Spezialsoftware für Bildeffekte
Testbericht: Nik-Software Color Efex Pro 4
2011-11-21 Nik-Software hat vor kurzer Zeit ein Update für das beliebte Filter-Plugin "Color Efex Pro" auf Version 4 vorgestellt. Ist die neue Version der Software lediglich eine kosmetische Verbesserung mit ein paar neuen Funktionen, oder stellt sie einen echten Quantensprung in Sachen Spezial-"Efex" für Photoshop-begeisterte dar? Immerhin schlägt die Complete Edition von Color Efex Pro 4 mit knapp 200 Euro schon eine kleines Loch in die Brieftasche des Käufers. Ob also die neuen Funktionen eine solche Anschaffung rechtfertigen, versuchen wir zu klären. (Harm-Diercks Gronewold)
Hatte die Vorgängerversion Color Efex Pro 3 schon 52 verschiedene Effektfilter, so bietet Color Efex 4 Pro acht weitere Effekteinstellungen an. Allerdings wurden viele beliebte Effekte überarbeitet und verfeinert. Darunter fallen beispielsweise die Filter "Tonal Contrast", "High-" und "Low-Key", "Sunlight" sowie "Paper Toner". Bei den neuen Effekten überzeugt besonders die Filtereinstellung "Dark Contrast". Diese überbetont steuerbar Bilddetails und Texturen und vermittelt damit eine schwere Stimmung im Bild. Sie eignet sich für Stillleben ebenso wie für emotionale Porträts. Die "Image Borders"-Funktion ist dagegen das richtige Mittel, um Bilder stimmungsvoll einzurahmen, ohne dass groß in Photoshop montiert werden muss. Dies eignet sich für die verschiedensten Motive und überzeugt durchgängig, da der Benutzer aus individualisierbaren Rahmen-Vorlagen wählen kann, um den optimalen Rahmen für sein Bild zu kreieren. In unserem Bericht zur Vorgängerversion (siehe weiterführende Links) sind wir auf weitere interessante Filter eingegangen, die sich aber beim Sprung auf die neue Version nicht beziehungsweise nur wenig verändert haben. Die wirklich großen Innovationen der aktuellen Version stecken aber nicht in den Filtern, sondern vor allem im Handling der Software, die es dem Benutzer noch einfacher macht, seine Fotos mit überzeugenden Effekten, Farbkorrekturen und anderen gestalterischen Mitteln zu verfeinern.
Während der Installation der 37 Megabyte großen Setup-Datei zeigt das Programm, in welche installierten Bildbearbeitungsprogramme es sich integrieren kann. In Fall unseres Tests wurde das Programm in die 64-Bit-Version von Photoshop CS5 auf einem Windows 7 (64Bit) Rechner installiert. Color Efex Pro 4 Complete, kurz CEP4, ist für Adobe Photoshop CS3 bis CS5, Elements 8 und 9, Lightroom 2.6 und höher sowie Apple Aperture ab Version 2.1.4 verwendbar. Wie bei Bildbearbeitungssoftware üblich, profitiert die Software von einem großen Arbeitsspeicher und einem schnellen Hauptprozessor. Fehlende Prozessorleistung kann durch eine leistungsstarke Grafikkarte abgepuffert werden, da CEP4 Rechenvorgänge auf den Grafikprozessor (GPU) der Grafikkarte auslagern kann.
Ist Photoshop gestartet und ein Bild geöffnet, so kann man CEP4 entweder über das schwebende Nik-Menü öffnen oder über den Eintrag im Filter-Dialog. Ist CEP4 aktiviert, dann verarbeitet es erst einmal das Foto. Dies kann je nach Rechnerleistung eine kleine Weile dauern. Ist die Vorbereitung abgeschlossen, präsentiert sich die wie üblich aufgeräumte Arbeitsfläche im eleganten Design.
Auf der linken Seite befinden sich, wie üblich bei den Nik-Software-Plugins, die Filter-Kategorien, welche nun als Block angeordnet sind und nicht mehr als vertikale "Karteikarten", sowie die Filter selber. Neu hinzugekommen sind die "Zusammenstellungen" und die "Historie". Diese beiden Einträge sind zwei große Innovationen des Programms und mächtige Hilfsmittel für den Benutzer. Hinter den "Zusammenstellungen" verbirgt sich, dass der Benutzer Filter und Filtereinstellungen kombinieren und diese dann als Kombination speichern kann. So lassen sich später vorgegebene Filterkombinationen schnell und einfach auf andere Fotos übertragen und eine maximale Reproduzierbarkeit erreichen. Hinter der "Historie" verbirgt sich ein Bearbeitungsprotokoll mit allen auf das Foto angewandten Schritten in chronologischer Reihenfolge. Somit kann man nicht nur sehen, was man gemacht hat, sondern man kann auch den den Arbeitsstand zwischen weit auseinander liegenden Bearbeitungsschritten schnell vergleichen und gegebenenfalls zu einem Arbeitsschritt zurückkehren, der einem besser zusagt. Eine weitere Neuheit steckt hinter einem kleinen Symbol hinter den Filtern. Klickt man darauf , wird eine Galerie mit Voreinstellungen für den jeweiligen Filter angezeigt. Diese kann gewählt werden, wenn man keine Lust hat, selber an den Reglern des Filters aktiv zu werden.
Die Mitte der Arbeitsfläche gehört der Bildvorschau, welche wieder in verschiedenen Layouts angeboten wird. Auf der rechten Seite ist das eigentliche Herz zu finden, denn hier werden die Filter mit den jeweiligen Einstellungsmöglichkeiten gezeigt, an denen der Benutzer nach Herzenslust kreativ werden darf. Um weitere Filter auf das Bild anzuwenden kann mit einem Klick auf die "+Hinzufügen"-Fläche eine neue Ebene geschaffen werden, in die im nächsten Schritt einfach ein Filter aus der Filterliste links ausgewählt und angepasst wird. Durch kleine Hakenfelder beziehungsweise Pfeile kann man die verschiedenen Filterebenen ein und ausblenden, löschen oder ausklappen, um die Einstellungen des Filters zu verändern. Doch damit nicht genug, denn da CEP4 von der patentierten U-Point-Technologie profitiert, können diese Kontrollpunkte ebenfalls im Bild gesetzt werden und individuell für jeden einzelnen Filter wirken. Es wäre natürlich sehr mühselig, wenn man einen Kontrollpunkt für mehrere Filter mit den gleichen Einstellungen setzen möchte und diesen immer in jedem Filter neu zu setzen und einzustellen. Deswegen kann man Kontrollpunkte bequem per Dialog kopieren, einfügen und sogar zu Gruppen zusammenfassen.
Neben den wichtigen Kontrollpunkten kann ein Schatten- und Spitzlichter-Schutz für jeden Filter individuell gesetzt werden. Die Einstellungen der Regler schützen davor, dass die Tiefen zulaufen oder Lichter ausbrennen. Beim Einsatz dieser Funktion hilft immer ein genauer Blick auf das optional einblendbare Histogramm. Bei Filtern, die den Kontrast stark anheben, ist es somit essentiell wichtig, diese "Schatten"- und "Spitzlicht"-Schieber nicht zu vernachlässigen, um keine bildwichtigen Details zu verlieren.
Es ist anzumerken, dass durch die Ebenen-Funktionalität die Ebenen, anders als bei Photoshop üblich, von unten nach oben wirken. Das heißt, dass die unterste Filter-Ebene – also die letzte, die gesetzt wurde – immer alle darüber liegenden Filterebenen beeinflusst – ähnlich den Smartfilter-Ebenen in Photoshop. Dies ist besonders wichtig, wenn es um den Einsatz des "Rahmen"-Filters geht. Wird dieser nämlich zuerst auf ein Foto angewendet, bevor ein farbverändernder Filter eingesetzt wird, dann färbt sich auch der Rahmen mit ein. Das kann natürlich gewollt sein, soll aber ein weißer Rahmen um das Bild zu sehen sein, dann muss dieser Rahmen ganz nach unten beziehungsweise ganz zum Schluss der Bearbeitung gewählt werden. Nik-Software wäre aber nicht so erfolgreich, wenn solche Fälle nicht bedacht worden wären. Es ist nämlich möglich die Filter-Ebenen-Reihenfolge mit simplem "Drag and Drop" zu verändern.
Die alles entscheidende Frage, die man sich vor dem Kauf der durchdachten, leistungsfähigen und verständlichen Software stellen sollte ist, ob man den Umfang tatsächlich auch nutzt. Color Efex Pro 4 spielt seine Stärken nicht aus, wenn es darum geht schnell mal ein Bild zu umrahmen, zu tonen oder den Mikrokontrast zu verändern. Color Efex Pro 4 hilft vielmehr den Bildermachern, die zuverlässig überzeugende Ergebnisse haben wollen und das mit einem minimalen Zeitaufwand, ohne Gefahr zu laufen, dass der eigene Stil verloren geht. Somit überzeugt die Software auf ganzer Linie und ist eine klare Kaufempfehlung, auch für Photoshop-Experten, die lieber alles selber machen wollen.
Color Efex Pro 4 ist in zwei Versionen erhältlich. So ist die abgespeckte Select-Edition für knapp 100 Euro zu bekommen. Die getestete Complete-Edition kostet knapp 200 Euro und bietet 25 Filtereinstellungen mehr als die "Select-Edition". Ist man im Besitz eines Vorgängers, dann kann man Geld sparen, denn ein Upgrade von Version 3 auf die neue Complete-Edition schlägt mit knapp 100 Euro zu Buche. Die im Umfang reduzierte "Select"-Edition kostet knapp 100 Euro. In wie weit sich die beiden Versionen unterscheiden ist auf der Nik-Software-Website vermerkt (siehe weiterführende Links).