USB-Stick für Streamer

Testbericht: Elgato Cam Link 4K

2020-11-05 Den Elgato Cam Link 4K als reine Hardware zu benutzen, um die eigene System-Kamera zur Webcam zu machen, ist wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Doch was kann der unscheinbare Elgato Stick noch so, wo sind seine Grenzen und wie gut ist die von Elgato zur Verfügung gestellte Aufnahmesoftware 4K Capture Utility? Diese Fragen beantworten wir in diesem Testbericht.  (Harm-Diercks Gronewold)

In einem unserer Fototipps haben wir erklärt, wie man mit dem Elgato Cam Link 4K, einer Dauerstromversorgung und einem Clean-HDMI-Ausgang die eigene Systemkamera als Webcam einsetzen kann. Doch was der Elgato Cam Link 4K noch so kann, haben wir in diesem Test herausgefunden.

Der Elgato Cam Link 4K ist ein kleiner Stick, der auf einer Seite einen USB-Stecker besitzt und auf der anderen Seite eine HDMI-A-Buchse, also eine große HDMI-Buchse, wie man sie auch vom Blu-Ray-Player oder Fernseher kennt. Der Cam Link 4K besitzt ansonsten nur noch eine kleine weiße LED. Bedienelemente besitzt die Hardware nicht.

Der Elgato Cam Link 4K kann Signale mit maximal 3.840 x 2.160 Pixeln und einer maximalen Bildwechselfrequenz von 30 Bildern pro Sekunde verarbeiten. Bei FullHD (1.920 x 1.080 Pixel) werden Bildwechselfrequenzen von bis zu 60 Bildern pro Sekunde progressive und interlaced unterstützt.

Die Bezeichnung "progressive" besagt, dass alle horizontale Zeilen eines Videobildes ausgelesen und übertragen werden. Als "interlaced" wird das in Deutschland als Zeilensprung bekannte System bezeichnet. Bei diesem 1920 entwickelten System werden nicht alle Zeilen eines Videobildes (Frame) abgetastet, sondern nur jede zweite. Im nächsten Videobild “springt” die Zeile und die zuvor nicht abgetasteten Zeilen werden abgetastet. Wenn ein Videobild beispielsweise aus 10 Zeilen besteht, dann werden im ersten Frame des Videos die Zeilen 1, 3, 5, 7 und 9 abgetastet. Im zweiten Frame sind dann Zeilen 2, 4, 6, 8 und 10 an der Reihe. Mit diesem Verfahren wird Dateigröße gespart, allerdings geht das auf Kosten der Bildqualität und macht sich in einem flackernden Bild bemerkbar.

Der Elgato Cam Link 4K eignet sich nicht, um Inhalte mit HDCP-Kodierung aufzuzeichnen. Das Aufzeichnen von Videostreams mit einem solchen Kopierschutz ist also nicht so einfach möglich.

Zum Anschluss des Cam Link 4K wird auf der Seite des Rechners mindestens eine USB-3.0-Schnittstelle benötigt. USB-2.0-Versionen können nicht die benötigte Geschwindigkeit bereitstellen, die für den Videostrom des Cam Link 4K benötigt wird.

Doch wie bekommt man das Kamerabild auf den Computer? Ganz einfach, entweder konfiguriert man sich die eigene mit Cam Link 4K kompatible Videosoftware so, dass der Cam Link 4K als Signalquelle erkannt wird, zum Beispiel das kostenlose Open Broadcast Studio (OBS). Alternativ kann man auf der Elgato-Website (siehe weiterführende Links) die Software 4K Capture Utility kostenlos herunterladen (für Windows und macOS). Darüber hinaus sollte sichergestellt werden, dass die Grafikkartentreiber auf dem Rechner aktuell sind.

Dass die verwendete Kamera einen CleanHDMI-Ausgang (siehe weiterführende Links) besitzt und mit Dauerstrom versorgt wird, erklärt sich eigentlich von selbst. Danach werden einfach die Kabel an die entsprechenden Schnittstellen angeschlossen und im gestarteten 4K Capture Utility erscheint das Vorschaubild.

Genau so haben wir es beim Einsatz des 4K Capture Utility von Elgato gemacht und die Software zeichnete in der Standardeinstellung automatisch mit der Flashback-Funktion auf. Bei der Flashback-Funktion zeichnet 4K Capture Utility permanent den Videostream auf und speichert ihn auf der Festplatte. Nichts besonderes also? Doch, als Nutzer kann man sich irgendwann während des Streams entscheiden, zu einem Punkt "zurückzuspulen" und die Aufnahme von diesem Punkt zu starten. Will man nicht streamen, sondern einfach aufzeichnen, so deaktiviert man diese Funktion kurzerhand. Die Flashback-Aufnahme kann auf bis zu zwei Stunden ausgeweitet werden.

Die Oberfläche von 4K Capture Utility ist spartanisch, aber zweckmäßig. Oberhalb des Videofensters sind auf der linken Seite die beiden Funktionsreiter zu sehen, die den Aufzeichnungsbereich von der Mediathek trennen. Auf der rechten Seite wird die Auflösung der Signalquelle gezeigt und gleich daneben ist die gleiche Angabe nur für die Aufnahme zu sehen. Ganz rechts daneben zeigt 4K Capture Utility den verbleibenden Speicherplatz auf der Festplatte an.

Im unteren Bereich sind die Aufnahmekontrollen zu finden. Auf der linken Seite ist allerdings ein kleiner Bereich zu sehen, der es ermöglicht, das gerade aufgezeichnet Video mit einem Titel und Schlagwörtern zu versehen. Damit kann die Mediathek von 4K Capture Utility dann die Dateien leichter auffindbar machen.

In den Optionen von 4K Capture Utility lassen sich Bildeinstellungen (Kontrast, Farbe, Helligkeit etc.) ebenso vornehmen wie auch die Videobitrate einstellen, die Wahl des Mikrofons vornehmen und natürlich auch die Auflösungseinstellungen der Aufnahme sowie der Speicherort der Dateien wählen. Setzt man eine Systemkamera am Cam Link 4K ein, so wird auch das Mikrofon der Kamera benutzt. Der Ton ist synchron zum Videobild. Alternativ kann ein am Rechner angeschlossenes Mikrofon eingesetzt werden.

Die Mediathek von 4K Capture Utility ist genauso übersichtlich wie der Rest der Software und zeigt in übersichtlicher Form alle aufgezeichneten Clips, die kinderleicht sortiert und nach verschiedenen Kriterien gesucht werden können.

Alles in allem bietet 4K Capture Utility eine echt gute Nutzererfahrung, bis zu dem Punkt, wo sich die Software strikt weigerte, Videos zu speichern. Der Videostream wurde korrekt an 4K Capture Utility geliefert und die Software zeigte auch, dass sie eine Aufnahme machte. In den entsprechenden Dateiordner wurde auch eine Datei geschrieben, doch wenn man die Aufnahme beendete, dann wurde diese Datei gelöscht. Trotz des Zurücksetzens von 4K Capture Utility auf die Standardeinstellung und einer Neuinstallation konnte sich das Problem nicht beheben lassen, und das bei einem aktuellen Betriebssystem und Administratorrechten der Software.

Der Cam Link 4K von Elgato kann deutlich mehr als nur die eigene Systemkamera zur Webcam zu machen. Wenn man also nur die Möglichkeit sucht, eine Webcam aus der eigenen Kamera zu machen, dann sind weitaus günstigere Produkte auf dem Markt erhältlich. Diese können dann zwar kein 4K, aber wer braucht schon 4K bei einer Webcam?

Fazit

Während der Cam Link 4K selbst seine Arbeit ohne Probleme erledigt und leicht anzuschließen ist, kann das nicht über 4K Capture Utility gesagt werden. Zwar ist die Software leicht konfigurierbar und sehr übersichtlich gestaltet, doch das nützt nichts, wenn die Aufnahmefunktion von einem Tag auf den anderen die Arbeit einstellt und sich selbst nach Neuinstallation nicht dazu bringen lässt, Videos aufzuzeichnen. Immerhin kann der Elgato Cam Link 4K auch mit dem kostenlosen OBS Studio eingesetzt werden.

Kurzbewertung

  • Sehr einfache Handhabung
  • Unauffälliges Design
  • Keine proprietäre Software notwendig
  • Gute Einstellungsoptionen (4K Capture Utility)
  • 4K Capture Utility zeichnete von heute auf morgen nicht mehr auf
  • Recht teuer für den reinen Webcam-Einsatz

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.