Bildbearbeitungssoftware

Captue One stellt Captue One Express zum 30. Januar 2024 ein

2023-12-16 Abonnements sind für Software-Hersteller der Goldesel, der Dukaten "macht". Nachdem Adobe beispielsweise Photoshop als Industriestandard etabliert hat, war es ein leichtes, die Anhängerschaft in ein für den Hersteller lukratives Abomodell zu "überreden". Die dänische Softwarefirma Captue One hat im Jahr 2022 genau das Gleiche gemacht, allerdings mit einem Vorgehen, was viele Anhänger verprellt hat. Jetzt holt Capture One zum zweiten Schlag aus und schließt innerhalb von weniger als zwei Monaten die Pforten zur kostenlosen Software Capture One Express.  (Harm-Diercks Gronewold)

"You’ll be able to use Express until January 30, and all your images and edits will also be available until this date." schreibt Capture One in einer E-Mail an die registrierten Benutzer von Capture One Express, also "Sie können Express bis zum 30. Januar nutzen und alle Ihre Bilder und Bearbeitungen sind ebenfalls bis zu diesem Datum verfügbar.“ Das kann man eigentlich nur so verstehen, dass die Software am 31. Januar nicht mehr benutzbar ist. Weiter heißt es "Starting January 30, you won’t be able to download or use Express from our website. Also, you can’t activate any Express license keys after January 30, even though you downloaded the license key before this date.", also "Ab dem 30. Januar können Sie Express nicht mehr von unserer Website herunterladen oder verwenden. Außerdem können Sie nach dem 30. Januar keine Express-Lizenzschlüssel mehr aktivieren, auch wenn Sie den Lizenzschlüssel vor diesem Datum heruntergeladen haben.“ Nun kann man sich fragen, was der Hinweis, dass die Software nicht mehr heruntergeladen werden und nicht mehr aktiviert werden kann, soll, wenn die Software an diesem Datum sowieso überhaupt nicht mehr funktioniert. Im Grunde muss man aber "vom Schlimmsten" ausgehen.

Dass Software ohne Angabe von Gründen nicht mehr weiterentwickelt wird, ist besonders bei kostenloser Software keine Seltenheit. Dass man aber die kostenlose Software aus der Distanz einfach anweist, die Benutzer "auszusperren", kommt hingegen nicht so oft vor. Das ist besonders unverständlich, da Capture One Express lokal auf dem Rechner arbeitet und nicht in einer Cloud. Der Hersteller Capture One würde also eigentlich nichts verlieren, wenn die Software im letzten Zustand einfach weiterhin beim Benutzer funktionieren würde und man nur darüber informieren würde, dass es keine Updates mehr gibt. So hat Google es beispielsweise auch mit der Nik Collection gemacht.

Einen echten Grund für die Einstellung von Capture One Express nennt der dänische Hersteller nicht, es gibt lediglich den Hinweis, dass man sich auf die Capture One Hauptprodukte konzentrieren wolle. Als kleines "Trostpflaster" gibt es dann noch einen 40-Prozent-Rabattcode, mit dem man ein "kostengünstiges" Abo abschließen oder eine Kaufversion erwerben kann. Bis zum 30. Januar 2024 haben Besitzer von Capture One Express noch Zeit, mit der Software zu arbeiten. Danach gehen die Lichter für immer aus.

Capture One Express gab es in Versionen für Fujifilm, für Sony und für Nikon. Die Software funktioniert dann mit den Raw-Dateien der jeweiligen Kameramarken und hat gegenüber der Pro-Version einige Einschränkungen, taugte aber durchaus als sehr guter und kostenloser Rohdatenkonverter, den man quasi zu seiner Kamera kostenlos mit dazu bekam.

Die Einstellung von Capture One Express ist ein herber Schlag für Bildbearbeiter, die keine Lust auf ein Abo-Modell haben und die mit dem Funktionsumfang der Software zufrieden waren. Der Softwareentwickler Capture One hofft mit ziemlicher Sicherheit darauf, dass Kunden von Capture One Express auf das Abo-Modell oder die Kaufversion von Capture One Pro wechseln. Doch besonders bei letzterem ist zu beachten, dass die Updatepolitik von Capture One Pro alles andere als kundenfreundlich ist.

Die etwa 350 Euro teure Kauf-Version von Capture One Pro ist nur 50 Euro teurer als das Jahresabo mit 300 Euro Gesamtpreis bei jährlicher Zahlung. Das verlockt zum Griff nach der Kaufversion. Doch es gibt dabei einen gewaltigen Haken, denn die Nutzer der Kaufversion werden deutlich schlechter gestellt als Abonnenten. Das im Januar 2023 in Kraft getretene neue Lizenzmodell sieht nämlich vor, dass die Kaufversion Bugfixes nur bis zur Änderung der Versionsnummer bekommt. Wenn sich also die Versionsnummer beispielsweise von 16.1.1 auf 16.1.2 ändert, dann bekommen Besitzer der Kaufversion das Update. Ändert sich die Versionsnummer von 16.1.1 auf 16.2, so bekommen Besitzer der Kaufversion das Update und auch die folgenden Updates nicht mehr. Neue Funktionen, die mit den "großen" Updates kommen, gibt es gar nicht mehr für die Kaufversion.

Neue Rohdatenkompatibilitäten finden über Software-Updates in Capture One Pro. Wenn man sich also eine neue Kamera kauft und die Kompatibilität wird erst mit einem Versionsupdate hergestellt, dann hat man Pech gehabt und man darf sich für etwa 210 Euro ein Update für die aktuelle Version kaufen oder halt "kostengünstig" in die Abo-Version wechseln. Glücklicherweise gibt es andere Programme auf dem Markt, die ebenso gut Rohdaten entwickeln können, deren Handhabung leicht erlernbar ist und die ohne Abonnement auskommen.

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Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.