ACD Systems
Testbericht: ACD Systems ACDSee Pro 2
2007-11-05 Man kennt das Dilemma: Festplatten und Speicherkarten haben immer mehr Kapazität, nach jedem Streifzug mit der Digitalkamera fallen viele Daten an, aber mit der Archivierung, dem übersichtlichen Ordnen, dem schnellen Zugriff und der Weitergabe der Bilder hapert es. Mit ACDSee Pro 2 Foto-Manager bringt man Ordnung in bloße Dateiansammlungen, findet auf Anhieb, wonach man sucht, kann seine Bilder korrigieren und verbessern sowie auf verschiedenen Wegen anderen zur Verfügung stellen – als Diashow, ausgedrucktes Bild, per E-Mail oder als HTML-Galerie. (Dr. Bernd Schäbler)
Seit interne oder mobile Festplatten immer mehr Speicherplatz bereit stellen und Speicherkarten im 4-GBytes-Bereich weit weniger kosten als 32-MBytes-Karten noch vor sechs Jahren, werden auch mehr Bilder "geschossen" und gespeichert. Für die Bewältigung großer Mengen von Daten und Dateien am heimischen Rechner bedarf es leistungsfähiger Software-Lösungen, mit denen die Bilddateien von der Speicherkarte übertragen, dann gesichtet, bewertet, verwaltet und so bearbeitet werden können, dass sie für den Druck, die Web-Präsentation, den Versand per E-Mail oder die Ausgabe als Diashow bereit stehen. Einer der Favoriten unter den mächtigen Allround-Softwaretools ist ganz zu Recht ACDSee Pro 2 Foto-Manager. Wer immer z. B. mit der Software, die seiner neuen Kamera beigefügt ist, nicht zufrieden ist, wer vor hat, viele Bilder zu machen und auch andere daran teilhaben zu lassen, ist gut beraten, gleich zu Beginn in dieses Software-Paket zu investieren.
Nach der Installation ist ACDSee Pro 2 sofort beim Transfer der Dateien von der Speicherkarte behilflich. Beim ersten Mal muss ein Transfergerät definiert werden, d. h. es ist der Speicherort sowie die Art der Benennung und Nummerierung festzulegen. Die neuen Bilddateien werden im Übersichtsfenster als Miniaturvorschauen gezeigt, und auch RAW-Dateien werden blitzschnell so konvertiert, dass zunächst eine brauchbare Thumbnail-Voransicht möglich ist. Von den drei Arbeitsoberflächen – Übersichts-/Browserfenster, Einzelbildbetrachtung/Viewer und Editiermodus – steht zunächst das Übersichtsfenster mit den als Miniaturansichten, Listen mit Details oder Filmstreifen sichtbaren Bilddateien zur Verfügung. Darum herum angeordnet: Menü- und Funktionsleiste, Verzeichnisfenster, Vorschau und Histogramm sowie am rechten Rand die Organisationsleiste. Mittels Karteireiter-Leisten ist aus dem Verzeichnisfenster für die Auswahl von Dateien eine Kalenderfunktion (Tages, Monats-, Jahresansicht, Ereignisse), die Rubrik "Favoriten" und eine differenzierte Suchmaske anwählbar. Die Organisationsleiste ist zweigeteilt in Auswahlfunktionen für die einfache und schnelle Dateisuche und den Datenbanksektor, in dem alle Metadaten eingegeben, bearbeitet bzw. ergänzt werden, die danach auch wieder bei der Suche behilflich sind. Außerdem sind in einer schmalen Leiste oberhalb der Miniaturvorschauen Funktionen wie Sortierung, Gruppierung und Anordnung von Bilddateien untergebracht. Man sieht: Mit Funktionen und Möglichkeiten, Dateien zu sichten, zu ordnen und zu suchen, wird nicht gegeizt. Die Anwahl von "Ansichten - Auf Standard-Layout zurücksetzen" wird in der ersten Phase des Umgangs mit ACDSee Pro 2 – und insbesondere dem Übersichtsfenster-Modus – häufiger nötig sein, denn es kommen noch zwei Fenster hinzu: ein so genannter Auswahl- sowie ein Brennkorb, in denen Dateien temporär für die Weiterbearbeitung – z. B. per Stapelverarbeitung – oder zum Brennen auf CD/DVD abgelegt werden. Wem das zu viele Fenster und Funktionen auf einen Blick sind, der soll und kann das Programm auf seine Bedürfnisse hin anpassen.
Wie bereits angesprochen, empfiehlt sich ACDSee Pro 2 vor allem für Anwender, die viele Fotos "schießen", große Dateienbestände auf der Festplatte ansammeln und aus diesen für bestimmte Zwecke gezielt Teilmengen auswählen möchten. Aber auch für die Suche mit ganz bestimmten Kriterien – Bildtitel, Aufnahmedatum, Bewertung, Kennzeichnung – ist die Software mit ihrer Datenbank gut geeignet. Bereits bei der Anwahl eines Ordners sammelt das Programm automatisch Daten, die dann noch zu ergänzen sind: Im allgemeinen Metadaten-Bereich sind dies etwa Titel, Bildüberschrift, Stichwörter, Kategorien, Bewertungspunkte, Kennzeichnung, Autorenname, dann in den Sektoren der EXIF- und IPTC-Metadaten Angaben wie Datum, Autor, Copyright-Vermerk etc. Besonders hingewiesen sei auf die Anwendung und den Ausbau der Master-Stichwortliste. Mit Hilfe von Stichwörtern, die einzelnen Dateien oder ganzen Verzeichnissen manuell oder per Stapelverarbeitungsprozess zugewiesen wurden, können damit themenspezifisch an unterschiedlichen Orten abgelegte Bilddateien herausgefiltert werden. Eine Grobauswahl lässt sich hingegen recht schnell über die Organisationsleiste vornehmen – und hier über das Anklicken eines Kästchens (oder mehrerer) neben den Rubriken Kategorie, Bewertung, Auto-Kategorie oder Spezielle Objekte –, wobei Auto-Kategorie die automatisch erfassten EXIF- und IPTC-Daten umfasst. Sollen einfach nur alle Aufnahmen im Ansichtsfenster als Miniaturen erscheinen, die an einem bestimmten Tag entstanden, reicht ein Klick auf die Kalenderfunktion, um sich diese Dateien nach Tag, Monat oder Jahr anzeigen zu lassen.
Wie bei jeder guten Datenbank-Software gibt es Funktionen für die Datenbankpflege und -sicherung, so etwa eine Aktualisierung, wenn Bilddateien gelöscht wurden. Außerdem gehört hierzu der Export von Daten(teil)mengen an andere ACDSee-Anwender oder die Archivierung mit Komprimierung bzw. die Datensicherung per Backup der gesamten Datenbankeinträge inklusive der Thumbnail-Vorschauen (optional).
Wurden die Dateien gesichtet, bewertet, katalogisiert und verschlagwortet, werden sie im Viewer-Fenster einzeln einer genaueren Betrachtung daraufhin unterzogen, was verbessert oder korrigiert werden muss. In einer Werkzeugleiste stehen allgemeine Befehle wie Anzeige von Über- und Unterbelichtung, Vergrößern oder Drehen bereit, aber auch eine Vertonung, d. h. Kopplung der Bild- mit einer Audiodatei zur Untermalung mit Musik oder für die Titelansage in einer Diashow, ist möglich. Hierfür ist Voraussetzung, dass ACDSee Pro 2 auch Audio-Dateien "verstehen" und verwalten kann; tatsächlich können insgesamt über 30 Audio- und Videoformate gelesen werden
Vom Viewer-Fenster ist es kein großer Schritt mehr in den Editier-Modus von ACDSee Pro 2, denn am linken Rand befindet sich bereits die Werkzeugleiste mit Bildbearbeitungstools. Es können RAW-Dateien von etwa 130 Kameramodellen und insgesamt knapp 70 Dateiformate gelesen werden; für die Ausgabe bzw. Speicherung stehen über zehn Formate zur Verfügung. Auch 16-Bit Tiff-Dateien werden geschrieben, und beim Export von konvertierten RAW-Dateien kann ein Farbprofil der Datei eingefügt werden. Bereits die eben genannten Eigenschaften verdeutlichen, dass es sich bei den Editier-Tools in ACDSee Pro 2 um ernst zu nehmende Korrektur- und Optimierungswerkzeuge handelt, die denen anderer Bildbearbeitungssoftware in nichts nachstehen. Insbesondere für den Umgang mit RAW-Bildern hat ACD Systems einige Innovationen hinzugefügt, die sich sehen lassen können. RAW-Dateien werden zum einen direkt mit den Editier-Werkzeugen bearbeitet und dafür schnell und "stillschweigend" konvertiert. Alternativ dazu gibt es eine eigenständige Zwischenstufe der Konvertierung und Bearbeitung, die mit der Taste "RAW-Verarbeitung" initiiert wird. In den über Karteireitern anwählbaren Dialogfeldern steht ein reichhaltiges Instrumentarium zur optimalen Bearbeitung der Bilddateien bereit. Neben Schiebereglern für Belichtung, Kontrast, Lichterwiederherstellung, Fülllicht-, Farbtemperatur-, Farbton- und Sättigungsreglern sowie der Kontrolle von Schärfe und Rauschen befindet sich auch ein Dialogfeld Licht EQ, das besondere Aufmerksamkeit verdient. Hier können optional zwischen je zwei und neun Schiebereglern für Aufhellung bzw. Abdunklung eingesetzt werden, was einer Feinsteuerung von Helligkeitszonen in einer RAW-Datei gleichkommt, wie man sie sonst nur in LightZone findet. Damit gelingt es – sofern vorher die Steuerung von Belichtung und Kontrast etwas zurückgenommen wurde –, aus einer RAW-Datei ein Maximum an Bildinformation auch aus den hellen und dunklen Stellen "herauszukitzeln", so dass man von einer "unechten" HDR-Funktion sprechen kann. Zumindest lassen sich unter diesem Namen eine Voreinstellung – oder auch andere Einstellungskombinationen mit beliebiger Benennung – als Voreinstellungen speichern. Sie können danach einzeln, sogar auf Thumbnail-Vorschauen im Ansichtsfenster, oder im Stapelverarbeitungsprozess auf beliebig viele andere Dateien angewendet werden. Wünschenswert wäre im Modul "RAW-Verarbeitung" noch eine Korrektur der chromatischen Aberration und der Linsen- sowie perspektivischen Verzerrungen; man bräuchte dann für Letztere nicht zwischenzuspeichern und erneut in den Bearbeitungsmodus zu gehen.
Für Arbeiten an anderen Dateiformaten schaltet man gleich in den Bearbeitungsmodus, wo in einer Werkzeugleiste Tools wie Belichtung, Schatten/Lichter (mit Licht EQ), Farbabstimmung, Rote-Augen-Korrektur, Bildschärfe und Rauschen, Klonen, Beschneiden, Wasserzeichen und Drehen sowie Linsenkorrektur zu finden sind. In einem optional zuschaltbaren, zweigeteilten Vorschaufenster kann man die Korrekturen leicht kontrollieren, und über zwei neue Einstellfensterchen sind Verrechnungsmodus sowie Intensität der Korrekturanwendung zu steuern. Mit Ebenen kann man allerdings in ACDSee Pro 2 nicht arbeiten; das muss man hinnehmen und gegebenenfalls auf andere Software ausweichen. Warum jedoch die Korrektur der perspektivischen Verzeichnung hier fehlt, dafür in der schmaleren Werkzeugleiste im Viewer-Fenster vorhanden ist, bleibt rätselhaft. Dafür kann man über die Schaltfläche "Effekte" auf über 40 Filter zugreifen und die Bilder aufpeppen.
Kehren wir zum Abschluss noch einmal zum Übersichtsfenster zurück und hier insbesondere zu den Schaltflächen "Extras" und "Erstellen" in der Menüleiste. Erstere gibt im Klappmenü den Blick auf diverse Möglichkeiten der Stapelverarbeitung frei, die die Arbeit mit großen Dateibeständen erheblich erleichtern. Dateiformatkonvertierung, Drehen und Spiegeln, Belichtungskorrektur, Zeitstempeländerung, Umbenennung, Farbprofilkonvertierung und auch komplexere automatische Operationen wie Bildkorrekturen mit 13 separat einstellbaren Parametern und die Ergänzung bzw. Änderung von Metadaten können – ohne Patzer und Vertippen – in einem Rutsch erledigt werden. Arbeitet man mit einer RAW-Datei, kann die Konvertierung gleichzeitig – zusammen mit der Anwendung einer bestimmten Voreinstellung – in 14 unterschiedliche Ausgabeformate erfolgen.
Apropos Ausgabe: Mit ACDSee Pro lassen sich Kontaktbögen sowie randlose Bilder oder gleichzeitig mehrere Bilder auf einer Seite ausdrucken. Man kann (vertonte) Diashows erstellen und als Flash-Datei, Ausführungsdatei oder Bildschirmschoner speichern. Über die Brennkorbfunktion exportiert bzw. archiviert man Dateibestände auf CD/DVD, Dateien können aber auch für eine Power Point Präsentation oder Webseiten-Galerie ausgewählt sowie auf einen Server hochgeladen oder per E-Mail verschickt werden.
Resümee: ACDSee Pro 2 Foto-Manager ist eine komplexe, "exportfreudige" Datenbank-Software und eignet sich vorzüglich für die Organisation, Verwaltung und Archivierung von umfangreichen Dateibeständen. Dabei kommen aber auch die Bildbearbeitungsfunktionen nicht zu kurz. Insbesondere bei der Konvertierung von RAW-Dateien kann sich das Programm dem Vergleich mit anderen Software-Lösungen stellen.