Rubrik: Bauanleitungen

Individuelles Bokeh formen

2016-01-25 In unserem letzten Fototipp haben wir Ihnen gezeigt, wie man mit Weihnachtslichterketten auch im restlichen Jahr kreativ arbeiten kann und besondere Effekte in Bilder zaubert. In diesem Fototipp hingegen zeigen wir, wie Sie die Form des Bokehs selber beeinflussen können, ohne dabei auf teures Zubehör zurückgreifen zu müssen. Die benötigten Materialien finden sich in fast jedem Haushalt und wenn nicht, dann sind diese schnell und vor allem günstig zu beschaffen.  (Harm-Diercks Gronewold)

Zu den benötigten Materialien gehören ein Stift, ein wenig transparentes Klebeband, ein Bastelmesser oder Skalpell sowie ein Blatt schwarzes Tonpapier. Wenn Sie dann noch einen alten Filter haben, der auf das verwendete Objektiv passt, dann kann auch dieser sehr gut eingesetzt werden. Wir haben für diesen Fototipp zwei alte Reduzierringe von 55 auf 52 mm und 52 auf 58 mm benutzt.

Doch bevor wir anfangen zu basteln, liefern wir die Erklärung, was wir denn eigentlich erreichen wollen mit der Bastelei. Das Aussehen der Spitzlichter im Vorder- oder Hintergrund des Hauptmotivs ist ein wichtiger Bestandteil kreativer Fotografie und wird mit dem Begriff Bokeh bezeichnet. Das Aussehen des Bokehs wird maßgeblich durch die Objektivkonstruktion und die Blende im Objektiv bestimmt. Genau hier wollen wir mit diesem Fototipp ansetzen und die Gestaltung des Bokehs selber übernehmen. Da es aber eher kontraproduktiv ist, sein Objektiv auseinanderzureißen, um eine neue Blende einzubauen, gehen wir einen anderen Weg und setzen eine von uns gestaltete Blende einfach vor das Objektiv. Doch auch dabei gibt es einiges zu beachten. Doch zunächst zeigen wir Ihnen die einzelnen Schritte der „Bastelei“.

Im ersten Schritt wird der Durchmesser des Objektivs, Filters oder Reduzierrings auf das Tonpapier gezeichnet. Im zweiten Schritt überlegen Sie sich nun, wie das Bokeh aussehen soll und zeichnen diese Form möglichst in die Mitte des Tonpapiers. Im dritten Schritt schneiden Sie die Form in der Mitte möglichst sauber aus. Bitte achten Sie darauf, dass Bastelmesser und Skalpelle extrem scharf sind und immer eine Unterlage benutzt werden sollte, um den Tisch darunter nicht zu beschädigen. Im vierten Arbeitsschritt schneiden Sie dann den Kreis komplett aus. Nun ist die Blende fertig und kann am Objektiv montiert werden.

Bei der Montage am Objektiv sollten Sie auf scharfe Gegenstände verzichten und auch darauf achten, nicht mit den Fingern auf die Frontlinse des Objektivs zu fassen. Da zum montieren Klebefilm benutzt wird ist darauf zu achten, dass dieser auf keinen Fall auf einem sich bewegenden Tubus befestigt wird. Der Klebefilm kann durch die Bewegung des Tubus durch Benutzung des Fokus oder Zooms in die Mechanik geraten und dort Schaden anrichten! Wenn Sie also Klebefilm als Befestigung wählen, dann sollte dieser nur auf unbewegliche Tubusteile geklebt werden. Eine bessere Befestigungsalternative ist das Filtergewinde. Um die zuvor gebastelte Blende in das Gewinde zu bekommen, schneiden Sie den Tonpapierkreis 2-3 mm in Richtung Mitte ein. Dann können Sie den Ring mit vorsichtigem Drücken am Rand in das Filtergewinde des Objektivs oder besser des Filters bekommen. In unserem Beispiel hatten wir Glück, da das Außenmaß des 55-auf-52mm-Rings dem des Innenmaßes des 52-auf-58mm entspricht. Damit wurde der größere der Reduzierringe der ideale Blendenhalter.

Bei der Aufnahme sollte darauf geachtet werden, dass der Autofokus ausgeschaltet ist. Zudem schluckt die Blende, je nach Größe der ausgeschnittenen Form, einiges an Licht. In diesem Fall sollte die Zeitautomatik eingesetzt werden. Der wohl wichtigste Hinweis ist jedoch, dass Sie darauf achten müssen, dass die eingebaute und steuerbare Blende möglichst weit offen ist. Mit zu weit geschlosener Blende nimmt das Bokeh nämlich die ursprüngliche Form wieder an. Bitte bedenken Sie, dass die Ausrichtung des geformten Bokehs zum einen durch die Position der Blende bestimmt wird und zusätzlich noch durch die Position der Spitzlichter vor und hinter der Schärfenebene! Hat man die einzelnen einfachen Schritte einmal verinnerlicht, so stehen nahezu endlose Einsatzmöglichkeiten zur Verfügung.

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