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Kaufberatung: Was bei Powerstations (und Solarzellen) zu beachten ist

2023-08-15 Spätestens seit der Energiekrise 2022 sind Powerstations allgegenwärtig und das Angebot wird immer breiter. Dabei handelt es sich um große Akkus in einem tragbaren Gehäuse samt leistungsfähigem Wechselrichter, mit denen sich teilweise sogar Kaffeemaschinen, Wasserkocher und Herdplatten unabhängig von einer Steckdose betreiben lassen. Doch auch bei zahlreichen Fotoanwendungen fernab von Steckdosen können Powerstations sehr nützlich sein. Wir geben ein paar Tipps, worauf man beim Kauf achten sollte. Auch das Thema Laden mit Solarzellen beleuchten wir kurz.  (Benjamin Kirchheim)

Powerstations sind inzwischen weit verbreitet, das Angebot ist schier unüberschaubar. Immer wieder sprießen neue Anbieter, teilweise auf Crowdfunding-Plattformen wie Indiegogo und Kickstarter, aus dem Boden. Es gibt aber auch viele etablierte Anbieter wie Jackery, Anker, Bluetti, Egretech, Goal Zero, Nitecore oder Zendure, um nur einige zu nennen. Die typische Akku-Kapazität liegt zwischen 250 und 2.000 Wh, es gibt aber auch größere und sogar kleinere Geräte, wobei jedoch die Sinnhaftigkeit bei weniger als einer viertel Kilowattstunde Kapazität durchaus zweifelhaft ist. Zur Mitnahme in Flugzeugen, dort sind meist maximal 100 Wh pro Akku erlaubt, taugen Powerstations übrigens nicht. Während die kleinen Geräte über einen Tragegriff verfügen, werden Geräte über 2.000 Wh in der Regel auf eingebauten Rollen wie ein Trolley transportiert und nicht mehr getragen, da sie zu schwer sind.

Als Preis kann man mit etwa 50 bis 100 Euro je 100 Wh rechnen, wobei auch diese stark variieren, da die Hersteller teilweise enorme Rabatte gewähren. Wenn einem das Preis-Leistungsverhältnis wichtig ist, sollte man also den Markt beobachten und nicht gleich beim erstbesten Angebot zugreifen. Bei größeren Powerstations ist es zudem manchmal möglich, die Kapazität mit Zusatzakkus zu erweitern. So spart man sich einen zusätzlichen Wechselrichter im Vergleich zum Kauf von zwei Powerstations.

Um zu bestimmen, welche Kapazität so eine Powerstation überhaupt haben sollte, muss man seinen Verbrauch ermitteln und die Zeitspanne berücksichtigen, die man ohne Steckdose auskommen möchte. Zudem ist es ratsam, auf energiesparende Geräte zu achten, beispielsweise arbeitet eine kleine Kompressor-Kühlbox wesentlich effektiver als großer Kompressor-Kühlschrank oder gar eine billige Kühlbox mit Peltier-Element. Notebooks sind wiederum wesentlich energiesparender als Desktop-PCs mit Monitor, die man ebenfalls problemlos an einer Powerstation betreiben kann. Kochen ist ebenfalls recht ineffektiv, das geht beispielsweise mit einem kleinen Gaskocher besser.

Zudem nutzen Gleichstromgeräte die Kapazität viel besser, weil kein Wechselrichter mit Eigenstrombedarf betrieben werden muss. Man sollte also sein Notebook, wenn möglich, lieber über USB-C mit Strom versorgen, statt es mit Netzteil an der 230 V Steckdose zu betreiben. Auch der oft mehr oder weniger laute Lüfter zur Kühlung des Wechselrichters muss dann nicht laufen. Ansonsten sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Mit Powerstations ist das Nachladen von Akkus während des Foto-Shootings, der Betrieb von Blitzanlagen oder Dauerlicht sowie des Computers zur Bildbearbeitung ebenso realisierbar wie das kühle Getränk nach dem Shooting oder sogar der Kaffee in der Pause.

Genau deshalb sollte man sich aber auch fragen, was man unbedingt betreiben muss und wie viel Strom man dauerhaft und in der Spitze benötigt. Denn in der Regel ist die Leistung des Wechselrichters begrenzt, wobei zwischen Dauerlast und Spitzenlast – letztere steht oft nur für wenige Minuten zur Verfügung – unterschieden wird.

Zellchemie

Eine große Rolle spielt die Zellchemie der verwendeten Akkus, auch hier kommt es auf die Anwendung und Sicherheitsanforderungen, aber auch das Gewicht und die Größe sowie die maximale Leistungsfähigkeit an. Normale Lithium-Ionen-Akkus (meist NCM = Lithium-Nickel-Cobalt-Mangan) sind leichter, haben also eine höhere Energiedichte und können schneller geladen und entladen werden. Dafür brennen sie im Unglücksfall leichter und vor allem stärker und explosiver, zudem setzen sie dabei sehr giftige Chemikalien frei, die man nicht einatmen sollte.

Wir wollen hier aber nicht den Teufel an die Wand malen, denn auch in Smartphones, Kameras oder Laptops kommt diese Zellchemie zum Einsatz und angesichts der enorm weiten Verbreitung im Alltag sind Brandunfälle sehr selten. Dennoch kann man einige Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, etwa nur in Anwesenheit laden, keine leicht entflammbaren Gegenstände in der Nähe haben und keine Zellen beim Schlafen (zumindest nicht ohne Rauchwarner) laden. Nicht umsonst gibt es für Firmen, die an Akkus arbeiten, strenge Sicherheitsvorschriften.

Die Lebensdauer dieser Zellchemie ist begrenzt, meist steht nach 500 bis 1.000 Ladezyklen nur noch 80 Prozent der Kapazität zur Verfügung. Das kann man aber vernachlässigen, wenn man die Powerstation nicht so oft verwendet. Alle drei Tage von komplett leer auf komplett voll geladen reichen 1.000 Ladezyklen für über acht Jahre.

LiFePO4 (Lithium-Eisen-Phosphat oder kurz auch LFP) ist die schwerere, aber auch sicherere, langlebigere Zellchemie. Sie verträgt in der Regel 2.000, oft aber auch bis zu 6.000 Zyklen, bis die Kapazität unter 80 Prozent fällt. Selbst bei täglichem, komplettem Aufladen hält so ein Akku mit 5.000 Zyklen über 13 Jahre. Der Nachteil ist, dass diese Zellen nicht ganz so schnell geladen und entladen werden können, bei gleicher Kapazität hat der Inverter dann möglicherweise weniger Leistung als bei Li-Ion-Zellen. Das kann man mit einer größeren Akkukapazität kompensieren. Zwar können auch LiFePO4-Zellen brennen, sie explodieren aber normalerweise nicht und der Rauch ist weit weniger gefährlich.

Darüber hinaus gibt auch noch spezielle Zellchemien, die beispielsweise besonders temperaturresistent sind. Bereits ein aufgeheiztes Auto kann normale Zellen sehr stark beanspruchen, was die Lebensdauer reduziert. Bei sehr niedrigen Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt oder darunter kann die Leistung stark einbrechen. Vor allem das Aufladen leidet dann sogar noch mehr als die Energieentnahme. Nicht umsonst werben einige Kamerahersteller mit einer "Frostsicherheit" bis -10 °C. Man sollte beim Kauf also auf die Betriebs- und geplante Umgebungstemperatur achten. In jüngster Zeit hat sich die junge Firma Arkpax einen Namen mit zwei Powerstations gemacht, wobei eine IP67 spritzwassergeschützt ist und die andere extreme Temperaturen verträgt, beides ist einzigartig am Markt.

Generell lässt sich aber festhalten, dass sehr schnelles Laden und Entladen sowie extreme Temperaturen auf die Lebensdauer der Powerstations gehen. Dem kann man teilweise mit einer höheren Kapazität und selbstverständlich mit sorgsamem Umgang entgegenwirken. Oder man sieht so ein Gerät als Verbrauchsmaterial an, das eben irgendwann ersetzt werden muss. Schließlich kostet so eine Powerstation oft weniger als eine hochwertige Kamera und ein lichtstarkes Zoomobjektiv.

Anschlüsse

Neben dem Wechselrichter mit seinen 230V-Steckdosen sollte man aber auch auf die anderen Ausgänge achten. Denn wie bereits erwähnt, können Gleichstromgeräte mit weniger Energieverlusten betrieben werden. Dazu gehört etwa der klassische 12 Volt Zigarettenanzünder-Anschluss, der am besten mindestes 10 Ampere, besser sogar 15 Ampere vertragen sollte. Hier kann man gut 12 Volt Geräte wie Kühlboxen oder anderes Campingequipment betreiben. Obligatorisch sind USB-A-Anschlüsse, am besten mit Unterstützung von Schnellladestandards für Smartphones und andere per USB betriebene Geräte. Auch Kameraakkus können hier oft geladen werden. Immer wichtiger wird heutzutage USB-C. Dieses sollte am besten Power Delivery mit mindestens 60 W unterstützen, besser sogar 100 W für leistungshungrige Notebooks. Der neueste Power-Delivery-Standard erlaubt sogar noch höhere Leistungen, ist aber noch sehr selten anzutreffen. 60 Watt sind für normale Notebookanwendungen meist schon ausreichend. Manche Powerstation lässt sich sogar per USB-C mit bis zu 100 Watt laden, was sich vor allem bei kleineren Geräten mit weniger als 300 Wh Kapazität lohnt, denn dann entspricht das Aufladen in rund drei Stunden oft sogar einer Schnellladung.

Ein Netzteil zum Aufladen gehört bei einer Powerstation zumeist zum Lieferumfang und arbeitet extern. Es gibt aber auch welche mit eingebautem Ladegerät, gerade bei größeren Powerstations stört das Mehrgewicht kaum noch. Üblicherweise ist aber auch ein Laden über 12 V beim Autofahren möglich. Aber Achtung: Wenn der Motor nicht läuft, kann das Laden die Autobatterie so stark leeren, dass das Auto nicht mehr anspringt, denn die meisten Bleibatterien von Autos haben eine nutzbare Kapazität von deutlich unter einer Kilowattstunde, manchmal sogar unter einer halben.

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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.