Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Nikon D5

Seite 2 von 2, vom 2016-05-04 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Mit 21 Megapixeln löst die Nikon D5 höher auf als ihr Vorgängermodell, gleichzeitig schraubt Nikon aber auch die maximale Empfindlichkeit auf bis zu ISO 3,3 Million hinauf. Ob das gutgehen kann, musste die D5 im Labortest mit dem neuen 24-70 mm F2.8 VR zeigen. Der ausführliche Labortest mit allen Diagrammen kann wie üblich gegen eine geringe Gebühr von 1,40 Euro im Einzelabruf über die weiterführenden Links eingesehen werden. Außerdem bieten wir Labortest-Flatrates an, die den zeitlich begrenzten Zugriff auf das gesamte Labortestarchiv erlauben. Mit einem Kauf wird auch unsere Arbeit an den kostenlosen redaktionellen Tests unterstützt.

Wer jetzt meint, eine Festbrennweite wie ein Makro wäre doch das bessere Testobjektiv gewesen, um "alles" aus dem Sensor herauszuholen, den müssen wir enttäuschen. Auch Nikon war dieser Meinung und so testeten wir parallel mit dem 105 mm Micro Nikkor. Tatsächlich liefert das 24-70 an den 21 Megapixeln der D5 aber eine hervorragende Auflösung, die dem Makroobjektiv beim MTF50-Messwert sogar minimal überlegen ist. Bei unserem Objektivtest des 24-70 VR sah das noch ganz anders aus, allerdings löst die damals verwendete Testkamera D800E mit 36 Megapixeln auch viel höher auf (siehe weiterführende Links). Das 24-70 VR erreicht an der D5 eine maximale Auflösung bei 50 Prozent Kontrast von 53 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Bildzentrum bei 24mm/F5.6 und 47 lp/mm am Bildrand bei 70mm/F16. Doch schon bei Offenblende erreicht das Objektiv über 50 lp/mm im Weitwinkel im Bildzentrum und über 40 lp/mm am Bildrand. Abblenden steigert die Zentrumsauflösung noch ein wenig, am Bildrand kann das Objektiv im Weitwinkel sogar noch etwas kräftiger auf bis zu knapp 47 lp/mm zulegen. Erst bei der kleinsten Blendenöffnung F22 sinkt die Auflösung spürbar, aber nicht kritisch. Bei mittlerer Brennweite liegen die Auflösungen auf einem ähnlichen Niveau. Am langen Brennweitenende hingegen muss das Objektiv um zwei Stufen abgeblendet werden, um im Bildzentrum die 50 lp/mm zu überschreiten. Bei langer Brennweite gibt es ab F11 eine besonders gleichmäßige Auflösung in der Bildmitte und am Bildrand von jeweils rund 47 lp/mm. Ein Blick auf die Schärfeartefakte verrät, dass Nikon die Bilder bei der D5 offensiver aufbereitet als bei seinen anderen DSLRs. Das kommt insbesondere solchen Fotografen entgegen, die die JPEG-Aufnahmen ohne zeitaufwändige Bearbeitung in hoher Qualität weitergeben möchten.

Bei anderen Messwerten als der Auflösung muss das 24-70 VR aber durchaus Federn lassen. So ist die chromatische Aberration zwar im Mittel gering, aber bei mittlerer und insbesondere kurzer Brennweite treten zum Bildrand hin deutlich sichtbare Farbsäume auf. Auch die Verzeichnung fällt mit 3,5 Prozent Tonnenform im Weitwinkel und über 1,5 Prozent Kissenform bei mittlerer und langer Brennweite nicht eben gering aus. Die Randabdunklung von gut 50 Prozent (eine Blendenstufe) bei F2,8 lässt sich durch Abblenden auf F4 halbieren, beim weiteren Abblenden auf F5,6 nimmt sie noch einmal deutlich ab. Immerhin ist der Verlauf sehr weich, sodass die Randabdunklung nicht allzu stark auffällt.

Der Signal-Rauschabstand ist von ISO 50 bis ISO 400 mit über 40 dB hoch, kratzt aber nur bei ISO 50 an der Marke von 45 dB. Bis ISO 6.400 bleibt der Signal-Rauschabstand auf einem akzeptablen Niveau von über 35 dB, bricht darüber aber deutlich ein. Bei den vier höchsten Empfindlichkeiten von ISO 0,4, 0,8, 1,6 und 3,3 Million wird der Wert von 20 dB deutlich unterschritten. Bis ISO 0,8 Million bleibt das Rauschen mit unter zwei Pixeln feinkörnig, oberhalb von ISO 6.400 wird jedoch zunehmend Helligkeitsrauschen sichtbar. Ab rund ISO 100.000 wird das Rauschen sehr stark. Oberhalb dieser Empfindlichkeit gesellt sich kräftiges Farbrauschen hinzu. Das Rauschen überdeckt das Motiv bei den beiden höchsten Empfindlichkeiten von ISO 1,6 und 3,3 Million sogar so stark, dass die Laboranalysesoftware DxO Analyzer innerhalb der Bilder die Testcharts nicht mehr finden konnte. Auch ein Blick auf die Testbilder verrät, dass vor allem die beiden höchsten Empfindlichkeiten allenfalls zur Verschönerung des Datenblatts taugen. Die Bilder sind stark magentastichig und so verrauscht, dass man das Motiv kaum noch erkennen kann.

Die Messung der Texturschärfe weist vor allem bei den niedrigen Empfindlichkeiten eine Überschärfung des Motivs auf. Bis ISO 6.400 sinkt der Wert zwar stetig ab, aber selbst bei dieser hohen Empfindlichkeit werden noch alle Details gezeigt. Erst oberhalb dieser Empfindlichkeit sinkt der Messwert je ISO-Stufe stärker. Bei ISO 12.800 gehen bereits Bilddetails verloren, spätestens ab ISO 25.600 wird dies offensichtlich. Darüber bricht die Messkurve noch steiler ein und ab ISO 204.800 wirken die Bilder stark unscharf und detailarm. Die Nikon D5 legt also bis zu hohen ISO 6.400 sehr gute Messwerte hin, kann darüber aber auch nicht zaubern. Insbesondere die Ausdehnung des Empfindlichkeitsbereich auf bis zu ISO 3,3 Million erweckt den Eindruck, dass nur der untere, kleine ISO-Bereich brauchbar ist. Dabei ist bereits dieser ISO-Bereich, in dem die D5 kristallklare Bilder liefert, größer als bei den meisten anderen Kameras.

Die Eingangsdynamik der D5 bewegt sich bis ISO 12.800 auf einem hohen Niveau von über zehn Blendenstufen und erreicht sogar fast elf Blendenstufen. Die Tonwertkurve verläuft angesteilt. Nicht übertrieben, aber doch genug, um kontrastreiche, gefällige Bilder direkt aus der Kamera zu liefern. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 400 mit über 224 von 256 Stufen sehr gut, fällt dann aber mit jeder Empfindlichkeitsstufe deutlich ab. Bis ISO 3.200 bleibt der Tonwertumfang mit mindestens 160 Stufen jedoch auf gutem Niveau. Ab ISO 25.600 unterschreitet der Wert die kritische Marke von 96 Helligkeitsstufen, ab ISO 409.600 sind es sogar nur noch weniger als 32. Die Farbwiedergabe der D5 spiegelt ebenfalls die JPEG-Aufbereitung hin zu direkt aus der Kamera gut aussehenden Bildern wieder. Die Farben sind gesättigt, im Rot- und Magentabereich sogar sehr stark, Cyan ist stark in Richtung Blau verschoben. Die Tatsächliche Farbtiefe ist bis ISO 25.600 mit über zwei Millionen Farbabstufungen gut, bis ISO 3.200 sind es sogar über vier Millionen. Aber auch hier bricht der Messwert bei den hohen ISO-Empfindlichkeiten massiv ein. Bei ISO 102.400 sind es weniger als eine Million Farben, bei ISO 204.800 nur noch wenig über 250.000 und bei ISO 819.200 nur noch um die 40.000.

Wer auf Bildqualität Wert legt, sollte also die ISO-Einstellungen H1 (204.800) und höher meiden wie der Teufel das Weihwasser, aber auch die drei ISO-Stufen darunter (ab 25.600) sollte man nur im Notfall einsetzen. Wer neutrale Bilder wünscht, ist mit den JPEG-Werkseinstellungen definitiv an der falschen Adresse. Die D5 bietet jedoch viele Möglichkeiten, die JPEG-Aufbereitung anzupassen, alternativ im TIFF-Format zu speichern oder aber im Rohdatenformat zur späteren, wunschgemäßen Bildaufbereitung.

Fazit

Die Nikon D5 besitzt nicht nur einen Preis auf Profiniveau, sondern bietet auch entsprechende Gegenleistung. Das Gehäuse ist groß und schwer, dafür aber griffig und super robust. Das Bedienkonzept mit den vielen Knöpfen, Rädern und Steuertasten jedoch erfordert entsprechende Einarbeitungszeit, zumal manche Funktionen trotz umfangreichen Menüs nur mit Tastenkombinationen erreichbar sind. Die D5 zeichnet sich aber vor allem durch ihren leistungsfähigen Autofokus aus, der nicht nur auf dem Papier überzeugt. Hinzu kommt die schnelle Serienbildfunktion, wofür man allerdings zur XQD-Variante der Kamera greifen sollte und somit die exotischen Speicherkarten in Kauf nehmen muss. Die Bildqualität bewegt sich über einen großen Empfindlichkeitsbereich von ISO 50 bis 6.400 auf einem sehr hohen Niveau. Bei den so lockenden ultrahohen Empfindlichkeiten von bis zu ISO 3,3 Million hingegen erweist sich die D5 als Papiertiger, zaubern kann auch Nikon nicht. Die 21 Megapixel bieten einerseits eine hohe Auflösung, ohne aber die Objektive zu sehr zu fordern, sodass mit Objektiven wie dem 2.8 24-70 VR, das an 36 Megapixeln deutliche Randunschärfen aufweist, randscharfe Aufnahmen möglich sind.

Kurzbewertung

  • Äußerst robustes, ergonomisches, aber auch sehr schweres Gehäuse
  • Sehr schneller, zuverlässiger Autofokus
  • Hohe Serienbildrate mit langen Aufnahmeserien
  • Mit ca. 0,5 Sekunden bisher schnellster Live-View-AF aller DSLRs
  • Bis ISO 6.400 sehr gute Bildqualität
  • Teilweise etwas undurchsichtiges Bedienkonzept
  • ISO 1,6 und 3,2 Mio mit unbrauchbarer Bildqualität
  • Exotischer XQD-Speicherkartenstandard (CF-Version der D5 mit eingeschränkter Serienbildleistung erhältlich)
Kommentare

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auchkeineahnung 2016-05-04

Zitat Testbericht:
"Die 21 Megapixel bieten einerseits eine hohe Auflösung, ohne aber die Objektive zu sehr zu fordern, sodass mit Objektiven wie dem 2.8 24-70 VR, das an 36 Megapixeln deutliche Randunschärfen aufweist, randscharfe Aufnahmen möglich sind."

Nur mal zu meinem Verständnis:
Sind die Fotos von einer 36MP-Kamera wirklich randunschärfer oder nur im Vergleich zum Potenzial eines 36Mp-Sensors? 

Benjamin Kirchheim 2016-05-04

[quote user="auchkeineahnung"]Nur mal zu meinem Verständnis:
Sind die Fotos von einer 36MP-Kamera wirklich randunschärfer oder nur im Vergleich zum Potenzial eines 36Mp-Sensors? 

Das Objektiv hat an 36 MP am Rand dieselbe Auflösung wie an 21 MP und löst im Zentrum an 36 MP aber viel höher auf -> ungleichmäßigere Auflösung an 36 MP.

sting111 2016-05-04

Bzgl: "Teuerste Hantel" - Der body der Canon EOS 1D C liegt derzeit noch bei fast Euro 8.000.

Groesstes Manko der D5 wird von der Canon 1D X II aufgezeigt, die 4K mit 50/60 fps abliefert. Die D5 zeichnet nur UHD auf, mit 24/25/30 fps und die max. Cliplaenge liegt bei nur 3 Minuten.

Georg Kovac 2016-05-09

was ich da lese über die D5 bin ich mir da sicher die bessere kamera mit der sony a 7R II gekauft zu haben und spare zusätzlich noch 2.500 euro. hatte die eos 1D X gehabt, bin auch da froh die sony gegen die eos 1D X eingetauscht zu haben ... georg

baschdl2003 2016-07-25

Hauptsache, man kann Kameras dissen, die nicht vom eigenen bevorzugten Hersteller sind. Wie im Kindergarten beim "Kameraquartett"! Leute, freut Euch doch einfach, wenn Ihr für unter 7000.-- € an tolles Gerät gekommen seid und lasst den Leuten, die eine D5 haben wollen und können, neidlos den Spaß.

Harm Gronewold 2016-07-27

Hallo aus Lübeck,

ich bin mir nicht sicher, warum Sie sich persönlich so angegriffen fühlen, weil der Testbericht und/oder einige Meinungen sich nicht mit den Ihren decken. Die digitalkamera.de-Redaktion hat keinen "eigenen" Hersteller und "dissen" tun wir schon mal gar nicht, wir testen Kameras objektiv und im Labor, so das die Ergebnisse unter den Kameras vergleichbar bleiben.

Freuen Sie sich darüber, dass Sie das für sich mit der D5 das richtige Werkzeug gefunden haben. Hier einen "Markenkrieg" zu sehen, wo keiner ist führt niemanden ins Ziel.

Beste Grüße

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Steckbrief

Hersteller Nikon
Modell D5
Sensor CMOS Kleinbild 36,0 x 24,0 mm (Cropfaktor 1,0)
21,3 Megapixel (physikalisch)
20,8 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 6,4 µm
Auflösung (max.) 5.568 x 3.712 (3:2)
Video (max.) 3.840 x 2.160 30p
Objektiv Nikon AF-S 24-70 mm F2.8E ED VR (Zoom-Objektiv)
Spiegelreflexsucher Prismensucher, 100 Prozent Bildfeldabdeckung, 0,72-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), 0,72-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.), 17 mm Augabstand, Dioptrienkorrektur von -3,0 bis 1,0 dpt, wechselbare Mattscheiben
Monitor 3,2" (8,0 cm)
  Auflösung 2.359.000 Bildpunkte
  kippbar
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen ja
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Mini (Typ C)
Vollautomatik ja
Motivautomatik
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion ja
Panoramafunktion nein
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung (180.000 Felder), Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/8.000 s
Blitz
  Synchronzeit 1/250 s
  Blitzanschluss Blitzschuh: Nikon, Standard-Mittenkontakt
WLAN
NFC
GPS extern, kabelgebunden oder Aufsteck-Empfänger
Fernauslöser ja, Kabelauslöser
Intervallaufnahme ja
Speichermedium
XQD
  Slot 2
XQD
  automatisch ISO 100-102.400
  manuell ISO 50-3.280.000
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe ja
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 153
99 Kreuzsensoren
54 Liniensensoren
  Geschwindigkeit Phasen-Autofokus: 0,25 s bis 0,30 s
Live-View-Autofokus: 0,46 s bis 0,55 s
  AF-Hilfslicht k. A.
Abmessungen 160 x 159 x 92 mm
Gewicht (betriebsbereit) 1.389 g (nur Gehäuse)
2.454 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 3.780 Aufnahmen (gem. CIPA-Standard)

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Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.