Lichtstarker Telezoom-Klassiker

Testbericht: Nikon Z 70-200 mm F2.8 VR S

2021-02-10 Das Nikon Z 70-200 mm F2.8 VR S komplettiert die F2,8 Trinity Objektivserie im Z-System. Somit lässt sich mit drei Objektiven bei durchgehend F2,8 ein Brennweitenbereich von 14 bis 200 Millimeter abdecken. Dabei kann man das 70-200 sicher als Klassiker vor allem für die Sport- (auch in der Halle), sowie die Tierfotografie (solange nicht zu klein oder zu weit weg) bezeichnen. Dabei macht Nikon keine Experimente wie etwa eine besonders kompakte Konstruktion, wie man sie beim Canon RF F2,8 70-200 findet, sondern setzt auf eine klassische Konstruktion mit Innenzoom und Stativschelle. Im Test an der Z 7II muss das Nikon Z 70-200 mm F2.8 VR S zeigen, welche Bildqualität in ihm steckt.  (Benjamin Kirchheim)

Während das Nikon Z 24-70 mm F2.8 S in unserem letztjährigen Test an der Nikon Z 7 äußerst gut abschnitt und zu den besten F2,8-Standardzooms überhaupt gehört (siehe weiterführende Links), zeigte das Z 14-24 mm F2.8 S in unserem vor kurzem veröffentlichten Test durchaus die eine oder andere Schwäche. Was man einem Superweitwinkel vielleicht noch eher verzeiht, sollte ein Telezoom besser können, zumal das Nikon Z 70-200 mm F2.8 VR S mit einem Preis von über 2.300 Euro nicht gerade ein Schnäppchen ist.

Verarbeitung

Obwohl das Gehäuse größtenteils aus hochwertigem Kunststoff besteht, drückt das Nikon Z 70-200 mm F2.8 VR S mindestens 1,35 Kilogramm auf die Waage (ohne den 82 Gramm schweren Stativfuß und ohne die 62 Gramm leichte Streulichtblende, ein Objektivköcher gehört hingegen nicht zum Lieferumfang). Betriebsbereit mit allem Zubehör an der Nikon Z 7II montiert zerren fast 2,2 Kilogramm am Kameragurt. Die einzigen Metallteile am Objektiv sind das Aluminiumbajonett, der hinterste Tubusteil sowie die Stativschelle, deren beweglicher Teil fest mit der Kamera verbunden ist.

Die Stativschelle lässt sich stufenlos mit einem angenehmen Widerstand drehen, alle 90 Grad gibt es eine kleine weiße Markierung, aber keine Rastung. Auf der Unterseite besitzt der fest mit dem Objektiv verbundene Teil der Stativschelle über ein 1/4-Zoll-.Stativgewinde sowie eine Aufnahme, die an einem Blitzfuß erinnert, aber minimal größer ist. Der L-förmige Fuß besitzt das entsprechende Gegenstück, so dass sich dieser leicht montieren lässt. Er rastet ein und wird mit einer Knebelschraube fixiert. Zwar besitzt der Fuß zwei 1/4-Zoll-Gewinde samt dazugehöriger Verdrehsicherungen (Video-Pin), um die Kamera-Objektiv-Kombination besser auf einem Stativ ausbalancieren zu können, aber an eine Schwalbenschwanz-Form (Arca-Swiss-kompatibel) hat Nikon leider nicht gedacht.

Zahlreiche Dichtungen schützen das wertvolle Objektiv vor Umwelteinflüssen wie Staub und Spritzwasser. Das Bajonett ist von einem Gummiring umgeben, um die Nahtstelle zur Kamera adäquat abzudichten. Außerdem ist die Frontlinse mit einer Fluorvergütung versehen, damit Schmutz weniger anhaftet, um eine Reinigung zu vereinfachen.

Aufgrund des innenliegenden Zooms fallen die Abmessungen des Nikon Z 70-200 mm F2.8 VR S mit einer Länge von 22 und einem Durchmesser von neun Zentimetern (Stativschelle nicht mitgemessen) recht groß aus. Dass die Kombination mit der Z 7II frontlastig ist, braucht man schon fast nicht mehr zu erwähnen. Aufgrund des gut ausgeprägten Handgriffs lässt sich die Kombination dennoch sehr gut in der Hand halten, auch wirkt weder die Kamera unterdimensioniert noch das Objektiv überdimensioniert. Das Front-Filtergewinde misst übliche 77 Millimeter im Durchmesser und besteht ebenfalls aus Kunststoff.

Ausstattung

Die Riffelung ganz vorne am Objektiv ist etwas verwirrend, denn sie ist ohne Funktion. Direkt dahinter liegt der mit fünf Zentimetern üppig breite Zoom-Ring, der auf einer Breite von vier Zentimetern eine griffige Gummiriffelung besitzt. Mit einer viertel Umdrehung kann sanft von 70 auf 200 Millimeter gezoomt werden. Gut lesbare Markierungen bei 70, 85, 105, 135 und 200 Millimetern erlauben die Einstellung klassischer Brennweiten. Zudem verfügt das 70-200 über ein kleines OLED-Statusdisplay, das die Brennweite im Bereich von 70 bis 105 Millimeter auf einen Millimeter genau und von 105 bis 200 Millimeter auf fünf Millimeter genau anzeigt.

Eigentlich ersetzt das kleine Display das früher bei Objektiven übliche Fokus-Sichtfenster, denn einen mechanisch gekoppelten Fokus gibt es bei modernen Autofokus-Objektiven wie dem Nikon Z 70-200 mm F2.8 VR S nicht mehr. Schade allerdings, dass das Display sich nicht in die runde Form des Objektivs einpasst, es wirkt regelrecht wie ein Designbruch. Vielleicht hätte bereits eine runde Displayabdeckung gereicht, um es nicht wie einen Fremdkörper wirken zu lassen. Die Möglichkeiten des Displays sind hingegen vielfältig und nützlich.

Wahlweise kann hier alternativ zur Brennweite auch die Blende oder aber die Entfernung samt blenden- und entfernungsabhängiger Schärfentiefe angezeigt werden. Umgeschaltet und aktiviert wird das Display mit der entsprechenden Taste links daneben. Drückt man sie länger, lassen sich zudem die Helligkeit und die Entfernungs-Maßeinheit einstellen.

Besonders "intelligent" arbeitet das Display hingegen nicht. Weder wird die Helligkeit automatisch dem Umgebungslicht angepasst, noch geht es automatisch an, sobald man einen der anzeigbaren Werte einstellt. Davon, dass die Anzeige kurzzeitig automatisch auf den gerade verstellten Wert springt, kann man nur träumen, wobei es bei der Entfernungsanzeige immerhin praktisch ist, dass dies nicht passiert, denn dadurch lassen sich die Auswirkungen der Blende und Brennweite auf den Schärfebereich direkt beobachten.

Unterhalb der Display-Taste befindet sich noch eine L-Fn-Taste, deren Funktion über das Kameramenü eingestellt werden kann. Zudem sitzen hinter dem Zoomring rund um das Objektiv verteilt vier L-Fn2-Tasten, die sich ebenfalls frei belegen lassen und bei jeder Ausrichtung der Kamera-Objektivkombination auf einem Stativ bequem erreicht werden können.

Mittig am Objektiv sitzt der elektronisch arbeitende Fokusring. Damit weicht seine Position von der am Z 14-24 mm und Z 24-70 mm ab, beim 70-200 mm haben also der Zoom- und der Fokusring die Plätze getauscht. Das mag ergonomisch angebracht sein, einer einheitlichen Bedienung der Trinity-Objektive ist das aber abträglich.

Der 2,5 Zentimeter breite Fokusring besitzt eine etwa zwei Zentimeter breite, etwas feinere Gummiriffelung als der Zoomring. Der Drehwiderstand ist angenehm. Da es sich um einen elektronischen Ring handelt, wird der Fokus tatsächlich vom praktisch unhörbaren Fokusmotor eingestellt, der die interne Fokusgruppe antreibt. Die "Übersetzung" des Fokusrings erfolgt dabei nicht linear. Eine schnelle Drehung sorgt für eine größere Übersetzung als eine langsame Drehung. Dadurch lässt sich der Fokus bei Fotos sehr exakt und feinfühlig einstellen. Neben der Fokusskala auf dem Display gibt es Einstellhilfen an der Kamera, etwa eine Vergrößerungstaste und Fokuspeaking.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.