Normal-Supertelezoom

Tamron 50-400 mm F4.5-6.3 Di III VC VXD (A067) im Test

2022-12-29 Das Tamron 50-400 mm F4.5-6.3 Di III VC VXD (A067) ist seit August 2022 auf dem deutschen Markt, also wird es höchste Zeit für diesen digitalkamera.de-Testbericht. Das Tamron deckt einen eher ungewöhnlichen Brennweitenbereich für ein Vollformat-Objektiv ab, immerhin von der Normalbrennweite bis hin zu einem stolzen Supertele von 400 Millimeter. Doch nicht nur die Brennweite klingt interessant, sondern auch die Ausstattung mit USB-C-Schnittstelle, konfigurierbarem Funktionsschalter, Bildstabilisator und mehr macht Lust auf das nur mit Sony-E-Bajonett erhältliche Objektiv.  (Harm-Diercks Gronewold)

Verarbeitung

Mit einem Gewicht von etwa 1,2 Kilogramm ist das Tamron 50-400 mm F4.5-6.3 Di III VC VXD (A067) schon ein echtes Leichtgewicht im Vergleich zum Sigma 100-400 mm F5-6.3 DG DN OS Contemporary, das etwa 1,5 Kilogramm wiegt und einen kleineren Brennweitenbereich abdeckt.

Das 50-400 mm F4.5-6.3 Di III VC VXD (A067) ist von Tamron mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von knapp 1.700 Euro versehen. Auf dem Markt ist das Objektiv allerdings für um die 1.450 Euro zu haben. Das inkludiert die Streulichtblende in Blütenform sowie den Front- und Rückdeckel. Die zu Arca Swiss kompatible Stativschelle ist hingegen nur optional erhältlich.

Das Tamron 50-400 mm F4.5-6.3 Di III VC VXD (A067) ist inklusive Bajonett knapp 19 Zentimeter lang bei 50 Millimeter Brennweite und 26 Zentimeter werden es, wenn die Brennweite auf 400 Millimeter gezoomt wird. An der breitesten Stelle misst das Objektiv fast neun Zentimeter im Durchmesser. Genug Platz also für das 67 Millimeter kleine Filtergewinde und das Bajonett für die Streulichtblende. Sowohl das Filtergewinde als auch das Streulichtblenden-Bajonett drehen sich nicht beim Fokussieren.

Das Äußere des Objektivs besteht aus dem für Tamron typischen samtigen Kunststoff, der sich einfach schön anfühlt. Die größten Bedienelemente sind der etwa 20 Millimeter breite geriffelte Kunststoffring sowie der mit etwa 50 Millimeter Breite sehr üppig proportionierte Zoomring. Zur besseren Übersicht sind auf dem Zoomring die Brennweiten 50, 70, 100, 135, 200, 300 und 400 Millimeter aufgedruckt, was keine Wünsche offen lässt. Die griffige Gummierung ist dadurch "nur" etwa 40 Millimeter breit.

Das Objektivbajonett besteht aus Metall und besitzt eine Gummilippe, um die Bajonettverbindung vor Schmutz und Spritzwasser zu schützen. Im Inneren sind zudem mehrere Dichtungen untergebracht, die die empfindlichen Linsen und Elektronik vor Spritzwasser und Staub schützen sollen.

Ausstattung

Auch bei mechanischen Bedienelementen kleckert das Tamron 50-400 mm F4.5-6.3 Di III VC VXD (A067) nicht. So besitzt es einen Zoom-Sperrschalter, der die Brennweite ausschließlich auf 50 Millimeter fixieren kann, um so ein versehentliches Herauszoomen zu verhindern. Schade, dass sich der Sperrschalter nicht bei jeder Brennweite verwenden lässt. Der Tubus läuft übrigens leicht genug, um auch als Schiebezoom verwendet zu werden. Daher ist diese Transportsicherung sehr sinnvoll.

Weitere Funktionselemente umfassen den Schalter des Bildstabilisators, der neben der Deaktivierungs-Stellung einen Wechsel zwischen den beiden Betriebsarten Modus 1 und Modus 2 ermöglicht. Während Modus 1 den Standard-Stabilisierungs-Modus für alle Aufnahmearten bereitstellt, ist Modus 2 für die Stabilisierung beim horizontalen Schwenken vorgesehen. Modus 2 stabilisiert also "Mitzieher". Der Stabilisator ermöglichte es uns beim Praxistest Aufnahmen bei 400 Millimeter Brennweite mit 1/50 Sekunde verwacklungsfrei zu halten, das entspricht drei Blendenstufen und ist in Ordnung.

Der dritte und letzte Schalter besitzt ebenfalls drei Stellungen, die mit der kostenlosen Software "Tamron Lens Utility" individuell konfiguriert werden können. Das gleiche gilt auch für den Funktionsknopf am 50-400 mm F4.5-6.3 Di III VC VXD, den wir bislang noch gar nicht erwähnt haben. Wie genau das Tool benutzt wird, haben wir in einem Fototipp genauer erläutert (siehe weiterführende Links).

Während der Fokusring keine Drehwinkelbegrenzung besitzt, kann der Zoomring nur um 90 Grad gedreht werden. Das macht ihn zum einen sehr schnell bei der Brennweiteneinstellung, aber auch gleichzeitig sehr empfindlich. Erfreulicherweise hat der Zoomring kein Spiel und ist damit sehr direkt in seiner Ansprache.

Der Fokusring läuft sehr weich in seiner Fassung, immerhin hat er keine direkte Verbindung zur Fokus-Mechanik des Objektivs. Eine direkte Kopplung wäre bei modernen Autofokus-Objektiven aber auch eher eine Seltenheit. Der Ring fungiert nur noch als Signalgeber für das AF-System der Kamera. Die manuelle Fokussierung ist dadurch sehr präzise steuerbar und dank des nicht-linearen Ansprechverhaltens ist der er für die Fotografie auch außerordentlich schnell.

Dank des Tamron Lens Utilitys lässt sich das Ansprechverhalten des Fokusrings einfach auf linearen Fokus ändern, was besonders Videografen erfreuen wird. Der Unterschied zwischen linearem und nicht-linearem Fokus ist der, dass beim nicht-linearen Fokus die Drehgeschwindigkeit über die Fokusdistanz entscheidet, während beim linearen Fokus der Drehwinkel entscheidend ist.

Angetrieben wird der Autofokus durch einen "Voice-coil eXtreme-torque Drive", kurz VXD. Dieser zu den Tauchspulen-Motoren gehörende lineare Motor zeichnet sich durch eine hohe Präzision und ein sehr schnelles Ansprechverhalten aus. Der AF war in unserem Test in allen Brennweitenbereichen recht flott. Erst wenn die Kontraste im Bild geringer wurden, brauchte das System durchaus seine Zeit, um den Fokus zu finden. Das ist allerdings kein "Verschulden", das einzig und allein das Objektiv zu verantworten hat.

Die höchsten Vergrößerungsfaktoren von 0,53-fach (1:1,9) bei kürzester Brennweite und 0,26-fach (1:3,8) im Tele erreicht das 50-400 mm F4.5-6.3 Di III VC VXD (A067) bei einer Naheinstellgrenze von 24,5 Zentimetern bei kleinster Brennweite beziehungsweise 145 Zentimetern im Tele. Von der Linse beträgt der Abstand bei 50 Millimeter Brennweite nur 4,5 Zentimeter, was die Gefahr birgt, dass das Motiv durch Kamera und Objektiv abgeschattet wird. Zudem sind die Bildränder sichtbar unscharf. Bei 400 Millimetern Brennweite ist das kein Problem, denn der Abstand beträgt komfortable 117 Zentimeter und die Bildränder sind scharf.

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.