Joachim Koopmann
Testbericht: Joachim Koopmann FixFoto 2.72
2003-12-29 Einige Shareware-Produkte brauchen sich längst nicht mehr hinter kommerziellen Anwendungen großer Softwarehäuser zu verstecken. Dazu gehört mit Sicherheit auch das Programm FixFoto des deutschen Software-Entwicklers Joachim Koopmann, das speziell auf die Bedürfnisse vieler Digitalfotografen zugeschnitten ist. Bei der Erwähnung von Stichwörtern wie Verzeichnungs-Korrektur, Hotpixel-Korrektur, Farbsaum-Reduktion, Kamera-Import, Stapelverarbeitung, Mehrbild-Druck oder erweiterte Unterstützung der EXIF-Bildinformationen dürfte so manchem Digitalfotografen das Wasser im Mund zusammenlaufen. (Renate Giercke, Yvan Boeres)
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Der erste Schritt beim Bearbeiten eines Bildes besteht meist
darin, das Bild zu öffnen. Bereits hier bietet FixFoto zahlreiche Optionen an.
So kann man – wie bei anderen Bildverarbeitungsprogrammen auch – Bilder über
die TWAIN-Schnittstelle importieren, aber auch direkt von der Kamera. Für
Olympus-Kameras mit serieller oder USB-Schnittstelle gibt es bereits
Voreinstellungen; darüber hinaus werden alle Kameras unterstützt, die vom
Treiber als virtuelles Laufwerk angemeldet werden (USB Mass Storage Class). Wer
seine Bilder schon auf der Festplatte (oder sonst einem Datenträger) liegen
hat, bekommt einen Verzeichnisbaum im Explorer-Stil angezeigt. Bei allen
Varianten des Bildimports zeigt FixFoto Miniaturansichten (Thumbnails) aller in
einem Verzeichnis befindlichen Bilder an; fährt man mit der Maus über die
jeweilige Miniaturansicht, bekommt man die wichtigsten EXIF-Aufnahmedaten
angezeigt. Sobald man das zu bearbeitende Bild per Doppel-Mausklick oder per
Drag-and-Drop geöffnet hat, kann die Bearbeitung starten.
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Dabei ist der Einstieg für Anfänger nicht gerade einfach,
denn einen Assistenten oder eine gezielte Führung zur Bildoptimierung gibt
es nicht. Auch entsprechen sowohl die integrierte Hilfe als auch die
downloadbare Bedienungsanleitung eher einer Funktions-Aufzählung als einer
Unterstützung bei der Bedienung des Programms oder einer Anleitung zur
Bildbearbeitung. Gewöhnungsbedürftig ist zusätzlich die Zuweisung einiger
Funktionen wie z. B. das Beschneiden; statt wie üblich auf Doppelclick oder
die Enter-Taste zu reagieren, setzt FixFoto die gemachten Änderungen durch
Betätigen der rechten Maustaste um (hinter der man eigentlich ein
Kontextmenü erwartet). Wer aber bereit ist, selbst auszuprobieren und etwas
Einarbeitungszeit zu investieren, bekommt ein mächtiges Werkzeug an die
Hand. Übersichtlich zeigen sich bei den Bearbeitungsfunktionen die
Vorschaufenster, die man mit einem Schieberegler in zwei beliebig große
Bereiche – Original und Vorschau – unterteilen kann. Die
Echtzeit-Vorschaufenster lassen sich auch beliebig skalieren und so an die
vorhandene Rechenleistung des PCs anpassen.
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Dass FixFoto sich speziell an Digitalfotografen richtet, zeigt sich bei den
Spezialfunktionen. Während die Rote-Augen-Korrektur noch nichts
Außergewöhnliches darstellt, ist dies bei der Rauschunterdrückungs-Funktion
schon eher der Fall und erst recht bei der Verzeichnungskorrektur-Funktion.
Unter dem Menüpunkt "Kissenentzerrung" kann man sowohl kissenförmige als
auch tonnenförmige Verzeichnungen korrigieren. Mit einem Schieberegler
stellt man einfach die Richtung und die Stärke der Korrektur ein. Auf Wunsch
geht es aber auch automatisch. FixFoto erlaubt es, ein Referenzblatt
auszudrucken, das abfotografiert wird und aus dem sich Referenzpunkte
errechnen lassen. Auf diese Weise kann man für eine bestimmte Kamera bzw.
eine bestimme Objektivstellung ein Verzeichnungsprofil erstellen, so dass
die Verzeichnungskorrektur beim nächsten Mal automatisch erfolgt. Für einige
Digitalkameramodelle werden auf der Website von FixFoto bereits fertige
Profile zum Download angeboten. Sie werden direkt im FixFoto-Verzeichnis
gespeichert, wobei man darauf achten muss, dass die Datei-Endung ".ff"
erhalten bleibt. Über eine vorangehende Referenzmessung funktioniert auch
die Hot Pixel-Korrekturfunktion.
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Neben Verzeichnungen und Pixelfehlern sind auch Farbsäume ein gängiger
Bildfehler bei digitalen Fotos. Auch hier bietet FixFoto eine entsprechende
Funktion an, die Farbsäume zumindest reduzieren kann. Zu den weiteren
Spezialfunktionen gehören noch die perspektivische Korrektur, die Erstellung
von Bildmosaiken aus vielen kleinen Einzelbildern, eine Vermessungs-Funktion
sowie die Überlagerung des Bildes mit semi-transparenten Schriftzügen (z. B.
einem Copyright oder einer bestimmten EXIF-Aufnahmeinformation). Wer schon
einmal eine größere Anzahl von Bildern mit gleichen Änderungen versehen
musste, weiß die Stapelverarbeitung zu schätzen. Erfreulicherweise
beschränkt sie sich nicht nur, wie einige andere Programme, auf
Umbenennungen, sondern man kann verschiedene Funktionen festlegen, als Makro
speichern und dann den entsprechenden Bildern zuweisen (ähnlich der
Kombination Aktionen und Stapelverarbeitung in Photoshop).
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Bei der Bildausgabe bietet das Programm die Erstellung von Diashows,
Unterstützung beim E-Mail-Versand sowie verschiedene Druckfunktionen.
Hierbei kann die Ausgabe sogar im Poster-Format erfolgen; FixFoto druckt
dabei von einem Bild mehrere Teilbilder aus, die anschließend zu einem
Poster zusammengefügt werden können. FixFoto kann auch aus den
EXIF-Aufnahmedaten die Uhrzeit und das Datum der Aufnahme sowie den
Copyright-Vermerk des Urhebers (falls im EXIF-Dateiheader vorhanden)
auslesen und diese Informationen mit auf das Bild drucken. Die
EXIF-Aufnahmedaten bleiben bei FixFoto auch nach dem Bearbeiten bzw.
erneutem Speichern der Bilder erhalten und können zum Teil sogar editiert
werden. Kunden von Fotobelichtungs-Dienstleistern werden sicherlich den
Zuschnitt auf bestimmte Seitenverhältnisse zu schätzen wissen. Sogar
Zuordnungen bestimmter Formate zu verschiedenen Belichtungsdiensten sind
möglich.
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Wem das immer noch nicht reicht, kann Photoshop-kompatible Plugins in FixFoto einbinden. Wohl eher den fortgeschrittenen Bildbearbeiter sprechen
die auf der FixFoto-Website unter Zubehör angebotenen Skripte an, da sich
dem Anfänger das "gewusst wie" nicht intuitiv erschließt und die Hilfe, wie
bereits erwähnt, ihrem Namen einmal mehr nicht gerecht wird. Diese Skripte
werden sowohl vom FixFoto-Entwickler Joachim Koopmann als auch von anderen
Programm-Nutzern erstellt und kostenlos zum Download angeboten. Leider
zeigten sich diese Anwendungen bei unseren Testläufen nicht immer
funktionstüchtig. Aus einer zufällig getroffenen Auswahl wie z. B.
Kalendererstellung, Galerie und Rahmen, lief lediglich die Rahmenerstellung
einwandfrei. Andere Skripte quittierten ihren Dienst mit Fehlermeldungen wie
"Kompilierungsfehler" oder "ungültige Wurzel im Registrierungsschlüssel".
Die geballte Funktionsvielfalt von FixFoto kann man kostenlos ausprobieren,
dies allerdings mit der wesentlichen Einschränkung, dass das Speichern der
Bilder erst nach dem Registrieren der Software möglich ist. Bei einer solch
harten Einschränkung spricht man nach üblicher Definition eigentlich nicht
mehr von Shareware (die auf einen mehr oder weniger "sanften" Zwang zum
Erwerb bei längerfristiger Benutzung setzt), sondern von "Testversion" oder
etwas bissig von "Cripleware" (verkrüppelter Software). Ist man nach ersten
Tests von FixFoto überzeugt (was meist der Fall sein dürfte), kann man das
Programm für 30 EUR beim Autor registrieren. Man erhält daraufhin einen
Registrierungsschlüssel, mit dem die Speicherungs-Funktion freigeschaltet
wird. Wer den Download des ca. 4 MByte großen Programms scheut, kann sich
für 35 EUR eine Shareware-CD bestellen, die auch FixFoto enthält.
Fazit: FixFoto ist speziell für den Digitalfotografen entwickelt und
kombiniert eine Vielzahl typischer Bildbearbeitungsfunktionen mit speziellen
Werkzeugen, die man in den meisten anderen Programmen vergeblich sucht
(Objektivkorrektur, Kissenentzerrung, Hotpixel entfernen usw.). FixFoto
erfordert eine gewisse Einarbeitungszeit, wobei der Einstieg dadurch
erschwert wird, dass sich das Programm nicht an gängige Konventionen von
Betriebssystemen und anderen Programmen hält. Einige Funktionen entdeckt man
erst durch Erforschen des umfangreichen Programms. Wünschenswert wäre eine
Überarbeitung der Hilfe und Bedienungsanleitung, um den Einstieg in diese
empfehlenswerte, qualitativ hochwertige und dabei preisgünstige Software zu
erleichtern.