Mobiler Stromspeicher plus Solarzelle

Tragbare Powerstation Jackery Explorer 1000 im Test

Seite 2 von 2, vom 2023-08-22 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Praxis

In der Praxis haben wir die Jackery Explorer mit verschiedenen Geräten ausprobiert. Für den Leistungstest musste ein 1.000 Watt starker Heizlüfter herhalten. Er lief fast eine Stunde bei voller Last durch. Dabei ist anzumerken, dass der Wechselrichter selbst sowie die Lüfter Strom benötigen. Im Vergleich zum Heizlüfter ist der "Verlust" aber zu vernachlässigen. Anders sieht es jedoch bei kleineren Verbrauchern aus. Zieht man beispielsweise nur 100 W zum Laden eines Notebooks, verzehnfacht sich der Verlust. Insgesamt scheint der Wechselrichter aber sehr effektiv zu arbeiten. Wir haben mit einem Stromkostenmessgerät bei 435 Watt Dauerlast eine nutzbare Kapazität von 907 Wh ermittelt – das sind immerhin 90,5 Prozent der Akkukapazität.

Der zweite Test erfolgte mit einer kleinen Nespresso-Kapsel-Kaffeemaschine. Diese benötigt in der Spitze knapp über 1.200 Watt – auch das lieferte die Jackery Explorer 1000 klaglos. Über einen längeren Zeitraum konnten wir so 50 Kapselkaffees zubereiten, bevor der Akku erschöpft war. Da hierbei viele Aufheizphasen enthalten waren, dürften es bei der Zubereitung in kürzerer Zeit noch mehr Kaffees sein.

Als "Kleinverbraucher" haben wir eine Kompressor-Kühlbox mit etwa 20 Litern Fassungsvermögen am 12 V Ausgang ausprobiert. Die Raumtemperatur betrug 24 °C, sechs Liter Getränke haben wir auf ca. 8 Grad runtergekühlt und dann bei dieser Temperatur gehalten. Der Stromverbrauch lag bei ca. einem Prozent pro Stunde, wir konnten die Kühlbox also über vier Tage durchlaufen lassen.

Für einen weiteren Test sind wir raus in die Wildnis von Lübeck gefahren. Die letzten Kilometer transportierten wir die Powerstation samt zahlreichen Verbrauchern, Solarzellen und "mobilen Büro" in Form eines Tischs und Stuhls auf einem Fahrradanhänger, um nicht alles zu Fuß zum "Fotospot" tragen zu müssen.

Mit zahlreichen Verbrauchern wie dem E-Bike-Ladegerät und USB-C-Notebooknetzteil an den beiden 230 V Steckdosen, einer Kompressor-Kühlbox an der 12 V Steckdose und einem Smartphone am USB-C-Ausgang hatte die Jackery Explorer 1000 keinerlei Mühe. Weniger als 250 Watt wurden insgesamt verbraucht, da wäre noch viel Luft nach oben gewesen.

Das mitgelieferte Netzteil leistet theoretisch 180 Watt. Praktisch lädt die Jackery Explorer allerdings mit maximal 145 Watt, so dass das Aufladen laut Jackery lange 7,5 Stunden dauert. In der Praxis haben wir sogar acht Stunden benötigt. Vor allem die letzten fünf Prozent ziehen sich lange hin, da hier die Ladeleistung zusehends abbaut. Am Zigarettenanzünder eines PKW dauert das Aufladen sogar fast doppelt so lange. Aber Achtung: das sollte man nur bei laufendem Motor machen, sonst ist am Ende die Autobatterie leer und der Motor springt nicht mehr an. Für die Kabel legt Jackery übrigens eine kleine Tasche bei. Klett-Kabelbinder zur Bändigung des Kabelsalats muss man sich hingegen selbst besorgen.

SolarSaga 100

Als dritte Möglichkeit haben wir das Laden mit Solarzellen ausprobiert. Hierzu standen uns zwei Jackery SolarSaga 100 samt Y-Kabel zum Parallelschalten zur Verfügung. Wir konnten bei sehr klarer Luft an einem Nachmittag Anfang Oktober optimal zur Sonne ausgerichtet mit beiden Panels zusammen immerhin 120 Watt Ladeleistung generieren. Viel mehr gibt der Solar-Laderegler der Jackery Explorer 1000 auch nicht her. Das Aufladen würde damit theoretisch etwas über acht Stunden dauern. Praktisch muss man allerdings daneben sitzen und die Solarpaneele ständig neu zur Sonne ausrichten, denn der nachlassenden Ladeleistung aufgrund der wandernden Sonne (beziehungsweise der sich drehenden Erde) konnte man im Minutentakt auf dem Display der Jackery Explorer 1000 zusehen.

Das SolarSaga 100 ist ein Faltpanel mit einer Spitzleistung von 100 Watt und einem guten Wirkungsgrad von immerhin fast 24 Prozent. In der Praxis erreicht man mit einem Panel problemlos über 50 Watt, aber Leistungen über 60-70 Watt sieht man, zumindest in unseren Breitengraden, eher selten. Es lohnt sich also, wie hier im Test, zwei SolarSaga 100 parallel zu schalten, wenn man die Powerstation sicher an einem sonnigen Tag komplett aufladen möchte.

Gefaltet werden die Solarflächen zueinander, so dass sie beim Transport gut geschützt sind. Magnete im Tragegriffbereich halten das Panel geschlossen. Auf der Rückseite befinden sich Aufstellfüße, damit man das SolarSaga in einem guten Winkel zur Sonne aufstellen kann. Hinter einem Reißverschluss verbergen sich zudem zwei USB-Anschlüsse, einmal USB-A und einmal USB-C. Diese liefern allerdings nur jeweils 5 V bei 3 A (USB-C) und 2,4 A (USB-A). Das ist also eher nur für den Notfall, die Leistung der Solarzelle kann so nicht annähernd genutzt werden.

Zudem befindet sich hier ein knapp über drei Meter langes Kabel mit Rundstecker und Adapter-Rundstecker für verschiedene Powerstations von Jackery. Das Y-Kabel von Jackery wiederum bietet zwei Rundbuchsen und am anderen Ende einen Anderson-Stecker, der sich ebenfalls mit den Jackery Powerstations verbinden lässt. Dank der langen Kabel kann man die Powerstation selbst zum Laden in den Schatten stellen. Beim Laden bleibt zudem der Lüfter aus, wenn die Umgebungstemperatur nicht zu hoch ist.

Das SolarSaga 100 ist nicht wasserdicht, zumindest nicht auf der Rückseite mit den USB-Anschlüssen. Jackery gibt trotzdem einen IP65-Spritzwasserschutz an, ein leichter Regen sollte also zumindest dem aufgestellten Solarpanel nichts anhaben können, auch wenn dann natürlich mangels Sonneneinstrahlung so gut wie kein Strom fließen dürfte. Ausgefaltet misst es etwa 1,2 x 0,5 Meter, die tatsächliche Solarfläche beträgt zweimal 50 x 50 Zentimeter, also einen halben Quadratmeter. Das Gewicht liegt bei knapp 3,9 Kilogramm. Die Leerlaufspannung gibt Jackery mit 21,6 V an, die Leistungsspannung beträgt 18 V bei 5,55 A, der Kurzschlussstrom beträgt 6 A. Ein Jackery SolarSaga 100 kostet normalerweise knapp 330 Euro, es wird aber praktisch dauerhaft für gut 275 Euro verkauft, der Angebotspreis liegt manchmal sogar unter 240 Euro.

Fazit

Der Jackery Explorer 1000 ist immer noch eine leistungsfähige Powerstation, die allerdings vor allem mit dem starken, effektiven Wechselrichter glänzt. Das Aufladen geht hingegen langsam und die USB-Ladeanschlüsse werden modernen Anforderungen nicht mehr gerecht. Dennoch ist die Powerstation unvermindert teuer, obwohl Jackery selbst inzwischen mit der Pro-Serie modernere Powerstations im Programm hat, die allerdings noch teurer sind. Nutzt man hingegen die immer wiederkehrenden Angebote, ist die Jackery Explorer 1000 eine immer noch gute Powerstation mit zuverlässiger, bewährter Technik. Das Solarpanel Jackery SolarSaga 100 ist hingegen scheinbar nicht so in die Jahre gekommen, denn im Prinzip braucht man nicht mehr, als eine gute Solar-Ladeleistung, die das Panel problemlos liefert. Aber auch hier sind die zusätzlich angebotenen USB-Anschlüsse bezüglich Leistung nicht mehr zeitgemäß.

Kurzbewertung

  • Robustes Gehäuse
  • Leistungsstarker Wechselrichter
  • Hohe nutzbare Kapazität
  • Kinderleichte Handhabung
  • Schwache Leistung der USB-Anschlüsse
  • Lauter Lüfter
  • Schlecht haltende Gummiabdeckungen der Steckdosen
  • Langsame Ladezeit

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