Highend und Mittelklasse

Canon EOS 1Ds Mark III und EOS 40D im Detail

2007-09-19 Auch nach Nikons Einstieg ins Vollformat bleibt Canons jüngst vorgestellte EOS 1Ds Mark III mit über 21 Millionen Bildpunkten wegweisend in Sachen Auflösungsvermögen bei digitalen 35mm-Spiegelreflexkameras. Aber auch in der Mittelklasse bringt Canon mit der EOS 40D eine Kamera auf den Markt, die mit 10 Megapixeln auf einem APS-C-Sensor, einem größeren Display, LiveView und besserer Wetterfestigkeit ein solides Upgrade der EOS 30D darstellt. Beide Kameras wurden bei der weltweiten Ankündigung am 20. August kurz auf digitalkamera.de angerissen. Hier folgt die detaillierte Vorstellung der beiden Modelle.  (Matthias Herrmannstorfer)

Canon EOS 40D [Foto: Canon] Der weiterhin in CMOS-Bauweise gefertigte und im APS-C-Format gehaltene Sensor der EOS 40D bietet mit 10,1 Megapixeln rund 2 Millionen Bildpunkte mehr als derjenige in der Vorgängerin EOS 30D. Trotz von 6,4 auf 5,7 Mikrometer geschrumpfter Pixelgröße will Canon das Bildrauschen gegenüber der 30D nochmals verringert haben und spendiert der 40D daher eine erweiterte Empfindlichkeitseinstellung bis ISO 3.200. Zusätzlich lässt sich analog zur 1D Mark III ein High-ISO-Rauschfilter zuschalten, der allerdings schon bei niedrigen Empfindlichkeiten in den dunklen Bildbereichen zu Werke geht. Neu ist auch die Staubentfernung per Ultraschall-Anregung eines dem Sensor vorgelagerten Filters. Der Bildqualität zugute kommen soll der erstmals in der EOS 1D Mk III eingesetzte Bildverarbeitungsprozessor Digic III, der die Sensordaten über vier Kanäle gleichzeitig ausliest. Eine 14-Bit-Wandlung von analog nach digital verspricht mehr Farben und damit feiner abgestufte Farbverläufe. Davon profitiert besonders ein Modus namens Highlight Tone Priority, der die Kennlinie zugunsten einer feineren Abstufung mittlerer bis heller Grautöne verändert. RAW-Dateien lassen sich bei einem Viertel der Auflösung nun als halb so große sRAW-Dateien abspeichern.

Von der 1D Mark III übernommen wurde auch der Live-View, der durch Hochklappen des Spiegels dem Sensor die Sicht durch das Objektiv freigibt und so die Bildkontrolle auf dem Monitor erlaubt. Im Unterschied zu Kompaktkameras verfügt die EOS 40D jedoch nicht über einen Autofokus auf Grundlage einer Kontrastmessung auf dem Sensor, sodass eine erneute Scharfstellung per AF-Knopf den Spiegel kurzzeitig herunterklappen lässt. Zur Kontrolle lässt sich ein mittels Multicontroller wählbarer Bildausschnitt 5- oder 10-fach vergrößert anzeigen. Ein zusätzlicher elektronischer Verschluss erlaubt eine geräuscharme Auslösung, bei Canon "Silent Shooting" genannt. Da der mechanische erste Verschlussvorhang im Live-View den Sensor komplett freigibt, simuliert die Elektronik dessen Funktion und synchronisiert anschließend mit dem zweiten, mechanischen Verschlussvorhang, der sich laut Canon auf einem CMOS-Chip nur schwer in elektronischer Form umsetzen lässt. Durch die Übertragung des Live-Bildes an die EOS-Utility-Software gestaltet sich die Fernsteuerung vom Rechner aus sehr komfortabel. Ebenfalls eine Folge der Bildkontrolle über den Monitor statt den Sucher ist die Möglichkeit, Gitterlinien zur exakten Ausrichtung einzublenden sowie die 100-prozentige Abdeckung des Bildfelds.

Beim Blick durch den optischen Sucher wird sichtbar, dass Canon durch Einbau eines größeren Pentaprismas den Vergrößerungsfaktor des Sucherbildes von 0,9 auf 0,95 angehoben hat und gleichzeitig die Austrittspupille um 2 mm nach hinten verlegt hat. Subjektiv erscheint das Bild nun größer und heller, auch wenn damit die Qualität des Sucherbilds einer Vollformatkamera nicht ganz erreicht wird und die Bildfeldabdeckung mittelklassegerecht bei 95 Prozent liegt. Wie bei den höheren EOS-Modelen lässt sich auch bei der EOS 40D die standardmäßige Mattscheibe gegen eine mit Gitter oder mit gröberer Struktur zur besseren Scharfstellung austauschen. In der EOS-Mittelklasse lange vermisst und bislang nur von den 1er-Modellen bekannt, findet sich am unteren Rand des Sucherbildes der EOS 40D endlich eine permanente Anzeige der ISO-Empfindlichkeit; eine Anzeige der aktuellen Belichtungsmessmethode fehlt dagegen weiterhin. Besonders nützlich ist die ISO-Einblendung in Verbindung mit der ebenfalls neuen automatischen ISO-Regelung. Hier lässt sich jedoch nicht einfach eine Obergrenze festlegen, sondern die Kamera erhöht – ausgehend von ISO 400 – in Drittelschritten bis ISO 800. Besteht bei Canon EOS 40D [Foto: Canon] ISO 400 die Gefahr einer Überbelichtung, reduziert die Kamera die Empfindlichkeit bis ISO 100. In den Situationsmodi regelt die Kamera die Empfindlichkeit automatisch von ISO 100 bis ISO 800.

Bei der Geschwindigkeit legt die EOS 40D auch dank der 4-kanaligen Datenzufuhr zum Digic-III-Prozessor deutlich zu und nimmt jetzt maximal 6,5 Bilder pro Sekunde auf. So lassen sich bis zu 75 JPEG- oder 17 RAW-Bilder in den internen Puffer packen, bevor die Kamera die Datenflut auf externe Speichermedien auslagern muss und die Frequenz entsprechend absinkt. Um den Blick durch den Sucher trotz derart hoher Bildfrequenzen frei zu halten und das Sucherbild gleichzeitig stabil zu halten, setzt Canon nun zwei Motoren ein, von denen einer den Verschluss spannt und der zweite für die Spiegelbewegung zuständig ist.

Dazu passt die nicht so offensichtliche Verbesserung des Autofokus-Moduls, dessen rautenförmige Anordnung der AF-Messpunkte auf den ersten Blick nahezu gleich geblieben ist. Neu funktionieren aber in der EOS 40D alle AF-Felder ab einem Lichtwert von -0,5 und von Blende 5,6 oder größer als hochempfindliche Kreuzsensoren. Erstmals bringt Canon einen zusätzlichen Sensor in der Mitte zum Einsatz, dessen zwei kreuzweise diagonal angeordnete Felder ab Blende 2,8 aufwärts sowohl auf vertikale und horizontale Linien ansprechen. Insgesamt verspricht Canon eine deutliche Steigerung der AF-Leistung. Diese soll beispielsweise mit dem lichtstarken Teleobjektiv EF 300mm f/2.8 L IS USM die Verfolgung bis zu 50 km/h schneller Objekte bis auf eine Minimalentfernung von 8 Metern erlauben.

Nicht zuletzt durch das vergrößerte Sucherprisma erfuhr das Gehäuse einige Upgrades sowie ein neues Design. Es besteht zwar (wie schon bei der EOS 30D) weiterhin aus einem Stahlchassis, Magnesiumschalen für Ober-, Hinter und Frontseite sowie einem Spiegelkasten aus Kunststoff. Jedoch sind die Abdeckungen von Kartenslot und Batteriefach jetzt zum Schutz gegen Staub und Spritzwasser gedichtet. Dazu passend hat Canon auch den neuen Batteriegriff BG-E2N und den Wireless-Handgriff WFT-E3A wetterfest gemacht. Ebenfalls der Robustheit zugute kommt die lange Lebensdauer des Verschlusses, der – wie schon bei der EOS 30D – auf 100.000 Durchläufe ausgelegt ist.

Auf der Rückseite kommt nun ein standesgemäßes 3"-LCD zum Einsatz, das es mit seinen 230.000 Punkten bei der Feinheit der Darstellung nicht ganz mit dem ebenso großen 920.000-Punkte-Schirm der Sony Alpha 700 oder Nikon D3/D300 aufnehmen kann kann. Canon verspricht jedoch eine deutlich größere Helligkeit sowie einen größeren Farbraum und reduziert dafür den Blickwinkelbereich von 170 auf ausreichende 140 Grad. Durch den großen Monitor bedingt, verlegte Canon die Bedientasten vom linken Rand des Schirms auf die Unterseite und spendiert der EOS 40D außerdem einen Startknopf für den Autofokus sowie eine separate Taste für die Wahl des Bildstils.

Die Zusammenarbeit mit Canon-EX-Blitzgeräten ist nun komfortabler und erlaubt die Blitzsteuerung über das Kameramenü. Beim neuesten Speedlite 580 EX II umfasst dies sogar die Einstellung der Drahtlos- und der Custom-Funktionen des Blitzgeräts. Die E-TTL-II-Blitzsteuerung ist nun die gleiche wie in der 1D Mk III und nutzt jetzt standardmäßig die Matrixmethode zur Messung des Umgebungslichts. Weiterhin vorhanden ist ein integriertes, aufklappbares Blitzgerät, das Canon EOS-1Ds Mark III [Foto: Canon] außerdem dem Autofokus in dunkler Umgebung als stroboskopisches Hilfslicht dient.

An der Stromversorgung hat sich im Vergleich zur Vorgängerin EOS 30D nichts geändert. Bei beiden Modellen kommen kompakte Lithium-Ionen-Akkus vom Typ BP-511A zum Einsatz, deren Energie allerdings von der 40D sparsamer genutzt wird und beispielsweise Langzeitbelichtungen von bis zu 2,5 Stunden erlaubt.

Bei der EOS 1Ds Mark III hat sich gegenüber der Vorgängerin Mk II ebenfalls einiges getan, sie erbt jedoch viele Features wie den Bildprozessor Digic III samt Picture Styles, das Autofokus-Modul, das 3"-Display mit 230.000 Bildpunkten oder den Live-View von der schnellen Schwester 1D Mk III. Ebenso von der 1D Mk III übernommen wurde die Speicherung im Platz sparenden, auflösungsreduzierten sRAW-Format, der Highlight-Tone-Priority-Modus zur besseren Darstellung heller und mittlerer Farbtöne sowie der spritzwassergedichtete Blitzschuh zum Anschluss an das ebenfalls wetterfeste Blitzgerät 580 EX II. Wie alle 1D-Modelle ist auch das Magnesium-Gehäuse der 1Ds Mk III komplett gegen Staub und Spritzwasser gedichtet. Ebenfalls der Robustheit kommt die auf 300.000 Auslösungen erhöhte Lebensdauer des Verschlusssystems zugute.

Hauptmerkmal von Canons Flaggschiff bleibt jedoch ein extrem hoch auflösender CMOS-Vollformatsensor, der nun satte 21,1 Millionen Fotozellen auf der Fläche eines Kleinbildnegativs unterbringt und über den gleichen Ultraschall-Staubschutz wie die 1D Mk III und die 40D verfügt. Schon das Vorgängermodell 1Ds Mark II mit 16,7 Megapixeln wurde in punkto Pixelzahl nur noch von den digitalen Rückteilen für Mittelformat-Kameras übertroffen. Den so genannten Fill-Factor respektive die Ausnutzung der Sensorfläche will Canon mit vergrößerten Mikrolinsen nochmals erhöht haben, was trotz der kleineren Pixelgröße zu einem verbesserten Rauschverhalten beitragen soll. So traut Canon der 1Ds Mk III zu, bei Empfindlichkeitseinstellungen von ISO 100 bis ISO 1.600 und im erweiterten Modus von ISO 50 bis ISO 3.200 brauchbare Bilder zu liefern. Die Auswertung derart großer Datenmengen beschäftigt übrigens gleich zwei Bildprozessoren vom Typ Digic III, die die mit 14 Bit A/D-gewandelten Sensordaten über acht Kanäle gleichzeitig empfangen. Daraus resultiert eine Geschwindigkeit von 5 Bildern pro Sekunde in voller Auflösung, von denen 56 als JPEGs, 12 im RAW-Format oder 10 als RAW+JPEG-Kombinationen im internen Speicher Platz finden. Ist der Puffer voll, schreibt die Kamera die Daten sowohl auf SD(HC)- als auch auf Compact-Flash-Karten. Praktisch ist die Möglichkeit, RAW- und JPEG-Dateien nach Kartentyp getrennt auf zwei gleichzeitig eingeschobene Karten zu schreiben. Der Datentransfer auf UDMA-fähige CF-Karten soll im Vergleich zur 1Ds Mk II rund dreimal schneller vonstatten gehen und rund doppelt so schnell sein wie beim Hochgeschwindigkeitsmodell 1D Mk III.

Der Live-View funktioniert wie bei der 1D Mk III durch Hochklappen des Spiegels, bietet aber im Unterschied zur 40D keine Möglichkeit zur erneuten Scharfstellung durch kurzzeitiges Herunterklappen des Spiegels. Dazu muss man den Live-View manuell beenden, dann scharfstellen und schließlich wieder einschalten. Dafür lässt sich durch die Anzeige des Live-Bildes auf dem Rechner die Kamera bequem via EOS-Utility fernsteuern.

Auch das Autofokus-Modul entstammt der EOS 1D Mk III und bietet 45 ovalförmig angeordnete Messpunkte, die ab Blende 5,6 anspringen und von denen 18 ab Blende 2,8 als Kreuzsensoren fungieren. Der mittlere Sensor ist sogar bis Blende 8 funktionsfähig. Ein kleiner Unterschied findet sich in der Blitzsynchronzeit, die gegenüber der 1/300 s bei der 1D Mk III nur 1/250 s beträgt.

Das Sucherprisma wurde komplett neu konstruiert und bietet nun ein 0,76-fach vergrößertes und helleres Sucherbild mit geringerer Verzerrung, das weiterhin 100 Prozent des Bildfelds abdeckt und an dessen unterem und rechtem Rand wie bisher alle relevanten Informationen wie Messcharakteristik, Zeit, Blende, ISO-Einstellung, Belichtungskorrektur und Lichtwaage, Weißabgleich, Batteriekapazität, verbleibende Bilder auf den Speichermedien und im Puffer sowie Einstellung für die Bildqualität eingeblendet werden. Das größere Prisma bedingt eine neue obere Kameraabdeckplatte, die wie das übrige Gehäuse aus Magnesium besteht.

Als Stromquelle dienen nun auch in der aktuellen 1Ds Lithium-Ionen-Akkus mit einer Kapazität von 2.300 mAh. Diese speichern wesentlich mehr Energie pro Volumen als die bislang in der 1Ds Mk II genutzte Nickel-Metallhydrid-Variante, was eine Reduktion des Kameragewichts um rund 150 Gramm zur Folge hat. Außerdem erlauben die neuen Energiespeicher eine prozentgenaue Überwachung der verbleibenden Kapazität.

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