Rubrik: Bildbearbeitung

Radiant Photo zusammen mit Excire Foto verwenden

2023-10-15 Excire Foto ist eine leistungsfähige Bildverwaltungs-Software mit verschiedenen künstlichen Intelligenzen zum automatischen Verschlagworten, Finden und Bewerten von Fotos, hat aber keinerlei Bildbearbeitungsfunktionen. Radiant Photo hingegen ist eine leistungsfähige, einfach zu bedienende Bildverbesserungs-Software, die ebenfalls auf künstlicher Intelligenz basiert, hat aber keinerlei Bildverwaltungsfunktionen. Beide Programme zusammen müssten also eigentlich DAS Dream-Team sein. Leider ist das Zusammenspiel nicht ganz so einfach. Wir erklären, wie man ggf. trotzdem eine gute Zusammenarbeit hinbekommt.  (Jan-Markus Rupprecht)

Künstliche Intelligenz zieht gerade gefühlt überall ein. Mit Excire Foto (und dessen Lightroom-Plugin-Variante Excire Search) und Radiant Photo dabei, sind sie aber zwei Pioniere auf ihren jeweiligen Gebieten. Beide lassen jeweils das vermissen, was das andere Programm bietet. Da liegt es scheinbar nahe, beide Programme miteinander zu kombinieren: Excire Foto zur Bildverwaltung und Radiant Photo zur Bildoptimierung. Beide Programme für sich machen ihren Job sehr gut. Aber wie läuft die Zusammenarbeit?

Um es vorweg auf den Punkt zu bringen: Ganz so einfach, wie man es erwarten würde, ist die Sache leider nicht. Grundsätzlich scheint es ja nicht verkehrt, wenn sich jeder Hersteller auf seine Kernkompetenzen konzentriert. Dann aber muss man im eigenen Umfeld seine Sache zu Ende machen und gut funktionierende Schnittstellen anbieten. Hier kann man leider beiden Herstellern derzeit Versäumnisse vorwerfen:

  • Radiant Photo sieht sich korrekterweise als Bildverbesserungs-Programm. Bild-Retusche beispielsweise gehört nicht zum Repertoire, was grundsätzlich nicht schlimm ist. Die meisten Fotos benötigen keine Bearbeitung, bei denen man unerwünschte Personen oder Strommasten aus dem Bild herausstempeln muss. Was aber unbedingt auch zur Bildoptimierung gehört: einen leicht schrägen Horizont begradigen und den Bildausschnitt nachträglich noch neu festlegen. Mit diesen beiden Maßnahmen habe ich schon aus manchem "3-Sterne-Foto" ein "5-Sterne-Foto" machen können. In diesem Punkt ist in der aktuellen Version von Radiant Photo allerdings nichts zu holen und die Entwickler hatten auch Erklärungen, warum das auf gar keinen Fall überhaupt jemals gehen könnte. Wir können Ihnen aber verraten, dass Drehen und Beschneiden in der nächsten Programmversion von Radiant Photo ganz sicher enthalten sein wird (wir wissen nur nicht, wann diese herauskommt; die zeitnah erscheinende Smartphone-Version hat es jedenfalls schon drin).
  • Excire Foto ist eine tolle Bildverwaltung ohne jegliche Bildbearbeitungsfunktionen. Leider ist die Übergabe zu anderen Programmen und zurück wenig komfortabel. Über die Funktion "Öffnen in ..." kann man jeweils nur ein einzelnes (!) Foto an in einer anderen Anwendung öffnen. Mehrere Fotos gleichzeitig können nur über einen Export verarbeitet werden. Zudem gibt es überhaupt keinen automatischen Rückkanal für die extern verarbeiteten Fotos. Die Entwickler sind sich der Problematik bewusst und wollen versuchen das in zukünftigen Programmversionen zu verbessern.

Wenn Sie bei Fotos einen schiefen Horizont korrigieren müssen oder den Bildausschnitt oder das Seitenverhältnis verändern müssen, dann geht das allein mit Excire Foto und Radiant Photo derzeit (Oktober 2023) nicht. Hierfür benötigen Sie ein drittes Programm. Und der Datenaustausch zwischen beiden Programmen ist "nicht lustig", aber wir zeigen gleich Wege, die man dabei gehen kann.

Auf den Bildbeschnitt und das Begradigen wollen wir dabei hier nicht genauer eingehen. Das kann nahezu jedes einfache Bildbearbeitungsprogramm, Sie könnten z. B. ein in ihrem Betriebssystem (Windows, MacOS, Linux) mitgeliefertes Gratis-Bildbearbeitungsprogramm verwenden, um diesen Arbeitsschritt zu erledigen. Es ist halt nur ein weiterer zusätzlicher Arbeitsschritt und das Foto muss ein weiteres Mal gespeichert werden. Verwenden Sie also bei den diversen Zwischenschritten ein verlustfreies Format (z. B. TIFF oder PNG) und erzeugen Sie nicht jedes Mal eine neue verlustbehaftete JPEG-Datei.

Bei Excire Foto müssen Sie entscheiden, ob einer der möglichen Arbeitswege mit der Software für Sie passt. Leider können Sie nicht beide Wege mit der 14-Tage-Testversion ausprobieren, weil der Export von Fotos erst mit der gekauften Version möglich ist.

Zunächst aber zur Einzelbild-Übergabe. Wenn diese für Ihren Arbeitsfluss passen würde, wäre dies der beste Weg, denn er geht zumindest von Excire Foto zu Radiant Photo sehr schnell und reibungslos. Sie markieren einfach ein Bild, klicken mit der rechten Maustaste darauf und wählen in der obersten Zeile "Öffnen mit ..." und in dem dann erscheinenden Ausklapp-Menü "Radiant Photo". Sollte Radiant Photo dort nicht erscheinen, gehen Sie einmal den Weg über "Anwendung wählen" (unterste Zeile) und navigieren dort zur Radiant Photo Anwendung. Oder Sie gehen über "Im Dateiexplorer anzeigen" und wählen dort über die rechte Maustaste "Öffnen mit" und dann Radiant Photo. Anschließend sollte Radiant Photo bei Excire Foto direkt in der Liste der möglichen Bildöffnungsprogramme enthalten sein und Sie können fortan einzelne Fotos mit jeweils zwei Klicks in Radiant Photo öffnen. Einen weiteren Klick oder eine Tastenkombination brauchen Sie, um von Excire Foto zu Radiant Photo zu wechseln.

Tipp Sie müssen nicht jedes Foto einzeln in Radiant Photo bearbeiten und schließen, sondern Sie können auf diese Wege auch recht schnell nacheinander mehrere Fotos von Excire Foto an Radiant Photo übertragen, die dann alle gleichzeitig in Radiant Photo geöffnet sind. Lästig ist dabei eigentlich nur, dass Sie jeweils etwas Mausakrobatik im Kontext-Menü machen müssen.

Anschließend haben Sie das Bild (oder die Bilder) in Radiant Photo, können es nach Belieben bearbeiten und anschließend Speichern. Die Frage ist nur, wohin und mit welchem Namen. Standardmäßig wird "-Radiant" an den Original-Dateinamen angehängt und das ist oft auch zweckmäßig. Sie können das auch ändern. Auf jeden Fall würden wir empfehlen einen Namen zu wählen, der zum einen den Original-Namen enthält, zum anderen aber auch einen Zusatz, aus dem Sie ersehen können, dass das Bild bearbeitet ist. Das muss nicht "-Ratiant" sein, das kann z. B. auch "-bearbeitet", "-bea" oder "-edit" sein, um nur einige Beispiele zu nennen.

Spannender ist die Frage, wohin Sie das Foto oder die Fotos speichern. Eine Möglichkeit wäre: ins gleiche Verzeichnis wie das Original-Bild. Mehrere gemeinsam in Radiant Photo bearbeitete Bilder würden dann ggf. in unterschiedlichen Verzeichnissen gespeichert werden. Eine andere Möglichkeit wäre ein gemeinsames, ggf. neues Verzeichnis mit einem generellen Namen wie z. B. "bearbeitet" oder "Radiant-Export". Oder man verwendet für die bearbeiteten Bilder ein Projektbezogenes Sammel-Verzeichnis, beispielsweise "Kalender 2024" oder "Herbstpokal Regatta 2023".

Egal wohin man das Bild speichert, es erscheint anschließend nicht automatisch in Excire Foto, sondern man muss dafür sorgen, dass Excire Foto das entsprechende Verzeichnis neu synchronisiert. Excire Foto merkt keine Änderungen in Verzeichnissen automatisch und es gibt auch keine überwachten Ordner, wie man sie z. B. von Lightroom kennt. Wir müssen also selber auf den "Knopf drücken" bzw. leider sind es ziemlich viele Knöpfe bzw. Mausklicks, die wir zum Import brauchen. So geht es: In der Ordner-Spalte links im Programmfenster von Excire Foto den entsprechenden Ordner auswählen. Dann rechte Maustaste "Synchronisieren". Daraufhin erscheint der Dialog "Ordner synchronisieren". Hier wird man zwar in der Regel nichts verstellen, aber dort muss der Start-Knopf gedrückt werden. Dann kommt der Warn-Dialog "Ordner und Fotos entfernen", um den man auch nicht herumkommt. Hier muss man "Nein" oder "Ja" auswählen. Danach durchsucht Excire Foto das Verzeichnis nach neuen oder gelöschten Dateien. Das kann einen Moment dauern, je nachdem wie viele Dateien in dem Verzeichnis sind. Daraufhin erscheint das Dialogfenster "Statusbericht", das man ebenfalls nicht abschalten kann. Hier muss man auf "Fertig" klicken. Man braucht also jedes Mal vier Mausklicks, um neue Fotos in einem einzelnen Ordner einzulesen. Das ist ziemlich nervig.

Deshalb wird es in den meisten Fällen kaum praktikabel sein, die bearbeiteten Fotos in verschiedenen Verzeichnissen zu speichern (z. B. dem jeweiligen Originalverzeichnis), denn dann müssten wir jeden dieser Ordner neu synchronisieren und klicken uns die Finger wund und vor allem ist es je nach Ablagestruktur der Fotos gar nicht immer einfach zu wissen, in welchem Ordner die bearbeiteten Fotos eigentlich sind. Der einzig praktikable Weg mit Excire Foto wird es daher vermutlich sein, bearbeitete Fotos in einem Sammelordner zu speichern und nur diesen dann neu zu synchronisieren.

Wenn man sehr viele Fotos in Radiant Photo bearbeiten möchte, mag der Weg, jedes einzeln per "Öffnen in ..." zu übertragen, zu mühsam sein. In dem Fall muss man den Umweg über einen Export aus Excire Foto gehen. Dabei selektiert man die gewünschten Fotos über eine Suche, eine Sammlung oder andere Wege und markiert die gewünschten Fotos. Dann kommt wieder die rechte Maustaste zum Einsatz und ziemlich weit unten im Menü wählt man dann "Foto(s) exportieren". Dann kommen die Fragen wohin und wie. Hier ist normalerweise natürlich das Original das Format der Wahl. In der Regel sollte man auch die Metadaten mit in die Dateien schreiben, damit diese später beim Rückimport gleich wieder identisch bereitstehen. Der Export-Pfad wird entweder ein projektbezogener Ordner sein oder ein genereller Export-Ordner (z. B. "Excire Foto Export"). Im Grunde liegen die Dateien dort nur für die Übergabe an Radiant Photo und können (und sollten) anschließend wieder von Ihnen manuell gelöscht werden. Die dort gespeicherten Fotos sind ja alle Duplikate der Originale, die irgendwo anders in den jeweiligen Fotoordnern liegen.

Sind die Dateien erzeugt, was normalerweise nur ein paar Sekunden dauert, können Sie aus Radiant Photo heraus alle Dateien auf einmal in Radiant Photo öffnen (oder wenn es zu viele sind arbeiten Sie in sinnvollen Paketen von z. B. jeweils 10 Fotos auf einmal). Die können dann mit den üblichen Funktionen in Radiant Photo bearbeitet werden und werden anschließend gespeichert. Entweder auch in ein sinnvolles Projektverzeichnis oder in ein generelles Export-Verzeichnis (z. B. "Radiant Photo bearbeitet"). Damit sind wir dann im Workflow wieder beim Punkt von oben. Nur dieses eine Verzeichnis müssen wir noch wieder neu in Excire Foto synchronisieren – falls wir das wollen. Wenn der Arbeitsfluss so passt, ist der Aufwand also überschaubar.

Radiant Photo kann man entweder im digitalkamera.de-Shop oder direkt beim Hersteller Radiant Imaging Labs kaufen. In jedem Fall empfiehlt es sich, vorher die im Funktionsumfang unbeschränkte, 14 Tage lauffähige Testversion zu installieren und das Programm selbst auszuprobieren. Nach dem Kauf muss die Software nicht erneut installiert werden, sondern die Testversion wird per Lizenzcode zeitlich unbefristet freigeschaltet.

Exire Foto 2024 bekommen Sie direkt auf der Website des Herstellers. Dort gibt es auch eine 14 Tage lauffähige Testversion, bei der die Exportfunktion deaktiviert ist. "Öffnen mit ...", der Import und alle Suchmöglichkeiten funktionieren uneingeschränkt, sodass ein Test auf jeden Fall lohnt. Sollten Sie Excire Foto 2024 (oder das Lightroom-Plugin Excire Search) kaufen wollen, erhalten SIe mit dem Code DIGITALKAMERA beim Bezahlvorgang 15 % Rabatt. Auch bei Excire Foto muss die Software nach dem Test nicht neu installiert werden, sondern wird nach dem Kauf mit einem Aktivierungscode freigeschaltet.


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Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.