Aus dem digitalkamera.de-Testlabor

Bildqualität des Huawei Mate 9 mit Leica-Doppelkamera getestet

Seite 2 von 2, vom 2016-11-23 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Erstaunlich sind zwei weitere Messungen. Der Dynamikumfang liegt von ISO 50 bis 1.600 bei über zehn Blendenstufen, teilweise erreicht sie fast 10,5 Blendenstufen. Für ein Smartphone ist das echt verdammt gut. Bei ISO 3.200 sind es immer noch mehr als respektable knapp unter zehn Blendenstufen. Große Helligkeitsunterschiede kann das Mate 9 also gut in den Bildern einfangen. An dem Punkt kranken die meisten Smartphone-Kameras, wodurch sich die Bilder von Fotokennern oft enttarnen lassen. Mit zum guten Dynamikumfang trägt sicherlich die erstaunlich neutrale Tonwertkurve bei. Statt die Mittenkontraste für eine knackige Wiedergabe stark zu erhöhen, wie es selbst die meisten ausgewachsenen Digitalkameras machen, hält sich das Mate 9 ganz Leica-like zurück. Das sorgt zwar nicht für die knackigsten Bilder, aber für natürlichere Fotos. Dem steht jedoch die Farbwiedergabe entgegen. Der Weißabgleich fällt etwas gelblich aus, was Chinesen vielleicht mögen, Nordeuropäer hingegen weniger. Auch die Farbwiedergabe selbst ist nicht wie bei den Tonwerten zurückhaltend, sondern kräftig. Viele Farben sind gesättigter als im Original, bleiben aber meistens dem Originalton treu (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Anders ist dies beim grünstichigen Gelb und dem gelbstichigen Orange.

Der Ausgangs-Tonwertumfang zeigt erneut den Knick hin zu ISO 400, darüber steigen die Werte wieder. Besonders viele Helligkeitsabstufungen zeichnet das Mate 9 aber insgesamt nicht. Nur bei ISO 50 wird mit über 224 von 256 möglichen Stufen ein sehr guter Wert erreicht. Von ISO 200 bis 800 liegt der Wert im akzeptablen Bereich, jedoch unter 128 Stufen, bei ISO 400 sind es sogar unter 100. Die Tatsächliche Farbtiefe hingegen ist wieder gut bis sehr gut. Bei ISO 50, 100 und 800 werden über vier Millionen Farben differenziert, bei ISO 200, 400 und 1.600 immer noch gute über zwei Millionen, bei ISO 3.200 sind es immerhin noch über eine Million Farbabstufungen. Der integrierte LED-Blitz leuchtet übrigens nur das Bildzentrum gut aus, fällt zum Bildrand hin aber rasch und deutlich auf bis zu nur noch 40 Prozent der Helligkeit des Bildzentrums.

Die Autofokusgeschwindigkeit messen wir bei Smartphones ohne Kameraauslöser normalerweise gar nicht. Auch die Belegung des Lautstärkereglers mit der Auslösefunktion half nicht weiter. Normalerweise drücken wir den Auslöser durch Auflegen eines Mikrotasters mit diesem gleichzeitig, er lässt ein LED-Lauflicht loslaufen, anhand der leuchtenden LED im aufgenommenen Bild lässt sich die Auslöseverzögerung ablesen. Die Auslösung erfolgt aber erst, wenn wir den Auslöser loslassen und somit nicht nur beliebig verzögert, sondern auch erst, wenn wir dabei gleichzeitig den Mikrotaster loslassen, was das Lauflicht auf den Anfang zurücksetzt. Den Touchauslöser und den Mikrotaster mit zwei Händen parallel zu betätigen, birgt eine deutlich größere Fehlerquelle, weshalb wir diese Messung normalerweise nicht vornehmen. Wir haben beim Mate 9 eine Ausnahme gemacht und kamen ungefähr auf eine Auslöseverzögerung von knapp 0,6 Sekunden für die Fokussierung inklusive Auslösung. Das ist nicht besonders schnell, reicht aber für viele Anwendungsfälle.

Das Mate 9 lässt sich zudem manuell fokussieren. Normalerweise messen wir die reine Auslöseverzögerung ohne Fokussierung mit Hilfe des zweistufigen mechanischen Auslösers der Kamera, um vorzufokussieren. Das Mate 9 haben wir zu diesem Zweck manuell fokussiert und dann wie oben mit hoher Ungenauigkeit gemessen. Die Auslöseverzögerung lag so bei knapp unter 0,4 Sekunden, was ebenfalls nicht besonders schnell ist.

Fazit

Das Huawei Mate 9 bietet eine gute Kamera-App mit ausreichenden Einstellmöglichkeiten, die zudem frei von Fallstricken beziehungsweise unerwartetem Verhalten ist. Wirklich positiv erstaunt sind wir von der Bildqualität. Zwar liegen Smartphones hier schon auf vergleichsweise hohem Niveau und reichen für den Alltag aus, das Mate 9 legt aber durchaus nochmal eine Prise drauf. Sogar bei ziemlich hohen Empfindlichkeiten sind die Bilder noch recht ordentlich, auch wenn sie mit einer ausgewachsenen Digitalkamera mit großem Aufnahmechip nicht mithalten können. Gegenüber dem P9 gibt es jedenfalls noch eine gut sichtbare Verbesserung. Etwas unschön ist der leichte Gelbstich der Bilder, auch die etwas hohe Farbsättigung hätte nicht sein müssen. Vielleicht könnte Huawei außerdem die Abstimmung bei ISO 400 noch leicht verbessern, denn subjektiv (und auch messtechnisch) sehen die Bilder bei ISO 800 sogar etwas besser als bei ISO 400.

Huawei Mate 9

Farbtreue


Hersteller Huawei
Typenbezeichnung Mate 9
Preis (UVP) 699,00 Euro
Farben Weiß, Silber, Grau, Gold, Braun
Gehäuse
Abmessungen 79 x 157 x 8 mm
Hardware
Betriebssystem Android 7.0
CPU-Typ Kirin 960
CPU-Kerne 8
CPU-Taktrate 2,4 GHz
Arbeitsspeicher 4 GB
Massenspeicher
64 GB50 GB
Speicherkartentyp Micro SDXC
Maximale Speicherkartengröße 256,0 GB
Konnektivität
USB-Typ Typ C
USB-Version USB 2.0 High Speed
WLAN ja
Bluetooth ja
NFC ja
Netze (LTE, GSM etc.) GSM, LTE, UMTS, USM
Display
Displaytyp LCD
Displaygröße 14,8 cm / 5,9 Zoll
Displayauflösung 1.920 x 1.080 Pixel / 373 ppi
Energieversorgung
Akkukapazität 4.000 mAh
Akku austauschbar nein
Standbyzeit (GSM / UMTS) k. A. / k. A.
Kamera
Sensorauflösung 12,0 Megapixel
Maximale Bildauflösung 5.120 x 3.840 Pixel
Brennweite (KB-equiv.) 27 mm
Lichtstärke F2,2
Bildstabilisator optisch
Videoauflösung
3.840 x2.160(16:9)30p
Frontkamera ja
Frontkamera Sensorauflösung 8,0 Megapixel
Mikrofon vorhanden
Autofokus ja
Serienbilder (Anzahl / Geschwindigkeit) k. A.
Blitzlicht ja
ISO-Empfindlichkeit automatisch ja
ISO-Empfindlichkeit manuell ja
ISO Empfindlichkeit 50 - 3.200
Vollautomatik ja
Sonderfunktionen (Auswahl) GPS, Glonass, Galileo, BDS, Fingerabdruck-Sensor, G-Sensor, Gyroscope, Kompass, Ambient Light Sensor, Näherungssensor, Hall sensor, Barometer, Hybrid-AF, Dual-Kamera, 20 Megapixel Monochrom-Sensor
Blitzlicht / Blitztyp ja / LED

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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.