Winzige Kamera für spezielle Anwendungen

Testbericht: Sony DSC-RX0

Seite 2 von 2, vom 2017-11-01 (Autor: Jan-Markus Rupprecht)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Wir haben die Sony RX0 wie jede andere Digitalkamera ganz normal im Labor getestet. Das war angesichts des 24mm-Objektivs (im Kleinbildäquivalent) überhaupt kein Problem. Der detaillierte Labortest mit allen Diagrammen, auf denen die folgenden Betrachtungen beruhen, kann über die weiterführenden Links gegen ein kleines Entgelt abgerufen werden. Im Labor beeindruckt das Objektiv trotz seiner Weitwinkelbrennweite mit seiner absoluten Verzeichnungsfreiheit, auch Farbsäume spielen praktisch keine Rolle, sie liegen selbst im Maximum deutlich unter einem Pixel Breite. Recht gering ist zudem die Randabdunklung mit lediglich 30 Prozent. Das sieht man kaum, zumal der Helligkeitsabfall zum Bildrand sehr gleichmäßig verläuft. Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast ist ebenfalls sehr gut, sie beträgt knapp 43 Linienpaare pro Millimeter im Kleinbildäquivalent, für etwas mehr als 15 Megapixel ein guter Wert. Zum Bildrand hin fällt die Auflösung nur gering auf etwa 38 Linienpaare pro Millimeter ab, was die Qualität des Objektivs unterstreicht. Wäre die Verzeichnung etwa digital korrigiert, so würde die Randauflösung viel mehr darunter leiden. Die Blende ist übrigens auf F4 fixiert und nicht verstellbar.

Der Signal-Rauschabstand ist in Ordnung und liegt von ISO 80 bis 3.200 im akzeptablen Bereich von 35 bis 40 dB. Oberhalb von ISO 3.200 hingegen hebt sich das Bildsignal nicht mehr deutlich genug vom Rauschen ab. Dabei unterdrückt die Rauschunterdrückung das Bildrauschen ziemlich gut. Bis ISO 3.200 tritt praktisch kaum Rauschen auf, darüber wird lediglich leichtes Helligkeitsrauschen sichtbar. Das störendere Farbrauschen spielt keine Rolle. Vor allem bei niedrigen Empfindlichkeiten zeigt sich eine Überschärfung der Fotos, die in der Aufnahme zu künstlichen Details führt, die in der Originalvorlage nicht vorhanden waren. Bis ISO 800 nehmen diese hinzugefügten Details wieder auf Normalniveau ab, oberhalb von dieser Empfindlichkeit gehen langsam feinste Details verloren, weil sie zusammen mit dem Bildrauschen des Sensors entfernt werden. Bis ISO 1.600 hält sich dieser Verlust jedoch in Grenzen, bei ISO 3.200 und 6.400 hingegen sind die Bilder schon merklich weicher, aber nicht unbrauchbar. Oberhalb von ISO 6.400 nehmen die Details jedoch nochmals deutlich ab.

Die RX0 liefert also bis in hohe ISO-Empfindlichkeiten noch viele Details. Dem steht jedoch das lichtschwache Objektiv entgegen. Eine Kamera mit F2 lichtstarkes Objektiv käme mit ISO 400 aus, wo man die RX0 bereits auf ISO 1.600 einstellen müsste. Das "frisst" den Vorteil des großen Sensors bezüglich Bildrauschen und Details fast komplett auf. Doch auch in einem anderen Bereich hat ein Sensor mit großen Pixeln Vorteile: Der Eingangsdynamik. Hier enttäuscht die RX0 nicht. Bis ISO 1.600 liefert sie über zehn Blendenstufen Dynamikumfang. Bis ISO 6.400 verliert sie rund eine Blendenstufe, bei ISO 12.800 eine weitere auf magere acht Blendenstufen Dynamikumfang.

Die Bildaufbereitung zeigt nicht nur beim Nachschärfen, dass die Fotos für die direkte Verwendung statt die Nachbearbeitung optimiert sind, sondern auch bei der Tonwertkurve. Diese verstärkt vor allem bei mittleren Helligkeiten die Kontraste für ein knackigeres Bildergebnis. Immerhin bewegt sich der Ausgangs-Tonwertumfang bis ISO 800 auf einem hohen Niveau von 192 und mehr Helligkeitsabstufungen von 256 möglichen. Selbst bei ISO 3.200 wird mit 160 Stufen ein noch guter Wert erreicht. Bei ISO 6.400 und erst Recht 12.800 sackt dieser Wert jedoch deutlich ab, so dass Helligkeitsverläufe nur noch sehr ungleichmäßig dargestellt werden.

Mit den Farben nimmt es die Sony RX0 nicht so genau. So weisen viele Farbtöne, vor allem die, die einen Rotanteil besitzen, eine deutliche Übersättigung auf. Bei der reinen Farbtonabweichung sieht es zum Glück etwas besser aus. Es zeigt sich also auch hier, dass die Bilder knackig und leuchtend aussehen sollen statt neutral. Immerhin ist die RX0 in der Lage, Farben sehr fein zu differenzieren – und das über einen großen Empfindlichkeitsbereich. Auch dies ist dem großen Sensor zu verdanken. So stellt die Sony bis ISO 1.600 über vier Millionen Farben dar, selbst bei ISO 6.400 ist der Wert mit knapp zwei Millionen Farbven noch gut.

In der Summe zeigen die Fotos im Labor also eine wirklich gute Bildqualität mit hoher Auflösung fast ohne optische Fehler und sind zudem über einen großen Empfindlichkeitsbereich rauscharm, farbenfroh und detailreich. Ab ISO 1.600 setzen leichte Einbußen ein, die bei ISO 3.200 und 6.400 stärker sichtbar werden. ISO 6.400 sollte man bereits vermeiden, bei ISO 12.800 ist die Bildqualität schlecht.

In der Praxis außerhalb des Labors hinterlässt die RX0 hingegen gemischte Gefühle. Bei viel Licht sind die Fotos mit dem verzeichnungsfreien Weitwinkelobjektiv und dem zu 75 Prozent ausgenutzten 1-Zoll-Sensor tadellos. Warum Sony den Bildkreis des Objektivs auf dem ohnehin größeren Sensor bei Fotos im Format 4:3 oder 16:9 nicht ausnutzt (wie etwa Panasonic bei der LX100), sondern die 3:2-Bilder einfach noch weiter beschneidet, bleibt ein Rätsel. Sobald das Licht aber nachlässt, insbesondere bei Innenaufnahmen, geht die Kamera aufgrund ihres lichtschwachen Objektivs gnadenlos mit der Empfindlichkeit hoch. ISO 6.400 haben wir in der unlimitierten Automatik bei normalen Innenaufnahmen und bei bedecktem Himmel tagsüber erreicht. Oberhalb von ISO 800 bricht aber die Bildqualität wie im Labor ermittelt ein, bei ISO 6.400 sogar stark. Da hilft nur eine Begrenzung der ISO-Automatik auf 800 oder 1.600 – dann aber erreicht die Belichtungszeit schnell Bereiche mit Verwacklungen oder motivseitiger Bewegungsunschärfe. Dem nur F4 lichtschwachen Weitwinkel können wir also nicht viel abgewinnen.

Videoaufnahmen sind von guter Qualität, aber auf FullHD beschränkt, was heute nicht mehr zeitgemäß ist. Grund dafür, dass die RX0 intern kein 4K-Video kann, könnte die dabei entstehende Wärmeentwicklung sein oder das winzige 700mAh-Akku, das dann in kürzester Zeit leergelutscht wäre – wir wissen es nicht. Ein z. B. auf fünf Minuten beschränktes 4K-Video wäre unserer Meinung nach besser als gar keines. Bei einer robusten und bis zehn Meter wasserdichten Miniaturkamera auf die Möglichkeit zu verweisen für 4K-Aufnahmen einen externen HDMI-Recorder anzuschließen, erscheint uns recht theoretisch. Die Qualität der normalen FullHD-Videos (2,1 Megapixel) ist sehr gut. Die kurzen Highspeed-Videos, die die RX0 mit bis zu 1.000 Bildern/s aufzeichnen kann, sind sichtbar verrauscht, aber Welten besser als das, was z. B. Actioncams bei maximal 240 Bilder/s derzeit abliefern.

Fazit

Die Sony RX0 ist eine Kamera für Spezialanwendungen. Auch wenn Sony sie als Fotokamera bezeichnet, scheint doch die Videofunktion, insbesondere die Highspeed-Videoaufnahme, ebenso wichtig. Allerdings sind die Videos intern auf nicht mehr ganz zeitgemäße FullHD-Auflösung beschränkt. Mit 4K intern in guter Qualität wäre die RX0 ein Knaller. 4K über den HDMI-Ausgang mit einem externen Recorder aufzuzeichnen, scheint uns für diese Kamera etwas weit hergeholt zu sein. Die Bedienbarkeit der RX0 empfinden wir als unterirdisch. Es fehlen elementare Bedienelemente, nicht einmal ein dedizierter Videoauslöser ist vorhanden. Personen mit weniger guter Sehstärke werden sie aufgrund der komplexen Menüs auf winzigem Monitor wahrscheinlich als unbedienbar ansehen. Die Smartphone-App lindert das nur bedingt.

Kurzbewertung

  • sehr kleines, robustes Gehäuse
  • wasserdicht bis 10 Meter
  • für eine Kamera dieser Größe sehr gute Bildqualität
  • viele Schnittstellen (inkl. HDMI und Mikrofon)
  • sehr lichtschwaches Objektiv
  • winziger Monitor
  • Bildschirmmenüs nicht an kleine Monitorgröße angepasst
  • wichtige Bedienelemente fehlen
  • sehr geringe Akku-Kapazität

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Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.