Android-App zur automatischen Foto-Wiedergabe auch aus der Cloud

Fotoo Bilderrahmen-App im Test

Seite 2 von 2, vom 2022-11-24 (Autor: Jan-Markus Rupprecht)Zur Seite 1 wechseln

Ebenfalls einstellbar ist die Reihenfolge, in der die Fotos angezeigt werden. Zufällig ("Shuffle") ist die Standardeinstellung, nach Dateinamen oder nach Änderungsdatum, jeweils aufsteigend oder absteigend ist ebenso möglich. Mit etwas Mühe und Vorarbeit, beispielsweise beim Export aus Lightroom mit geeigneten Dateinamen, lässt sich eine Diaschau in einer bestimmten Reihenfolge realisieren.

Sehr schön sind auch die Einstellmöglichkeiten für die Anzeige der Fotos, wenn ihr Seitenverhältnis nicht dem Seitenverhältnis des Anzeigegeräts entspricht. Letzteres wird häufig 16:9 (Fernseher und einige Tablets) oder 16:10 (viele Tablets) sein. Fotos im Seitenverhältnis 3:2 oder 4:3 können dann entweder langsam auf dem Bildschirm durchgeschoben werden (Standardeinstellung und auch unserer Favorit) oder skaliert oder beschnitten werden. Es kann auch dynamisch rein- oder rausgezoomt werden (das funktioniert eigentlich nur gut, wenn die bildwichtige Elemente nicht am Rand der Fotos sind). Die sogenannte Smart Focus Funktion mit Gesichtserkennung funktioniert für uns nicht sinnvoll. Die Standard-Funktion "Pan" macht aber genau das, was wir wollen: Schwarze Ränder werden vermieden und Fotos mit andren Seitenverhältnissen langsam über den Bildschirm geschoben. Eine solche sehr dezente Bewegung kann eine Diaschau sogar interessanter machen.

Panoramafotos Die Einstellung "Pan" eignet sich auch sehr gut zum Zeigen von Panoramafotos. Dann wird das Panorama horizontal auf dem Bildschirm durchgeschoben, also als Ausschnitt angeschaut. In dem Fall sollte man etwas mit der Geschwindigkeit für die Animation und der Bildwechselzeit zwischen den Bildern experimentieren; es ist nicht immer einfach, da einen guten Kompromiss für normale Fotos und Panoramafotos zu finden. Eine zu schnelle Animationsgeschwindigkeit führt zu einem zu hektischen Abfahren des Panoramas, langsam wäre da besser. Gleichzeitig wirkt die Einstellung aber auch zum Beispiel auf 4:3- und 3:2-Format-Fotos, die nicht zu langsam verschoben werden sollen. Eine mittlere Geschwindigkeit ist oft ein guter Kompromiss und 180-Grad-Panoramen sind meist angenehmer als solche mit vollen 360 Grad.

Natürlich beherrscht die Fotoo App auch zahlreiche animierte Übergänge zwischen den Fotos, die man entweder fest auf einen Typ einstellen oder zufällig durchlaufen lassen kann. Die Effekte sind durchaus von ordentlicher Qualität und sehr ansehnlich. Ich persönlich habe es allerdings gerne dezent und lasse die Fotos am liebsten nur sanft überblenden.

Was wäre ein digitaler Bilderrahmen heute ohne eine einblendbare Uhrzeit mit oder ohne Datum. Auch das beherrscht die Fotoo App natürlich. Das Design und die Position lässt sich sogar einstellen und darüber hinaus das aktuelle Wetter (Temperatur und Bewölkung) einblenden für den lokalen oder einen anderen Ort, mit oder ohne Hintergrund sowie mit oder ohne Animation (um Einbrenneffekte zu verhindern). Auch Foto-Informationen wie Dateinamen, das Album beziehungsweise den Ordnernamen, Aufnahmedatum und Aufnahmeort aus den Exif-Informationen lassen sich einblenden. Damit diese nicht das Foto dauerhaft überlagern, können sie auch nach einer einstellbaren Zeit wieder ausgeblendet werden. Bei dieser Fülle an Möglichkeiten und Einstellungen merkt man, wie sorgfältig dieses Programm entwickelt wurde. Die Bedienung fällt allerdings auf einem Tablet wesentlich leichter als auf einem TV-Gerät. Dort sieht man nicht immer gut, welcher Menüpunkt nun gerade ausgewählt ist und das Auswählen der Ordner, aus denen die Fotos angezeigt werden sollen, ist zunächst etwas kniffelig (wenn man sich daran gewöhnt hat, geht es).

Ach ja, natürlich kann man auch Hintergrund-Musik einspielen, die Diaschau zu bestimmten voreingestellten Zeiten starten und beenden lassen oder einschalten und nach einer eingestellten Zeit automatisch ausschalten lassen (Timer). Das Ganze funktioniert wahlweise im Hoch- oder Querformat, entweder fest eingestellt oder abhängig vom Lagesensor des Geräts. Und weil ein Tablet nicht nur wie ein Bilderrahmen herumstehen kann, sondern auch gern in die Hand genommen wird, kann man natürlich auch mit einfachen Wischgesten zum vorigen oder nächsten Foto navigieren oder mit einem Fingertipp die Diaschau pausieren und wieder starten.

Mit all diesen Fähigkeiten ist Fotoo nicht nur perfekt für seine eigentliche Verwendung als Foto-Rahmen-Programm, sondern es dürfte praktisch auch so ziemlich die günstigste Cloud-basierte Digital Signage Lösung sein, die man sich denken kann. Digital Signage, also digitale Beschilderung, ist das, was man heute an jeder Tankstelle, in jedem Supermarkt und jedem Schnellrestaurant sieht: Werbetafeln, Plakate und Speisekarten, die auf Bildschirmen angezeigt werden. Diese werden meist zentral von einem Ort gespeist, meist über eine Cloud. Solche Lösungen werden als Abonnement pro Gerät abgerechnet und kosten oft pro Monat und Gerät das, was die Fotoo App einmalig als Kaufpreis kostet. Die Hardware braucht man natürlich zusätzlich. Vielfach dürfte es völlig ausreichen, die Fotoo App auf einem Android-TV-Gerät zu installieren und einmal zu konfigurieren. Die jeweils aktuellen Inhalte können dann zentral in der Cloud abgelegt werden und werden von der Fotoo App irgendwo anders auf einem großen Display angezeigt.

Noch ein Wort zur Qualität beziehungsweise Auflösung: Nein, 4K-Fotos landen auf diesem Wege nicht in 4K-Auflösung auf einem 4K-Fernseher. Die genaue Auflösung wissen wir nicht, vermutlich ist es FullHD, also gut zwei Megapixel. Wer mehr braucht, muss den PhotoGuru-Player nehmen (siehe weiterführenden Link), der allerdings längst nicht die Funktionsvielfalt, die einfache Bedienung und das professionelle Design bietet, wie die Fotoo App es tut.

Haben wir denn bei all dem vielen Lob für Fotoo eigentlich auch etwas zu beanstanden? Nur wenig. Die Benutzeroberfläche ist nur in Englisch. Das dürfte einige unserer Leser stören. Wir würden aber empfehlen, die App trotzdem auszuprobieren, denn sie ist ja nicht komplex und einmal eingestellt läuft sie quasi von selbst. Schlimmer finden wir, dass die App gelegentlich "hängt", das heißt die Präsentation friert dann bei irgendeinem Foto ein. Auf dem Tablet kann das ein Bedienfehler sein, da hat halt jemand einmal auf den Bildschirm gerückt, das heißt "Pause" (ein zweiter Fingertipp und es geht normalerweise weiter). Wir haben aber den Eindruck, dass es auch andere Ursachen geben muss, denn das Problem trat auch auf Android-TV-Geräten auf und da hat ganz sicher niemand die App per Fernbedienung auf Pause geschaltet. Möglicherweise tritt der Fall nur dann ein, wenn die Internet-Verbindung nicht stabil ist. Wir hatten im Test den Eindruck, dass ein Abbruch der Internet-Verbindung (zum Beispiel WLAN instabil) diese Situation herbeiführt. Ganz sicher wissen wir das aber nicht. Aktuell vermuten wir: Obwohl die Fotoo App einmal geladene Fotos aus dem lokalen Cache holt, ist eine stabile Internetverbindung Voraussetzung für einen langfristig unterbrechungsfreien Betrieb der Diaschau.

Und falls die Entwickler mal die Zeit finden, noch den einen oder anderen weiteren Cloud-Dienst anzubinden, wäre Amazon Photos auf unserer Wunschliste. Zumal die Fotoo App nicht nur im Google Play Store zu finden ist, sondern auch im Amazon App Store und ist damit für Anwender von Amazon Fire Tablets und Amazon Fire TV Sticks zugänglich. Diese Kunden haben oft Amazon Prime und damit Amazon Photos als kostenlosen Fotospeicher. Ob Amazon allerdings einen sinnvollen Zugriff darauf zulässt, zumal das Angebot Amazon Drive (nicht aber Amazon Photos) Ende 2023 eingestellt wird, ist eventuell fraglich. Dass hingegen die Apple iCloud nicht zur primären Zielgruppe einer Android App gehört, versteht sich von selbst. Dennoch liegen auch dort vermutlich viele Fotos, die es Wert wären, von der Fotoo App angezeigt zu werden. Wenn die Fotos dann auf einem 4K-Fernseher auch noch in 4K-Auflösung angezeigt würden, wäre das Glück des Fotografen perfekt.

Fazit

Die Fotoo App bring alles mit, um ein Android-Tablet oder ein Android-TV-Gerät in einen nahezu perfekten smarten digitalen Bilderrahmen zu verwandeln. Die Einstellungsmöglichkeiten für die Diaschau sind äußerst vielfältig und dabei sind die Anzeigeeffekte und Einblendungen von guter, professioneller Qualität. Dasselbe gilt für die App selbst, die (wenn auch nur in englischer Sprache) eine professionelle Bedienoberfläche besitzt. Auch die Anbindung an die Cloud-Dienste lief in unserem Test problemlos. Einziges Manko sind das wirklich sehr seltene Einfrieren der laufenden Diaschau und dass die Fotos auf einem großen Fernseher nicht in 4K-Auflösung erscheinen. Den im ersten Moment hoch erscheinenden Preis von 39,99 ist die App auf jeden Fall wert, wenn man bedenkt, was alternativ smarte Bilderrahmen kosten und was diese für den Preis dann (nicht) können.

Kurzbewertung

  • Einmal-Kauf ohne laufende Kosten
  • Zugriff auf mehrere Cloud-Speicherdienste möglich
  • Kombinierte Diaschau aus mehreren Quellen
  • Professionell wirkende Effekte und Einblendungen
  • Sehr umfangreiche Konfigurierungsmöglichkeiten
  • Keine 4K-Ausgabe
  • Diaschau stoppt gelegentlich (selten)

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Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.