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Volumendeformation – was ist das?

2021-01-31 Jeder Fotograf kennt die Volumendeformation im Bild, aber oft nicht beim Namen. Sie manifestiert sich als deformierte Darstellung eines dreidimensionalen Objekts, das sich am Bildrand beziehungsweise in der Bildecke in einer Weitwinkelaufnahme befindet. Was die Volumendeformation begünstigt, wie sie zu erkennen ist und wie man ihr zu Leibe rückt, erfahren Sie in diesem Fototipp.  (Harm-Diercks Gronewold)

Bevor Sie weiterlesen, sollten Sie wissen, dass die Volumendeformation nur ein großes Problem bei Weitwinkelaufnahmen ist. Wenn Sie also vornehmlich mit Normalbrennweiten beziehungsweise Teleobjektiven fotografieren, dann müssen Sie sich nicht mit diesem Thema beschäftigen.

Wie macht sich die Volumendeformation bemerkbar? Sie macht sich dadurch bemerkbar, dass Objekte am Bildrand inkorrekte Proportionen haben. Je weiter das Objekt am Rand des Bildfeldes positioniert ist, desto stärker ist die Deformation.

Die Volumendeformation kann sich in zwei Achsen manifestieren und ist abhängig davon, wo Sie das Objekt am Bildrand platziert haben. Wenn das Objekt beispielsweise in der mittleren Achse der Aufnahme am Rand positioniert ist, so wird es vornehmlich in Richtung Bildrand breiter werden. Je weiter das Objekt in Richtung Ecke wandert, desto stärker wird die Deformation in der in Richtung der Bildecke.

Zu Zeiten der analogen Fotografie wurden Personengruppen nur selten mit einem Weitwinkel fotografiert. Der Grund war, dass es keine Möglichkeit gab, Volumendeformationen zu vermeiden. Man hat also entweder den Aufnahmeabstand soweit verändert, dass man mit einem Normalobjektiv fotografieren konnte, oder, wenn kein Normalobjektiv zur Verfügung stand, hat man kurzerhand mit dem Weitwinkel fotografiert und ebenfalls einen größeren Aufnahmeabstand gewählt. In der Entwicklung hat man dann den Belichter so eingestellt, dass nur die relevanten Bereiche aufs Foto gelangten (Ausschnittsvergrößerung).

Wenn Sie also eine große Gruppe Menschen mit einem Weitwinkel aufnehmen wollen, dann werden die Personen links und rechts am Rand deutlich breiter werden, als sie eigentlich sind. Personen, die eher in der Ecke platziert sind, werden nicht nur breiter abgebildet, sondern auch etwas höher. Kurzum: Die Anatomie passt hinten und vorne nicht mehr.

Solche Aufnahmen, die nur in einer Ebene eine solche Deformation zeigen, sind am einfachsten zu korrigieren. Diagonale Deformationen schwieriger. Eine manuelle Korrektur über einfache Transformations-Funktionen ist möglich, aber sehr kompliziert und extrem zeitaufwändig.

Mit dem Einzug der elektronischen Bildverarbeitung hat sich das geändert. Allerdings ist immer noch viel Wissen, Fingerfertigkeit oder eine Investition fällig. Die meisten Bildbearbeitungsprogramme, wie beispielsweise Photoshop (siehe weiterführende Links) oder Capture One, bieten die Möglichkeit, Objektivfehler zu kompensieren. Zudem stehen Plugin-Programme wie ViewPoint 3 (siehe weiterführende Links) oder Perspective FX in der Nik Collection 3 zur Verfügung.

Weitwinkelobjektive sind auf geringe Distorsionen korrigiert. Gerade Linien sollen möglichst gerade dargestellt werden. Das ist allerdings kontraproduktiv zur Volumendeformation. Sie müssen sich also entscheiden, ob Sie gerade Linien im Bild haben wollen oder korrekte Geometrie im Randbereich.

Bei der Aufnahme von Personen oder anderen Objekten, die geometrisch korrekt dargestellt werden sollen, müssen Sie drauf achten, dass Sie diese nicht in eine Ecke oder an den Rand drängen. Grund dafür ist, dass die Korrektur der Volumendeformation zu Randverlusten und gekrümmten Linien führen kann. Sie müssen sich also entscheiden, ob Sie gerade Linien wollen oder geometrisch korrekte Objekte im Randbereich.

Wenn Sie Photoshop-Anwender sind, dann können Sie mit dem adaptiven Weitwinkelkorrekturfilter dem Problem ein Ende bereiten. Die Automatik liefert hier recht gute Ergebnisse. Die manuelle Anpassung erfordert allerdings Einarbeitungszeit. Capture One bietet eine ähnliche Funktion an, die Ihnen nur wenig Unterstützung bei der Korrektur von Volumendeformationen bietet. Bei beiden müssen Sie allerdings Fingerfertigkeit beweisen und an den Reglern so lange "zupfen", bis das Bildergebnis passt.

Wenn Sie nicht manuell tätig werden wollen, dann hat DxO Labs genau das Richtige für Sie, denn mit ViewPoint 3 lassen sich auf Knopfdruck nicht nur stürzende Linien korrigieren, sondern auch Volumendeformationen beseitigen. Dazu benutzt ViewPoint 3 die Korrekturprofile von DxO und transformiert das Bild entsprechend der Vorgaben. Grundsätzlich sollten Sie sich vor jeder Bearbeitung fragen, ob sich der Aufwand für das Foto lohnt oder ob es so, wie es ist, nicht seinen Auftrag ausführen kann.

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