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TTL-Blitztechnik im Video erklärt

2023-06-18 Ein Gratis-Kapitel aus dem gerade veröffentlichten Schulungsvideo "Perfekt blitzen mit dem Fujifilm X-System" mit Michael Nagel. Der Fototrainer und Dozent erklärt darin die TTL-Blitztechnik ganz grundlegend, also nicht speziell für die Anwendung mit Fujifilm-Kameras. Wer schon immer mal wissen wollte, wie die TTL-Messung eigentlich funktioniert und wie Systemblitzgerät, Kamera und Objektiv dabei zusammenarbeiten, der wird nach dem Anschauen des gut acht Minuten langen Videos sicherlich schlauer sein.  (Jan-Markus Rupprecht)

Wer den Inhalt des Videos vorab kurz überfliegen möchte, für den haben wir unten eine bearbeitete (und etwas gekürzte) Abschrift des gesprochenen Textes. Diesen illustriert Michael Nagel im Video mit zahlreichen Grafiken, die zum Verständnis sehr hilfreich sind.

TTL bedeutet „Through the Lens“, also durch das Objektiv, was bedeutet, dass hier nicht extern (z. B. von Sensoren im Blitz) gemessen wird, sondern in der Kamera "hinter" dem Objektiv. Das heißt mit einfachen Worten: Was ich sehe, sieht das Objektiv, sieht meine Kamera, sieht die Messzelle bzw. heutzutage der Bildsensor.

Die TTL-Messung berücksichtigt dabei das Umgebungslicht, die Blendeneinstellung, die Belichtungszeit sowie das Autofokusfeld. Mit anderen Worten: Kamera, Blitzgerät und das Objektiv kommunizieren miteinander, damit Sie möglichst stimmige Blitzergebnisse bekommen und das bei so gut wie jeder Lichtsituation und unabhängig vom Motiv.

Eine größere Rolle spielt das aktive Autofokusfeld. Merken Sie sich bitte immer, dass das Fokus-Feld unbedingt dort positioniert sein sollte, wo sich das Hauptmotiv befindet. Ob Sie mit einem Fokuspunkt oder mit mehreren Fokusfeldern arbeiten, spielt dabei übrigens keine Rolle. Warum ist es wichtig, das Fokusfeld auf das Motiv zu legen? Weil das Objektiv der Kamera die Entfernung zum Motiv mitteilt. Und wenn Sie sich jetzt zurückerinnern an die Formel der Leitzahlberechnung (in Kapitel 2, Anm. der Redaktion): Die Entfernung spielt dabei eine große Rolle bei der Dosierung des Blitzlichtes.

Kommen wir zu den Messblitzen. Vor dem Hauptblitz werden ein oder mehrere Messblitze gezündet, die eine interessante Funktion haben. Bevor das Bild gemacht wird, schaut sich die Kamera mit Hilfe der Messblitze das Reflexionsverhalten des Motivs an. Vielleicht fotografieren Sie ein dunkles Objekt, oder Sie fotografieren eine weiße oder spiegelnde Fläche, dann werden diese Informationen über die Belichtungsmatrix der Kamera ausgewertet und die sorgt dann für nahezu perfekt belichtete Aufnahmen.

Wenn Sie Fremdzubehör verwenden, wie z. B. Objektive oder Blitzgeräte anderer Hersteller, die nicht hundertprozentig kompatibel sind, oder Sie ein altes Objektiv mit Adapter benutzen oder die Firmware nicht aktuell ist, dann kann es schon mal vorkommen, dass die Blitzlichtmenge falsch abgegeben wird. Das kann zu überbelichteten oder unterbelichteten Bildern führen. Ein anderes Beispiel wäre ein Blitzgerät eines Fremdherstellers, der es nicht so genau nimmt mit dem Blitzprotokoll oder mit den Blitzkontakten. Auch das kann dazu führen, dass Sie keine Bildergebnisse bekommen, wie Sie sie erwarten. Verwenden Sie also möglichst kompatibles Zubehör, kompatible Objektive und versuchen Sie die Technik, die Sie verwenden, auf den neuesten Stand zu bringen, zum Beispiel über ein Firmware-Update.

Weiter geht es mit der Datensammlung. Die Kamera hat tausende von Motiv-Beispielen in ihrem Speicher abgelegt und vergleicht das, was die Kamera sieht, mit dem, was man ihr eingespeichert hat. Ich gebe mal ein Beispiel: Sie fotografieren eine Person vor einem dunklen Hintergrund. So etwas erkennt die Kamera, genauso wie den Abstand zum Motiv und diese Daten sorgen dafür, dass die Aufnahme ausgewogen wiedergegeben wird. Als i-Tüpfelchen obendrauf kommt die automatische TTL-Blitzkorrektur. Das heißt, jetzt gibt die Kamera dem Blitz die Information etwas mehr Licht abzugeben, falls es sich um eine Gegenlichtaufnahme handelt oder ein bisschen weniger Licht, um den Vordergrund an den dunkleren Hintergrund anzupassen. Und das alles geschieht in dem Augenblick, in dem Sie auf den Auslöser drücken.

Mein Tipp: Verwenden Sie bitte immer die Mehrfeld-Belichtungsmessung und verzichten Sie auf die Spot- oder mittenbetonte Belichtungsmessung, denn nur mit der Mehrfeldmessung ist die Kamera in der Lage, explizit über die beispielsweise 256 Messfelder zu analysieren, wie das Bild belichtet und wie viel Blitzlicht abgegeben werden muss.

Schauen wir uns ein Porträtfoto an. Aufgenommen wurde das Foto mit der TTL-Blitztechnik per Mehrfeldmessung. Der Autofokus lag auf dem Gesicht und wenn Sie genau hinschauen, dann sehen Sie eine leichte Blitzaufhellung im Bereich der Augen, im Bereich des Gesichtes und der Weste. Verwendet habe ich eine Softbox vor dem Blitzgerät, um einen weichen Schattenwurf auf das Motiv zu bekommen.

Das gesamte Video mit einer Gesamtlaufzeit von 1 Stunde und 46 Minuten, aufgeteilt in 12 Kapitel, gibt es im digitalkamera.de-Shop in drei Versionen: zum online streamen (6 Monate lang) für 19,90 € oder zum online anschauen und herunterladen für 24,90 € sowie auf einem wiederverwendbaren, 32 GByte großen USB-Stick per Post für 34,90 € (für diejenigen, die eine langsame Internetverbindung haben oder sich mit dem Herunterladen einfach nicht beschäftigen möchten).

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Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.