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Softproofing mit Lightroom und Photoshop Teil 3

2017-12-04 In diesem dritten und letzten Teil der Fototipp-Serie "Softproofing" behandelt der Autor Sam Jost den Vorgang des Softproofings mit der Bildbearbeitungssoftware Photoshop aus dem Hause Adobe. Schritt für Schritt mit praxisorientierten Erklärungen führt der Fototipp durch die verschiedenen Einstellungen und führt den Leser zum Softproof und schlussendlich zum ausliefern der Daten an den Drucker.  (Sam Jost)

Dieser Fototipp ist ein Auszug aus dem Buch "Farbmanagement für die Digitalfotografie" von Sam JostJe nach verwendeter Technik zeigt jedes Gerät bei der Wiedergabe eines Bildes unterschiedliche Farben und hier kommt das bekannte und zu Unrecht gefürchtete Farbmanagement ins Spiel. Autor Sam Jost zeigt in seinem stark überarbeiteten und erweiterten Buch „Farbmanagement für die Digitalfotografie – zweite überarbeitete Auflage“ die Hintergründe des Farbmanagements und natürlich auch, wie man Farbmanagement richtig einsetzt. Zudem zeigt der Autor, wo Fallstricke lauern und wie diese zu umschiffen sind. Das Buch ist der ideale Ratgeber für alle, die die volle Kontrolle über die Farbe in ihren Bildern behalten wollen. Diese Publikation ist als E-Book für 9,99 € sowie als gedrucktes Buch für 24,90 € erhältlich. mehr …

Softproofing in Photoshop

Während man in Lightroom nur sehr wenige und vor allem sinnvolle Einstellungen für das Softproofing vornehmen kann, bietet Photoshop unzählige Einstellungsmöglichkeiten, darunter auch etliche, die man besser nicht benutzen sollte, denn sie führen zu falschen Ergebnissen.

Der Arbeitsfarbraum

In Photoshop kannst Du unter dem Menüpunkt Bearbeitung > Farbeinstellungen Vorschläge für Arbeitsfarbräume einstellen. Für Fotografen ist vor allem der RGB-Farbraum interessant, bei dem Du Dich zwischen sRGB, Adobe RGB und ProPhoto RGB entscheiden solltest. Verwirrenderweise bietet Photoshop hier viele weitere Profile an, darunter auch die installierten Druckerprofile. Das verleitet Neulinge dazu, zum Drucken das Druckerprofil als Arbeitsfarbraum einzustellen, was dazu führt, dass sie sich später wundern, warum das Softproofing so daneben aussieht (vor allem, wenn sie es mit der Anzeige in Lightroom vergleichen). Sinnvoll ist, als Arbeitsfarbraum sRGB, Adobe RGB oder ProPhoto RGB zu wählen. Wenn Du hin und wieder Fotos für den Offsetdruck bearbeitest, ist es zusätzlich eine gute Idee, als CMYK-Farbraum den von der Druckerei bevorzugten Farbraum zu wählen, in meinem Fall ist das ISO Coated v2 300 %.

Der in der Farbmanagement-Richtlinie eingestellte Farbraum ist nur ein Vorschlag, dennoch kann ich Bilder in beliebigen Farbräumen bearbeiten. Nützlicher für mich ist die Einstellung, dass Photoshop beim Öffnen einer Datei das eingebettete Profil beibehalten soll, da ich Fotos je nach Anwendungsfall in verschiedenen Farbräumen bearbeite. Die Konvertierungsoptionen werden verwendet, wenn ich beispielsweise von einem Bild im sRGB-Profil einen Ausschnitt kopiere und ihn in eine anderes Bild in Adobe RGB einfüge. Dann fragt Photoshop mich, ob ich die Bilddaten umwandeln möchte (natürlich möchte ich das) und verwendet die hier eingestellten Konvertierungsoptionen.

Ein interessanter Ansatz, um den Farbraum des Bildschirms künstlich zu erweitern, ist, die Sättigung der Monitorfarben in den erweiterten Einstellungen zu verringern. Dann stimmen die Farben zwar nicht mehr, sie werden schwächer sein, doch dafür wirst Du in den gesättigten Bereichen mehr Details sehen. Das kann unter Umständen sinnvoll sein, wenn man sich der Auswirkung bewusst ist. Ich verwende es bisher nicht, da mein Bildschirm einen sehr großen Farbbereich abdeckt.

Die Optionen „RGB-Farben mit Gamma füllen“ und „Textfarben mit Gamma füllen“ haben nicht direkt mit Farbmanagement zu tun und sind interessant, wenn Du aus vielen Bildern Kompositionen zusammenfügst. Meiner Meinung nach schadet es nicht, sie zu aktivieren, obwohl sie mich bei dem, was ich in Photoshop mache, nicht betreffen.

Softproofing einrichten

Nachdem Du Dein Foto geöffnet hast, findest Du das Softproofing unter dem Menüpunkt Ansicht > Proof einrichten > Benutzerdefiniert. Lass Dich nicht von dem knappen Dutzend anderer Menüpunkte darunter verwirren. Manche klingen vielversprechend, wie Monitor RGB, und man glaubt, sie könnten einem helfen, aber es sind allesamt nur Sirenengesänge, die Dich zur Verzweiflung führen werden, wenn Du versuchst, sie zu nutzen!

Neben Benutzerdefiniert ist allenfalls noch CMYK-Arbeitsfarbraum erwähnenswert, der als Ziel für das Softproofing den in der Farbmanagement-Richtlinie eingestellten CMYK-Farbraum nimmt.

Doch Vorsicht: Auch bei Benutzerdefiniert gibt es Optionen, mit denen Du die Softproofing-Anzeige dazu bringen kannst, Farbmüll anzuzeigen. So sollte RGB Nummern erhalten auf keinen Fall aktiv sein und bei der Renderpriorität sollte Perzeptiv oder Relativ farbmetrisch eingestellt sein. Sättigung ist für Geschäftsgrafiken, Absolut farbmetrisch für Hardproofs. Die Tiefenkompensierung sollte für ein vernünftiges Arbeiten aktiviert bleiben, die Anzeigeoptionen abgeschaltet bleiben. Letztere sind, wie die Papiersimulation in Lightroom, nur sinnvoll, wenn Du das Foto mit einem Druck vergleichen möchtest. Hier (und nur hier) wählst Du das Profil für den Drucker und das Papier aus:

Nachdem das Softproofing einmal eingerichtet ist, kannst Du die Anzeige über Ansicht > Farbproof oder die Taste [Strg+Y] ein- und ausschalten.

Mit eingeschaltetem Softproof bearbeitest Du nun Dein Foto wie gewohnt in Photoshop, bis Dir die Farben und Details gefallen. Im Folgenden noch ein paar Tipps und Werkzeuge für die Bearbeitung in Photoshop:

Proof neben dem Original zeigen

Manchmal ist es hilfreich, verschiedene Versionen eines Fotos zu vergleichen. Um diese nebeneinander zu sehen, öffnest Du zuerst einmal über den Menüpunkt Bild > Duplizieren das gleiche Bild ein zweites Mal (das zweite Bild bitte nicht speichern, es ist nur für die Ansicht, um es neben dem ersten zu sehen). Jetzt noch den Menüpunkt Fenster > Anordnen > 2 Nebeneinander aufrufen, damit Du beide gleichzeitig sehen kannst, dann in einem Bild den gewünschten Ausschnitt zum Arbeiten wählen, und mit Fenster > Anordnen > Alles angleichen zeigt Photoshop auch in dem zweiten Foto den gleichen Ausschnitt an. Jetzt kannst Du in Deinem Arbeitsfenster das Softproofing aktivieren und es bei der Kopie deaktiviert lassen und so die Bildschirmversion neben der Proof-Version sehen.

Falls einzelne Farben übersättigt sind, bietet Photoshop Werkzeuge, um gezielt nur diese Farben zu verändern oder abzuschwächen. Die Korrekturen führe ich über Ebenen aus, beispielsweise würde ich bei diesem Foto für diesen Drucker Farbton / Sättigung ganz leicht den Farbton korrigieren:

Vielleicht verwendest Du eine Gradationskurve, um die Tiefen ganz leicht aufzuhellen. Die Korrekturebenen kannst Du in einer Gruppe zusammenfassen und als Name für die Gruppe den Drucker und das Papier nehmen, für das diese Korrekturen gelten, damit Du auch später noch weißt, für welchen Drucker und welches Papier Du diesen Proof bearbeitet hast. Außerdem bleibt auf diese Weise das Originalbild unverändert, Du kannst die Ebenen mit den Proof-Korrekturen jederzeit nach Bedarf abschalten.

Um zu sehen, welche Bereiche im Bild Probleme machen, kannst Du auch in Photoshop die Farbumfangswarnung verwenden, die Du unter dem Menü Ansicht findest oder mit der Taste [Strg+Umschalt+Y] aktivierst. In dieser Farbumfangswarnung zeigt Photoshop alle nicht darstellbaren Farben grau an (natürlich sehen sie im Druck nicht grau aus, sondern so wie im Softproofing). Diese Bereiche werden im Druck wahrscheinlich Details verlieren und sollten im Softproofing unter die Lupe genommen werden.

Drucken

Beim Drucken empfehle ich, Photoshop das Farbmanagement machen zu lassen. Dafür musst Du von Hand im Druckertreiber das Farbmanagement deaktivieren und im Druckdialog bei Farbhandhabung „Farbmanagement durch Photoshop“ einstellen. Ansonsten würden die Farben standardmäßig für den Druck in sRGB an den Druckertreiber gegeben, damit gingen Farben außerhalb sRGB für den Druck verloren und die Vorarbeit mit dem Softproofing wäre für die Katz. 

Weitergeben an Druckerei

Wenn Du die Datei zum Drucken an jemanden weitergibst, solltest Du vorher die Bildgröße [Strg+Alt+I] auf die gewünschten cm-Maße und die von der Druckerei geforderte Auflösung (meist 300 ppi) umrechnen lassen.

Dieser Fototipp ist ein Auszug aus dem Buch "Farbmanagement für die Digitalfotografie" von Sam JostJe nach verwendeter Technik zeigt jedes Gerät bei der Wiedergabe eines Bildes unterschiedliche Farben und hier kommt das bekannte und zu Unrecht gefürchtete Farbmanagement ins Spiel. Autor Sam Jost zeigt in seinem stark überarbeiteten und erweiterten Buch „Farbmanagement für die Digitalfotografie – zweite überarbeitete Auflage“ die Hintergründe des Farbmanagements und natürlich auch, wie man Farbmanagement richtig einsetzt. Zudem zeigt der Autor, wo Fallstricke lauern und wie diese zu umschiffen sind. Das Buch ist der ideale Ratgeber für alle, die die volle Kontrolle über die Farbe in ihren Bildern behalten wollen. Diese Publikation ist als E-Book für 9,99 € sowie als gedrucktes Buch für 24,90 € erhältlich. mehr …


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Sam Jost

Sam Jost, 54, besitzt das seltene Talent, Einsteigern komplexen Lernstoff mit Leichtigkeit und aufs Wesentliche reduziert nahebringen zu können. Seine Bücher "Manuell belichten", "Scharfe Fotos" und "Farbmanagement für die Digitalfotografie" gehören zu den meist gekauften E-Books auf digitalkamera.de und sind auch als gedruckte Bücher erhältlich.

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