Rubrik: Video

Was ist Clean HDMI und wofür braucht man das?

2020-10-18 Der HDMI-Anschluss einer Kamera kann nicht nur zur Wiedergabe eingesetzt werden, sondern gibt auch bei der Aufnahme ein Signal aus, beispielsweise, um einen größeren Kontrollmonitor anschließen zu können. Wird dieses Signal als "Clean HDMI" ausgegeben, dann ist es sogar nicht nur möglich, die Videos extern auszuzeichnen, sondern man kann die Kamera mit entsprechender Zusatzhardware sogar zum Live-Streaming oder als Webcam einsetzen. Wir erklären, was es dabei zu beachten gibt.  (Harm-Diercks Gronewold, Benjamin Kirchheim)

Das High Definition Multimedia Interface, kurz HDMI, wurde im Jahr 2002 eingeführt und hat einige Versionen hinter sich gebracht. Die zur Zeit aktuellste Version ist 2.1, die, Stand 2020, nur von wenigen Geräten genutzt wird. Glücklicherweise sind die HDMI-Versionen abwärtskompatibel. Sie können also ein HDMI 1.4b Kabel für eine HDMI 1.0 Schnittstelle einsetzen. Umgekehrt ist das oft nicht so, wenn Sie beispielsweise ein HDMI 1.0 Kabel für die Übertragung von UHD HDR Inhalten nutzen wollen, kann der Bildschirm schwarz bleiben oder die Übertragung Störungen aufweisen.

HDMI wird exklusiv für die Übertragung von digitalen Daten in beide Richtungen genutzt. Die zur Zeit maximale Bandbreite bei HDMI beträgt etwas mehr als 10 Gigabit pro Sekunde. Damit lassen sich beispielsweise UHD-Video-Streams mit HDR und digitalem Mehrkanalton problemlos mit einem einzigen Kabel übertragen.

Auch bei Kameras wurde die HDMI-Schnittstelle immer beliebter und es folgten Miniaturisierungen des Anschlusses. Der HDMI Typ D, der auch Micro-HDMI genannt wird, ist die gebräuchlichste der HDMI-Schnittstellen im Kamerabereich, gleichzeitig ist sie auch die mechanisch wackeligste. Etwas größer und einiges Stabiler ist HDMI Typ C, auch Mini-HDMI genannt, und ist ebenfalls gelegentlich im Fotokamerabereich anzutreffen. Einige wenige Kameras bieten sogar den normal großen Anschluss HDMI Typ A.

Doch was ist jetzt Clean HDMI? Clean HDMI heißt wörtlich übersetzt sauberes HDMI und das bedeutet, dass die HDMI-Schnittstelle nur das eigentliche Bild in Echtzeit über das HDMI-Kabel an ein externes Gerät ausgibt – ganz ohne die zusätzlich eingeblendeten Informationen, die normalerweise im Sucher oder auf dem Monitor erscheinen, wie Batterie-Symbol, diverse Kameraeinstellungen oder das Autofokus-Feld. Auch der Ton wird natürlich übertragen.

Doch wozu braucht man das? Wenn Sie nur mit Ihrer Kamera fotografieren, dann ist Clean HDMI maximal uninteressant für Sie. Wenn Sie die Kamera auch für Videos benutzen, dann kann Clean HDMI interessant sein. Sie könnten dann einen externen Rekorder an die HDMI-Schnittstelle der Kamera anschließen und sind dadurch nicht mehr an die Speicherbegrenzung Ihrer Speicherkarte gebunden. Außerdem gibt es keine Zeitbegrenzung bei der Aufnahme mehr, es sei denn Ihre Kamera überhitzt bei der Aufzeichnung und schaltet sich ab. Das sollte bei der Nutzung der Clean-HDMI-Funktion aber eigentlich seltener passieren, auszuschließen ist es jedoch nicht.

Eine weitere Möglichkeit, für die Clean HDMI sicherlich noch häufiger genutzt wird, ist der Betrieb von Fotokameras als stationäre Videokameras bei Videoaufzeichnungen im Studio, z. B. für YouTube-Videos oder Live-Streams. Statt einer normalen Webcam verwendet man dafür gern eine "richtige Kamera", die eine wesentlich bessere Bildqualität liefert. Um das zu bewerkstelligen, ist allerdings noch eine zusätzliche Hardware notwendig, denn irgendwie muss das HDMI-Signal ja in den Rechner, also von HDMI auf USB konvertiert werden. Das machen Lösungen wie der Elgato Cam Link 4K oder komplette Live-Videoschnitt-Geräte, die es unter anderem von Blackmagic oder Roland gibt. Den Elgato Cam Link 4K stellen wir in unserem nächsten Fototipp genauer vor.

Wenn Sie Ihre Kamera länger stationär betreiben wollen, was bei solchen Studioanwendungen ja der Fall ist, dann sollten Sie sich unbedingt auch Gedanken über die Stromversorgung der Kamera machen; dazu empfehlen wir Ihnen unseren Fototipp "Stromversorgung von Kameras", den wir unten für Sie verlinkt haben.

Was sind die Vorteile der Aufzeichnung eines Videos über den Clean-HDMI-Ausgang? Die Antwort dieser Frage hängt davon ab, welche Kamera Sie besitzen. Haben Sie beispielsweise eine Panasonic Lumix DC-TZ202, dann bekommen Sie einen Videostream mit der gleichen Auflösung und Bildwechselfrequenz über den Clean-HDMI-Ausgang, wie bei der Aufzeichnung auf die Speicherkarte (3.840 x 2.160 30 fps) mit einer Farbtiefe von 8 Bit und einem Farbsubsampling von 4:2:0. Allerdings können Sie länger am Stück aufzeichnen und sind nicht auf knapp 30 Minuten begrenzt. Wenn Sie aber beispielsweise eine Canon EOS R5 benutzen, dann stehen Ihnen maximal 3.840 x 2.160 Bildpunkte mit 60 Bildern pro Sekunde bei 10 Bit Farbtiefe und einem Farbsubsampling von 4:2:2 zur Verfügung.

Auf den ersten Blick ist der Unterschied nur in der Bildwechselfrequenz zu sehen sowie in der Farbtiefe und dem Farbsubsampling. Die letzteren sind für das Live-Streaming nicht sonderlich relevant und die hohe Bildwechselfrequenz sorgt beim Streamen dafür, dass die Bandbreite des Videostreams größer wird.

Die Farbtiefe eines Videos hat die gleiche Bedeutung wie die Farbtiefe eines Fotos. Bei einer Farbtiefe von 8 Bit kann ein Farbkanal 256 Helligkeitsstufen aufzeichnen. Bei drei Farbkanälen sind das dann knapp 16,7 Mio Farben. Bei einer Farbtiefe von 10 Bit kann ein Pixel 1.024 Helligkeitsstufen aufzeichnen und bei drei Kanälen sind das mehr als eine Milliarde Farben. Zudem erhöht sich der Dynamikumfang der Videoaufnahmen und so werden HDR Aufnahmen möglich.

In den letzten Wochen haben wir für alle zur Zeit aktuellen Kameras die Clean-HDMI-Fähigkeit (ja oder nein), die maximale Auflösung des Clean-HDMI-Ausgangs und das Farbsubsampling recherchiert und natürlich auch in die Datenblätter integriert.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.

 

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.