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Kleine Insekten riesig groß fotografieren

2007-08-27 Makrofotografie ist ein sehr interessanter Aufgabenbereich der Fotografie, dem man viel Zeit widmen kann. Die "Welt des Kleinen" birgt viele Geheimnisse, die entdeckt werden wollen. Man schaue einmal in die Augen winzig kleiner Insekten – es lohnt sich! Neben viel Geduld ist auch die passende Ausrüstung von entscheidender Bedeutung, damit beeindruckende Insektenaufnahmen entstehen können  (Michael Gradias)

Bild 1: Schmetterling [Foto: Michael Gradias] Prinzipiell kann man mit den meisten Kameras Nah- und Makroaufnahmen machen. Für Kompaktkameras – bei denen ja die Objektive nicht ausgetauscht werden können – gibt es beispielsweise Nahlinsen, um sehr nah an das Objekt der Begierde heranzukommen. Allerdings ist diese Kombination nicht für alle Makromotive optimal geeignet. Wenn es an das Fotografieren kleiner Insekten geht, sind die Grenzen der Kompaktkameras sehr schnell erreicht. Schon der ungefähr 8 bis 9 Zentimeter große Schmetterling in Bild 1 lässt sich nur schwer mit einer einfachen Ausrüstung ablichten. Für solche Aufgabenstellungen ist es empfehlenswert, sich eine aufwendigere Ausrüstung zuzulegen.

Für digitale Spiegelreflexkameras wird, unabhängig von der Kameramarke, umfangreiches Zubehör für die Makrofotografie angeboten. Wichtigstes Utensil ist Bild 2: Hummel  [Foto: Michael Gradias] ein für die Makrofotografie geeignetes Objektiv. Meist handelt es sich bei den Makroobjektiven um Festbrennweiten mit hoher Lichtstärke. Mit diesen Makroobjektiven ist ein Abbildungsmaßstab von 1:1. erreichen. Für das Fotografieren kleiner Insekten, wie beispielsweise in Bild 2 die Hummel, sind Objektive mit einer Brennweite zwischen 75 bis 105 mm empfehlenswert. Dies sind "Allroundobjektive", die für die meisten Aufgabenstellungen der Insektenfotografie prima geeignet sind. Die Nahgrenze von ungefähr 35 Zentimetern erlaubt das Fotografieren, ohne dass die Tiere dabei in die Flucht geschlagen würden. Die Fluchtdistanz ist ein großes Hindernis; es gilt – je nach fotografiertem Insekt –, erst einmal herausfinden, wie nah man an das Tier herankommen kann und ob diese Entfernung für ein Format füllendes Foto aBild 3: Spinne am Grashalm  [Foto: Michael Gradias]usreicht. Falls nicht, muss eine größere Brennweite eingesetzt werden.

Ein zusätzlicher Vorteil dieser Makroobjektive besteht darin, dass durch die hohe Lichtstärke ein "Spielen mit der Schärfentiefe" möglich wird. So ist der scharf abgebildete Bereich bei einem Blendenwert von beispielsweise 2,8 auf wenige Millimeter begrenzt. So aufgenommene Fotos muten ein wenig "wie gemalt" an, weil die Gegenstände im "Nichts" verschwinden, wie der Grashalm in Bild 3, auf dem sich eine Spinne heraufhangelt. Bei solchen Einsätzen muss aber sehr genau beachtet werden, wo im Bild die Schärfe optimal angebracht ist.

Wer sich intensiv der Insektenfotografie verschrieben hat, wird außerdem um die Anschaffung eines Makroblitzes nicht herumkommen, da das natürliche Licht für eine gute Ausleuchtung der Winzlinge meist nicht ausreicht. Da Makroblitze nicht zu den billigen Zubehörteilen gehören, lohnt sich durchaus ein Blick auf Drittanbieter, wie etwa Sigma. Hier bekommt man für ungefähr 400 Euro einen leistungsstarken Makroblitz, der für die meisten Aufgabenstellungen gut geeignet ist.

Bild 4: Fliege   [Foto: Michael Gradias]Eine weitere Klippe muss überwunden werden: Wenn das Insekt Ihrer Begierde entdeckt ist, der geeignete Blickwinkel gefunden sowie die passenden Kameraeinstellungen für das optimale Foto vorgenommen sind, ist das Insekt bestimmt schon längst wieder verschwunden – viele Insekten sind sehr unruhige Tiere. Daher gehört einige Übung dazu, um möglichst schnell nach dem Entdecken des Insekts auslösen zu können. Im Laufe der Zeit bekommt man allerdings ein Gespür dafür, in welchen Situationen welche Einstellungen zu den gewünschten Ergebnissen führen. So sollten alle wichtigen Einstellungen bereits vor dem Suchen der Tiere vorgenommen werden, sodass nur noch ein Justieren der Schärfe nötig ist, um zu einem gelungenen Ergebnis zu kommen. Auf diese Weise gelingen auch Aufnahmen von Fliegen wie in Bild 4.

Bild 5: Libelle  [Foto: Michael Gradias] Beim Fotografieren von Insekten ist sehr viel Geduld und Ruhe sowie natürlich auch eine gewisse Naturverbundenheit notwendig, um zu perfekten Ergebnissen zu kommen. Es kann schon eine ganze Weile dauern, ehe das Insekt, das man fotografieren möchte, einen Moment an einer zum Fotografieren geeigneten Stelle verharrt. So können schnell Stunden vergehen, ehe man beispielsweise Libellen ansprechend auf den Sensor bannen kann. Da digitale Fotos nichts mehr kosten, sollte man möglichst viele Fotos schießen. Am PC können dann nachträglich diejenigen Ergebnisse herausgesucht werden, bei denen beispielsweise die Schärfe genau an der richtigen Stelle des Bildes sitzt. Oft lässt sich dies beim Blick durch den Sucher nicht hundertprozentig perfekt beurteilen. Bei den abgebildeten Insekten sollte die Schärfe im Idealfall auf den Augen liegen, wie bei der Libelle in Bild 5. Wichtig ist außerdem eine gewisse Kenntnis der Verhaltensweisen von Tieren. So muss man natürlich wissen, dass sich zum Beispiel Libellen am liebsten an warmen Tagen an Teichufern aufhalten.

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