HDR-Software

Testbericht: Franzis HDR projects platin

2012-11-29 Mit dem Slogan "HDR-Software made in Germany" wirbt der Franzis-Verlag für seine HDR-Software "HDR projects platin". Die Features der Software können sich sehen lassen. Optimiert für Mehrkernprozessoren, selektive HDR Optimierungen, GPU-Beschleunigung sowie 32- und 64-Bit-Support. Dazu kommen fünf verschiedene Tonmemapping-Algorithmen und 46 frei kombinierbare Postprocessing-Effekte. Doch reicht das aus, um sich gegen die Platzhirsche Photomatix und Nik HDR Efex Pro 2 behaupten zu können? Der Antwort auf dieser Frage wollen wir mit diesem "Hands on" ein wenig näher kommen.  (Harm-Diercks Gronewold)

HDR projects platin – HDR-Fusion [Foto: MediaNord]Die Software HDR projects ist in zwei Editionen erhältlich. Zum einen in der hier vorgestellten "platin"-Edition und zum anderen als "elements"-Edition mit reduziertem Funktionsumfang. Wie bei jeder aktuellen Bildbearbeitungssoftware empfiehlt es sich auch bei HDR projects platin ein 64-Bit-System mit großem Arbeitsspeicher und wenn möglich einer Grafikkarte mit einer hohen Anzahl von GPU-Kernen. Wird die Software auf einem 32-Bit-System installiert, so ist es nicht möglich, Bilder mit einer Auflösung von mehr als 22 Megapixeln zu verarbeiten. HDR projects platin ist in drei große Arbeitsbereiche aufteteilt:  HDR-Fusion, HDR-Painter und Tonemapping/Postprocessing. Während HDR-Fusion eine Belichtungsreihe zu einem HDR-Bild zusammenführt und die der Einzelaufnahmen gewichtet, bietet HDR-Painter die Möglichkeit, die Gewichtungsmasken wie in einem Malprogramm individuell zu ändern. Im Bereich Tonemapping/Postprocessing dreht sich dann alles um das Tonemapping und Bildeffekte. HDR projects Platin – Arbeitsfläche [Foto: MediaNord]Über die mit Icons versehene Werkzeugleiste sind die drei Hauptbereiche, Infofenster und Zoomfaktor der Vorschau problemlos erreichbar.

Nach Start der Software wird man aufgefordert, eine Belichtungsreihe, ein Projekt oder eine einzelne Aufnahme für das Erstellen eines HDR-Bilds zu laden. Mit einem Klick auf die jeweilige Schaltfläche öffnet sich die Dateiauswahl und man kann die entsprechende(n) Datei(en) auswählen. Eine Auswahl von Raw-Dateien ist auch vorgesehen. Bevor nun HDR-Fusion die Bilddaten zu einem HDR-Bild kombiniert, kann der Benutzer noch die Voreinstellungen korrigieren, wie zum Beispiel den Weißabgleich, den Farbraum sowie die Verwacklungskorrektur und das Entrauschen. Seltsam mutet an, dass dieser Dialog nicht mit einer "OK"-Schaltfläche bestätigt wird, sondern mit einem Pfeil, der zur Hauptaufgabe von HDR-Fusion gehört, der Bildgewichtung.

Die Arbeitsfläche präsentiert sich sehr aufgeräumt und übersichtlich. Im oberen Bereich befindet sich die schon erwähnte Werkzeugleiste, auf der die unterschiedlichen Funktionen durch eindeutige Icons repräsentiert werden. Zu den Icons der drei Kernbereiche der Software HDR-Fusion, HDR Painter und Tonemapping/Postprocessing gesellen sich "laden/speichern" für das fertige Bild beziehungsweise des Projekts. Des Weiteren lassen sich hier auch Exif-Informationen und das Histogramm ein- und ausblenden. Außerdem befinden sich die Schaltflächen für den schnellen Vorschaumodus mit reduzierter Bildauflösung und den leistungshungrigen Echtzeitmodus sowie die Grenzpixelanzeige, Vorschauzoom und Bildrotationsfunktionen in der Werkzeugleiste.

HDR projects platin – HDR-Paint [Foto: MediaNord]Auf der linken Seite sind die Gewichtungsvoreinstellung zu finden und darunter die Bilder der Belichtungsreihe mit Gewichtungsmasken. Die Gewichtungsvoreinstellung bestimmt, in Kombination mit der auf der rechten Seite befindlichen HDR-Algorithmen-Einstellung, die Beschaffenheit der Gewichtungsmasken der einzelnen Bilder der Belichtungsreihe.

Betrachtet man ein Bild der Belichtungsreihe einzeln, so sind zwei Schieberegler, eine "Alphakanal"-Maske und eine Markierungsfläche erkennbar. Die Gewichtungsmaske hinter dem Bild zeigt die Verteilung des benutzten Bildanteils. Über den Regler "Globales Gewicht" ist es möglich, diese Maske zu verändern und so individuell Einfluss auf die benutzen Anteile dieses Einzelbildes zu nehmen. Allerdings geht die Software hier noch einige Schritte weiter, indem sie einem die Möglichkeit gibt, per Pinsel individuelle "Gewichtungen" in die Maske zu malen. Dazu wird einfach das Pinsel-Icon (HDR-Paint) angeklickt und schon ändert sich die Ansicht der Vorschau in der Mitte. Sie zeigt nun die farbliche Darstellung der verschiedenen Bildgewichtungen. Des Weiteren wurde in der Belichtungsreihen-Anzeige eine Farbe den jeweiligen Bildern zugeordnet. Möchte man die Gewichtungen nun ändern, wählt man sich die Farbe, die dem Bild entspricht aus und pinselt dies in die Vorschau. Zwar ist die Pinselgröße nicht variabel einsteHDR projects platin – Tonemapping/Postprocessing [Foto: MediaNord]llbar, dennoch kann man sich an das Werkzeug problemlos gewöhnen. Damit die Veränderungen in der Vorschau sichtbar werden, ist es empfehlenswert, die Deckkraft der farbigen Maske zu reduzieren. Dies kann man über den Schieberegler  bewerkstelligen, der sich auf gleicher Höhe wie die anderen Icons befindet. Die Entwickler haben auch an eine Schnellumschaltung gedacht, welche die Maskierung voll einblendet oder ganz ausblendet. Damit wird gewährleistet, dass der Benutzer die Änderungen gleich in der Vorschau erkennen kann. An den voreingestellten Gewichtungen der einzelnen Gewichtungsmasken ändert die Bearbeitung mit dem Pinsel nichts. Leider ist es in der Funktion "Gewichte bearbeiten" nicht möglich, den Bildausschnitt der Vorschau bei hereingezoomten Bild mit Maus und Leertaste zu verschieben, obwohl es in den übrigen Arbeitsschritten problemlos funktioniert.

Im Tonemapping/Postprocessing-Bereich der Software ändert sich die Arbeitsoberfläche. Während auf der linken Seite die Voreinstellungen auftauchen, verbleibt die Vorschau in der Mitte, und auf der rechten Seite sind die Tonemapping-Experteneinstellungen zu finden. Dem Nutzer steht es nun frei sich aus den vorhandenen Voreinstellungen die richtige herauszusuchen und auf das Bild anzuwenden und dieses Bild mit einem Klick auf das "Speichern"-Icon auszugeben. Wer er ein wenig individueller mag, der schaut auf die rechte Seite in die Experteneinstellungen. Hier verbergen sich die fünf verschiedenen Tonemapping-Algorithmen, darunter alle im Programm enthaltenen 46 HDR projects platin – Stapelverarbeitungsdialog [Foto: MediaNord]"Postprocessing"-Effekte. Unter den Effekten befindet sich ein weiterer, je nach Voreinstellung, gefüllter Bereich. In diesem werden die gewählten Effekte angezeigt. Möchte man weitere Effekte auf das Bild anwenden, dann werden diese einfach aus den "Postprocessing-Effekten" mit einem Doppelklick ausgewählt und erscheinen dann umgehend in bei den gewählten Effekten. Damit der Nutzer leichter zwischen den Effekt-Kategorien und Tonemappingverfahren unterscheiden kann, wurden diese farblich unterschiedlich unterlegt. Die so ausgewählten Effekte können ebenfalls über spezifische Regler und Einstellungen optimiert werden. Manche bieten Maskierungskurven an, welche es erlauben den jeweiligen Effekt auf einen bestimmten Helligkeitsbereich festzulegen. Natürlich ist es ebenfalls möglich eigene Voreinstellungen zu erzeugen und zu speichern, damit diese für eine spätere Verwendung zur Verfügung stehen. Weitere Funktionen der Software umfassen eine komfortable Stapelverarbeitung, eine automatische sowie manuelle Geisterbildkorrektur, Voreinstellungskombinationen, Grenzpixelanzeige und die Möglichkeit, die Arbeitsfläche zu individualisieren und zu speichern.

Fazit HDR projects platin ist kein leichter Einstieg in die große Welt der HDR-Bildbearbeitung, der Grund dafür ist eindeutig der enorme Funktionsumfang der Software. Fortgeschrittene Benutzer werden sich nach kurzer Einarbeitung sehr wohl fühlen und das Potential von HDR projects platin nutzen können. Zwar liegt HDR projects platin mit knapp 150 Euro deutlich über den Kosten anderer HDR-Software, dafür bietet HDR projects platin aber auch deutlich mehr als andere Produkte. Wer sich von der Software überzeugen lassen möchte, kann eine Demoversion herunterladen (siehe weiterführende Links), welche den vollen Funktionsumfang aufweist.

Kurzbewertung

  • Gelungener HDR-Paint-Modus
  • Hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit
  • Keine variable Pinselgröße

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.