Kompaktes APS-C-Makro

Fujifilm XF 30 mm F2.8 R LM WR Macro im Test

2023-02-20 Mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 45 Millimetern bietet das Fujifilm XF 30 mm F2.8 R LM WR Macro mit 50,7 Grad diagonal den bisher größten Makro-Bildwinkel im X-System. Dank seiner Naheinstellgrenze von zehn Zentimetern kommt man bis zu 1,2 Zentimeter nah an das Motiv, das mit einem maximalen Abbildungsmaßstab von 1:1 abgebildet wird. Drei asphärische Linsen und zwei ED-Linsen sollen für eine hohe Bildqualität sorgen. Ob die aber auch den 40 Megapixeln des neuen APS-C-Sensors von Fujifilm gewachsen ist, haben wir an der X-T5 getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Mit knapp 700 Euro ist das Fujifilm XF 30 mm F2.8 R LM WR Macro zwar nicht ganz preisgünstig, wartet dafür aber mit einem leichten und dennoch robusten Gehäuse auf. Es besteht aus Aluminium und Kunststoff, wobei sich das Aluminium hauptsächlich auf das Bajonett und die Bedienringe beschränkt, während die Objektivfront und weitere Teile des Gehäuses aus hochwertigem Kunststoff bestehen. Das ist beim 43mm-Filtergewinde nicht ganz optimal, daher sollte man beim Einschrauben von Filtern mit Metallfassung eine gewisse Sorgfalt walten lassen.

Neun Dichtungen, eine davon am Bajonett, sorgen für einen Spritzwasser- und Staubschutz. Selbst Frost bis -10 Grad Celsius soll dem Makroobjektiv nichts ausmachen. Da der Fokus intern arbeitet, wird auch keinerlei Luft eingesaugt oder rausgedrückt, so dass die Dichtigkeit nicht negativ beeinflusst wird.

Durch seine konische Form wirkt das 30 mm Macro sehr schlank und lang, tatsächlich ist es aber nur einen Zentimeter länger als dick. Sieben Zentimeter misst es in der Länge, der Durchmesser beträgt sechs Zentimeter. Im Bereich der vorderen 4,4 Zentimeter ist es jedoch 5,2 Zentimeter schlank. Dank der Kombination aus kurzer Brennweite und nicht zu großer Lichtstärke von F2,8 misst die Frontlinse lediglich 1,5 Zentimeter im Durchmesser. Das sorgt zusammen mit dem leichten Gehäuse für ein Gewicht von nur 192 Gramm. Selbst mit der Testkamera Fujifilm X-T5 sind es lediglich 750 Gramm.

Die mitgelieferte, zylindrische Streulichtblende besteht komplett aus Kunststoff. Dieser ist matt, um keine ungewollten Reflexionen zu erzeugen. Sie misst 3,2 Zentimeter in der Länge und 6,3 Zentimeter im Durchmesser, ist mit gut 17 Gramm aber angenehm leicht. Sie lässt sich zum Transport verkehrt herum am Objektiv montieren, deckt dabei jedoch so gut wie den kompletten Fokusring ab, so dass sich dieser praktisch nicht mehr bedienen lässt.

Ausstattung und Bedienung

Das Fujifilm XF 30 mm F2.8 R LM WR Macro besitzt lediglich zwei Metall-Einstellringe. Beim hinteren davon handelt es sich um einen 1,5 Zentimeter breiten Blendenring. Er besitzt eine acht Millimeter breite, griffige Riffelung. Im vorderen Teil des Rings sind die vollen Blendenstufen eingraviert und weiß ausgelegt. Zudem gibt es eine rot ausgelegte A-Markierung für die Automatikstellung. Der Einstellweg zwischen A und F22 ist genauso lang wie zwischen allen anderen vollen Blendenstufen, jedoch ohne Zwischenrastung.

Weil das XF 30 F2.8 Macro zur neuesten X-Objektivgeneration gehört, gibt es sogar eine Arretierung in Automatikstellung, so dass man nicht versehentlich zwischen manueller und automatischer Blendeneinstellung wechseln kann. In beide Richtungen, also sowohl zum Aktivieren als auch zum Deaktivieren der Automatik, muss jeweils der Arretierungsknopf gedrückt werden. Der Bereich von F2,8 bis F22 des Blendenrings ist in Drittelstufen gerastet, wobei sich die hörbare Rastung nicht deaktivieren lässt.

Über einen optischen Bildstabilisator verfügt das Fujifilm XF 30 mm F2.8 R LM WR Macro nicht. Angesichts des in immer mehr Fujifilm-Systemkameras integrierten Sensor-Shift-Bildstabilisators, etwa der Fujifilm X-S10, der X-T4 und der Testkamera X-T5 sowie den Modellen X-H1, X-H2S und X-H2 ist das jedoch zu verschmerzen. Fujifilm verspricht bei der X-T5 bis zu sieben Blendenstufen längere Belichtungszeiten. Das wären beim 30 mm 2,5 Sekunden Belichtungszeit, da waren unsere Aufnahmen jedoch deutlich verwackelt. Bei 0,6 Sekunden Belichtungszeit konnten wir dagegen recht zuverlässig unverwackelte Fotos aufnehmen, was immerhin fünf Blendenstufen entspricht.

Fokus

Der mit 2,5 Zentimetern angenehm breite Fokusring besteht ebenfalls aus Aluminium und ist auf einer Breite von 1,9 Zentimetern fein geriffelt. Zwar ist er damit sehr griffig, aber zwischen den Riffeln setzt sich sehr gerne Dreck bis hin zu kleinen Staubkörnern fest. Der Ring lässt sich gegen einen leichten, angenehm weichen Widerstand völlig lautlos und endlos drehen. Der Fokusring arbeitet elektronisch und defaultmäßig nicht-linear. In diesem Modus bestimmt die Drehgeschwindigkeit, wie weit der Fokus verstellt wird. Dreht man den Ring langsam, lässt sich der Fokus in allerfeinsten Schritten sehr präzise einstellen. Dreht man schnell am Fokusring, werden sehr weite Verstellwege zurückgelegt. Per Menü lässt sich dieses Verhalten jedoch auf linear umschalten, dann bestimmt allein der Drehwinkel des Fokusrings, wie weit die Entfernungseinstellung verändert wird.

Der Fokus selbst wird von einem unhörbaren Linearmotor eingestellt. Dabei ist die Fokusgruppe frei beweglich gelagert und wird vom Antrieb direkt positioniert. Im ausgeschalteten Zustand klappert die Fokusgruppe im Objektiv hörbar und beim Blick von der Bajonettseite ins Objektiv auch sichtbar den Verstellweg vor und zurück. Der Autofokus arbeitet sehr schnell und präzise. Auf manuellen Fokus umgeschaltet wird über die Kamera. Dabei bietet die X-T5, wie bei Fujifilm üblich, eine Fokus-Peaking-Funktion, aber auch eine Fokuslupe lässt sich aktivieren, die besonders bei manueller Fokussierung hilfreich ist. Je nach Kameramodell lässt sich zudem beispielsweise ein digitaler Schnittbildindikator aktivieren. Ebenfalls praktisch ist die Entfernungsanzeige in einem Balkendiagramm, sogar die Schärfentiefe wird farbig markiert.

Das Fujifilm XF 30 mm F2.8 R LM WR Macro hat laut technischen Daten eine Naheinstellgrenze von zehn Zentimetern, die Entfernung der Objektivfront vom Motiv soll dabei lediglich 1,2 Zentimeter betragen. In der Praxis konnten wir knapp darunter ab einer Entfernung von 9,8 Zentimetern zur Sensorebene fokussieren. Der Motivabstand von der Objektivfront beträgt dabei 1,1 Zentimeter. Das minimale Bildfeld haben wir mit 2,2 x 1,5 Zentimeter gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:0,93 beziehungsweise einem 1,07-fachen Vergrößerungsfaktor entspricht und damit sogar etwas besser als die Herstellerangabe von 1:1 ausfällt.

Bei einem Kleinbildobjektiv bräuchte man übrigens einen Abbildungsmaßstab von 1:0,62 beziehungsweise einen 1,6-fachen Vergrößerungsfaktor, um ein identisch kleines Motiv formatfüllend einfangen zu können. Damit lassen sich kleinste Details fotografieren und aufgrund des relativ großen Bildwinkels von 50,7 Grad in Kontext zu ihrer Umgebung setzen beziehungsweise bei weiter entferntem Hintergrund überproportional groß abbilden. Problematisch ist dabei jedoch die geringe Entfernung der Objektivfront vom Motiv. Insekten mit entsprechendem Instinkt haben da längst die Flucht ergriffen und man muss sehr aufpassen, keinen Schatten auf das Motiv zu werfen.

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