Sony SLT-Kameras "End of Live"

Ein Nachruf auf das Sony A-Bajonett

2021-05-06, aktualisiert 2021-08-12 Die Sony-DSLR-Kameras mit dem ursprünglich von Minolta übernommenen Bajonett sind ausverkauft und werden nicht mehr neu aufgelegt. Das letzte noch erhältliche Modell war die Sony Alpha 99 II. Die APS-C-Kameras Alpha 68 und Alpha 77 II sind eigentlich schon seit Ende 2020 ausverkauft. Mit den Kameras, die eigentlich gar keine "richtigen" Spiegelreflexkameras waren, weil sie einen elektronischen Sucher statt eines üblichen Spiegelreflex-Suchers besaßen, geht die Ära eines durchaus erfolgreichen Objektiv-Anschlusses zu Ende, der von Minolta entwickelt und 1985 in den Markt eingeführt wurde.  (Jan-Markus Rupprecht)

Sony übernahm am 1. April 2006 die Kamerasparte von Konica Minolta inklusive der Entwicklungsabteilung für digitale Spiegelreflexkameras. Konica Minolta ging seinerseits erst wenige Jahre zuvor aus der Fusion der beiden traditionellen Kamerahersteller Konica und Minolta hervor. Mit der Übernahme führte Sony die DSLR-Linie von Konica Minolta fort, die damals lediglich aus den beiden APS-C-Modellen D7D und D5D bestand. Diese setzten wie auch die heutigen SLT-Kameras von Sony das A-Bajonett ein, das Minolta 1985 mit der ersten Autofokus-Spiegelreflexkamera einführte. "A-Bajonett" bzw. A-Mount (oder auch Sony AF-Bajonett) wurde der Anschluss aber erst zu Sony-Zeiten genannt, vorher hieß er Minolta-AF-Bajonett oder Konica-Minolta-AF-Bajonett. Das A leitet sich von Alpha ab, der Sub-Marke, die Sony damals mit den Spiegelreflexkameras eingeführt hatte. Dieser wurde später auch auf die spiegellosen Systemkameras übertragen. Die ersten spiegellosen Sonys hießen einfach NEX-3 usw., hatten aber ebenfalls ein Alpha-Symbol auf dem Gehäuse und gehörten damit dem Alpha-System an.

Bereits zwei Monate nach der Übernahme von Konica Minolta präsentierte Sony mit der Alpha 100 die erste eigene DSLR, deren Konica-Minolta-Wurzeln allerdings unverkennbar waren. Im Herbst 2008, und damit nur ein Jahr nach Nikon, kam mit der Alpha 900 die erste Vollformat-DSLR von Sony auf den Markt. Bereits ein Jahr später setzte Sony mit der Alpha 850, der ersten KB-Vollformat-DSLR für unter 2.000 Euro, ein wichtiges Zeichen. Die APS-C-Objektive von Sony tragen übrigens ein DT im Namen, die Vollformat-Objektive sind nicht gesondert gekennzeichnet.

Der nächste größere Umbruch stand 2010 mit der Einführung der ersten beiden SLT-Kameras an. Statt wie bei einer DSLR einen Schwingspiegel einzusetzen, kommen feststehende, teildurchlässige Spiegel zum Einsatz, die einerseits das Autofokusmodul mit Licht versorgen und andererseits den Bildsensor, was einerseits ein ständiges Livebild ermöglicht und andererseits den Spiegelschlag überflüssig macht. Die Sucher der SLT-Modelle sind demnach elektronisch und nicht mehr nach dem klassischen Spiegelreflexprinzip aufgebaut. Streng genommen handelt es sich also nicht um DSLRs. Die ersten beiden SLTs Alpha 35 und Alpha 55V waren so erfolgreich, dass die Markteinführung der parallel vorgestellten Spiegelreflexkamera Alpha 560 kurzerhand für den deutschen Markt abgesagt wurde. Hierzulande war damit die ebenfalls mit der SLT-A33 und A55V parallel vorgestellte Alpha 580 die letzte klassische DSLR von Sony.

Am SLT-Prinzip hielt Sony bis zuletzt fest, hatte in den letzten Jahren mit der Alpha 68, 77 II und 99 II allerdings nur noch wenige Modelle im Programm. Diese wurden in den Jahren 2014 bis 2016 vorgestellt. Das heißt, bei den A-Mount-Kameras hat sich schon in den letzten fünf Jahren nichts mehr getan. Die Alpha 68 und 77 II sind schon seit Herbst bzw. Ende letzten Jahres "durch". Jetzt ist auch die Alpha 99 II ausverkauft.

Wer noch gute Objektive mit Sony A-Mount besitzt, kann diese ziemlich problemlos per Objektivadapter an einer spiegellosen Systemkamera von Sony betreiben. Sony hat dazu sogar seit November 2020 mit dem LA-EA5 einen ganz neuen, sehr schönen Objektivadapter im Programm, der sich mit seinem schlanken Design ganz harmonisch zwischen A-Mount-Objektiv und E-Mount-Kamera einfügt. Dabei werden sogar Technologien wie Echtzeit-Gesichts- und Augenerkennung sowie Tiererkennung unterstützt. Nicht möglich ist hingegen der Betrieb mit Telekonvertern und bei Videoaufnahmen funktioniert der Autofokus nicht. Detaillierte Informationen zu dem 300 Euro teuren Adapter enthält unsere Meldung zum Sony LA-EA5 (siehe weiterführenden Links).

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Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.