Lichtstarkes Telezoom

Nikon Z 70-180 mm F2.8 im Test

Seite 2 von 2, vom 2024-03-11 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Die Naheinstellgrenze ist laut Nikon brennweitenabhängig und beträgt lediglich 27 Zentimeter bei kürzester Brennweite von 70 Millimetern und steigt mit der Brennweite kontinuierlich auf 85 Zentimeter bei 180 Millimeter Brennweite an. Der maximale Abbildungsmaßstab beträgt immerhin 1:2,1.

In der Praxis konnten wir bei 70 mm bereits ab 25,9 cm Abstand von der Sensorebene fokussieren und damit ein Bildfeld von 6,8 mal 4,5 Zentimeter aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:1,9 entspricht. Der Abstand der Objektivfront zum Motiv beträgt dabei aber nur noch 9,4 Zentimeter, was Probleme bei der gleichmäßigen Motivausleuchtung mit sich bringt. Viel störender sind jedoch die massiv unscharfen Bildränder.

Beim Zoomen steigt die Naheinstellgrenze auf 80 cm bei 180 mm Brennweite. Damit konnten wir ein minimales Bildfeld von 14,4 mal 9,6 Zentimeter aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:4 entspricht. Der Abstand vom Motiv zur Objektivfront beträgt dabei komfortable 60,7 Zentimeter.

Bildqualität

Der optische Aufbau des Nikon Z 70-180 mm F2.8 besteht aus 19 Linsen, die in 14 Gruppen angeordnet sind. Darunter befinden sich fünf ED-Linsen, eine Super-ED-Linse und drei asphärische Linsen, die für eine hohe Auflösung und minimierte optische Fehler sorgen sollen. Die Blende besteht aus neun abgerundeten Lamellen, womit sich ein gleichmäßiges Bokeh ergeben soll.

Tatsächlich ist das Bokeh gut. Details verlaufen in der Unschärfe schön ineinander. Allerdings zeigen sich leichte Zwiebelringe in den Unschärfescheibchen von Spitzlichtern, die vermutlich von den drei asphärischen Linsen verursacht werden. Auch leichte Farbsäume sind im Bokeh zu beobachten. Schließt man die Blende auf F22, ergibt sich bei kürzester Brennweite ein schöner Blendenstern-Effekt an punktuellen Lichtquellen, den man kreativ nutzen kann; beim Zoomen verschwindet dieser allmählich. Im Gegenlicht macht das Z 70-180 ebenfalls einen guten Eindruck. Die Kontraste sind hoch, werden jedoch durch leichte Flares gestört, die man aber ebenfalls kreativ nutzen kann.

Bei der Korrektur von Bildfehlern kommt neben der optischen Konstruktion die Bildaufbereitung moderner Kameras ins Spiel, die solche Fehler spielend beseitigen kann. Im Fall des Nikon Z 70-180 mm F2.8 ist die kamerainterne Korrektur defaultmäßig aktiviert, lässt sich aber durchaus abschalten. Den Labortest nehmen wir jedoch in Defaulteinstellung mit JPEG-Bildern vor, also im Fall des 70-180 mm inklusive der Korrekturen, die nicht nur positive Effekte, sondern auch negative haben können. Im Rohdatenformat übernimmt normalerweise der Rohdatenkonverter die Korrektur optischer Fehler, ein entsprechendes Profil ist üblicherweise im Raw-Bild eingebettet.

Mit über 45 Megapixeln stellt die Testkamera Nikon Z 8 zusammen mit der Z 7, Z 7II und Z 9 die höchste Auflösung im Nikon-Z-System zur Verfügung. Die Nikon Z 5, Z 6, Z 6II und Z f lösen mit 24 Megapixeln deutlich geringer auf. Für ein modernes Telezoom wie das Z 70-180 mm F2.8 sollten die 45 Megapixel keine Herausforderung sein.

Eine mögliche Verzeichnung des Zooms gleicht die Nikon Z 8 laut Labormessung nahezu perfekt aus. Auch Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind minimal bis nicht vorhanden. Selbst im Maximum liegen sie höchstens bei einem halben Pixel und werden damit praktisch nicht sichtbar. Das sah bei unserem Test der ersten Generation der Tamron-Version an der Sony Alpha 7R III noch ganz anders aus.

Bei der Randabdunklung, die eigentlich ebenfalls von der Kamera korrigiert wird, agiert die Nikon im Vergleich zur Sony etwas zurückhaltender (lässt sich aber per Menü auch noch stärker schalten). Dennoch hält sich die Randabdunklung mit stets unter einer Blendenstufe in Grenzen. Dank des sanften Verlaufs fällt sie nicht negativ auf. Beim Abblenden sinkt sie unter eine halbe Blendenstufe und spielt damit praktisch keine Rolle mehr.

Am spannendsten aber ist sicherlich die gemessene Auflösung bei 50 Prozent Kontrast am 45-Megapixel-Sensor, zumal sich die Verzeichnungskorrektur negativ auf die Randauflösung auswirken könnte. In der Bildmitte ist die Auflösung des Nikon Z 70-180 mm F2.8 bei Offenblende bei allen Brennweiten mit deutlich unter 70 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) etwas zurückhaltend, zieht beim Abblenden auf F4 aber deutlich an und übertrifft dann spielend die Marke von 70 lp/mm (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Dabei bewegen sich alle Brennweiten auf ähnlich hohem Niveau, wobei die Auflösung bei steigendem Zoom einen Hauch nachlässt. Das Auflösungsmaximum wird bei 70 und 105 Millimeter bei F5,6 mit 77 beziehungsweise 75 lp/mm erreicht, bei 180 mm sind es 74 lp/mm bei F4.

Zum Bildrand fällt die Auflösung bei keiner Brennweite nennenswert stark ab. Mit Ausnahme von 70 mm F2.8 beträgt der Randabfall stets weniger als zehn Prozent, größtenteils sogar deutlich weniger. Bei 70 mm F2.8 ist der Randabfall mit 16 Prozent zwar etwas höher, aber nicht dramatisch. Dennoch wird hier mit nur 52 lp/mm absolut gesehen eine nicht allzu hohe Randauflösung erreicht. Bei jeder Brennweite übertrifft die Randauflösung bei mindestens einer Blende den Wert von 70 lp/mm. Bei 70 mm wird das Maximum bei F5,6 bis F11 mit 73 lp/mm erreicht, bei 105 Millimeter beträgt das Maximum sogar 76 lp/mm bei F5,6 und bei längster Brennweite sind es 72 lp/mm bei Offenblende.

Im Vergleich zum Test der ersten Tamron-Generation an der Sony Alpha 7R III fällt auf, dass die Auflösung vor allem im Bildzentrum an der Sony mit bis zu 89 lp/mm höher ausfällt, obwohl sie "nur" einen 42-Megapixel-Sensor besitzt. Das liegt schlicht an der aggressiveren Bildaufbereitung der Sony. Am Bildrand ist die Auflösung an der Sony nur teilweise etwas höher, relativ gesehen ist die Auflösung jedoch ungleichmäßiger als an der Nikon; und dass obwohl der Test an der Sony ohne Verzeichnungskorrektur erfolgte, sodass sich bei mittlerer und vor allem längster Brennweite eine störend sichtbare Kissenform zeigte. Auch die Farbsäume des 70-180 korrigiert die (einige Jahre ältere) Sony längst nicht so gut wie die Nikon.

Fazit

In der Summe seiner Eigenschaften bietet das Nikon Z 70-180 mm F2.8 ein super Preis-Leistungs-Verhältnis. Es ist nicht allzu teuer, dafür aber kompakt und leicht. Trotz Kunststoffgehäuses ist die Verarbeitung ordentlich und auch ein Wetterschutz fehlt nicht. Die Bedienelemente sind allerdings etwas minimalistisch, vor allem ein AF-MF-Schalter fehlt. Der Autofokus arbeitet schnell und leise, sogar das Fokusatmen hält sich in Grenzen. Die Bildqualität des Z 70-180 mm F2.8 ist nicht zuletzt dank der sehr guten Auflösung (allerdings erst ab F4) mit niedrigem Randabfall sehr hoch und es zeigt nur geringe optische Fehler und ein ansehnliches Bokeh.

Kurzbewertung

  • Verhältnismäßig kompakt und leicht
  • Gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • Geringe Naheinstellgrenze
  • Hohe Auflösung (ab F4), auch am Bildrand
  • Gutes Bokeh
  • Leichtes Fokusatmen
  • Kunststoff-Filtergewinde
  • Sehr unscharfe Bildränder bei Nah-/Makroaufnahmen mit 70 mm

Nikon Z 70-180 mm F2.8 mit Nikon Z 8

Auflösung MTF


Z 8

F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
70 mm61 / 51,5 (16 %)75,7 / 68 (10 %)77,2 / 73,2 (5 %)74,7 / 73,4 (2 %)74,7 / 73 (2 %)70,3 / 67,1 (5 %)63,3 / 58,3 (8 %)
105 mm65,6 / 67,4 (0 %)74,9 / 70,7 (6 %)75,3 / 76,2 (0 %)74,7 / 74,4 (0 %)73,8 / 74,2 (0 %)69 / 68,7 (0 %)61 / 59,6 (2 %)
180 mm62,9 / 72 (0 %)73,6 / 66 (10 %)72,8 / 66 (9 %)68,8 / 66,2 (4 %)68,4 / 68,8 (0 %)65,4 / 65,4 (0 %)59,1 / 57,5 (3 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Nikon
Modell Z 70-180 mm F2.8
Unverbindliche Preisempfehlung 1.449,00 €
Bajonett Nikon Z
Brennweitenbereich 70-180 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 19 Linsen in 14 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 270 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 84 x 151 mm
Objektivgewicht 795 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.