Pixel Dragons Limited

Testbericht: Pixel Dragons Limited Image Genius Professional 3.2.0

2007-12-03 Stapelverarbeitung von großen Datenmengen, ohne Scripting- und Programmierkenntnisse, ist mit dem Batch Processor Pixel Genius Professional 3.2.0 der Londoner Software-Firma Pixel Dragons Limited möglich. Durch einfaches Klicken und Ziehen mit der Maus werden die einzelnen Elemente des Verarbeitungsprozesses übersichtlich in einem Flussdiagramm arrangiert und können ebenso leicht ergänzt, erweitert und variiert werden.  (Dr. Bernd Schäbler)

Pipeline Bilder drehen und Graustufen-Bilder erstellen [Foto: Dr. Bernd Schäbler] Routineaufgaben und hochgradig standardisierte Abläufe rufen leicht Unlust hervor, das ist auch in der Bildbearbeitung nicht anders, und so ist häufig der Seufzer zu hören: "Gibt's dafür nicht einen Batch?" Tatsächlich gibt es ein Dialogfeld "Stapelverarbeitung" in vielen komplexen Bildbearbeitungsprogrammen, und auch Spezialsoftware wie etwa RAW-Konverter, Panorama-Stitcher und HDRI-Programme bieten automatisierte Prozeduren an, die den Anwender von langweiligen Routinen entlasten. Doch sind die Funktionen und Anwendungsmöglichkeiten zumeist deutlich begrenzt. Anders hingegen in einem Programm wie Image Genius Professional 3.2.0, das man auch als Allround-Batchmaschine bezeichnen könnte. Dieses stellt weit mehr Funktionen bereit, als bloß Dateien von einem Quell- in ein Zielverzeichnis zu transportieren, sozusagen "unterwegs" in ein anderes Format zu konvertieren, umzubenennen, mit einem Präfix oder Suffix zu versehen oder – wenn es etwas differenzierter zugehen soll – per zugeschaltetem Skript zu verändern. Image Genius Pro kann all dies natürlich auch, aber noch unvergleichlich viel mehr. Hier stehen dem Benutzer über 100 so genannte "operators" zur Verfügung; das sind Arbeitsaufgaben, die er einer Art Baukasten-Box per Drag & Drop entnimmt, aneinander fügt, variiert, kurz: zu einer "Pipeline" zusammenstellt. Letztere stellt eine strukturierte Stufenfolge der Bearbeitung dar und setzt selbstverständlich auf Seiten des Benutzers eine klare, logische und schlüssige Planung des Gesamtablaufs voraus. So sollte z. B. der Entrauschen-Befehl vor dem Arbeitsschritt Schärfen kommen, weil dies die adäquate Vorgehensweise auch in der manuellen Bildbearbeitung ist.

Das Programm mit dem Dateibrowser [Foto: Dr. Bernd Schäbler] Dies alles mag etwas sperrig und knifflig klingen, ist es aber tatsächlich im praktischen Umgang nicht. Wenn wir uns die Programm-Oberfläche anschauen, erkennen wir leicht, dass hier mit innovativem Elan eine etwas spröde Materie so aufbereitet wurde, dass auch Nicht-Spezialisten intuitiv einen Zugang finden und rasch die Ergebnisse ihres eigenen Tuns und Experimentierens bestaunen können. Öffnet man das Programm, findet man ein Hauptfenster vor, umgeben von einer Reihe schmalerer und kleinerer Felder; Menüleiste und Toolbar "thronen" über dem Ganzen. Ins Hauptfenster haben die Programmdesigner bereits mehrere Pipeline-Vorlagen gestellt; ist man mit der Software vertraut, sind dort später auch eigene Arbeitsabläufe zu finden und ohne lange Sucherei aufzurufen. Links vom Arbeitsfenster befindet sich ein Verzeichnisbaum, in dem die "Operatoren" – themen- und funktionsspezifisch gegliedert – untergebracht sind; darunter kleinere Felder für sofort eingeblendete Erklärungen zu den angewählten Arbeitsschritten sowie Vorschaubildchen der für die Bearbeitung ausgewählten Dateien. Letztere sind im Bereich unter dem Hauptfenster mit den gesamten Pfadangaben aufgelistet. Schließlich ist noch das "Settings"-Fenster rechter Hand zu erwähnen, das sich mit Inhalt füllt, sobald ein bestimmter Operator im Arbeitsfenster angeklickt wird, und darunter – dem vorigen zugeordnet – wieder ein Fenster mit Erklärungen zu den einzelnen Eingabemöglichkeiten.

Im Prinzip folgt der Aufbau einer Pipeline folgendem Schema: Durch Öffnen der Vorlage "New Pipeline" und die Festlegung von Quellverzeichnis, erwünschtem Dateiformat und Zielverzeichnis ergibt sich im Arbeitsfenster eine einfache Pipeline, visualisiert als Flussdiagramm mit Feldern und Vektoren. Diese können räumlich anders arrangiert werden, wenn, wie nebenstehende Abbildung zeigt, neue Arbeitschritte aus der Operatoren-Liste hinzugefügt werden. Da eine Pipeline immer einen Start- und zumindest einen Endpunkt haben muss, lässt das Beispiel auch erkennen, dass mehrere Verzweigungen eingebaut und parallele Abläufe konstruiert werden können. Die Aufgabe besteht hier darin, eine Anzahl von Bilddateien, die als Hochformate (mit gedrehter Kamera) aufgenommen, aber im Landscape-Modus auf der Speicherkarte abgelegt worden waren, um 90° zu drehen, die Bildgröße zu verändern und als JPEG-Formate in einem anderen Arbeitsverzeichnis zu speichern, um sie dann mit einem Panorama-Stitcherprogramm weiter zu verarbeiten. Diese Drehung kann auch in die EXIF-Metadaten übernommen werden. Durch eine Zweiteilung der Pipeline sind diese Dateien gleichzeitig in Graustufenbilder verwandelt und mit einer kleinen Kontrastverstärkung in einem anderen Zielverzeichnis gespeichert worden, um von dort bestimmte Aufnahmen eines historischen Platzes für eine Website auswählen zu können.

Pipeline Bilder bearbeiten, Webgalerie erstellen [Foto: Dr. Bernd Schäbler] Für die Auswahl von Dateien oder ganzen Verzeichnissen stellt Image Genius Pro einen Browser mit Thumbnails bereit. Insgesamt können über 20 Dateiformate, darunter auch Adobe DNG sowie acht RAW-Formate der wichtigsten Hersteller, gelesen und knapp zehn Formate abgespeichert werden – leider ausschließlich in 8-Bit. Während die Anzeige von Thumbnails im Dateibrowser einigermaßen zügig erfolgt, ist sie im Hauptfenster gelegentlich quälend langsam, wenn es sich um umfangreiche RAW- oder TIFF-Bilder handelt.

Auf den vielgliedrigen und gut bestückten Verzeichnisbaum mit Operatoren wurde bereits hingewiesen. Diese lassen sich einmal dem Bereich der Bildoptimierung und -veränderung, zum anderen der Dateiorganisation, Dateiverwaltung und dem Dateiexport zuordnen. Sie werden in Zukunft – auch durch käuflich zu erwerbende Plug-ins – ergänzt werden, und ein Kostenloses von STOIK Imaging zur Korrektur des Rote-Augen-Bildfehlers ist von der Pixel-Dragons-Homepage herunterzuladen.

Ein Beispiel für eine etwas komplexere Auswahl-, Bearbeitungs- und Export-Pipeline zeigt die nebenstehende Abbildung. Von der Kamera liegen gleichzeitig abgespeicherte RAW- und JPEG-Formate in einem Verzeichnis vor, und es sollen die JPEG-Dateien von den anderen getrennt, gedreht, in der Größe verändert, mit einem Text-Wasserzeichen versehen, einer HTML-Bilder- und Diashow eingefügt und dann per FTP auf einen Server geladen werden. Mit den RAW-Dateien geschieht hier nichts, wie die nach der "Sortierstelle" eingefügte Endstation zeigt. Die kombinierte Webgalerie und Diashow funktioniert einwandfrei, Überschriften und andere Details können individuell mittels der entsprechenden Eingabefelder in der Fensterleiste "Settings" eingerichtet werden. Eine größere Auswahl bei den Templates wäre aber ein Wunsch.

Pipeline Webgalerie erstellen und RAW in TIFF konvertieren [Foto: Dr. Bernd Schäbler] In dem vierten und letzten Anwendungsbeispiel (siehe nebenstehende Abbildung) soll wiederum eine Webgalerie erstellt werden, die jedoch diesmal nicht exportiert zu werden braucht. Die ebenfalls wieder nach bestimmten Kriterien bearbeiteten JPEG-Bilder werden in einem Verzeichnis X abgespeichert. Parallel hierzu – und dafür wurde an der Abzweigung "Examine Image Format" ein weiterer Pipeline-Pfad eingerichtet – sollen die RAW-Dateien von den JPEG-Formaten getrennt, in TIFF-Dateien transformiert und in einem separaten Verzeichnis Y abgelegt werden. Auch dies alles funktioniert ohne Probleme. Man kann anhand der im Flussdiagramm erkennbaren einzelnen Arbeitsschritte, die zudem – wenn gerade aktiv – farbig aufleuchten, und ebenso durch einen Blick in das Verzeichnis der zu bearbeitenden Dateien immer nachvollziehen, in welchem Stadium des Gesamtprozesses man sich gerade befindet. Selbstverständlich kann die Stapelverarbeitung auch gestoppt werden, wenn sich ein Fehler eingeschlichen hat, der erst nach dem Start auffällt; aber es gibt für die rasche Erkennung eines solchen Lapsus eine Art Probelauffunktion, die sehr nützlich ist und Zeit sparen hilft.

Resümee: Wer regelmäßig – etwa von Berufs wegen – größere Datenmengen zu verarbeiten hat und nicht viel Zeit für sich hieraus ergebende lästige Routineaufgaben aufbringen will, sollte sich Image Genius Professional zulegen. Mit dieser Softwarelösung, die innovativ, sehr anpassungsfähig, durch die eingeplante Plug-in-Integration zukunftssicher sowie schnell zu erlernen und intuitiv zu bedienen ist, bleibt mehr Zeit für die wirklich interessanten Dinge im Fotografenleben.

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