Adobe Systems

Testbericht: Adobe Systems Photoshop Lightroom 2

2008-08-14 Nach der Markteinführung von Photoshop Lightroom 1 vor etwa anderthalb Jahren ist seit Anfang August 2008 Photoshop Lightroom in der Version 2.0 erhältlich. Während durch die bisherigen Updates der Version 1 eher neue Kameramodelle Unterstützung fanden, bringt das Upgrade auf Photoshop Lightroom 2 wesentliche Verbesserungen. Vor allem mit dem Korrekturpinsel und dem Verlauffilter sind jetzt zwei sehr effektive Werkzeuge an Bord, mit denen ausgewählte Bildbereiche präzise verbessert werden können. Im Februar 2007 hatte digitalkamera.de die erste offizielle Version von Photoshop Lightroom 1.0 getestet. Damals gab es neben viel Positivem aber auch einige Features, die man sich für ein All-in-one-Programm zusätzlich gewünscht hätte. Ob diese Wünsche von Seiten der Lightroom-Entwickler umgesetzt wurden und was die neue Version 2 letztlich für einen Eindruck hinterlässt, ist Gegenstand dieses Testberichtes.  (Ralf Germer)

Adobe Photoshop Lightroom 2 - Thumbnailansicht, Filtermoeglichkeit, Stichworte [Foto: MediaNord] Verwendet wurde Windows XP Prof. SP3 mit einem Pentium 4 Prozessor 2,4 GHz und 1,24 GBytes RAM; dies ist etwa die Mindestanforderung, die Adobe für die Nutzung von Lightroom 2 empfiehlt. Als Monitor diente ein 19-Zöller mit 1280x1024 Pixeln Auflösung. Problemlos konnten wir die etwa 65 MBytes umfassende 30-Tage-Testversion installieren und anschließend starten. Auf einem anderen Rechner wurde ein Upgrade installiert. Die alte Version 1 von Photoshop Lightroom bleibt dabei erhalten – Photoshop Lightroom 2 wird komplett neu angelegt und überschreibt nicht die Vorgängerversion. Der Import eines vormals angelegten alten Lightroom-Katalogs verlief ohne Fehler.

Lightoom startet im Bibliothek-Modul, und hier wird schon einiges an Änderungen sichtbar. Das linke Bedienfeld zeigt jetzt praktischerweise in der Rubrik Ordner die Laufwerke an, auf denen sich die importierten Ordner befinden. Die Laufwerke besitzen an der linken Seite kleine Farbmarkierungen, bei uns sind die Farben Gelb und Grün sichtbar. Grün zeigt an, dass das Laufwerk die vorausgesetzte Geschwindigkeit erfüllt, Gelb deutet auf ein langsames Laufwerk hin; eine schwarze Markierung bedeutet inaktives Laufwerk. Unterhalb der Laufwerke beziehungsweise Ordner gibt es die Sammlungen, früher Kollektionen genannt. Hier wurde die sehr komfortable Möglichkeit der Smart-Sammlungen integriert. Das Besondere an den Smart-Sammlungen ist ihr dynamisches Verhalten. Es lassen sich spezifische Kriterien festlegen, z. B. Bilder mit dem Stichwort Meer und vier Sterne für die Qualität. Zukünftig sind alle Bilder, die diese Kriterien erfüllen, über diese Smart-Sammlung indiziert und jederzeit sofort abrufbar. Werden im Nachhinein bei diesen Bildern Kriterien verändert, dann werden die entsprechenden Bilder automatisch aus der Sammlung entfernt. Das Verwenden und Anlegen statischer Sammlungen wie in Lightroom 1 ist ebenfalls möglich.

Adobe Photoshop Lightroom 2 - Überprüfungsansicht  [Foto: MediaNord] Die Stichwortvergabe ist in das rechte Bedienfeld gewechselt. Hier werden nicht nur die Stichworte zu ausgewählten Bildern eingetragen und eventuell in benutzereigenen Stichwortvorlagen zusammengefasst gespeichert, sondern Lightroom gibt auch Stichwortvorschläge; diese Vorschläge ermittelt das Programm automatisch aus Bildern mit demselben verwendeten Stichwort. Das Suchen-Feld wird über Steuerung+F (Windows) aufgerufen und befindet sich in der jetzigen Lightroom-Version oberhalb der Raster-Anzeige bzw. der Thumbnail-Ansicht. Es heißt jetzt Bibliotheksfilter, und die Kriterien für Text (Stichworte), Attribut (Flag, Sterne, Farbmarkierung) und Metadaten können einzeln oder kombiniert ausgewählt werden. Allerdings ist auf unserem normalen 19"-Monitor bei geöffneten seitlichen Bedienfeldern nicht alles erkennbar. Für die Arbeit mit Lightroom empfiehlt sich daher ein Breitbildmonitor – außer man gewöhnt sich an das regelmäßige Ein- und Ausblenden der Bedienfelder. Gleiches gilt für die nach wie vor unter der Raster-Anzeige liegenden Flags, Sterne und Farbmarkierungen zur Kategorisierung.

Die wohl von den Anwendern meist gewünschte Funktion zur selektiven Korrektur partieller Bildbereiche, der Korrekturpinsel, Adobe Photoshop Lightroom 2 - rechtes Bedienfeld, Menü, Korrekturpinsel  [Foto: MediaNord] befindet sich im Entwickeln-Modul auf der rechten Seite unter dem Histogramm; ebenfalls neu ist der Verlauffilter. Der Korrekturpinsel hat es in sich. Zwar verlangt er unserem Testrechner alles ab, aber die Ergebnisse sind sehr beeindruckend. Man setzt einen Startpunk in dem zu korrigierenden Bildbereich und kann dann mit dem Pinsel über die ausgesuchten Bildflächen fahren. Das Ergebnis wird umgehend sichtbar, sofern vorher die richtigen Einstellungen gewählt wurden. Hier lohnt es sich, verschiedene Einstellungen auszuprobieren, gegebenenfalls wird die Bevorzugte dann als Vorgabe für spätere Korrekturen unter einem passenden Namen gespeichert. Der wirkliche Clou an diesem Pinsel ist die Einstellung "Automatisch maskieren". Nachdem ein Startpunkt gewählt wurde, sucht sich der Pinsel beim Weiterfahren ähnlich eingefärbte benachbarte Pixel. Die Korrekturen lassen sich aber nicht isoliert und uneingeschränkt durchführen, sondern berücksichtigen immer auch das gesamte Bild bzw. einen größeren Bereich um das jeweilige Objekt. So kann es vorkommen, dass eine Korrektur des Kontrastes auch Auswirkungen auf die Helligkeit oder Belichtung hat. Im Auswahlmenü des Korrekturpinsels gibt es die Möglichkeit einer Tonwertkorrektur. Zur Aktivierung klickt man auf ein kleines Farbfeld, wodurch sich ein Fenster öffnet, aus dem man mit einer Pipette die neue Farbe wählt. Damit kann man bestimmte Bereiche sehr gut ein- beziehungsweise umfärben. Möchte man aber eine ähnliche Farbe aus einem bestimmten Bildbereich wählen, geht das nur über Trial and Error. Die Pipette lässt sich leider nicht zur Farbaufnahme aus dem aktiven Bild verwenden.

Bei der Technologie zur selektiven Korrektur hat sich Adobe wohl sehr an der preisgekrönten "U Point"-Technologie von Viveza aus dem Hause Nik Software orientiert. Viveza verwendet die Adobe-Plug-Architektur und ist somit kompatibel zum direkten Konkurrenten von Photoshop Lightroom, Apple Aperture 2. Viveza lässt sich natürlich auch unter Photoshop verwenden, nur eben nicht unter Lightroom, weil Adobe hier eine andere Plug-in-Architektur zugrunde legt – warum auch immer. Außerdem arbeitet die "U Point"-Technologie auf unserem Testrechner viel schneller, nimmt daher deutlich weniger Rechenkapazität in Anspruch. Adobe sollte also in dem Bereich der selektiven Korrektur – trotz der guten Resultate – die Verarbeitungsgeschwindigkeit deutlich nachbessern.

Adobe Photoshop Lightroom 2 - Exportieren [Foto: MediaNord] Auch unter Lightroom 2 muss zur Kontrolle der Schärfe und der Rauschreduzierung das Bild auf 100 % gestellt werden. Um dies etwas einfacher zu gestalten, wurde von den Entwicklern über dem Schärfenmenü ein kleines, aufklappbares Kontrollfenster eingefügt – ähnlich wie bei Photoshop im Menü Unscharf Maskieren. Dies ist zum Teil ganz praktisch, übersichtlicher ist aber immer noch, das Hauptbild auf 100 % zu vergrößern. Ebenfalls zur Gruppe Details mit Schärfen und Rauschreduzierung gehört jetzt das Menü für die chromatische Aberration. Das Objektivkorrekturmenü befindet sich jetzt in der Gruppe Vignettierung, zusammen mit dem Menü Nach Freistellen, das eher kreativen Zwecken dient.

Im Drucken-Modul hat sich auch etwas getan. Im rechten Bedienfeld kann nun in der Rubrik Druckauftrag als Ausgabe zwischen Drucker und JPEG gewählt werden. Im JPEG-Modus wählt man zusätzlich gegebenenfalls Benutzerdefinierte Dateiabmessungen und die JPEG-Qualität. Im Bereich Farbmanagement kann man standardmäßig zwischen den Profilen sRGB, Adobe RGB und Pro Photo RGB wählen; aber auch andere Profile lassen sich laden. Sowohl für die Druck- als auch für die JPEG-Ausgabe gibt es die Möglichkeit, speziell zu schärfen. Zusätzlich ist noch der entsprechende Medientyp Glanz oder Matt anzugeben.

Über alle Module hinweg kann jetzt ein zweites Monitorfenster geöffnet und auf einem zusätzlichen Bildschirm angezeigt werden. Während auf dem Standardmonitor beispielsweise im Vollbildmodus gearbeitet wird, zeigt der Sekundärmonitor Thumbnails mit Auswahlkriterien aus dem Bibliotheksfilter. Dies ist für den schnellen Foto-Workflow sehr begrüßenswert. Sicherlich hat Adobe  Adobe Photoshop Lightroom 2 - zweites Monitorbild [Foto: MediaNord] noch viel mehr Verbesserungen in Photoshop Lightroom 2 einfließen lassen, doch nicht alle sind sofort sichtbar. So werden mit einem Flag als abgelehnt gekennzeichnete Bilder blasser und gräulich angezeigt, die zuvor oft zu hell arbeitende automatische Tonwertkorrektur liefert jetzt viel ausgeglichenere Ergebnisse, und der den Kontrast steigernde Filter Klarheit kann in der aktuellen Version auch negativ eingesetzt werden. Auch die Exportmöglichkeiten wurden erweitert. So lässt sich u. a. für die zu exportierenden Bilder die Ausgabeschärfe wählen. Man hat hier die Wahl zwischen Schärfen für Bildschirm, mattes Papier und Glanzpapier in den Stärken Standard, niedrig und hoch.

Die enge Integration von Lightroom 2 mit Photoshop CS3 konnte von uns nicht geprüft werden, weil unser Testrechner noch mit Photoshop CS bestückt ist. Leider wurde Photoshop nicht automatisch als externes Bearbeitungsprogramm erkannt. So wurde unsere Photoshop-Version über die Voreinstellungen manuell als Bearbeitungsprogramm zugewiesen. Das ausgewählte Bild wurde in Photoshop bearbeitet, als TIF-Datei gespeichert und automatisch mit den Änderungen in Lightroom angezeigt.

Fazit Adobe Photoshop Lightroom wird immer mehr eine All-in-on-Lösung für den kompletten Fotoworkflow. In diesem Programm ist eigentlich alles enthalten, was beispielsweise ein ambitionierter Naturfotograf benötigt. Doch aufgrund der neuen selektiven Korrekturmöglichkeit wird es vermutlich wieder heftige Diskussionen unter den Naturfotografen geben – was gilt als Bildmanipulation und was ist noch gestattet? Schade, dass Lighroom-Anwender keinen Gebrauch von den hauseigenen Photoshop-Plug-ins manchen können. Was Lightroom in den Bereichen Bildverwaltung, Bildbearbeitung und Präsentation (Druck, Web, Diashow) inzwischen bietet, ist beachtlich, auch wenn in dem einen oder anderen Bereich noch nachgebessert werden kann bzw. sollte. Alles ist mit Lightroom 2 noch nicht zu bearbeiten, so dass hin und wieder ein separates Bildbearbeitungsprogramm verwendet werden muss.

Kurzbewertung

  • Smart-Sammlungen und Laufwerksverwaltung
  • verbesserte Druckmöglichkeiten
  • selektive Korrekturmöglichkeiten
  • weitestgehend intuitiv bedienbar
  • Visuelle Ähnlichkeit oder Gesichter kein Such- oder Sortierkriterium
  • keine Einbindung von Photoshop-Plug-ins
  • keine Korrektur von Objektivverzerrungen und stürzenden Linien
  • kein Softproof

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