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Geotagging und Kamerafernsteuerung per Smartphone mit Nikon Snapbridge

Seite 2 von 2, vom 2018-10-08 (Autor: Jan-Markus Rupprecht)Zur Seite 1 wechseln

Die Praxis-Erfahrung zeigt aber: Zumindest wenn man häufige Aktualisierung eingestellt hat, ist die Position in der Praxis ausreichend genau beziehungsweise aktuell. Gravierender ist eher der Umstand, dass man mitunter vergisst, die Snapbridge-App aufzuwecken und dann ohne GPS-Daten fotografiert. Denn leider gibt es an der Nikon Z 7 keine immer sichtbare Status-Anzeige, die informiert, ob GPS-Daten gerade vorhanden sind oder nicht. Eine einschaltbare Geodaten-Warnung (z. B. rot blinkender durchgestrichener Satellit) ähnlich der Akkustands-Warnung wäre hilfreich für alle, denen es wichtig ist, Geotags in den Fotos zu haben. Eine solche gibt es aber nicht. Andere Nikon-Kameras haben zumindest eine GPS-Anzeige auf dem Monitor, allerdings nur "positiv". D. h. bei vorhandenen Geodaten wird ein Satelliten-Symbol angezeigt, aber es gibt keine Warnung, wenn keine Geo-Daten vorhanden sind.

Wenn man an der Kamera selbst nachschauen will, ob die Kamera aktuelle Positionsdaten hat, gibt es mehrere Möglichkeiten, aber alle sind ein wenig umständlich. Im Menü gibt es in System den Punkt Positionsdaten. Ruft man diesen auf, ist von den drei erscheinenden Zeilen die zweite Zeile "Position" entweder ausgegraut (= keine Position) oder auswählbar. Ruft man die Zeile Position auf, sieht man die letzten Daten, die die Kamera gerade verwendet (und an der UTC-Zeit auch wie alt diese sind). Das ist natürlich zum "mal eben nachschauen" etwas umständlich. Einfacher ist es, man macht eine Probeaufnahme und klickt sich dann mit der Display-Taste durch die zahlreichen Zusatzinformationen, die sich über das Bild legen. Eine Seite davon zeigt die Positionsdaten an (oder eben nicht, wenn die fehlen). Das geht wirklich schnell.

Die zweite wichtige Funktion von Snapbridge (für viele Anwender womöglich viel wichtiger als das Geotagging) ist die Bilddatenübertragung von der Kamera zum Smartphone. Das funktioniert auf zweierlei Art. Quasi unbemerkt im Hintergrund überträgt die Kamera laufend kleine 2-Megapixel-Versionen ans Smartphone. Genaugenommen sind es noch nicht mal 2 Megapixel (auch wenn Nikon das so nennt), sondern 1.620 x 1.080 Pixel beim 3:2-Seitenverhältnis (also 1,75 Megapixel). Diese tauchen dann in der Snapbridge-App im mittleren Reiter auf und sind zusätzlich auch ganz normal in den Fotos des Smartphones zu sehen (so als wären sie mit dem Smartphone aufgenommen). So können sie bequem auf dem großen Display angeschaut und schnell und unkompliziert geteilt werden. Bis hierhin läuft alles automatisch und über Bluetooth. Wer das nicht will, kann die automatische Übertragung natürlich auch abschalten. Als zweiter Schritt können bei Bedarf selektierte Fotos als Original-Datei übertragen werden. Bei 45 Megapixel ist das natürlich ganz schön heftig und Original-Dateien erfordern aufgrund der Datenmenge eine WLAN-Verbindung, die die Snapbridge-App dann automatisch herstellt.

Eine dritte Funktion in Verbindung mit den aufgenommenen Fotos, die die Snapbridge App erledigen kann, wäre der automatische Upload der Miniaturfotos in die Nikon Image Space Cloud. Der Sinn, 1,75-Megapixel-Fotos in der Cloud zu speichern, erschließt sich mir allerdings nicht.

Weitaus spannender ist da natürlich die Möglichkeit, die Kamera vom Smartphone mit Live-View-Vorschau fernzusteuern. Diese Möglichkeit erfordert aufgrund der großen Datenmenge natürlich ebenfalls WLAN. Die Einsteigerspiegelreflexkamera Nikon D3500 hat kein WLAN, lässt sich mit der Snapbridge App aber zumindest auslösen. Alle anderen Snapbridge-kompatiblen Kameras liefern ein Vorschaubild aufs Smartphone. Systemkameras lassen sich zudem in einigen grundsätzlichen Funktionen einstellen. Dazu zählen Belichtungsmodus-Wahl (P, S, A, M) und Einstellung der Aufnahmeparameter (Blende, Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit und Weißabgleich). Es kann beispielsweise auch aus der App heraus fokussiert werden (Setzen des Autofokus-Punkts per Touch auf dem Smartphone-Bildschirm). Das funktioniert alles wirklich gut. Weitergehende Konfigurationsmöglichkeiten gibt es nicht, man kann also beispielsweise keine Aufnahmegröße oder das Seitenverhältnis umstellen oder sonst irgendwelche Parameter einstellen, die an der Kamera übers Menü gewählt werden. Auch ferngesteuerte Videoaufzeichnungen sind mit der Smartphone-App möglich. Die Bedienungsmöglichkeiten beschränken sich dabei auf das Setzen des Fokus-Punktes und das Starten und Stoppen der Aufnahme. Bei Foto und Video kann auch ein ein Selbstauslöser mit verschiedenen Vorlaufzeiten gewählt werden.

Betriebssystem-Update herauszögern  Apps hängen den Betriebssystem-Updates oft einige Zeit hinterher. Das gilt auch für die Snapbridge-App. In der Beschreibung zur aktuellen Version wird die Kompatibilität zu iOS 11 erwähnt. Die Version des iPhone-Betriebssystems kam vor einem Jahr heraus, seit diesem Montag steht iOS 12 zum Installieren bereit. iPhone-Anwendern kann ich hier gleich beruhigen. Snapbrige 2.52 macht unter iOS 12 keinen Ärger. Snapbridge 2.51 unter Android habe ich allerdings mit dem Google Pixel 2 XL ausprobiert und dieses läuft schon seit einigen Wochen unter Android 9.0 "Pie". Damit war es nicht möglich, eine dauerhafte Fernbedienungsverbindung per WLAN aufzubauen. Die Verbindung baut zwar meist kurz auf, bricht aber nach einer Sekunde wieder zusammen (alles, was nur Bluetooth braucht, klappt hingegen). Dieses Verhalten kann man nicht verallgemeinern. Mit einer nicht ganz so brandneuen Android-Version und/oder anderen Smartphones wird es funktionieren. Wenn Snapbridge super wichtig für Sie ist, empfehle ich vor einem Betriebssystem-Update erst zu checken, ob die gerade aktuelle Snapbridge-Version damit gut laufen soll (Aussage von Nikon einholen oder Anwender-Meinungen lesen). 

Fazit

Snapbridge beziehungsweise die Verbindung von Smartphone und Nikon-Kamera funktioniert ziemlich gut und recht einfach. Wenn die App einige Zeit nicht aktiv war, muss sie wieder "aufgeweckt" werden, indem man sie einfach auf den Bildschirm des Smartphones holt. Spätestens dann sollte sich die Bluetooth-Verbindung aufbauen und die Kamera bekommt in unregelmäßigen Intervallen aktuelle Positionsdaten vom Smartphone übermittelt. Per Bluetooth werden dann auch 1,75-Megapixel-Versionen der mit der mit der Nikon-Kamera geschossenen Fotos im Hintergrund automatisch ans Smartphone übertragen und können dort angezeigt oder weitergegeben werden. Zur Übertragung der Originaldaten oder zur Fernsteuerung mit Live-View baut die Snapbridge-App dann automatisch zusätzlich eine WLAN-Verbindung zur Kamera auf.

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Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.