Kamera-App mit Leica Looks und Objektiven

Leica LUX App für iPhones veröffentlicht

2024-06-06 Bisher können nur Android-Nutzer Leica-Fotos mit ihrem Smartphone aufnehmen, jedenfalls sofern sie über ein entsprechendes Smartphone von Xiaomi oder das in Japan exklusive Leitz-Phone verfügen. Mit der Leica LUX App verfolgt das traditionelle Fotounternehmen aus Deutschland nun einen neuen Ansatz, denn dabei handelt es sich um eine Foto-App für Apple iPhones. Dank hardwarenaher Programmierung und viel "Mathematik" können sogar Objektive samt authentischem Bokeh simuliert werden.  (Benjamin Kirchheim)

In der Leica LUX App steckt viel Expertise, denn Leica wollte nicht einfach nur ein Foto in einen scharfen und unscharfen Bereich trennen, wie es bei Smartphones im Bokeh-Modus sonst üblich ist und was den für Fotografenaugen unnatürlichen Bokeh-Look erzeugt. Stattdessen sollten echte Leica-Objektive simuliert werden, samt fließendem Bokeh-Übergang mit quasi unendlichen Schärfeebenen und unter Berücksichtigung einer eingestellten Blende sowie des echten Bokeh-Charakters eines Leica-Objektivs.

Um das zu erreichen, braucht es viele Voraussetzungen: Einerseits muss die Charakteristik der aufnehmenden Kamera genau bekannt sein, auch die Tiefeninformationen müssen vorliegen. Das ist über eine größere Zahl von Geräten nur bei iPhones möglich, weil die Android-Welt zu viele verschiedene Modelle einsetzt. Zudem betont Leica, dass 80 Prozent ihrer Kunden sowieso ein iPhone besäßen – damit ist die Zielgruppe also im Vergleich zu Android viel größer. Des Weiteren muss die Smartphone-Kamera ungefähr mit der Brennweite des zu simulierenden Objektivs übereinstimmen. Mit einer 24mm-Kamera lässt sich ein 28mm-Objektiv simulieren, aber keines mit weniger Brennweite oder mit starkem Tele.

Die Leica LUX App simuliert in der kostenlosen Version das Summilux-M 28 mm F1.4 Asph. In der kostenpflichtigen Version stehen zudem je nach iPhone-Modell folgende Objektiv-Simulationen zur Verfügung: Summilux-M 35 mm F1.4 Asph, Noctilux-M 50 mm F1.2 Asph, Noctilux-M 75 mm F1.25 Asph und APO-Telyt-M 135 mm F3.4. Weitere Objektive will Leica mit der Zeit hinzufügen. Das 135 mm Telyt steht beispielsweise nur auf iPhones mit 120mm-Kamera zur Verfügung, dafür fehlt bei diesen iPhones dann das 75 mm Objektiv, das wiederum bei iPhones mit kleinerer Telebrennweite zur Auswahl steht usw.

Selbstverständlich müssen die iPhones auch über die nötige Rechenleistung verfügen. Grundvoraussetzung ist iOS 17 respektive das iPhone SE sowie neuere Modelle und iOS-Versionen. Wie bereits erwähnt, gehört auch die Bokeh-Charakteristik zur Objektivsimulation. Hat ein Objektiv also beispielsweise ein "swirl"-Bokeh, wird das auch so simuliert. Auch den Schärfeverlauf einer großen Blende bekommt die App simuliert, etwa scharfe Pupillen, aber bereits leicht unscharfe Augenbrauen.

Bei der Leica LUX App handelt es sich um eine eigene Kamera-App, die statt der Kamera-App des iPhones verwendet wird. Entsprechend bekommen Anwender auch eine Leica-Benutzeroberfläche, die klar gestaltet wurde und einfach bedienbar ist (siehe Screenshots). Zudem bietet die App abseits eines Automatik-Modus diverse Einstellungen und Kontrollen über Aufnahmeparameter wie ISO, Belichtungszeit usw. Der Umfang der simulierten Objektive und Einstellmöglichkeiten hängt davon ab, ob man die kostenlose oder die kostenpflichtige Version verwendet (siehe Screenshot).

Neben der Objektivsimulation bietet die Leica LUX App auch verschiedene Leica Looks, mit denen die Bilder Aufnahmen echter Leica-Kameras entsprechen sollen. Darunter sind etwa Leica Classic, Leica Contemporary und Leica Schwarz-Weiß. Die Looks sollen vor allem Kontraste und Farben anders und natürlicher darstellen als die iPhone Camera App. Leica bietet die LUX App im sogenannten "Freemium"-Modell an. Das heißt, es gibt eine voll funktionsfähige, kostenlose Version, die mit dem Summilux-M 28 mm F1.4 Asph. aber nur ein Objektiv simuliert und lediglich fünf Leica-Looks bietet. Immerhin lässt sich aber auch in der kostenlosen Version bereits die Blende einstellen und damit ein entsprechendes Bokeh des eben genannten Objektivs simulieren.

Mittels eines Abo-Modells lassen sich für wahlweise 7,99 € monatlich oder 79,99 € jährlich sechs weitere Looks freischalten. Zudem stehen weitere Objektive und mehr manuelle Einstellungen zur Verfügung, darunter auch die Kontrolle der Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit und des Fokus. Die Peaking-Funktion zur Fokuskontrolle steht auch in der freien Version bereit.

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