Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-GH2

Seite 2 von 2, vom 2011-03-19, aktualisiert 2011-03-21 (Autor: Martin Vieten)Zur Seite 1 wechseln

Objektiv Unsere Testkamera war mit dem Objektiv G Vario HD 14-140/4.0-5.8 ausgestattet, mit dem die Lumix GH2 auch im Set angeboten wird. Der Bildwinkel des Objektivs entspricht dem eines Zooms von 28 bis 280 Millimeter an einer Kleinbildkamera. Dieses G Vario passt hervorragend zur GH2: Es ist mit einem Gewicht von rund 460 Gramm – bezogen auf den immensen Brennweitenbereich – recht leicht und zudem sehr kompakt. Im Inneren der aufwändig konstruierten Optik sorgen 17 Linsen in 13 Gruppen für eine möglichst fehlerfreie Abbildung des Bilds auf dem Sensor. Zudem minimiert das Objektiv die Gefahr verwackelter Aufnahmen, es bietet nämlich einen optischen Bildstabilisator, der bei Panasonic auf den Namen O.I.S. hört. Man muss sich übrigens keine Sorgen machen, für das G-System nicht die passende Linse zu finden – inzwischen ist die Objektivfamilie für Panasonics G-Kameras auf elf Mitglieder angewachsen. Sie decken (bezogen auf Kleinbild) den Brennweitenbereich von 14 bis 600 Millimeter ab.

In Zeiten spiegelloser Systemkameras wie der Lumix GH2 kommt dem Objektiv neben der Abbildung noch eine weitere wichtige Rolle zu: Es hat maßgeblichen Anteil daran, wie schnell und sicher der Autofokus funktioniert. Das Problem: Prinzipbedingt muss der Kontrast-AF einer spiegellosen Kamera mindestens zweimal messen, um den Fokuspunkt exakt bestimmen zu können. In der Praxis sind es natürlich deutlich mehr Messungen, wobei der Autofokus stets paarweise misst. Ganz anders bei einer DSLR: Deren Phasen-AF benötigt keine Messpaare, sondern kann den exakten Fokuspunkt beim Durchfahren der Brennweite auf einen Rutsch ermitteln. In der Praxis ist ein Phasen-AF dadurch deutlich schneller. Panasonic hat sich nun bei der GH2 eine raffinierte Lösung ersonnen, um den Kontrast-AF zu beschleunigen: Sobald der Autofokus aktiviert wird, verdoppelt die Kamera die Ausleserate des Sensors. Statt 60 Hertz sind es nun 120 Hertz, die AF-Geschwindigkeit wird damit also ebenfalls verdoppelt – zumindest in Theorie.

Damit auch in der Praxis die erhöhte Ausleserate einen spür- und messbar schnelleren Autofokus zur Folge hat, müssen die Stellmotoren im Objektiv die Befehle der Kamera schnell genug und vor allem auch exakt umsetzen. Hier kommt also wieder das G Vario 14-140/4.0-5.8 ins Spiel. In unserem Standard-Testverfahren benötigte die GH2 mit diesem Objektiv im Schnitt knapp 0,3 Sekunden, um scharf zu stellen. Noch schneller fokussieren nur noch hochgezüchtete Spiegelreflex-Kameras. Auch in der Praxis erweist sich der Autofokus als pfeilschnell – zumindest bei statischen Motiven. Bei bewegten Motiven und AF-Verfolgung hat die GH2 zwar keine Mühe, dem Objekt zu folgen. Doch wenn der Auslöser zur Aufnahme vollends durchgedrückt wird, genehmigt sich die Kamera einen Wimpernschlag, bis sie tatsächlich auslöst. In dieser kurzen Zeitspanne kann das Motiv schon wieder aus der Fokusebene herausgewandert sein. Lobenswert ist indes, dass das Objektiv wirklich flüsterleise fokussiert – Störgeräusche in Videoaufnahmen muss man also nicht befürchten. Das gilt leider nicht für den manuellen Zoom: Zoomfahrten machen in Videoaufnahmen durch vernehmbare Schabgeräusche auf sich aufmerksam.

Bildqualität Wenn es um die Bildqualität geht, hat die GH2 systembedingt mit einem Nachteil zu kämpfen: Ihr Sensor nach den Spezifikationen des Micro-Four-Third-Standards weist nur etwa die viertel Fläche eines Kleinbildsensors auf. Entsprechend dicht müssen die einzelnen Fotozellen gepackt sein, was sich in der Regel negativ auf das Rauschverhalten und die erzielbaren Dynamikreserven auswirkt. Ob der relativ kleine Sensor tatsächlich ein Manko der GH2 ist oder neuste Sensortechnologien vielmehr den Nachteil der kleinen Fläche wettmachen – das und noch mehr haben wir ausführlich in unserem DCTau-Testlabor ermittelt. Das ausführliche, kommentierte Protokoll kann wie immer gegen ein kleines Entgelt heruntergeladen werden (siehe weiterführende Links am Ende dieses Beitrags).

Rund 16 Megapixel beträgt die Auflösung des Bildsensors der GH2, das ist sehr ambitioniert für die relativ kleine Sensorfläche. Doch wer jetzt bereits in niedrigen ISO-Bereichen inakzeptabel hohes Bildrauschen befürchtet, kann beruhigt werden: Bis ISO 800 zeigen die JPEG-Dateien aus der GH2 ein mustergültiges Rauschverhalten, die Aufnahmen erscheinen in der 100-Prozent-Ansicht brillant und detailreich. Schraubt man die ISO-Empfindlichkeit noch höher, steigt überraschenderweise das Bildrauschen nur sehr moderat an. Dafür nimmt die Wiedergabe feinster Details sichtbar ab – ein klarer Beleg dafür, dass die interne Rauschunterdrückung des GH2 etwas zu forsch ans Werk geht. Ab ISO 6.400 mogeln sich dann vermehrt großflächige Störungen ins Bild, worunter die Detailwiedergabe nochmals leidet. Deutlich besser sieht es aus, wenn man die RAW-Dateien der GH2 an Adobe Camera Raw übergibt: Hier zeigt sich mit steigender ISO-Zahl ein fast analog anmutendes, feines Helligkeitsrauschen, erst ab ISO 6.400 tritt dann auch unangenehmes Farbrauschen auf. Dennoch kann die hohe Empfindlichkeit von ISO 6.400 im Alltag durchaus noch überzeugen, insbesondere wenn man die Aufnahmen nicht größer als in DIN A4 ausgeben möchte.

Durchaus beeindruckend ist die Dynamikfähigkeit der GH2. Bis ISO 800 umfasst die Eingangsdynamik knapp neun Blendenstufen (EV) – ein exzellenter Wert. Ab ISO 3.200 bricht der Dynamikumfang dann jedoch auf 7,5 EV ein. Wenig Anlass zur Kritik auch beim Scharfzeichnen: Die GH2 schärft recht dezent, nur an sehr harten Kontrastkanten kommt es zu leichten, hellen Säumen. Ähnlich zurückhaltend gibt sich die Tonwertkurve: Sie verläuft bis in dunklere Helligkeitsbereiche nahezu linear, um dann in den Tiefen sanft auszuklingen.

Bei den Abbildungsleistungen der Optik ergibt sich ein eher durchwachsener Eindruck. In der Bildmitte zeichnet das Objektiv mit 80 Prozent der möglichen Auflösung noch recht detailreich. Zu den Bildrändern hin sinkt die Auflösung im Weitwinkelbereich aber rapide auf unter 50 Prozent ab. Bei maximaler Telestellung des Zooms sieht es kaum besser aus, lediglich bei 90 Millimeter Brennweite ist die Randauflösung von gut 60 Prozent gerade noch akzeptabel. Abblenden kann das Problem praktisch nicht mildern. Deutlich besser sieht es in Sachen Vignettierung (Randabdunklung) aus: Sie ist praktisch nur im Weitwinkelbereich und bei Offenblende sichtbar. Sehr gut sind auch die Verzeichnungswerte des Super-Zooms: Nur am kurzen Ende wird die Abbildung leicht tonnenförmig gewölbt, bei mittleren und langen Brennweiten verzeichnet das Objektiv nicht.

Rein visuell wissen die Aufnahmen mit der GH2 zu gefallen: Die Fotos sind detailreich und klar, sie zeigen kaum Nachbearbeitungsartefakte. Etwas Anlass zur Kritik gibt lediglich die Farbwiedergabe: Insbesondere unter Kunstlicht mogelt die GH2 einen deutlichen Grünstich ins Foto. Auch scheint sie insgesamt eine Vorliebe für Grüntöne zu hegen – hier ergibt sich für ein Nachfolgemodell durchaus noch Optimierungspotential.

Fazit Mit der Lumix DMC-GH2 hat Panasonic eine Kamera abgeliefert, die rundum imponiert. Nicht nur die Bildqualität weiß unterm Strich zu überzeugen – es sind vor allem auch die überragenden Videofähigkeiten, die die GH2 ziemlich konkurrenzlos dastehen lassen. Dazu zählen etwa die sehr hohen Bild- und Datenraten oder die Möglichkeit, ein externes Mikrofon manuell aussteuern zu können. Wer nicht gerade ein butterweiches Motorzoom braucht, kann mit der GH2 ohne Reue einen wesentlich teureren Camcorder aufs Altenteil schicken. Als Fotokamera gefällt die GH2 vor allem mit ihrem geringen Gewicht bei relativ kompakten Maßen. So bietet sie sich als ideale Begleiterin für alle Gelegenheiten an. Dabei ordnet sich die Kamera wahlweise gänzlich den Vorstellungen des Fotografen unter oder übernimmt alles selbst – die GH2 glänzt sowohl als halbautomatische Kamera wie auch als Vollautomat mit einer überaus reichhaltigen Ausstattung und vielen Konfigurationsmöglichkeiten. Verbessern könnte Panasonic noch die Farbtreue der Aufnahmen und die Serienbildgeschwindigkeit. Schade auch, dass das Objektiv 14-140/4.0-5.8 nicht ganz die hohen Ansprüche der GH2 erfüllen kann – insbesondere der Auflösungsverlust zu den Bildrändern hin ist sehr hoch.

Kurzbewertung

  • Kompakte Maße und geringes Gewicht
  • Hervorragend als Videokamera geeignet (aber Schabgeräusche beim Zoomen)
  • Sehr schneller Kontrast-AF
  • Überragende Ausstattung
  • Insgesamt sehr gute Bildqualität (bis ISO 800)
  • Nur kurze Serienbild-Bursts, sehr langsam im Dauerlauf
  • Rauschunterdrückung ab ISO 1.600 zu forsch
  • Leichte Probleme bei der Farbwiedergabe (Grünstich)
Kommentare

10 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

MissC 2011-03-19

Danke für den Testbericht. 
Ich habe die GH2 noch nicht so lange, aber eine Aussage hat mich etwas verwundert:

"Schade nur, dass sich zur exakten Belichtungskontrolle kein Live-Histogramm im Sucher einblenden lässt – das erscheint nur auf dem Display"

Bei mir erscheint es auch im Sucher....

Gruß Conny

Benjamin Kirchheim 2011-03-19

Da ich die Kamera nicht (mehr) da habe, kann ich nur vermuten: Soweit ich mich an die GH1 erinnern kann, sind Display und Sucher bzgl. der Anzeigen unabhängig voneinander einstellbar. Möglicherweise muss man das Live-Histogramm also für den Sucher nochmal separat aktivieren.

MissC 2011-03-19

Das muss nicht separat aktiviert werden. Wenn ich das Histogramm im Individual-Menü auf "ON" stelle, habe ich's sowohl auf dem Display als auch im Sucher

ah56 2011-03-19

Ein Testbericht auf den ich gewartet habe.

Danke  Big Smile

lensreporter 2011-03-20

Ein gut gelungener Testbericht! Ich habe die GH 2 als Drittkamera gekauft und sie hat mit der Canon 5 D M.II und Pentax K 5 natürlich eine (hoch) überlegene Konkurrenz, doch ab und an kommt sie zum Einsatz, wenn es darum geht, wenig Masse und relativ wenig Gewicht dabeizuhaben. Die Bildqualität kann durchaus überzeugen, doch ein grosse Manko gibt es: der Anschaffungspreis (mit Objektiv) von etwa 1000€ kann als zu hoch bewertet werden, zumal eine Pentax K 5 auch klein ist, aber sehr viel mehr zu bieten hat!

cameracarmel 2011-03-21

Als zufriedener Besitzer einer GH2 mit 14-42 Standardzoom, 20mm 1.7 Pancake- und altem Pentax 50mm-Objektiv meine bange Frage: WAS ist an der Pentax K5 so sehr viel besser (vgl. Testbericht)?

Benjamin Kirchheim 2011-03-21

Tatsächlich gibt es ein Live-Histogramm wie von mir vermutet erst nach ener "Einstellorgie" auch im Sucher.

Testautor Martin Vieten schreib mir gerade nach einem Blick ins Handbuch entschuldigend dazu: "Standardmäßig zeigt die GH2 kein Live-Histogramm an. Man kann sie aber dazu bewegen, im Sucher dieselben Informationen zu zeigen wie auf dem Display. Das geht im Menü INDIVIDUAL über SUCHER-ANZ.STIL. Zusätzlich muss dann noch die Option HISTOGRAMM im INDIVIDUAL-Menü auf ON geschaltet werden."

So etwas kann bei einem Test nunmal passieren, man ist auch nur Mensch. Die entsprechende Passage oben habe ich korrigiert und außerdem noch einen weiteren kleinen Fehler im Abschnitt Objektiv: Die kleinste Brennweite auf KB bezogen im MFT-Objektivprogramm ist 14 und nicht 16 mm.

pentaxoli 2011-03-23

Sehr interessant wäre ein Vergleich gewesen, daß 14-140 mFT gegen das 14-150 FT von Panasonic zu testen. Leider existieren für mFT noch keine Optiken mit einer hervorragenden Bildqualität.

digitalkamera.de-Benutzer (Konto gelöscht) 2011-03-23

dann bist du schlecht informiert - mft bietet eine ganze reihe wirklich hervorragender objektive. als bespiel erwähne ich pana 1.7/20, pana 2.8/45, pana 7-14...allesamt erstklassig.

pentaxoli 2011-04-01

Das Pana 1,7 20 kenne ich nicht, aber das Pana 1,4 25 ist bestimmt nicht "Top-of-the-Tops", das 1,7 soll nicht so gut sein.

Schon mal mit dem Oly 7-14 und 2,0 50 Makro fotografiert? Das sind Referenzen ;-)

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Testnoten

Note Anteil  Punkte
Verarbeitung 12,5 % 96 %
Ausstattung 12,5 % 100 %
Handhabung 12,5 % 92 %
Geschwindigkeit 12,5 % 92 %
Bildqualität 50,0 % 88 %
Gesamtnote 91 %

Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Panasonic
Modell Lumix DMC-GH2
Preis ca. 1.400 EUR**
Sensor Auflösung 18,31 Megapixel
Max. Bildauflösung 4.608 x 3.456
(Seitenverhältnis) (4:3)
Objektiv Lumix G Vario 1:4-5,8/14-140mm Asph. OIS
Filtergewinde 62 mm
Sucher LCOS EVF
  Auflösung 1.530.000
  Sichtfeld 100%
  Vergrößerung 0,7-fach
  Dioptrienausgleich -4 bis +4 dpt.
LCD-Monitor 3"
  Auflösung 460.000
  drehbar ja
  schwenkbar ja
  als Sucher ja
Videoausgang PAL/NTSC über AV und HDMI
  als Sucher ja
Programmautomatik ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
manuelle Belichtung ja
  BULB-Langzeit-
  belichtung
ja
Motivprogramme
  Porträt ja
  Kinder/Baby ja
  Landschaft ja
  Makro ja
  Sport/Action ja
  weitere 17
Belichtungsmessung    Mehrfeld, mittenbetont Integral, Spot
Blitz ja
  Leitzahl 10,9 (Messung)
  Blitzanschluss Systemblitzschuh
Fernauslöser Kabel
Intervallaufnahme
Speichermedium SD/SDHC/SDXC
Videomodus
  Format AVCHD (oder MOV)
  Codec MPEG4 (oder Motion-JPEG)
  Auflösung (max.) 1.920 x 1.080 (nur AVCHD)
1.280 x 720 (bei MOV)
  Bildfrequenz (max.) 50 (bei AVCHD)
30 (bei MOV)
Empfindlichkeit
  automatisch 160-1.600
(Obergrenze einstellbar)
  manuell ISO 160-12.800
Weißabgleich
  Automatik ja
  Sonne ja
  Wolken ja
  Leuchtstofflampe
  Glühlampe ja
  Sonstiges Schatten, Blitz, manuelle Farbtemperaturwahl, WB-Feinkorrektur
  Manuell ja
Autofokus
  Anzahl
  Messfelder
23
  AF-Hilfslicht rote LED
  Geschwindigkeit ca. 0,3 s
Sprachen Deutsch
  weitere 15
Einschaltzeit ca. 0,2 s
Einhandbedienung
(Zoom und Auslöser)
Gewicht
(Betriebsbereit)
392 g (nur Gehäuse)
850 g (mit Objektiv**)
Serienbildfunktion*
  Serienbildanzahl 7 (JPEG)
  7(RAW)
  Frequenz
    (Bilder/s)
4,8 (JPEG)
3,7 (RAW)
  Dauerlauf
    (Bilder/s)
0,7 (JPEG)
0,7 (RAW)
  mit Blitz
Zoom
  Zoomverstellung am Objektiv
  Zoomstufen stufenlos
  Zeit WW bis Tele
Speicher-
geschwindigkeiten*

  JPEG 2,3 s (6,4 MByte)
  RAW 2,9 s (17,6 MByte)
Auslösung während
d. Speicherns mögl.
ja
Akkulaufzeit ca. 320 Bilder (lt. CIPA)

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"
* mit Panasonic 4 GB Class 10 SDHC Speicherkarte
** mit Objektiv Lumix G Vario 1:4-5,8/14-140mm Asph. OIS

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