Aus dem digitalkamera.de-Testlabor

Smartphone-Kamera des Apple iPhone 6 Plus im Bildqualitätstest

2015-01-28 Dem iPhone 6 beziehungsweise 6 Plus von Apple wird mit die beste Bildqualität im Smartphone-Segment nachgesagt, obwohl es nur acht Megapixel auflöst – oder gerade deswegen? Schließlich ist unter Fotografen gemeinhin bekannt, dass größere Pixel für ein geringeres Bildrauschen und mehr Dynamikumfang sorgen, eine übertrieben hohe Auflösung bedeutet also nicht immer eine höhere Bildqualität. So gesehen erscheinen die acht Megapixel des iPhone 6, die für DIN-A4-Bilder mit 300 dpi ausreichen, mehr als vernünftig. Was die Bildqualität tatsächlich taugt, haben wir im Labor getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Der Bildsensor des iPhone 6 bzw. 6 Plus ist rund 4,9 x 3,7 Millimeter klein, das entspricht etwa einem 1/2,9"-Sensor, er ist also kleiner als in üblichen Digitalkamertas, die verwenden einen 6,2 x 4,6 Millimeter großen 1/2,3"-Sensor. Da das iPhone aber nur acht Megapixel auflöst, ist der Pixelpitch mit 1,5 Mikrometer aber sogar größer als bei 20 Megapixel auflösenden 1/2,3"-Sensoren, wie sie vielfach zum Einsatz kommen. Das Objektiv besitzt eine Brennweite von 4,15 Millimeter, was einem Kleinbildäquivalent von 29 Millimeter entspricht, also einem schönen Weitwinkel. Ausschließlich das Objektiv des iPhone 6 Plus besitzt einen optischen Bildstabilisator (das iPhone 6 "ohne Plus" hat keinen), aber der spielt im Labortest weiter keine Rolle und davon abgesehen sind beide Kameramodule identisch. Mit einer Öffnung von F2,2 ist das iPhone recht lichtstark. Eine Blende oder einen einschwenkbaren Graufilter besitzt das iPhone hingegen nicht, die Belichtung wird einzig über die Belichtungszeit sowie die ISO-Empfindlichkeit (32 bis 2.000) geregelt. Da die Standard-App des iPhone keine Steuerung von Belichtung und vor allem der ISO-Empfindlichkeit erlaubt, kam die App ProCamera zum Einsatz. Im Labortest zeigte sich aber schnell, dass die in der App eingestellten ISO-Werte nicht immer eingehalten werden, wie die EXIF-Daten der Bilder verrieten. Dies traf vor allem auf den unteren Bereich von ISO 32 bis ISO 100 zu, wo manchmal mehrere Aufnahmen nötig waren, um die für den Labortest benötigte Einstellung auch tatsächlich zu erhalten. Für den Labortest spielte das zwar eine wichtige Rolle, in der Praxis ist es aber lediglich eine Randnotiz.

Doch nun zum Eingemachten. Im Labortest wird etwa die Schärfe des Objektivs unter Berücksichtigung der Eignung für ein 20 x 30 Zentimeter großes Foto (entspricht etwa DIN-A4) auf Papier gemessen. Hier schlägt sich das iPhone 6 Plus gut, die Bilder sind bis an den Rand scharf. Übliche optische Fehler von Objektiven, dazu gehören Farbsäume, Randabdunklung und Verzeichnung, spielen keine Rolle, so gering waren die Messwerte der entsprechenden Fehler. Eine weitere wichtige Rolle spielt die Auflösung bei 50 Prozent Kantenkontrast (MTF50). Hier bekleckert sich das iPhone 6 nicht gerade mit Ruhm, lediglich knapp 24 Linienpaare pro Millimeter werden im Bildzentrum erreicht, am Bildrand sind es nur 20. Auch hier also kein kritischer Randabfall, aber die Auflösung reicht nicht für mehr als 20 x 30 Zentimeter große Abzüge, wie bei acht Megapixel Sensorauflösung aber auch nicht anders zu erwarten war.

Spannend wird es beim Signal-Rauschabstand: Dieser erreicht tatsächlich im Bereich von ISO 32 bis 100 gute Werte von über 40 dB, da kann ein Samsung Galaxy S5 nur von träumen, auch das im September 2013 getestete Sony Xperia Z1 reicht dort bei weitem nicht heran. Bei ISO 400 unterschreitet das iPhone 6 allerdings schon den kritischen Wert von 35 dB und liegt dann nur noch einen Hauch über dem Galaxy S5. Helligkeitsrauschen wird erst über ISO 400 leicht und bei ISO 2.000 deutlich sichtbar, und das mit einer recht groben Körnung. Farbrauschen spielt jedoch keine Rolle, das hat Apple gut im Griff. Dass dabei die Rauschunterdrückung nicht zu stark zupackt, zeigt die Texturschärfe. Diese ist von ISO 32 bis 200 gut und zeigt nur minimale Verluste feinster Strukturen, ab ISO 400 sind die Bilder etwas weicher, ohne aber drastisch weichgespült zu wirken.

Erstaunliches fördert die Eingangydynamik zu Tage (siehe Diagramm aus dem kostenlosen Labortest unten): Das iPhone knackt tatsächlich die Marke von 10 Blendenstufen und bietet selbst bei ISO 200 noch 9,4 Blendenstufen, da kann sogar manche ausgewachsene Kompaktkamera grün vor Neid werden. Vor allem also in hellen Umgebungslichtsituationen, wo fast jedes Smartphone und manche Digitalkamera ausfressende Lichter und absaufende Tiefen darstellen, vermag das iPhone 6 bei niedrigen ISO-Empfindlichkeiten sauber durchzuzeichnen. Dabei verzichtet Apple sogar auf eine aggressive Bildaufbereitung und bildet die Tonwertkurve äußerst neutral ab. Bei niedrigen Empfindlichkeiten kann das iPhone die Eingangsdynamik auch in einen hohen Tonwertreichtum auf der Ausgabeseite ummünzen, nur ab ISO 400 werden sanfte Helligkeitsverläufe schon sichtbar grob abgestuft.

Bei der Farbtreue hört das iPhone dann aber auf, den Konkurrenten eine lange Nase zu machen. So sind sämtliche Farbtöne von Gelb bis Rot deutlich gesättigter als real, Cyan-, Blau- und Violettöne sind ebenfalls stark verschoben, allerdings weniger in der Sättigung, sondern eher im Farbton. Nur Grüntöne gibt das iPhone 6 sehr neutral wieder. Auch beim Weißabgleich tut sich das iPhone zumindest bei warmtönigen Lichtquellen schwer, es braucht schon kühles Leuchtstofflampenlicht oder noch besser Tageslicht, dann sehen die Farben sehr viel besser aus. Bis ISO 200 vermag das iPhone über zwei Millionen Farben darzustellen, bei ISO 32 und 50 sind es sogar doppelt so viele. Ab ISO 800 sind es allerdings nur noch weniger als eine Million Farben, so dass die Bilder bei hohen Empfindlichkeiten nicht mehr so farbenprächtig beziehungsweise detailreich an Farbnuancen wirken.

Fazit Der gute Ruf, der der Kamera beziehungsweise Bildqualität des iPhone 6 und 6 Plus vorauseilt, bestätigt sich im Testlabor. Die moderate Auflösung von acht Megapixeln reicht zwar nur für fein aufgelöste Bilder bis zum DIN-A4-Format, aber wer will mit seinem Smartphone schon Poster oder Tapeten produzieren? Dafür haben es die acht Millionen Bildpunkte qualitativ in sich. Vor allem durch die möglichen niedrigen Empfindlichkeiten ab ISO 32 bietet das iPhone eine sehr gute Eingangsdynamik und meistert damit Fotos im Sonnenschein mit einem Dynamikumfang, von dem andere Smartphones nur träumen können. Bis hin zu hohen ISO 2.000 versteht Apple es gut, die Balance aus Rauschen und Rauschunterdrückung zu meistern. Zwar kann Apple oberhalb von ISO 200 nicht zaubern, aber die Bilder bleiben durchaus brauchbar, ohne zu sehr zu vermatschen. Einzig mit Glühlampenlicht hat das iPhone so seine Probleme, gerade was die Farben und den Weißabgleich angeht. Wer kein Zoom vermisst und nur für das Familienalbum und die Erinnerungen knipst, erhält mit dem iPhone 6 bzw. 6 Plus tatsächlich eine gut brauchbare Kamera.

Apple iPhone 6 Plus

Eingangsdynamik


Hersteller Apple Apple
Typenbezeichnung iPhone 6 iPhone 6 Plus
Preis (UVP) 699,00 Euro 799,00 Euro
Gehäuse
Abmessungen 67 x 138 x 7 mm 78 x 158 x 7 mm
Gewicht 129 g 172 g
Hardware
Betriebssystem iOS 8 iOS 8
CPU-Typ A8 A8
CPU-Kerne 2 2
CPU-Taktrate 2,6 GHz 2,6 GHz
Arbeitsspeicher 1 GB 1 GB
Massenspeicher
16 GB
64 GB
128 GB
16 GB
64 GB
128 GB
Speicherkartentyp Kein Kartenfach Kein Kartenfach
Konnektivität
USB-Typ gerätespezifisch gerätespezifisch
USB-Version USB 2.0 High Speed USB 2.0 High Speed
WLAN ja ja
Bluetooth ja ja
NFC ja ja
Pairing-Assistent nein nein
Netze (LTE, GSM etc.) GSM, LTE, UMTS, USM GSM, LTE, UMTS, USM
Display
Displaytyp LCD LCD
Displaygröße 11,8 cm / 4,7 Zoll 13,9 cm / 5,5 Zoll
Displayauflösung 1.334 x 750 Pixel / 326 ppi 1.920 x 1.080 Pixel / 401 ppi
Energieversorgung
Akku austauschbar nein nein
Gesprächszeit (GSM / UMTS) 14,0 h / k. A. 24,0 h / k. A.
Standbyzeit (GSM / UMTS) 240,0 h / k. A. 384,0 h / k. A.
Kamera
Sensorauflösung 8,0 Megapixel 8,0 Megapixel
Maximale Bildauflösung 3.264 x 2.448 Pixel 3.264 x 2.448 Pixel
Pixelpitch 1.5 1.5
Lichtstärke F2,2 F2,2
Digitaler Zoom 3-fach 3-fach
Bildstabilisator nein optisch
Videoauflösung
1.920 x1.080(16:9)60p
1.920 x1.080(16:9)30p
1.920 x1.080(16:9)60p
1.920 x1.080(16:9)30p
Frontkamera ja ja
Frontkamera Sensorauflösung 1,2 Megapixel 1,2 Megapixel
Frontkamera Bildgröße 1.280 x 960 Pixel 1.280 x 960 Pixel
Mikrofon vorhanden vorhanden
Autofokus ja ja
Gesichtserkennung ja ja
Serienbilder (Anzahl / Geschwindigkeit) k. A. k. A.
Blitzlicht ja ja
ISO-Empfindlichkeit automatisch ja ja
ISO-Empfindlichkeit manuell nein
Vollautomatik ja ja
Sonderfunktionen (Auswahl) Zeitraffervideo, Zeitlupenvideo (120 oder 240 Bilder/s), Panoramafunktion, Fingerabdruckscanner, Geotagging (Foto und Video) Zeitraffervideo, Zeitlupenvideo (720p, 120 oder 240 Bilder/s), Panoramafunktion, Fingerabdruckscanner, Geotagging (Foto und Video)
Blitzlicht / Blitztyp ja / LED ja / LED

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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.