. Dabei kann der Sensor nicht nur verschoben, sondern auch etwas gedreht werden – diese fünfte Achse können objektivbasierte Systeme prinzipbedingt nicht ausgleichen. Ein Vorteil ist ohnehin, dass der Stabilisator mit jedem angesetzten Objektiv arbeitet. Der Gyro-Sensor der E-M5 löst besonders fein auf, so dass der Bildstabilisator bis zu fünf EV-Stufen nach CIPA-Standard ausgleichen kann. Dies funktioniert in der Praxis auch erstaunlich gut und erlaubt Aufnahmen aus der Hand, wo normalerweise ein Stativ erforderlich ist. Ein besonderes Schmankerl ist eine spezielle Funktion des Stabilisators: Stellt man die Kamera auf ein Stativ und nimmt ein statisches Motiv auf, so lässt sich ein Modus aktivieren, bei dem die E-M5 Mark II acht Aufnahmen in schneller Abfolge mit jeweils um einen halben Pixel versetztem Sensor aufnimmt. Diese werden zu einem 40 Megapixel auflösenden JPEG und wahlweise zusätzlich zu einem 64 Megapixel auflösenden Raw zusammen gesetzt. Das Raw kann aber aktuell aufgrund der großen Datenmengen (über 100 Megabyte pro Bild) nur mit einem Plug-In von Adobe Photoshop entwickelt werden.
Ebenfalls neu und erwähnenswert ist der Verschluss. Dieser arbeitet trotz bis zu 1/8.000 Sekunde kurzen Belichtungszeiten äußerst sanft und leise. Obwohl die OM-Ds ohnehin keinen Spiegelschlag kennen und daher schon leise sind, setzt die Mark II noch einen oben drauf. Es ist lediglich ein leises, wohlklingendes "sieb-sieb" bei der Aufnahme zu vernehmen und kein Klackern des Verschlusses mehr. Auch der Shutter-Shock, durch den Verschluss bewirkte leichte Erschütterungen und Bildunschärfen bei bestimmten Belichtungszeiten, soll mit dem neuen Verschluss der Vergangenheit angehören. Neben dem mechanischen bietet die E-M5 Mark II aber auch einen völlig lautlosen elektronischen Verschluss, der sogar 1/16.000 kurze Belichtungszeiten ermöglicht. Nur noch der Bildstabilisator verrät dann mit seinem leisen Rauschen, dass gerade ein Foto aufgenommen wird. Bei Schwenks oder schnell bewegten Motiven muss man aufgrund des Rolling-Shutter-Effekts jedoch vorsichtig sein und gegebenenfalls besser auf den mechanischen Verschluss zurückgreifen. Serienbilder nimmt die Olympus übrigens mit über zehn Bildern pro Sekunde auf. Selbst wenn der Buffer nach 18 JPEG-Superfine- beziehungsweise 13 Raw-Aufnahmen voll ist, läuft sie bei JPEG noch mit passablen 3,4 Bildern pro Sekunde weiter, bei Raw ist sie mit 2,9 Bildern pro Sekunde kaum langsamer.
Auch im bisher von Olympus eher stiefmütterlich behandelten Videobereich wurde die OM-D E-M5 Mark II aufgerüstet. Zwar bietet sie nur Full-HD-Auflösung und kein 4K, dafür aber in deutlich besserer Qualität. Bis zu 77 Mbit/s sind bei Bildraten von 24, 25, 30, 50 oder 60 Bildern pro Sekunde möglich, auch All-Intra lässt sich statt MP4 als Speicherformat wählen. Der Timecode wird ebenfalls mit aufgezeichnet, und wer möchte, kann ein HDMI-Aufnahmegerät anschließen und damit die Begrenzung auf maximal 29 Minuten pro Aufnahme umgehen. Auch am Autofokus hat Olympus gearbeitet, dieser arbeitet nun wesentlich sanfter, auch die Belichtung wird fließend angepasst und nicht mehr so abrupt, was insgesamt zu ansehnlicheren Videos führt. Vor allem kann hier wieder der Fünf-Achsen-Bildstabilisator punkten, der ein deutlich ruhigeres Videobild bietet als die Mitbewerber. Freihand geführte Aufnahmen machen den Eindruck, mit einem Rigg aufgenommen worden zu sein, so ruhig ist das Bild. Der Ton gelangt wahlweise über das integrierte Stereomikrofon oder aber über ein extern angeschlossenes ins Video. Dabei lässt sich dieser auspegeln und sogar per Kopfhörer kontrollieren, sofern man einen der Griffe mit Kopfhörerausgang an der Kamera montiert hat. Das Fokuspeaking wird auch bei Videoaufnahmen angezeigt, einzig eine Zebrafunktion hat Olympus vergessen – vielleicht wird diese ja noch nachgerüstet. Dass im Video Parameter wie Blende, Belichtungszeit, ISO und Weißabgleich angepasst werden können, kann quasi schon als selbstverständlich angesehen werden. Auch ein paar Effektfilter hat die E-M5 Mark II zu bieten.
Außerdem erwähnenswert ist der mitgelieferte Blitz. Die E-M5 Mark II besitzt wie ihr Vorgängermodell keinen eingebauten Blitz, aber auch der Accessory-Port, über den der batterielose mitgelieferte Blitz bisher angeschlossen wurde, ist weggefallen. Dafür besitzt die Mark II einen zusätzlichen Kontakt im Blitzschuh, der den aufgesteckten FL-LM3 mit Strom versorgt. Dieser kleine Aufsteckblitz hat es in sich: Trotz der getringen Leitzahl von 9,5 (entspricht Leitzahl 13 bei der Basis-ISO-Empfindlichkeit der E-M5) lässt er sich zu beiden Seiten sowie nach oben schwenken, damit ist indirektes Blitzen problemlos möglich, solange die zu überwindenden Entfernungen nicht zu groß werden. Außerdem können externe Systemblitzgeräte mit dem Aufsteckblitz drahtlos gesteuert werden. Funktionen wie Langzeitsynchronisation, Blitzbelichtungskorrektur oder Blitzen auf den zweiten Verschlussvorhang sind bei Olympus selbstverständlich.
Der Handgriff der Olympus OM-D E-M5 Mark II fällt zwar nach wie vor recht flach aus, bietet aber angesichts der kompakten und leichten Objektive durchaus ausreichend Halt. [Foto: MediaNord]
Auf der Vorderseite bietet die Olympus OM-D E-M5 Mark II sogar einen Studioblitzanschluss. [Foto: MediaNord]
Akku und Speicherkarte werden bei der Olympus OM-D E-M5 Mark II getrennt entnommen. [Foto: MediaNord]
Auch das integrierte WLAN sollte noch genannt werden, über das sich die Kamera via App fernsteuern lässt (mehr dazu im Fototipp in den weiterführenden Links am Ende des Tests). Tethered Shooting ist mit der E-M5 Mark II wie mit der OM-D E-M1 via USB mit der entsprechenden Steuerungssoftware ebenfalls möglich. Diese erlaubt als Besonderheit beispielsweise Fokus-Stacking.
Bildqualität Wie üblich basieren unsere Erkenntnisse über die Bildqualität hauptsächlich auf unserem Labortest, der kostenpflichtig über die weiterführenden Links abgerufen werden kann. An der OM-D E-M5 Mark II beweist das getestete Setobjektiv 12-40 mm 2.8 ED einmal mehr seine hervorragende Qualität. Die Schärfe auf 30 mal 20 Zentimeter großen Ausdrucken ist ohnehin bei allen getesteten Blenden und Brennweiten vom Bildzentrum bis an den Bildrand formidabel. Die Randabdunklung spielt mit ihrem sanften Anstieg und einem Maximum von einer halben Blendenstufe in den äußersten Bildecken praktisch keine Rolle. Eine Verzeichnung ist nur im Weitwinkel messbar, kann mit 0,5 Prozent Tonnenform jedoch getrost vernachlässigt werden. Auch Farbsäume in Form von chromatischen Aberrationen sind mit unter einem Pixel kaum der Rede Wert. Hierbei sei angemerkt, dass die Mark II Randabdunklung, Farbsäume und Verzeichnung aus den Bildern herausrechnet, diesen Job macht sie offensichtlich gut. Die knackigen Bilder zeigen aber auch einige Schärfeartefakte, die höchsten, die wir bisher bei einer Micro-Four-Thirds-Kamera feststellen konnten. Die Bilder sind damit knackig scharf und können direkt gedruckt werden. Zur intensiven Nachbearbeitung können wir ohnehin nur das Raw-Format empfehlen, insofern geht Olympus mit der kräftigen Nachschärfung in JPEG einen durchaus nachvollziehbaren Weg.
Die Auflösung des 12-40 mm ist hervorragend. Bei kurzer und mittlerer Brennweite erreicht es spielend über 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm), für 16 Megapixel ein sehr hoher Wert. Da Maximum liegt sogar bei 58 lp/mm. In Telebrennweite liegt die Auflösung zwar knapp unter 50 lp/mm, ist aber damit immer noch sehr hoch. Der Auflösungsverlust zum Bildrand ist im Weitwinkel wie zu erwarten am größten, er liegt bei knapp über 30 Prozent. Die Auflösung liegt hier mit um die 40 lp/mm dennoch im guten Bereich. Bei mittlerer Brennweite fällt der Randverlust geringer aus und ist in Telestellung am niedrigsten. Absolut gesehen besitzt das 12-40 mm bei mittlerer Brennweite von 25 Millimeter seine beste Auflösung sowohl in der Bildmitte als auch am Bildrand. Bereits bei Offenblende ist die Auflösung sehr hoch und kann sich beim Abblenden auf bis zu F5,6 sogar noch leicht steigern. Darüber begrenzt bereits die Beugung die Auflösung. Bei F11 bleibt die Beugung noch im Rahmen, erst bei F16 gibt es deutlichere Auflösungsverluste. Das 12-40 mm ist so gut, dass man sich in diesem Brennweitenbereich die Festbrennweiten sparen kann, wenn man deren Lichtstärke und Kompakt- sowie Leichtigkeit nicht benötigt.
Aber auch aus dem Bildsensor kitzelt Olympus Höchstleistungen heraus. So erreicht der Signal-Rauschabstand bei ISO 100 sehr hohe 45 dB, bis ISO 400 bleibt dieser bei über 40 dB und damit im guten Bereich. Bis ISO 3.200 bleibt der Signal-Rauschabstand mit über 35 dB akzeptabel, erst darüber setzt sich das Bildsignal nicht mehr deutlich genug vom Rauschsignal ab. Das Farbrauschen hat Olympus sehr gut im griff, Helligkeitsrauschen wird ab ISO 6.400 sichtbar und steigt auch bei ISO 12.800 und 25.600 weiter an. Trotz der Rauschunterdrückung zeichnet die Mark II feinste Details bis ISO 6.400 gut, fällt darüber aber rapide ab. Am besten schneidet sie jedoch bis ISO 800 ab, wobei hier wieder die starken Schärfeartefakte in der Messung deutlich werden.
Da die Olympus das Signal bei ISO 100 dämpft, das heißt ISO 200 ist ihre Grundempfindlichkeit, beträgt die Eingangsdynamik hier "nur" etwas über zehn Blendenstufen, ein guter Wert. Von ISO 200 bis 3.200 werden sehr gute über elf Blendenstufen erreicht, selbst bei ISO 6.400 liegt sie nur knapp darunter. Hohe Kontraste im Motiv kann die Mark II als hervorragend einfangen. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist hingegen vor allem bis ISO 400 sehr gut und bis ISO 1.600 gut. Bei ISO 3.200 werden bereits weniger als 160 der 256 möglichen Helligkeitsstufen unterschieden, die Olympus bleibt aber bis zur höchsten ISO-Empfindlichkeit im akzeptablen Bereich. Wie bereits bei den Schärfeartefakten festgestellt legt Olympus Wert auf knackige JPEGs, dies setzt sich bei der Tonwertübertragung fort. Die Tonwertkurve ist stark angesteilt und sorgt für knackige Bilder mit hohen Kontrasten bei mittleren Helligkeiten, aber sanft auslaufenden Tiefen und Lichtern. Farben hingegen werden erstaunlich neutral wiedergegeben, größere Verschiebungen gibt es allenfalls im Gelb- Orange- und Rotbereich. Gelb und Gelbgrün werden etwas gedämpft wiedergegeben, Rot und Orange etwas gelblastig. Die Farben sind aber durchaus gut vertretbar und unterstreichen eher den Bildcharakter als das Bild zu sehr zu verfälschen. Auch der Weißabgleich arbeitet gut, wobei man für warme Farben wählen kann, ob die möglichst neutral ausfallen sollen oder etwas warmtöniger, um die Bildstimmung besser einzufangen.
Besonders pfiffig: Der kleine mitgelieferte Blitz der Olympus OM-D E-M5 Mark II besitzt einen Dreh- und Schwenkreflektor. [Foto: MediaNord]
Mittels zweiteiligem Handgriff lässt sich die Olympus OM-D E-M5 Mark II erweitern. [Foto: Olympus]
Insgesamt setzt die E-M5 Mark II bei Micro Four Thirds eine neue Bestmarke bei der Auflösung, zeigt aber im Gegenzug auch die stärksten Schärfeartefakte. Das Rauschen ist bis ISO 3.200 gering, der Dynamikumfang mit elf Blendenstufen hervorragend hoch und auch die Detailwiedergabe kann bis hin zu hohen ISO 1.600 und sogar darüber hinaus überzeugen. Der 40-Megapixel-Modus hingegen konnte im Labor bei der Auflösungsmessung zwar nicht überzeugen, wohl aber bei den Aufnahmen unseres Testbilds. Hier kann die E-M5 Mark II tatsächlich auf ein Niveau mit der Nikon D810 ziehen, was die Auflösung feinster Schriften und Details angeht. Die Aufnahmen unseres Testbilds aus dem Labor sind kostenlos über die weiterführenden Links abrufbar. Dies betrifft sowohl die Aufnahmen in 16 Megapixel von allen ISO-Empfindlichkeiten (100 bis 25.600) in Raw und JPEG als auch die 40-Megapixel-Aufnahmen in JPEG, ebenfalls bei allen verfügbaren ISO-Empfindlichkeiten (100 bis 800).
Fazit Mit der OM-D E-M5 Mark II ist Olympus ein weiterer großer Wurf im Micro-Four-Thirds-System gelungen, der vor allem hierzulande unter den "Sucherfans" zahlreiche Anhänger finden sollte. Die E-M5 protzt nur so mit neuen Funktionen, die teilweise sogar das größere Schwestermodell E-M1 übertrumpfen. Da fällt die Entscheidung, welche Kamera man nimmt, nicht leicht – oder man nimmt am besten beide. Der Bildstabilisator ist wirklich beeindruckend effektiv und der Verschluss angenehm leise. Die Bildqualität setzt eine neue Bestmarke im Micro-Four-Thirds-System und braucht sich, vor allem auch dank der guten Objektive, nicht hinter Systemkameras mit größerem Sensor zu verstecken. Auch Videofans kommen nun deutlich besser auf ihre Kosten, wenngleich noch manche Details fehlen, wie etwa eine Zebra-Funktion – aber Olympus zeigt auch, dass mit Firmwareupdates solche nachgefragten Funktionen nachgerüstet werden können.
Kurzbewertung
- Hervorragender Bildstabilisator
- Pfeilschneller Autofokus
- Sehr gute Bildqualität
- Leiser, sanfter Verschluss, wahlweise komplett lautlos
- Hochwertige Verarbeitung mit Schutz vor Witterungseinflüssen
- Video ohne 4K und Zebra
- Fn1-Taste etwas schlecht erreichbar
- Keine moderne Schwenkpanoramafunktion