Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Olympus Pen E-PL7

Seite 2 von 2, vom 2014-09-01 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ein weiteres Highlight der Pen E-PL7 ist Live Bulb beziehungsweise Live Time. Während einer Langzeitbelichtung wird dabei der aktuelle Belichtungsstand auf dem Display angezeigt, wenn das Foto hell genug ist, beendet man die Belichtung. Auch die innovative Funktion Live Composite, die Olympus mit der OM-D E-M10 einführte, hat die E-PL7 geerbt. Damit wird es möglich, beispielsweise Sternenspuren oder ziehende Wolken aufzunehmen, ohne den Rest des Bildes überzubelichten. Bei der E-PL7 wird dabei nun auch die Gesamtbelichtungszeit in den EXIF-Daten vermerkt, was bei der E-M10 noch fehlte. Auch die HDR-Funktion schlägt sich nun auf die Meta-Daten nieder, so dass man es später nachvollziehen kann.

Die Videofunktion ist neben dem Panoramamodus die zweite Funktion, die Olympus etwas stiefmütterlich behandelt. Die Full-HD-Auflösung, der Stereoton mittels eingebautem oder aufgestecktem Mikrofon und das MOV-Format mit H.264-Komprimierung gehen noch völlig in Ordnung, die Bild- und Tonqualität sind gut. Hervorragend arbeitet sogar der Bildstabilisator, wobei die elektronische Stabilisierung die mechanische unterstützt, was für noch ruhigere Aufnahmen sorgt. Die Bilderwiederholrate ist im Videomodus allerdings auf 30 Bilder pro Sekunde festgenagelt, 60, 50, 25 und 24 Bilder pro Sekunde bietet die E-PL7 nicht an. Auch der C-AF ist im Videomodus nicht so gut zu gebrauchen, da er sichtbar pumpt. Fokus-Peaking für manuelle Fokussierung steht nur in den Fotoprogrammen zur Verfügung, nicht jedoch während einer Videoaufnahme. Immerhin wird das Fokuspeaking nun mit 30 Bildern pro Sekunde dreimal so schnell aktualisiert, wodurch man manuell feiner und schneller fokussieren kann.

Einen eingebauten Blitz bietet die Olympus Pen E-PL7 leider nicht, dafür aber einen Blitzschuh, außerdem wird ein kleiner Aufsteckblitz mitgeliefert. Vom Blitzen zum Ende der Belichtung über eine Langzeitsynchronisation und Blitzbelichtungskorrektur bis hin zum Drahtlosblitzen in mehreren Gruppen und Kanälen sowie manuelle Blitzleistungsteuerung bietet das Olympus-System eigentlich alles, was man sich wünschen kann. Eigentlich, denn einen großen, leistungsstarken Aufsteckblitz gibt es derzeit nicht direkt von Olympus. Der FL-600R ist ein Nachfolgemodell des FL-36R, der stärkere FL-50R hat hingegen keinen aktuellen Nachfolger bekommen. Es lassen sich aber genauso die Blitze von Panasonic, auch mit drahtlos-TTL, sowie von Metz und noch einigen anderen Herstellern verwenden.

Bildqualität Wie jede andere Kamera musste sich auch die Olympus Pen E-PL7 im Labortest beweisen, wo zusammen mit dem Setobjektiv M.Zuiko digital ED 14-42mm 1:3.5-5.6 EZ die Bildqualität gemessen wurde. Der Labortest ist wie immer gegen ein kleines Entgelt einsehbar. Freigeschaltet werden dann alle Diagramme mit entsprechenden Erläuterungen, neben der Online-Ansicht (siehe weiterführende Links) gibt es auch ein PDF zum Herunterladen, Archivieren und Drucken. Die E-PL7 besitzt wie die OM-D E-M10 und Pen E-PL5 einen effektiv 16 Megapixel auflösenden Bildsensor im Four Thirds Format, das bedeutet 17,3 x 13 Millimeter Größe und ein Bildseitenverhältnis von 4:3. Der gegenüber dem Kleinbildformat ein Viertel so große Sensor sorgt somit für einen halbierten Bildwinkel, die Brennweiten sind für den Vergleich mit Kleinbild mit dem Faktor Zwei zu multiplizieren. Die Pixeldichte des Sensors entspricht etwa der eines aktuellen 24 Megapixel auflösenden APS-C-Sensors.

Der Signal-Rauschabstand startet bei ISO 100, das ISO Low bei der E-PL7 heißt, bei einem sehr guten Wert von 45 dB und bleibt bis einschließlich ISO 400 im guten Bereich von über 40 dB. Bis hinauf zu hohen ISO 3.200 hält er sich im akzeptablen Bereich von über 35 dB, erst darüber fängt das Rauschen an, das Nutzsignal zu überlagern. Die Rauschunterdrückung hält das Farbrauschen über alle ISO-Stufen im Zaum, das Helligkeitsrauschen beginnt ab ISO 6.400 sichtbar zu werden, bleibt aber selbst bei der höchsten Empfindlichkeitsstufe von ISO 25.600 knapp unter dem kritischen Bereich. Dabei bleibt das Rauschen mit einer Korngröße von etwa zwei Pixeln fein genug. Bis ISO 800 ist kein Verlust an feinen Bilddetails durch die Rauschunterdrückung auszumachen. Zwar sinkt der Detailgrad von ISO-Stufe zu ISO-Stufe, aber selbst bei ISO 3.200 zeigt die E-PL7 noch genügend feine Details. Erst ab ISO 6.400 fangen etwa einzelne schwarze Haare an, sich zu einem Brei zu vermengen oder vor einem grauen Hintergrund aufzulösen.

Sehr gut schlägt sich die Olympus Pen aber auch bei der Eingangsdynamik. Von ISO 200, was die Grundempfindlichkeit darstellt, bis hinauf zu ISO 3.200 liegt sie im hohen Bereich von 11,2 bis 11,4 Blendenstufen, bei ISO 100 und ISO 6.400 sind es immer noch gute 10,7 bis 10,8 Blendenstufen. Selbst über die 10 Blendenstufen bei ISO 6.400 kann man sich wahrlich nicht beklagen und die 9 Blendenstufen bei ISO 25.600 liegen im absolut akzeptablen Bereich. Die Tonwertkurve ist stark angesteilt und die Nachschärfung knackig, in JPEG sind die Bilder ohne Nachbearbeitung drucktauglich. Wer die Bilder bearbeiten will, sollte aber die Bildparameter in der Kamera etwas runter schrauben oder besser gleich auf das Raw-Format zurück greifen, das für eine Nachbearbeitung prädestiniert ist. Trotz der steilen Tonwertkurve gibt die E-PL7 bis ISO 400 sehr feine Helligkeitsabstufungen (224 und mehr der maximal möglichen 256 Stufen) in allen Farbkanälen wieder, selbst bis ISO 3.200 ist der Wert mit 160 Helligkeitsstufen noch gut. Obwohl die Olympus Pen E-PL7 mit einer offensiven Bildbearbeitung druckreife Bilder liefert, besitzt sie eine erstaunlich präzise Farbwiedergabe. Die durchschnittliche Farbabweichung ist gering, selbst die Maximalausschläge reichen kaum in den Bereich der deutlich sichtbaren Abweichung. Ebenfalls formidabel arbeitet der Weißabgleich, wer allerdings bei warmen Lichtquellen eine ebenso warmtonige und keine neutrale Farbwiedergabe möchte, sollte dies im Zahnradmenü entsprechend einstellen, die Pen bietet dort eine Option für warme Farbtöne. Die gute Farbwiedergabe spiegelt sich übrigens auch in einer feinen Farbnuancierung vor allem bis ISO 3.200 wieder, bis hierhin unterscheidet die E-PL7 mindestens vier Millionen Farben, wobei der Wert beginnend von acht Millionen bei ISO 100 langsam auf eben vier Millionen bei ISO 3.200 fällt. Darüber fällt die Messkurve steiler ab, zwei Millionen Farben bei ISO 6.400 sind gerade noch gut, eine Millionen bei den höchsten beiden ISO-Empfindlichkeiten nur noch akzeptabel.

Keine Bildqualität ohne Objektiv, und hier bietet das Micro-Four-Thirds-System eine sehr große Auswahl, vor allem Olympus hat sich auf viele lichtstarke und dennoch kompakte Festbrennweiten konzentriert. Das preiswerte 45 mm 1.8 kann man jedem Festbrennweiten-Einsteiger nur ans Herz legen, aber auch das 25 mm 1.8 ist sehr gut, das 75 mm 1.8 hingegen ist schon deutlich teurer, setzt bei der Bildqualität aber noch einen drauf. Für den Einstieg und universellen Einsatz darf es aber gerne etwas kompakter, lichtschwächer und universeller sein. Gleich zwei Standardzooms mit 14-42 mm bietet Olympus im Set mit der Pen E-PL7 an. Uns stand zum Test das kompaktere aber auch im Aufpreis im Vergleich zum normalen 14-42mm mit 200 Euro doppelt so teure Motorzoom 14-42 mm EZ zur Verfügung. Bestückt mit diesem Objektiv verschwindet die Pen problemlos in einer Jacken- oder Handtasche. Trotzdem bietet es für ein Setobjektiv eine gute Bildqualität. Bezogen auf einen 20 x 30 Zentimeter großen Ausdruck ist die Bildschärfe bei allen Brennweiten und Blenden von der Bildmitte bis zum Bildrand tadellos. Die Randabdunklung verläuft weich zum Bildrand und beträgt maximal eine Blendenstufe, was 50 Prozent Lichtverlust bedeutet. Jeweils abgeblendet um eine Stufe sinkt die Randabdunklung um die Hälfte. Die Verzeichnung ist gut auskorrigiert und bei mittlerer und langer Brennweite praktisch nicht vorhanden. Im Weitwinkel zeigt sich eine leichte tonnenförmige Verzeichnung, die aber mit maximal 1,2 Prozent im unkritischen Bereich liegt und subjektiv kaum wahrgenommen wird. Auch die Farbsäume in Form von chromatischen Aberrationen sind im Durchschnitt mit unter einem halben Pixel gering, lediglich die Maximalausschläge mit bis zu 1,5 Pixel können vor allem im Weitwinkel in den äußeren Bildbereichen leicht sichtbar werden.

Ebenfalls gut schneidet das Objektiv bei der Auflösung bei 50 Prozent Kantenkontrast ab. Sein Maximum erreicht es im Weitwinkel bei Offenblende mit etwa 49 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Bildzentrum. Zum Vergleich: Selbst die besten Festbrennweiten kommen an dem 16 Megapixel Sensor kaum über die 55 lp/mm hinaus. Beim Abblenden sinkt die Auflösung kontinuierlich, bleibt aber bis F11 über 40 lp/mm im Zentrum. Am Bildrand ist die Auflösung im Weitwinkel deutlich geringer als im Bildzentrum, liegt aber mit rund 35 lp/mm auf gutem Niveau, der Auflösungsverlust beträgt also maximal 30 Prozent. Bei mittlerer Brennweite von 25 Millimeter (50 mm KB) hingegen kann man das Objektiv gerne auf F8 abblenden, wo es sein Auflösungsmaximum mit 45 lp/mm im Zentrum und 42 lp/mm am Bildrand erreicht, bei Offenblende F4,6 sind es "nur" 40 und 36 lp/mm. Vor allem mit der Gleichmäßigkeit der Auflösung über das Bildfeld kann das Objektiv bei dieser Brennweite punkten. In Telestellung ist die Gleichmäßigkeit der Auflösung sogar noch besser, hier werden bis zu 44 lp/mm im Zentrum wie am Rand erreicht, wobei zwischen F5,6, F8 und F11 praktisch keine Unterschiede bestehen. Ab F16 setzt im Micro Four Thirds System deutlich sichtbar die Beugung ein, die Auflösung sinkt kräftig, erst recht bei F22. Die E-PL7 versucht dem mit einer stärkeren Nachschärfung zu begegnen, was ihr teilweise auch gelingt. Die Schärfeartefakte steigen dadurch zwar bei F16 und F22, die Auflösung bricht dafür nicht ganz so stark ein. Insgesamt ist das 14-42mm EZ angesichts seines Preises und seiner Größe ein gutes Allroundobjektiv, das sich einzustecken lohnt.

Fazit Die Olympus Pen E-PL7 könnte man fast als Geniestreich bezeichnen, leistet die Kamera sich doch beinahe keine Schwächen. Zum günstigen Preis von gerade einmal knapp 400 Euro für das Gehäuse bietet sie eine hochwertige Verarbeitung mit einem Gehäuse größtenteils aus Metall, das mit viel Liebe zum Detail designt und mit einer genarbten Textur im Lederlook überzogen wurde. Die Ausstattungsliste lässt quasi keine Lücken, vom Selfie-Klappbildschirm mit Touchbedienung über Automatikprogramme, zahlreiche konfigurierbare Bildeffekte, halbautomatische und manuelle Einstellmöglichkeiten bis hin zu WLAN mit Bildübertragung und Kamerafernsteuerung vermisst man praktisch nichts. Selbst bedienen lässt sie sich, abgesehen vom manchmal etwas unübersichtlichen und kryptischen Menü, gut. Einzig der Panoramamodus erscheint ohne automatisches Stitching arg veraltet und die Videofunktion könnte bezüglich der Bildwiederholraten und des C-AF ein Update vertragen. Die Kamera ist schnell und schlägt bei der Einzelbildfokussierung jede DSLR, die Serienbildrate ist mit 8 Fotos pro Sekunde ebenfalls sehr schnell, nur die Fokusnachführung bis lediglich 3,5 Bilder pro Sekunde gehört nicht zur schnellsten. Auch in der wichtigsten Disziplin einer Digitalkamera, der Bildqualität, weiß die Olympus Pen E-PL7 vor allem bis ISO 1.600 zu überzeugen, bietet aber selbst bei ISO 3.200 noch eine gute und bis ISO 6.400 eine akzeptable Bildqualität.

Kurzbewertung

  • Hochwertig verarbeitetes, edel designtes Gehäuse
  • Großer Ausstattungsumfang
  • Hochauflösender, großer, klappbarer elektronischer Sucher als optionales Zubehör
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 1.600, gute bis ISO 3.200
  • Klappbarer (auch für Selfies), hochauflösender Touchscreen
  • Veraltete Panoramafunktion ohne Stitching in der Kamera
  • Keine Einstellung der Bildwiederholrate im Videomodus
  • Blitzgerät muss aufgesteckt werden und besetzt damit den Zubehörschuh

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Testnoten

Note Anteil  Punkte
Verarbeitung 12,5 % 97 %
Ausstattung 12,5 % 97 %
Handhabung 12,5 % 90 %
Geschwindigkeit 12,5 % 90 %
Bildqualität 50,0 % 92 %
Gesamtnote 93 %

Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Olympus
Modell Pen E-PL7
Preis ca. 600 EUR*
Sensor Auflösung 16,2 Megapixel
Max. Bildauflösung 4.608 x 3.456
(Seitenverhältnis) (4:3)
Objektiv M.Zuiko Digital ED 14-42mm F3,5-5,6 EZ
Filtergewinde 37 mm
Sucher optional (elektronisch)
  Vergrößerung 0,74-fach
  Sichtfeld 100 %
  Auflösung 2,36 Mio
(1.024 x 768 Pixel)
  Dioptrienausgleich ja
LCD-Monitor 3"
  Auflösung 1.037.000
  drehbar
  schwenkbar ja
  als Sucher ja
Videoausgang AV und HDMI (je PAL/NTSC)
Programmautomatik ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
manuelle Belichtung ja
  BULB-Langzeit-
  belichtung
ja
Motivprogramme  
  Porträt ja
  Kinder/Baby ja
  Landschaft ja
  Makro ja
  Sport/Action ja
  weitere 19
Belichtungsmessung    Mehrfeld, mittenbetont Integral, Spot
Blitz ja (aufsteckbar)
  Blitzanschluss Systemblitzschuh
Fernauslöser Kabel, WLAN
Intervallaufnahme ja
Speichermedium SD/SDHC/SDXC
Videomodus ja
  Format MOV oder AVI
  Codec H.264 oder Motion-JPEG
  Auflösung (max.)
1.920 x 1.080 (MOV)
1.280 x 720 (AVI)
  bei Bildfrequenz
30 Bilder/s
Empfindlichkeit  
  automatisch 200-25.600
(Ober- und Untergrenze einstellbar)
  manuell ISO 100-25.600
Weißabgleich  
  Automatik ja
  Sonne ja
  Wolken ja
  Leuchtstofflampe ja
  Glühlampe ja
  Sonstiges Schatten, Unterwasser, Blitz, manuelle Farbtemperaturwahl
  Manuell ja
Autofokus  
  Anzahl
  Messfelder
81
  AF-Hilfslicht Orange
  Geschwindigkeit ca. 0,2 s
Sprachen Deutsch
  weitere 33
Gewicht
(Betriebsbereit)
355 g (nur Gehäuse)
446 g (mit Objektiv*)
Zoom  
  Zoomverstellung am Objektiv
Einhandbedienung
(Zoom und Auslöser)
Auslösung während
d. Speicherns mögl.
ja
Akkulaufzeit ca. 350 Bilder (gem. CIPA)

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"
* mit Objektiv M.Zuiko Digital ED 14-42mm F3,5-5,6 EZ

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.