Android TV nachrüsten

Dynalink TV Box mit Android TV im Test

2022-11-23 Die Dynalink TV Box bietet für kleines Geld ein original Android TV inklusive voller Netflix-Kompatibilität (die ist nicht selbstverständlich, wie wir kürzlich im Test des Videoprojektors Xgimi Halo+ erfahren mussten). Preislich konkurriert die kleine Box mit Smart-TV-Sticks von Ruko oder Amazon, bietet gegenüber diesen aber den Riesen-Vorteil, kein proprietäres Betriebssystem, sondern ein originales Android TV an Bord zu haben.  (Jan-Markus Rupprecht)

  • Bild Dynalink TV Box mit Fernbedienung. [Foto: Dynalink]

    Dynalink TV Box mit Fernbedienung. [Foto: Dynalink]

Eine Smart TV Box im Test auf digitalkamera.de? Solche Geräte sind nicht gerade unser angestammtes Metier. Falls Sie sich also wundern: Dieser Test ergänzt unsere Artikel-Reihe über die Wiedergabe von Fotos auf 4K-Fernsehern und ist Teil einer kommenden Artikel-Reihe mit Ideen, um Tablets, Fernseher und Computermonitore in digitale Bilderrahmen zu verwandeln.

Ein entscheidender Vorteil von Android TV ist die Neutralität gegenüber verschiedenen Streaming-Plattformen. Ruko mag da auch "neutral" sein. Amazon Fire TV Lösungen sind jedoch hauptsächlich für Amazon Prime Kunden gedacht. Ohne das Prime Abo hat man deutlich weniger Freude damit, denn die Amazon-eigenen Angebote stehen in der Benutzeroberfläche doch sehr im Vordergrund. Zwar integriert mittlerweile auch die Benutzeroberfläche von Android TV direkt Empfehlungen von Inhalte-Anbietern wie Netflix oder Amazon Prime Video, ob dies aber passieren soll und von welchen Anbietern, bestimmt der Anwender per Konfiguration.

Der entscheidende Vorteil ist aber der Google Play Store, also der "Laden", wo es die Zusatzprogramme gibt. Dieser ist erstens bei Android am umfassendsten bestückt und zweitens kaufen Besitzer von Android Smartphones oder Android Tablets dort mit ihrem normalen Google Account ein. Das wiederum bedeutet, dass eine bereits gekaufte App – beispielsweise eine Medien-Player-App wie PhotoGuru Medienplayer (Test siehe weiterführenden Link) oder die Bilderrahmen-App Fotoo (Test erscheint diese Woche, siehe dann auch weiterführenden Link) auf der Dynalink TV Box direkt ohne weitere Kosten genutzt werden können. Auf Streaming-Sticks mit Roku OS oder Amazon Fire OS müssten solche Programme (sofern sie dort angeboten werden) ein zweites Mal erworben werden.

Photo Guru Media Player Zu dieser App hatten wir in 2018 einen Test im Rahmen einer Fototipp-Reihe. Dies App ist unseres Wissens nach die einzige Möglichkeit, grundsätzlich Fotos in 4K-Qualität mit solchen Geräten wiederzugeben. Der Entwickler schreibt dazu "Das 4K/UHD-Rendering von Bildern wird auf mehreren High-End-Geräten unterstützt." Die Dynalink Android TV Box gehört leider nicht dazu.

Für einen sehr geringen Preis von aktuell knapp 30 Euro (regulär knapp 40 Euro) gibt es mit der Dynalink TV Box also ein sehr attraktives Gerät mit 4K-Auflösung und HDR. Die technischen Eckwerte sind für den Preis top. Was man gegenüber teureren Geräten vermissen könnte, wäre ein MicroSD- oder SD-Karten-Steckplatz und evtl. eine Netzwerk-Buchse für kabelgebundenes Netzwerk. Wer so etwas haben möchte, muss woanders deutlich mehr Geld ausgeben (z. B. Nvidia Shield 2019 für rund 90 bis 130 €).

Inbetriebnahme

Beim Auspacken kommt zunächst Frust auf. Beide Siegel haben wir geöffnet, dennoch lässt sich die Verpackung nicht ohne weiteres öffnen. Man kommt irgendwie nicht ran oder rein und ist geneigt die gesamte Verpackung aufzuschneiden oder aufzureißen. Frustfreie Verpackung geht anders. Das Gerät aus der Verpackung zu bekommen ist aber auch die größte Hürde, die man bei der Inbetriebnahme nehmen muss. Der Rest läuft wie geschmiert.

  • Bild Der Lieferumfang der Dynalink TV Box beinhaltet die kleine Box selbst nebst Fernbedienung, Netzadapter mit USB-Kabel und einem HDMI-Kabel zum Anschluss an einen Fernseher, Videoprojektor oder Computermonitor. [Foto: MediaNord]

    Der Lieferumfang der Dynalink TV Box beinhaltet die kleine Box selbst nebst Fernbedienung, Netzadapter mit USB-Kabel und einem HDMI-Kabel zum Anschluss an einen Fernseher, Videoprojektor oder Computermonitor. [Foto: MediaNord]

In der Packung ist neben dem eigentliche kleinen TV-Kästchen alles enthalten, was man an Hardware braucht: Eine durchaus ansehnliche, ergonomische Fernbedienung inklusive zwei AAA-Batterien, ein Netzadapter plus USB-Kabel (USB-A auf Micro-USB) und sogar ein HDMI-Kabel ist mit dabei. Alles ordentlich verarbeitet.

Beim Einstecken startet Android und es gibt erst einmal einen Hinweis-Bildschirm, dass man auf jeden Fall das mitgelieferte Netzteil verwenden soll und nicht den USB-Anschluss am Fernseher, denn dieser liefert nicht genug Strom. Den Hinweis muss man mit der Fernbedienung bestätigen. Danach kommt dann der Hinweis, dass man die Fernbedienung verbinden soll, was natürlich Quatsch ist, denn die ist schon verbunden, schließlich hat man damit gerade den Netzteil-Hinweis bestätigt.

Also tut es auch die Zurück-Taste, um diesen Schritt zu überspringen. Anschließend wird ein 760 Mbyte großes Update heruntergeladen, das die nicht mehr ganz aktuelle Version 10 von Android mit Android TV Oberfläche enthält. Die Sicherheitsupdates sind darin zum Testzeitpunkt immerhin bis einschließlich April 2022 enthalten (das ist der gleiche Sicherheitsstand wie beispielsweise auf einem laufend weiter aktualisierten Nvidia Shield 2019 Gerät). Danach startet die Box neu. Der Update-Vorgang dauerte bei uns insgesamt gut zehn Minuten, in denen man sich anderen Dingen zuwenden kann.

Ab hier ist alles Original Android TV. Es kommt die Frage nach der Sprache und ob man die Einrichtung über ein Android-Telefon machen möchte. Hat man ein solches, ist die weitere Einrichtung über die Google-App, die auf dem Smartphone vorinstalliert ist, ein Kinderspiel. Es muss eigentlich gar nichts eingerichtet werden, sondern nur ein paar Mal bestätigt werden. WLAN-Zugang und Google-Benutzerkonto werden automatisch vom Smartphone zur TV-Box übertragen. In den weiteren Dialogen ist dann immer davon die Rede, was der Fernseher alles tolles kann. Gemeint ist in diesem Fall natürlich die TV-Box. Google geht offenbar davon aus, dass das Android TV fest in den Fernseher eingebaut ist und nicht im extra Kästchen daherkommt.

Wer schon ein anderes Gerät mit Android TV hat, bekommt bald darauf die Empfehlung zur Installation einiger Apps, die er auch auf den anderen Geräten schon installiert hat. Auch hier ist man normalerweise mit einem Klick durch und spart viel Installationsarbeit. Wer möchte, kann einzelne Apps vorher abwählen. Auch von Dynalink sind einige Vorschläge dabei: die üblichen Standard-Apps Netflix, YouTube und Google TV (ehemals Google Play Filme & Serien). Für diese drei Apps hat die Fernbedienung dedizierte Tasten. Danach gibt es eine kurze Einführung für Android-TV-Neulinge. Und das war es dann. Während im Hintergrund noch die angeforderten Apps installiert werden, kann man sich schon einmal mit der Android-TV-Oberfläche vertraut machen oder auch direkt Filme schauen.

  • Bild Die Android TV Bedienoberfläche der Dynalink TV Box ist auf die Bedienung mit einer Fernbedienung ausgelegt. [Foto: MediaNord]

    Die Android TV Bedienoberfläche der Dynalink TV Box ist auf die Bedienung mit einer Fernbedienung ausgelegt. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die in der Dynalink TV Box enthalten Android TV Oberfläche besitzt ein Empfehlungssystem, das sich individuell anpassen lässt, indem man genau die Quellen auswählt, für die man sich interessiert. [Foto: MediaNord]

    Die in der Dynalink TV Box enthalten Android TV Oberfläche besitzt ein Empfehlungssystem, das sich individuell anpassen lässt, indem man genau die Quellen auswählt, für die man sich interessiert. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Dynalink Android TV Box bekam während des längeren Test mehrere Sicherheits- und Funktionsupdates. Der Unterbau basiert auf Android 10. [Foto: MediaNord]

    Die Dynalink Android TV Box bekam während des längeren Test mehrere Sicherheits- und Funktionsupdates. Der Unterbau basiert auf Android 10. [Foto: MediaNord]

Stromversorgung über USB-Ladeanschluss Während unseres Test hat die Dynalink Android TV Box auf einer Veranstaltung auch einmal einen großen Computermonitor in einen großen digitalen Bilderrahmen verwandelt. Der Computermonitor besitzt außer den normalen blauen USB.3-USB-Buchsen auch eine gelbe USB-Buchse mit höherem möglichen Ausgangsstrom, die eigentlich z. B. zum Laden von Smartphones gedacht ist. Daran lief die Dynalink Box völlig problemlos. Wir brauchten also kein weiteres Stromkabel zu legen, sondern die Android Box wurde über die gelbe USB-Buchse vom Monitor aus mit Strom versorgt.

Bedienung

Die Benutzeroberfläche reagiert sehr flüssig. Deutlich schneller als wir es von älteren Amazon Fire TV Sticks kennen. Zum Nvidia Shield Android TV Device können wir hingegen keinen Geschwindigkeitsunterschied feststellen. Der eingebaute Quad-Core-Prozessor hat offenbar ausreichend Leistung für diese Anwendung. Per Fernbedienung lässt sich die Lautstärke regeln. Diese regelt dabei nicht per Infrarot ein angeschlossenes Gerät (wie es bei unserem Fire TV Stick der Fall ist), sondern sie regelt die Lautstärke direkt intern vor der Übergabe an den HDMI-Ausgang. Die Abstufung der Laufstärke ist dabei relativ grob, dafür lässt sie sich umso zügiger einstellen.

Apps wie z. B. Fotoo zur Bilderanzeige lassen sich problemlos installieren und laufen flüssig auf der Dynalink TV Box. Alternativ lassen sich Fotos oder Videos per Chromecast von einem Android-Smartphone auf die Dynalink Android TV Box streamen (das ist Standard bei solchen Geräten). Wer Ton auf externe Lautsprecher oder Kopfhörer ausgeben will, kann dies über Bluetooth 4.2 tun.

Fazit

Die Dynalink Android TV Box ist eine äußerst preisgünstige Möglichkeit, einen Fernseher, Videoprojektor oder Computermonitor zu einem Smart TV zu machen. Der Lieferumfang ist komplett inklusive Netzteil, USB-Stromversorgungskabel und sogar ein HDMI-Kabel befindet sich im Lieferumfang. Die Einrichtung geht sehr einfach und die Benutzeroberfläche reagiert zügig. Für den niedrigen Preis von ca. 30 bis 40 Euro ist das Gerät ein Schnäppchen.

Kurzbewertung

  • Sehr preisgünstige Möglichkeit Android TV nachzurüsten
  • Kompletter Lieferumfang
  • Flüssig arbeitende Bedienoberfläche
  • Hardware reicht nichts fürs Rendern von 4K-Fotos mit PhotoGuru Media Player

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Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.