Rubrik: Bildbearbeitung

Rohdaten mit DxO PureRaw Verarbeiten

2021-05-16 Mitte April 2021 stellte der französische Softwarehersteller DxO die Software PureRaw vor. PureRaw ermöglicht Lightroom- und Photoshop-Anwendern die Nutzung der mächtigen Werkzeuge von DxOs PhotoLab 4, ohne dabei in den Arbeitsablauf einer weiteren Software eintauchen zu müssen. Wir zeigen Ihnen in diesem Fototipp, wie einfach das geht und auf was Sie dennoch achten sollten.  (Harm-Diercks Gronewold)

In der PureRaw-Vorstellung wurde von DxO konstatiert, dass Bildbearbeiter "Gewohnheitstiere" sind und der überwiegende Teil mit Adobe Lightroom und Photoshop arbeitet. Nur wenige setzen zusätzlich dazu PhotoLab 4 ein, obwohl das für die Qualität der Bilder sehr zuträglich wäre.

Diese Lücke schließt PureRaw auf ziemlich elegante Art und Weise. PureRaw ist (fast) eine Blackbox, die nur wenige Einstellungsoptionen zur Auswahl stellt. Welche Metapher man auch für PureRaw nutzen mag, ist eigentlich egal. Ob nun ein Küchenwerkzeug, was das Gericht schmackhafter macht, aber das Rezept nicht ändert oder den Vorverstärker für den audiophilen Genussmenschen. Tatsache ist, dass DxO PureRaw zu den ersten Arbeitsschritten gehört, wenn Sie die Bilder von der Speicherkarte in den Rechner importieren.

Wie sich PureRaw in den eigenen Workflow integriert ist abhängig davon, wie Sie Ihren Arbeitsablauf gestaltet haben. Im einfachsten Fall importieren Sie Ihre Bilder auf den Rechner, verteilen die Bilder in eine eigene Ordnerstruktur und bearbeiten Sie aus diesen Ordnern heraus. In diesem Fall können Sie einfach DxO PureRaw starten und die zu bearbeitenden Rohdaten per "Drag&Drop" in die Arbeitsoberfläche der Software ziehen. Welche Optionen Ihnen dann in PureRaw zur Verfügung stehen, erklären wir etwas weiter unten im Text.

Die zweite Workflow-Option, die wir Ihnen vorstellen, setzt ein Digital Asset Management (DAM) Tool voraus, wie zum Beispiel Lightroom. Sie importieren die Rohdaten wie gehabt, also mit Verschlagwortungen, Stapeln, Sammlungen und so weiter von der Kamera in Ihr DAM. Wenn Sie dann ein Bild mit PureRaw bearbeiten wollen, dann können Sie das Bild einfach über die Bildeigenschaften im DAM in der Ordnerstruktur finden und per "Drag&Drop" auf die PureRaw-Arbeitsoberfläche ziehen.

Die dritte Möglichkeit ist, vor dem Import der Bilder ins DAM alle Aufnahmen durch PureRaw verarbeiten lassen. Das ist aber nur sinnvoll, wenn Sie als Ausgabeformat in PureRaw DNG wählen und nicht JPEG.

Welchen Workflow Sie auch benutzen, der Arbeitsablauf in DxO PureRaw ist in allen Fällen identisch und er beginnt mit dem Hinzufügen von Bildern. Diese können Sie entweder mit der Maus auf die Arbeitsoberfläche ziehen oder mit dem Button "Bilder hinzufügen zum Entwickeln" hinzufügen. Dieser öffnet dann den Dateibrowser, wo Sie das beziehungsweise die entsprechenden Bilder auswählen können.

Nach dem drücken des "ok"-Buttons werden Sie beim ersten Mal von einem Popup begrüßt, was Ihnen mitteilt, dass PureRaw ein oder mehrere Korrekturprofile herunterladen muss. Diese Korrekturprofile sind essentiell für die Korrektur der optischen Fehler und der Lens-Sharpness-Funktion. Doch dazu später mehr.

Mehr als 60.000 Korrekturprofile stellt DxO seinen Kunden zur Verfügung (Stand April 2021). Für diese Profile werden Kamera-Objektiv-Kombinationen in aufwendigen Testreihen genauestens untersucht und die daraus gewonnen Daten werden dann dazu benutzt, optische Fehler wie Verzeichnungen und Vignettierungen zu beseitigen sowie eine differenzierte, artefaktfreie Schärfung zu ermöglichen.

Nachdem das oder die entsprechenden Korrekturprofile heruntergeladen wurden, kann es auch schon mit den übersichtlichen Einstellungen losgehen. Zunächst wählen Sie alle Bilder aus, die Sie gerne verarbeiten wollen und klicken auf "Bilder entwickeln". Dann öffnet sich ein Pop-up und präsentiert Ihnen die übersichtlichen Optionen.

Die erste Option ist die Auswahl der Verarbeitungsart der Rohdaten und deren Entrauschungsmethode. Hier stehen Ihnen drei Optionen zur Auswahl: HQ, PRIME und DeepPRIME. Während HQ die herkömmliche sehr schnelle Verarbeitung ist, sind PRIME und DeepPrime deutlich zeitaufwendiger, dafür aber auch deutlich besser.

PRIME ist das Akronym "Probabilistic Raw Image Enhancement". Dahinter verbirgt sich eine wahrscheinlichkeitstheoretische Rohdaten-Verbesserung, bei der für jedes Pixel tausend Nachbarpixel analysiert werden. Diese umfangreiche Analyse ermöglicht es, ähnliche Informationen zu identifizieren, die dann verwendet werden, um Informationen zu rekonstruieren.

DeepPRIME geht einen Schritt weiter als PRIME und greift schon früher in das Rauschen und den Erhalt der Bilddetails ein. DeepPRIME wurde mit Hilfe eines komplexen neuronalen Netzwerks entwickelt, das mit den Daten von Millionen Testaufnahmen aus der 15-jährigen Arbeit der DxO-Test-Labore versorgt wurde. Am Ende änderte sich das Vorgehen der beiden großen Rohdatenentwicklungsarbeitsschritte Demosaicing und Entrauschen. (siehe weiterführende Links).

Während PRIME grundsätzlich immer eingesetzt werden kann, solange es die Zeit zulässt, ist DeepPRIME eigentlich nur sinnvoll, wenn die Bilder mit sehr hohen ISO-Einstellungen aufgenommen wurden oder sehr unterbelichtet beziehungsweise schlecht belichtet sind.

Als nächstes können Sie das Ausgabeformat auswählen. Hier stehen Ihnen das JPEG-Format für die Weitergabe der sowie das DNG-Format zur Weiterverarbeitung zur Verfügung. Bei dem DNG-Format handelt es sich um ein lineares DNG. Was das genau ist, haben wir in einem weiteren Fototipp für Sie erläutert (siehe weiterführende Links).

Bitte beachten Sie, dass ein lineares DNG etwa dreimal soviel Speicherplatz beansprucht wie die ursprüngliche unkomprimierte Rodatendatei.

Bei der letzten Option haben Sie die Möglichkeit, den Speicherort der entwickelten Bilder zu bestimmen. Egal wo Sie das Bild speichern und in welchem Dateiformat, die verarbeiteten Bilder haben immer ein "DXO" und die Art der Verarbeitung im Dateinamen. Das macht dann eine "Lagerung" im Quellordner sehr übersichtlich.

Sind alle Optionen wie gewünscht ausgewählt, klicken Sie einfach auf "Entwickeln" und los geht es. Das Entwickeln kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Ist die Entwicklung abgeschlossen, informiert Sie PureRaw darüber, dass das Bild nun fertig ist und Sie es weiterverarbeiten oder das Endergebnis mit dem Originalbild vergleichen können.

Wollen Sie es weiterverarbeiten, dann wählen Sie einfach diese Option und suchen Sich die entsprechende Applikation aus dem Dropdown-Menü aus. Wenn Sie Photoshop verwenden und die DNG-Option ausgewählt haben, dann wird sich automatisch CameraRaw öffnen. Bitte beachten Sie dabei, dass die Einstellungen für Detail und Optik automatisch auf neutral (0) gesetzt wurden. Das ist gewollt, weil beide Funktionskomplexe schon durch PureRaw optimiert wurden. Danach können Sie Ihrem ganz normalen Arbeitsablauf in der Bildbearbeitung folgen.

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.