Pierre Gougelet

Testbericht: Pierre Gougelet XnView

2002-07-05 Was dem Pfadfinder das Schweizer Armeemesser ist, könnte für den Bildbearbeiter das Programm XnView werden. Für den privaten Einsatz komplett kostenlos, verbirgt sich unter seiner schlichten Oberfläche eine derartige Fülle an Funktionen, dass es in vielen Bereichen teure Profiprogramme hinter sich lässt.  ( PhotoWorld)

   XnView - Übersicht [Screenshot: Photoworld]
 
Mit XnView kann man Bilder-CDs und Festplatten-Verzeichnisse visuell durchblättern, Diashows erstellen, ganze Bilderordner automatisch bearbeiten und konvertieren, HTML-Galerien für die Internet-Homepage erzeugen und, und, und ...

XnView unterstützt mehr als 150 (!) verschiedene Grafikformate, unter denen sich auch zahlreiche Exoten befinden, und es gibt Versionen in nahezu allen Sprachen und für eine Fülle unterschiedlicher Betriebssysteme (beispielsweise Windows ab 3.x bis 2000, MS-DOS, Linux, Atari, BeOS und andere).

XnView - Viewer [Screenshot: Photoworld]
  
  

XnView im Einsatz  XnView bietet primär zwei "Betriebsarten": Im Browser-Modus präsentiert sich das Programm ähnlich wie der normale Windows-Explorer. In der linken Fensterhälfte werden die Laufwerke und Ordner des Computer angezeigt, in der rechten deren jeweiliger Inhalt. Das Besondere dabei: Im Inhaltsfenster stellt XnView alle kompatiblen Bilddateien gleich als Miniaturbildchen dar, so dass ein schnelles Auffinden des gesuchten Digitalfotos jederzeit möglich ist. Natürlich kann bei Bedarf auch auf eine normale Listendarstellung der Dateien umgeschaltet werden. So oder so: XnView nutzt die Zeit, die man zum Klicken braucht, und zeigt das gerade ausgewählte Bild im unteren Teil des Fenster gleich in einer größeren Darstellung an. Die Anordnung dieser drei Anzeigebereiche kann mit dem Befehl Layout aus dem Ansicht-Menü beeinflusst werden, so dass man sich seine individuelle Arbeitsumgebung ganz nach Geschmack festlegen kann.

Die zweite Betriebsart offenbart sich, wenn man beispielsweise auf eines der kleinen Vorschaubildchen doppelklickt. Dann nämlich startet der Viewer/Editor, der die Datei in voller Auflösung anzeigt. Nun kann man nicht nur mit den "Vor"- und "Zurück"-Schaltflächen durch den jeweiligen Bilderordner blättern, sondern auch die zahlreichen Bearbeitungsfunktionen von XnView nutzen. Das Menü Bild etwa enthält unter Anpassen die Funktionen für Helligkeits- und Kontrastkorrektur, für die Gammaeinstellung und für die Farbbalance bereit.

   XnView - Effektfilter Ölgemälde [Screenshot: Photoworld]
 

Ebenfalls im Bild-Menü findet sich der Drehen-Befehl, der nicht nur mit fest eingestellten Drehwinkeln arbeitet, sondern auch eine freie Drehung (mit Echtzeitvorschau) ermöglicht. Im Filter-Menü dagegen warten zahlreiche Filter zur Bildoptimierung wie etwa die Module im Verstärken-Untermenü, die verschiedene Scharfzeichnungsfunktionen erfüllen. Ebenso finden sich dort aber eine Reihe von Kreativeffekten, die ein Digitalfoto beispielsweise in ein Ölgemälde verwandeln oder es auf eine virtuelle Kugeloberfläche projizieren.

Als sei dies alles noch nicht genug, verbirgt sich im Browser unter der Schaltfläche HTML noch eine Funktion, die aus den in der Vorschau ausgewählten Bilddateien automatisch eine HTML-Seite erzeugt. Dabei erstellt XnView Thumbnails der Bilder in einer wählbaren Größe und kann zudem noch Informationen über Dateigröße, Abmessungen, Aufnahmedatum sowie Bemerkungen zu jedem Bild einfügen. Letztere lassen sich übrigens jederzeit durch Klicken der rechten Maustaste auf ein Vorschaubild eingeben, wenn man aus dem Kontextmenü den Befehl Beschreibe auswählt. Daneben gibt es noch eine Diashow-Funktion sowie die Möglichkeit, Bildschirmfotos zu erstellen.

XnView - Stapelverarbeitung [Screenshot: Photoworld]
  
  

Die mächtigsten Funktionen für die Dateiverwaltung aber hält das Datei-Menü bereit: Mit dem Befehl Bilderfolge konvertieren lässt sich eine vollautomatische Serienkonvertierung starten, die an Professionalität kaum zu überbieten ist. So können beispielsweise durchnummerierte Bildserien, wie sie von nahezu allen Digitalkameras erzeugt werden, nicht nur konvertiert und mit einem neuen Buchstaben-Zahlen-System benannt, sondern bei Bedarf auch gleichzeitig gedreht, gespiegelt, geschärft oder in ihrer Größe verändert werden. Auch die sonstigen Befehle von XnView – etwa Scharf- oder Weichzeichnen – können hierbei aus einer Liste für die automatische Anwendung auf die Bildersammlung ausgewählt werden. Mit dem Befehl Mehrfach Konvertieren lassen sich dagegen auch nicht durchnummerierte Bilder in einem Rutsch äußerst bequem in andere Formate umwandeln. Wählbar sind bei beiden Methoden die Eigenschaften des ausgewählten Speicherformates, so bei JPEG beispielsweise die Stärke der Kompression.

Programmoptionen  XnView lässt sich individell konfigurieren. Die erforderlichen Einstellungen öffnen sich durch den Befehl Optionen aus dem Fenster-Menü. Neben zahlreichen Details zum Erscheinungsbild und zur Verknüpfung von Bilddateien mit bestimmten Programmen findet sich eine der interessantesten Optionen unter Installiere: Aktiviert man nämlich "Browsen mit XnView" hinzufügen, so erscheint der gleichnamige Befehl in Zukunft im Kontextmenü von Windows. Mit anderen Worten: Wenn Sie danach mit der rechten Maustaste im Explorer oder auf dem Arbeitsplatz einen Ordner anklicken, können Sie dessen Inhalt durch Auswahl dieses Befehls direkt in XnView betrachten.

Fazit  Mit XnView hat die lästige Suche nach Bildern und das mühselige manuelle Konvertieren oder Umbenennen ein Ende. Zum Nulltarif bietet es daneben zahlreiche andere Bild-Funktionen, so dass es eigentlich auf keinem Bildbearbeitungs-Rechner fehlen sollte.

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