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Sensorreinigungsmethoden unter der Lupe

2010-03-15 Staub auf dem Kamerasensor ist das digitale Äquivalent zum staubigen Negativ, nur noch ärgerlicher, da er serienweise Bilder verdirbt. Jede Kamera mit Wechseloptik kann davon heimgesucht werden, und auch Kameras mit fest verbautem Objektiv sind nicht immer vor der Heimtücke des Haus- und internen Abriebstaubes gefeit. Bedeutet Staub bei einer Kompaktkamera jedoch immer, dass der Hersteller oder ein Servicebetrieb sich um das lästige Problem kümmern muss, so kann sich bei Spiegelreflex- und Systemkameras mit Wechseloptiken der Nutzer selber helfen – also ran an den Sensor. Welche Methoden es gibt, zeigt dieser Fototipp.  (Harm-Diercks Gronewold)

stark verschmutzter Sensor [Foto: pixinfo.com] Wenn sich Staub auf dem Bildsensor ablagert, dann fällt er oftmals nicht auf, erst bei Motiven mit flächigen Farben und wenigen Details und einer hohen Blendenzahl, also kleiner Blende, fängt der Staub an wahrnehmbar zu werden. Um den Verdacht zu bestätigen, sollte man zunächst den Autofokus ausschalten, auf eine möglichst einfarbige Fläche "zielen" und ein unscharfes Foto machen. Hierbei wird oft empfohlen, die Blende möglichst hoch einzustellen, damit man ja alles an Staub erkennen kann. Leider sehen bei Blendenzahlen von 22 oder mehr die meisten Sensoren aus wie Petrischalen. Sinnvoller ist es daher, eine Blendenzahl zu benutzen, die man im fotografischen Alltag auch anwendet. Oft reicht eine Blende um die 16 aus, um Verschmutzungen zu erkennen.

Sind die Übeltäter enttarnt, dann sollte man unbedingt an einen geladenen Akku, besser noch ein Netzteil, denken. Denn es ist sehr empfehlenswert für die Kamerainnereien, dass der Akku den Geist nicht aufgibt und Verschluss und Spiegel nicht herunterklappen, während man mit dem Werkzeug beim Reinigen ist. Dies sonst kann es leicht zu Schäden an den empfindlichen Teilen führen.

Kinetronics SpeckGrabber [Foto: MediaNord] Die Wahl der Waffen ist der nächste wichtige Punkt. Hier sollte man nicht gleich zur maximal invasiven Methode greifen und dem Sensor mit Tinkturen und Wischsystemen auf den Leib rücken. Vielmehr sollte man sich von außen nach innen vorarbeiten. Das heißt, erst das Bajonett reinigen, dann den Spiegelkasten und ganz zum Schluss den Sensor selber. Hierzu muss die Kamera nun in den "Wartungsmodus" oder "Reinigungsmodus" versetzt werden. Dieser ist in den Menüs zu finden, und er sorgt dafür, dass der Spiegel und der Verschluss dauerhaft (solange der Akku hält oder das Netzteil Strom liefert) offen bleibt. Nun kann man zu einer der simpelsten Methoden greifen, dem Luftzug. Aber bitte nicht mit dem Mund pusten, denn da können schnell Speichelpartikel mit auf dem Sensor landen, und diese Verunreinigung sollte man möglichst vermeiden.

Giottos Airbomb [Foto: MediaNord] Man kann sich eine talkumfreie Klistierspritze in der Apotheke besorgen oder einen speziellen Blasebalg aus dem Fotofachhandel. Hiermit pustet man nun vorsichtig in Richtung Sensor, ohne diesen jedoch mit der Spitze zu berühren. Die Kamera hält man hierbei am besten so, dass der Staub herausfallen kann. Ist man hiermit fertig, dann kann man ein erneutes Testfoto machen, um zu schauen, ob noch Staub auf dem Sensor vorhanden ist. Sollte dies der Fall sein, dann kann man zum nächsten Schritt übergehen und mit einem speziellen Pinsel (z. B. dem "Arctic Butterfly" von VisibleDust), welcher durch motorische Rotation des Pinsels außerhalb der Kamera zunächst statisch aufgeladen wird, den Staub aufnehmen, indem man mit den geladenen Borsten über die Sensoroberfläche streicht. Wenn man eine Lupe hat, dann kann man auch mit einem "Speckgrabber" (von Kinetronics) auf die Suche nach dem Staub gehen und ihn mit dem Werkzeug bequem "wegtupfen". Abzuraten ist von Naturhaarpinseln, denn diese können Wollfett enthalten und erzeugen selber Verunreinigungen.

Sollte der Staub dann immer noch nicht verschwunden sein, kann man sich mit diversen angebotenen Feuchtreinigern weiter helfen. Hier eignen sich Produkte, die nur einmalig zu benutzen sind und – was wichtig ist – keine Rückstände auf dem VisibleDust Arctic Butterfly mit Sensor Loupe 
 [Foto: MediaNord] Sensor hinterlassen. Hier gibt es Sensor Swabs oder Mehrwegspachtel (niemals aus Metall), die man mit Pec-Pad verwenden kann (siehe weiterführende Links). Die Reinigungsflüssigkeit ist dabei nicht auf den Sensor zu tropfen, sondern auf das Reinigungsgerät. Also den Swab oder das Pad nur in der empfohlenen Dosis benetzen und nicht nach dem Motto "viel hilft viel". Die Reinigungsflüssigkeit besteht dabei zumeist aus hochreinem Methylalkohol, denn andere Alkoholsorten wie etwa Isopropanol oder Äthanol können Schlieren verursachen, weil sie Wasser aus der Luft anziehen. Da Methylalkohol giftig ist, sollte man puderfreie Einweghandschuhe bei der Arbeit damit verwenden.

Nun sollte der Sensor aber wirklich sauber sein; falls nicht, dann die letzte Stufe erneut durchführen und dabei einen neuen Sensor Swab oder ein neues Pec-Pad benutzen.

Kurioserweise gibt es bei der Reinigung einige sehr riskante Arten, den Sensor zu reinigen und diese hartgesottenen oder sehr erfahrenen Nutzern zu empfehlen. Diese Methoden reichen von Discofilm über spezielles Klebeband bis hin zum Einsatz eines Hausstaubsaugers.

Alles in allem sollte man es sich zutrauen, an den Sensor zu gehen. Tut man dies nicht, dann bleibt einem nur der Gang zu einer Werkstatt des Vertrauens, um dort Profis diese Arbeit erledigen zu lassen.

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 53, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.