Neuzugänge und Abgänge

Was hat sich 2023 bei spiegellosen Systemkameras getan?

2023-12-31 Bislang haben wir auf Neuheiten und Auslaufmodelle immer im Rahmen der Vorstellung einer überarbeiteten Neuauflage unseres E-Books "Kaufberatung Spiegellose Systemkameras" zurückgeblickt. Dieses Jahr machen wir stattdessen einen separaten Jahresrückblick und erzählen hier, welche spiegellosen Kameras 2023 neu auf den Markt kamen und welche den Markt verlassen haben. Darunter ist diesmal übrigens ein ganzes Kamerasystem bei Canon und eine Sensorgröße bei Leica.  (digitalkamera.de Redaktion)

Wenn Sie wissen wollen, was es mit unserem am 02.01.2024 nachgerüsteten Aufmacherfoto auf sich hat, finden Sie alles dazu in unserer separaten Blogmeldung.

Immer zum Jahresende aktualisieren wir unser E-Book "Kaufberatung Spiegellose Digitalkameras". Zwischendurch im Jahr ebenfalls, aber auf jeden Fall noch einmal im Dezember. Das Jahresende ist immer auch ein guter Zeitpunkt für Rückblicke und so schauen wir uns hier einmal an, was sich dieses Jahr speziell im Segment der spiegellosen Systemkameras getan hat.

Diese Kameraklasse ist seit längerem diejenige, in der die Musik spielt. Mittlerweile kann man sogar sagen: Es ist die einzige Kameraklasse, in der etwas los ist. Ansonsten gibt es allenfalls bei Premium-Kompaktkameras noch einmal eine richtige Neuheit. Zu Spiegelreflexkameras bekennt sich nur noch Pentax. Bei den Outdoor-Kameras beschränkt sich die Modellpflege mittlerweile hauptsächlich darauf, einen anderen Markennamen aufs Gehäuse zu drucken (OM System statt Olympus und Pentax statt Ricoh). Andere "normale" Kompaktkameras (mit kleinem Sensor) werden überhaupt nicht mehr neu- oder weiterentwickelt. Hier gibt es lediglich manchmal kleinere Änderungen von elektronischen Bauteilen, weil bisher verbaute nicht mehr lieferbar sind.

Neuzugänge 2023

Bei den spiegellosen Systemkameras ist nach einem viel zu ruhigen Jahr 2022 in 2023 zum Glück wieder das Leben zurückgekehrt. Wenn man die Markteinführungszeitpunkte zugrunde legt, haben immerhin 16 neue spiegellose Systemkameras dieses Jahr das Licht der Welt erblickt. Die Sony Alpha 9 III haben wir da nicht mitgezählt, die kommt nämlich erst im Januar 2024 auf den Markt.

Knapp das Jahresendgeschäft 2022 verpasst haben die Panasonic Lumix DC-S5II und dessen "Stealth-Variante" Lumix DC-S5IIX (mit grauem, fast unsichtbaren Aufdrucken), die im Januar 2023 auf den Markt kamen. Beide sind L-Mount-Kameras der Mittelklasse mit 24-Megapixel-Kleinbild-Sensor. Der Hersteller brachte dann kürzlich noch die Lumix DC-G9 II heraus (lieferbar seit November 2023), die als einzige Kamera 2023 das Micro-Four-Thirds-Bajonett bedient. Die Kamera ist für den kleinen Sensor ziemlich groß, denn sie hat nahezu das gleiche, gut verarbeitete Gehäuse wie die großen Schwestermodelle mit Vollformat-Sensor und kostet auch fast ebenso viel Geld, liegt für Micro-Four-Thirds also ganz am oberen Preis-Ende, ist aber auch technisch opulent ausgestattet.

Micro-Four-Thirds-Systempartner OM System (vormals Olympus) hat 2023 nicht eine einzige neue Systemkamera vorgestellt oder auf den Markt gebracht. Wenn wir es richtig in Erinnerung hatten, sollte da dieses Jahr durchaus (mindestens) eine spannende Neuigkeit kommen. Eigentlich wäre es auch dringend nötig gewesen, denn in die letzte Neuheit (von Ende 2022), die OM System OM-5, hat es nicht einmal das neue Bedien-Menü geschafft, das zuvor in der OM-1 eigentlich die neue Menü-Ära eingeleitet hatte. Gerüchten zufolge steht eine Neuvorstellung nun aber kurz bevor (mutmaßlich im Januar 2024).

Richtig fleißig war hingegen Canon. Es ist schon beeindruckend, in welcher Schlagzahl dieser Hersteller neue Kameras heraushaut. Immerhin ist das 2018 vorgestellte spiegellose Canon EOS R Kamerasystem das jüngste auf dem Markt. Insgesamt 12 Kameras sind in dem System seitdem auf den Markt gekommen, wenn man die Spezialvariante EOS Ra mitzählt. Das sind 2,4 Kameras pro Jahr. In 2023 waren es sogar drei Modelle, die interessanterweise alle im jeweiligen Einsteigersegment angesiedelt sind. Das finden wir besonders erfreulich, weil nahezu alle anderen Hersteller genau das nicht tun. Die meisten Hersteller konzentrieren sich bei Neuvorstellungen mittlerweile auf die oberen Preissegmente und lassen ältere Kameras über die Jahre im Preis erodieren, wodurch diese mit der Zeit mehr oder weniger in Einsteigerpreisbereichen landen. Eine alte Kamera zu einem niedrigen Preis ist aber keineswegs automatisch eine Einsteigerkamera, sondern sie ist vor allem eine alte Kamera, die aktuelle Ansprüche oft nicht mehr erfüllt. Ob man mit solchen betagten Kameras junge Leute vom Smartphone zu einer "richtigen" Kamera holt, kann man bezweifeln.

Canon geht da einen anderen Weg. Die seit März 2023 erhältliche EOS R8 ist eine rundum moderne, gut bedienbare Vollformat-Systemkamera mit sehr gutem Autofokus, hellem Touchscreen, nativer Webcam- und Streaming-Funktion und sehr guter Bildqualität. Dass man bei einem Marktpreis von knapp 1.700 Euro inklusive Kit-Objektiv dann irgendwelche Abstriche machen muss, ist klar. Immerhin gibt es auch doppelt und dreifach so teure Kameras, die ebenfalls ihre Existenzberechtigung haben. Bei der EOS R8 sind diese Einschränkungen die etwas lahme Serienbildgeschwindigkeit (die aber nicht für jeden Fotografen wichtig ist) oder der fehlende Sensor-Shift-Bildstabilisator (die Stabilisierung sollte also im Objektiv erfolgen) und ein recht kleiner Sucher. Damit kann man leben.

Ähnlich ist die Canon EOS R50 mit Sensor in APS-C-Größe konzipiert. Einsteigerfreundlich, gut bedienbar, frei schwenkbarer Touchscreen, native Webcam-Funktion, Kreativ-Assistenten, zielgruppengerechte Funktionen für Hochformat-Videos – das Ganze für unter 800 Euro Marktpreis mit Kit-Objektiv oder 1.000 Euro im Doppel-Zoom-Kit. Übers Ziel hinausgeschossen ist Canon unserer Meinung nach hingegen mit der noch günstigeren EOS R100: Bei dieser wurde der Rotstift so sehr angesetzt, dass die Kamera mit fest verbautem (also nicht schwenkbarem) Monitor ohne Touch-Funktion auskommen muss und, fast noch schlimmer, ohne USB-Ladefunktion. Wie bitte will ich mit diesen nicht vorhandenen Ausstattungsmerkmalen einem Einsteiger, der vom Smartphone kommt, eine Kamera schmackhaft machen? Der wird damit sicherlich nicht wirklich glücklich, egal wie billig die Kamera gerade zu haben war. Billig zumindest ist sie, oder war sie: Für nur 444 Euro gab es diese nagelneue Kamera inklusive Kit-Objektiv während der Black-Friday-Wochen bei MediaMarkt und Saturn. Das ist natürlich ein Hammer-Preis, keine Frage, da kann man schon schwach werden (aber nicht langfristig zufrieden). Beim normalen Kurs von 600 bis 700 Euro würden wir hingegen dringend raten, den überschaubaren Aufpreis zur EOS R50 auf den Tisch zu legen.

Ein Schwenk zu Nikon. Da gab es dieses Jahr zwei sehr leckere Neuvorstellungen. Beide nicht mit bahnbrechenden technischen Neuheiten, aber doch zwei Kameras, über die wir uns wirklich sehr gefreut haben. Im Mai 2023 kam die Nikon Z 8 auf den Markt, die überwiegend eine geschrumpfte Nikon Z 9 ist. Die Z 9 ist bekanntlich das absolute Profi-Modell aus dem Hause Nikon und beerbt Spiegelreflex-Boliden wie die Nikon D6 und bietet noch mehr Leistung, vor allem im Video-Bereich und vor allem auch eine drastisch höhere Auflösung bei trotzdem rasender Geschwindigkeit. Und diese Profi-Power gibt es mit der Z 8 seit diesem Jahr quasi in einem "zivilen" Gehäuse. Nicht wirklich klein und auch nicht wirklich leicht. Aber eben doch viel dezenter als die Z 9, allein schon durch den Verzicht auf einen bei Profi-Boliden fest integriertem Hochformat-Griff. Understatement pur sozusagen und auch der Preis ist für die gebotene Leistung absolut angemessen. Eine Traum-Kamera also.

Ähnlich wird der eine oder andere vielleicht von dem jüngsten Neuzugang schwärmen, der Nikon Z f. Diese tritt eigentlich ein schweres Erbe an. Ihr digitaler Spiegelreflex-Vorgänger Nikon Df war nicht sehr erfolgreich, munkelt man. Beide sind, konsequent im Retrodesign gehalten, extrem klassisch anmutende Kameras. Technisch waren beziehungsweise sind beide auf der Höhe ihrer Zeit, in Sachen Megapixelzahl, heute wie damals, allerdings zurückhaltend. Fast genau zehn Jahre trennen beide Kameras und wenn man sich die unverbindlichen Preisempfehlungen anschaut und was dafür geboten wurde und wird, dann ist ziemlich schnell klar, warum die Nikon Df (mutmaßlich) ein Flop war und warum der Nikon Z f dieses Schicksal erspart bleiben könnte. Als die Nikon Df 2013 auf den Markt kam, konnte man sich schon fragen, warum Nikon dieser Vollformat-Kamera magere 16 Megapixel zugestand. Mit solcher Auflösung war zuletzt 1,5 Jahre zuvor die Profikamera Nikon D4 auf den Markt gekommen, die aber auf Geschwindigkeit optimiert war. Bei "normalen" Kameras im Hause Nikon waren 2013 längst 24 und 36 Megapixel üblich. Wer sollte da für eine Retrokamera mit nur 16 Megapixeln zu begeistern sein? Zumal man, ohne Quatsch, fürs gleiche Geld bei Nikon auch Vollformat-Kameras mit 36 Megapixeln kaufen konnte, die technisch ja ebenfalls tadellose Geräte waren und ein tolles Gehäuse hatten. Das konnte mit der Nikon Df im Grunde also nichts werden, aber Nikon hat den Fehler nicht noch einmal gemacht.

Die Nikon Z f ist mit rund 2.500 € unverbindlicher Preisempfehlung zwar auch kein Schnäppchen, spielt in Sachen Preis und Leistung aber gut mit den "normalen" (Nicht-Retrokameras) mit. Klar, auf den ersten Blick vergleichbar wäre eine Nikon Z 6II und die gibt es fast 1.000 Euro günstiger. Jene ist aber nun schon seit drei Jahren auf dem Markt und im Grunde auch nur eine wenig weiterentwickelte Nikon Z 6 von Ende 2018. Die Nikon Z f hingegen ist unserer Erwartung nach so etwas wie ein Vorgriff auf eine (vermutlich in 2024) kommende Nikon Z 6III. Die wird dann vermutlich noch irgendetwas ein wenig besser können als die Z f. Vor allem wird sie ein griffigeres Gehäuse haben und zwei vernünftige Speicherkartenplätze, davon kann man mal hundertprozentig sicher ausgehen. Aber wer sich heute für die Nikon Z f entscheidet, kauft eine Kamera, die vermutlich so schnell keinen Nachfolger bekommt, die ziemlich zeitlos ist (allerdings vom Design her "Retro", das muss man natürlich mögen), die heute den aktuellen Stand der Technik markiert ohne schlimme Nachteile. Die paar Sachen, die wir im Test kritisieren, sind lediglich dem Design geschuldet und fallen sonst eher in die Kategorie "Ein paar Minuspunkte braucht so ein Test ja auch".

Sony war dieses Jahr fleißig und hat vier neue Systemkameras auf den Markt gebracht. Los ging es im April mit der Sony ZV-E1, eine Vlogger-Kamera mit Kleinbild-Vollformat-Sensor, die allerdings aufgrund ihrer niedrigen 12-Megapixel-Auflösung für Fotografen völlig uninteressant ist (weshalb wir diese Kamera auch nicht getestet haben). Als Videokamera für Anwendungen mit sehr wenig Licht und extremen Kontrasten hat die ZV-E1 aber natürlich ihre Existenzberechtigung (ideal beispielsweise bei 4K-Konzertfilmen). Viel spannender finden wir aber die im Sommer vorgestellte Sony Alpha 6700, das neue APS-C-Sensor-Flaggschiff von Sony, das die Alpha 6600 beerbt. Die Kamera ist unglaublich umfassend ausgestattet und Sony zeigt damit, dass das APS-C-Format auch für anspruchsvolle Anwendungen taugt. Die Formsprache entspricht dabei weitgehend dem Sucherkamera-Stil der übrigen 6000er-Modelle, also ohne Sucherhöcker obendrauf, sondern mit Sucher links oben in der Ecke (wenn man von hinten auf die Kamera schaut).

Genau dieses Design haben auch die übrigen beiden 2023er Sony-Neuzugänge, die Alpha 7C II und die Alpha 7C R. Aus den Typenbezeichnungen liest man folgendes ab: Die 7 dient der allgemeinen Verwirrung, denn so heißen ja auch die anderen Alpha 7 Modelle mit Vollformat-Sensor. Das soll wohl die Leistungsklasse anzeigen, in der diese Kameras angesiedelt sind – im Gegensatz zur Alpha 9 und Alpha 1 (mal höhere, mal niedrigere Nummer, die Ziffern scheinen bei Sony keiner besonderen Logik zu folgen). Das "C" ist wichtig, das steht für "Compact" und eben auch für den Sucherkamera-Stil ohne Sucherbuckel. Vor allem sind die Kameras dadurch weniger hoch als die "normalen" 7er-Modelle, aber auch etwas weniger breit und weniger tief, trotz Vollformatsensor nur etwa so groß wie die APS-C-Kamera Alpha 6700. Die römische II zeigt an, dass die 7C II die Nachfolgerin der 7C ist (die es derzeit weiterhin gibt). Das R steht (wie schon bei den 7er-Modellen ohne "C") für "Resolution", also Auflösung, und somit für die Variante mit deutlich mehr Megapixeln. Das gab es mit einem Compact-Gehäuse bislang noch nicht, deshalb hier kein Römisch-II. Die beiden Kameras haben ihre leistungsmäßigen Schwestermodelle ungefähr in den normalen 7er-Modellen Alpha 7 IV (mit 33 Megapixeln wie die 7C II) und Alpha 7R V (mit 61 Megapixeln wie die 7R). Es gibt aber diverse Unterschiede. Einfach Kompaktvarianten der normalen 7er-Modelle sind die Kameras nicht. Benjamin Kirchheim arbeitet das in seinen Tests genau heraus.

Bleiben wir noch beim Kleinbild-Vollformat und damit bei Leica. Da kamen in diesem Jahr die Leica M11 Monochrom und die M11-P auf den Markt. Beides sind abgewandelte Versionen der schon seit Januar 2022 erhältlichen Leica M11. Die Monochrom ist, wie der Name schon sagt, farbenblind. Auf ihrem Bildsensor sind keine Farbfilter aufgebracht, was den Vorteil hat, dass da auch nichts weggefiltert wird, also mehr Licht auf die Fotodioden fällt. Wer pure Schwarzweißfotografie betreiben möchte, der hat damit sicherlich die reine Lehre. Ob das 9.450 Euro wert ist, ist eine Frage, die sich bei Leica nicht stellt. Eher kann man sich fragen, ob man es gut hinbekommt, allein mit dem Messsucher manuell so genau scharfzustellen, dass angesichts der opulenten 60-Megapixel-Auflösung im Bild auch wirklich genau das pixelgenau scharf ist, was scharf sein soll. Wir empfehlen stattdessen im Zweifel lieber den Live-View auf dem Monitor zu verwenden. Auf jeden Fall ist das Fotografie pur, wie auch bei der nur wenig günstigeren Leica M11-P, die Farbfotos macht. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie Leica einerseits so extrem traditionelle Kameras baut, die manuell fokussiert werden müssen und die überhaupt keine Videoaufzeichnung beherrschen (was bei Leica eher nichts mit Können, sondern mit Wollen zu tun hat) und andererseits technischer Vorreiter ist in Sachen üppigem eingebautem Speicher (hier: satte 256 GByte Platz für Fotos) oder der Unterstützung der Content Credentials, einer Technik zur Überprüfung der Echtheit der Bilder.

Welcher Hersteller fehlt noch? Richtig: Fujifilm. Aus dem Hause gab es dieses Jahr zwei sehr unterschiedliche Neuheiten. Einerseits die seit Frühsommer erhältliche Fujifilm X-S20 mit APS-C-Sensor und andererseits seit September die Fujifilm GFX100 II mit großem Mittelformat-Sensor. Das sind bekanntlich die beiden Sensor-Formate, die Fujifilm bedient. Um das Kleinbild-Vollformat macht der Hersteller einen Bogen – dieses Segment sei schon sehr gut mit allen anderen Herstellern besetzt, ließ man einmal verlauten. Tatsächlich hat Fujifilm das am konsequentesten ausgebaute APS-C-System und scheint auch im Markt der Kameras mit 44 x 33 mm großem Sensor (manche Lästerer sagen nicht ganz zu Unrecht, das sei gar kein richtiges Mittelformat) der Platzhirsch zu sein. Bei den Spiegellosen gibt es darüber hinaus Hasselblad und bei den Spiegelreflexkameras ziehen sich Leica und Pentax aus dem Markt mit dem 44x33mm-Sensor zurück. Für Fujifilm scheint es aber bei dem Sensor-Format sehr gut zu laufen und der Hersteller pflegt das System regelmäßig mit neuen Objektiven und Kameras.

In 2023 ausgelaufen

Bei so vielen Neuzugängen sind natürlich auch etliche Kameras ausgelaufen. "End of life", wie man sagt. Der genaue Zeitpunkt ist nicht leicht zu definieren. Manche Händler haben Kameras noch in geringen Mengen am Lager, die anderswo schon ausverkauft sind. Ein mögliches Kriterium, dass eine Kamera ein "Auslaufmodell" ist, ist der Moment, wenn der Hersteller sie nicht mehr liefern kann. Aber erstens bekommen wir als Redaktion das praktisch nie mit, denn die Hersteller erzählen das nicht, denn sie möchten natürlich, dass die Kameras im Handel noch gut abverkauft werden. Für uns ist deshalb eher relevant, wenn die Kamera im Fachhandel gar nicht mehr oder nur noch vereinzelt verfügbar ist. Ein sehr gutes Indiz dafür ist, wenn nur noch wenige Händler die Kamera haben und der jeweils aktuelle Internet-Preis im Verlauf wieder steigt. Das ist typischerweise der Zeitpunkt, den wir bei uns in der Datenbank als "verfügbar bis" eintragen und auch im Datenblatt ausgeben.

Das passierte in diesem Jahr mit fast dem gesamten M-System von Canon. Nur die EOS M50 Mark II ist noch als Neugerät beim einen oder anderen Händler lieferbar. Empfehlen würden wir diese (eigentlich gute) Kamera deshalb aber nur noch, wenn sie wirklich günstig geschossen werden kann, denn das System ist "tot". Canon hat sich entschieden, ganz auf ein einheitliches Bajonett zu setzen (das große R-Bajonett), so wie es Sony, Nikon und Leica ebenfalls tun. Aber auch im EOS R-System gab es dieses Jahr einen Abgang, oder zwei, je nachdem wie man es nimmt: Die seit Herbst 2018 erhältliche "Ur"-EOS R ist "durch". Deren Astrofotografie-Variante EOS Ra gibt es schon seit Ende 2021 nicht mehr, die EOS R hat sich also (zumindest im Handel) noch lange gehalten.

Apropos Leica und "ein Bajonett für zwei Sensorgrößen". Das stimmt so nicht mehr, denn Leica hat sich (leider) dieses Jahr aus dem APS-C-Segment komplett zurückgezogen. Das ehemalige Leica TL-Bajonett, das zunächst mit APS-C-Kameras auf den Markt kam, ist somit mittlerweile als "L-Mount" ein reines Vollformat-Bajonett geworden. Es wird weiterhin von Leica, Panasonic und Sigma bespielt, aber derzeit ausschließlich mit Kleinbild-Vollformat-Kameras. Dass Leica die TL- und CL-Baureihe nicht fortführt, bedauern wir insofern, als dass es einige feine L-Mount-Objektive von Leica für den APS-C-Bildkreis gibt (die nun vermutlich auch auslaufen oder schon ausgelaufen sind) und besonders die Leica T/TL/TL2-Modelle schon sehr einzigartig waren. Ihr Gehäuse wurde in Portugal aus einem massiven Aluminium-Block gefräst und weiterverarbeitet und zur Endmontage der Kamera nach Wetzlar geschickt. Auch das extrem schlichte Design der T-Serie ist einzigartig. Vor allem die Leica TL2 mit 24-Megapixel-Sensor hat sicherlich das Zeug zum Sammlerstück.

Leica hat sein Kamera-Portfolio aber noch weiter aufgeräumt beziehungsweise vielleicht haben wir auch nur besser als sonst in unserer Datenbank aufgeräumt. Bei Leica ist es nämlich so, dass diese "im Internet" ja nicht so häufig auftauchen und dass es deshalb für uns sehr schwierig festzustellen ist, ob ein Produkt einfach nur selten ist oder ausverkauft. Kürzlich haben wir uns diesbezüglich deshalb mit einem Leica-Händler ausgetauscht und sind jetzt besser als früher im Bilde, welche Leica-Kameras es aktuell wirklich noch gibt und welche ausgelaufen sind. Nicht mehr von Leica lieferbar ist zum Beispiel die komplette Leica M10-Serie mit allen Kameras, die wir bislang noch im Marktübersicht-Teil unserer Kaufberatung hatten. Gemeint sind die M10 selbst, die M10-P, die M10-R und die M10 Monochrom. Das gilt natürlich auch für alle limitierten M10-Sondereditionen, aber die sind im Grunde immer sofort ausverkauft, so gesehen also "End of life", wenn sie auf den Markt kommen. Nachfolgeprodukte sind natürlich die aktuellen M11-Kameras, also die M11, die M11-P und die M11 Monochrom.

Bevor wir im Alphabet weiter vorangehen, hier erst noch Fujifilm und Hasselblad. Bei Fujifilm sind die X-E4 und X-T4 ausgelaufen, sowie die X-Pro3. Alle schon Anfang des Jahres. Nur die X-T4 hat mit der X-T5 längst eine Nachfolgerin. Mit der X-E4 und der X-Pro3 sind zwei Rangefinder-Style-Kameras weggefallen. Das ist schade, gibt es doch bei Fujifilm nun nur noch Kameras mit Sucherhöcker. Zudem war die X-E4 sehr schön klein. Für Liebhaber kleiner Systemkameras wird es generell immer schwieriger, aktuelle Modelle zu finden. Die X-E4 war übrigens gerade mal zwei Jahre am Markt. Sie war technisch sehr gut aufgestellt, unter anderem mit einem 26-Magapixel-APS-C-Sensor. Entsprechend ist diese Kamera auf dem Gebrauchtmarkt so gut wie nicht zu bekommen und hat ganz sicher das Zeug zum Liebhaber-Objekt.

Auch ausverkauft ist die Fujifilm GFX100, die mit ihrem 102-Megapixel-Mittelformat-Sensor ab 2019 für Furore sorgte. Ganz wenige Einzelstücke gibt es übrigens noch neu. Gebraucht ist diese Maschine bereits ab rund 4.000 Euro (statt ehemals 11.000 Euro) zu haben. Quasi ein Schnäppchen. Das Nachfolgemodell GFX100 II ist kleiner, schicker und günstiger (8.000 Euro) und seit September dieses Jahres auf dem Markt. Einen ähnlichen Wachwechsel gab es bei Hasselblad, ebenfalls mit 44x33mm-Mittelformat-Sensor, hier allerdings in der 50-Megapixel-Klasse. Da ist die X1D-50C von 2016 nun "durch", die bereits 2019 abgelöst wurde durch die X1D II 50C.

Bei Nikon haben die ersten Kameras mit Z-Bajonett jetzt ausgedient, die "Ur-Z-Modelle" Z 6 und Z 7 sind mittlerweile ausverkauft. Nachfolger sind seit langem die Z 6II und die Z 7II. Beide sind eigentlich prädestiniert für Nachfolgemodelle in 2024 (Nikon Z 6III und Nikon Z 7III). Wenn man sich aber anschaut, wie lange die Ur-Z-Modelle noch im Markt waren, werden uns die noch aktuellen Mark-II-Versionen sicherlich ebenfalls noch lange erhalten bleiben.

Bei Olympus beziehungsweise OM System hatten wir schon erwähnt, dass es in 2024 keinen einzigen Systemkamera-Neuzugang gab, aber gleich vier Kameras haben in diesem Jahr bei uns das End-of-Life-Flag "EoL" bekommen: Die Pen E-PL10 ist durch, ebenso die OM-D E-M10 Mark III S und die OM-D E-M1 Mark III (oh Mann, bei diesen Produktbezeichnungen muss man wirklich höllisch aufpassen, dass man die richtig schreibt) und die OM-D E-M1X. Das sind natürlich alles noch Olympus-Kameras. Die OM-D E-M10 Mark III S gab es sowieso exklusiv nur im Online-Shop des Herstellers, nicht im Handel, und auch nicht lange (eigentlich nur in 2022). Nachfolgerin, aber eigentlich auch nicht richtig, da schon viel länger auf dem Markt, ist irgendwie die OM-D E-M10 Mark IV, die es schon seit 2020 gibt. Nachfolgerin der Olympus OM-D E-M1 Mark III ist die OM System OM-1. Die OM-D E-M1X, die mit ihrem für die Sensorgröße riesigen Gehäuse mit Hochformat-Griff den vermutlich größten "BSR" (Body to Sensor Size Ratio) aller Zeiten hat, wird unserer Erwartung nach kein direktes Nachfolgemodell bekommen. Ob OM System die andere Seite des Größen-Spektrums, die kleinen Pen-Modelle, weiterführt, ist ungewiss. Zu wünschen wäre es. Auch wenn in Europa die OM-Modelle sehr viel populärer waren, hat die Pen-Reihe in anderen Teilen der Welt durchaus viele Anhänger. Hierzulande hat vor allem die Pen-F eine treue Fangemeinde, die nach wie vor auf ein Nachfolgemodell hofft.

Beim Micro-Four-Thirds-Systempartner Panasonic fiel 2023 leider praktisch das gesamte Einstiegssegment weg. Lumix DMC-GX80 (aus 2016), DC-GX880 (aus 2019) und auch die DC-GX9 (aus 2018) sind alle ausverkauft. Damit sind bei Panasonic alle "Rangefinder-Syle"-Kameras weg, also alle ohne Sucherbuckel. Sehr schade. Gerade diese schön kleinen Kameramodelle passten sehr stimmig zum relativ kleinen FourThirds-Sensor. Aktuell geht der Einstieg ins Micro-Four-Thirds-System mit der betagten Lumix DMC-G81 von 2016 los für knapp 600 Euro inklusive Objektiv. Bei dem Vollformat-System mit L-Mount bleiben weiterhin alle Kameras an Bord.

Auch bei Sony bleiben im Prinzip alle Kameras im Programm, nur die Alpha 7R III und 7R IV haben wir auf End of Life gesetzt, diese enthielten nicht mehr produzierte Bauteile und wurden deshalb Mitte 2021 durch "A"-Varianten ersetzt, deren Bestellcode hinten durch ein A ergänzt wurde (ILCE-7RM3A und ILCE-7RM4A). So richtig echte Nachfolgemodelle sind das eigentlich nicht und das Ganze geht auch ziemlich durcheinander bei der Zuordnung auch beispielsweise von gebrauchten (aber auch neuen) Geräten in Übersichten oder bei den Preisvergleichern. Wir haben uns damals entschieden, für die Kameras neue Datenblätter anzulegen und diese neueren Versionen getrennt zu führen, aber nun haben wir den Salat in Form von zwei populären Kameras, zu denen wir theoretisch keine Tests haben (denn wir hatten natürlich die Versionen ohne "A" getestet).

Alle Veränderungen flossen in unser Kaufberatungs-E-Book zu den spiegellosen Systemkameras mit ein, das übrigens mit weitem Abstand unser E-Book-Bestseller ist und kürzlich in der 19. überarbeiteten Ausgabe erschienen ist. Wie immer bei unseren E-Books gilt dafür eine Update-Garantie. Die Idee dahinter: Wer das E-Book erst kürzlich gekauft hat (wobei wir den Zeitraum mit satten 200 Tagen großzügig ansetzen), soll sich nicht ärgern, sondern kann die aktualisierte Version gratis über seinen damals übermittelten Download-Link herunterladen. Erstmals haben wir alle Käufer, die Anspruch auf das Gratis-Update haben, aktiv per E-Mail informiert, damit sie sich kostenlos die aktuelle Version herunterladen können. Der Preis ist mit 7,99 € gleich geblieben.


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