Nero

Testbericht: Nero PhotoShow Deluxe 4

2006-11-14 Das Problem kennen viele: Mit der Zeit wächst der Berg an Digitalfotos, die sich auf der Festplatte sammeln, enorm an. Oft nichts sagende Ordnernamen, erst recht die Namensgebung der Bilddateien (oft einfach durchnummeriert) gibt keinen Aufschluss über den Inhalt. Und nun sucht man ein bestimmtes Bild von Tante Erna… Oder Tante Erna möchte Bilder ihres Lieblingsneffen ansehen – vielleicht auf dem Fernseher, einen DVD-Player hat sie immerhin. Oder Tante Erna verfügt sogar über einen internetfähigen Computer und würde sich auch eine Internet-Diashow ihres Lieblingsneffen ansehen… Hinzu kommt, dass man die Bilder nicht unbearbeitet – also mit flauen Kontrasten, Farbstichen, roten Augen etc. – präsentieren möchte. Die Lösung dieser Probleme ist nicht einmal teuer und heißt Nero PhotoShow Deluxe 4.  (Benjamin Kirchheim)

Nero Photoshow Deluxe [Foto: MediaNord]Nero? Ist das nicht die CD/DVD-Brennsoftware? – Ja, aber Nero ist eine Softwareschmiede und hat noch mehr Programme zu bieten, unter anderem die für Fotografen nützliche Software PhotoShow Deluxe 4. Der Funktionsumfang ist für den günstigen Preis von 20 bis 30 EUR nicht gerade gering und umfasst genau das, was man täglich (oder seltener) sehr gut gebrauchen kann – und das alles verpackt in einem fast intuitiv bedienbaren Programm. Das ist vielleicht auch der Grund, warum die fünfsprachige Anleitung mit nur 32 Seiten je Sprache recht knapp ausfällt. Selbstverständlich verfügt das Programm auch über eine Online-Hilfe direkt im Programm, so dass man nicht immer das Handbuch zücken muss, wenn eine Funktion mal unklar ist. Das Studium des Handbuchs ist vielmehr eine gute Grundlage, um zu erfahren, was PhotoShow Deluxe 4 alles kann und wie man es grundsätzlich anpackt. Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle, dass die aufklappbare Verpackung zwar sehr edel wirkt, aber die großen Styroporeinlagen nicht Not getan hätten – so nimmt die Packung letztlich viel Platz im Regal oder im gelben Sack ein – ein einfacherer Pappkarton hätte es auch getan.

Geliefert wird die Software auf einer Installations-CD mit einem Schlüssel, den man per Hand zur Installation eintippen muss. Voraussetzung zur Installation von Nero PhotoShow Deluxe ist ein Flash-Player mindestens in Version 7 – auf der CD liegt glücklicherweise die Version 8 installationsbereit bei, so kann man sich den Download aus dem Internet sparen. Während der Installation von Nero PhotoShow müssen sämtliche Bilder auf der Festplatte (bzw. im vom Benutzer definierten Bilderordner) gescannt werden – danach beginnt eine zeitraubende Berechnung von Vorschaubildern für alle gefundenen Fotos und Videos – auf dem schnellen und sehr gut ausgestatteten Testrechner dauerte dies immerhin 20 Minuten für ca. 20.000 Fotos und Videos, man sollte sich also den einen oder anderen Kaffee bereit stellen. Zu allem Überfluss wird man nach Fertigstellung der Installation noch gefragt, ob man die Yahoo Toolbar installieren möchte – nicht einmal bei kommerziellen Produkten bleibt man von Werbung verschont. Das ist noch nicht alles an "Marketing", denn nach dem Programmstart kann man gleich den Newsletter abonnieren und Themen für PhotoShow im Wert von 9,99 $ gratis bekommen. Doch nun zum eigentlichen Funktionsumfang.

Nero Photoshow Deluxe Vorschaufenster [Foto: MediaNord]Nero PhotoShow Deluxe gliedert sich im Hauptmenü in drei Teile: Verwaltung, Erstellung und Bereitstellung. Die Verwaltung dient neben dem eigentlichen Verwalten auch der Bearbeitung von Fotos. Zum Verwalten gehört die Sortierung der Fotos, was nach Datum, Ort und abgebildeten Personen erfolgen kann. Für die letzten beiden Optionen muss man aber den Fotos auch die entsprechen Informationen per Hand zuweisen. Weiterhin gibt es eine Bilderbewertung, die – sofern ein Bild nicht von Hand bewertet wurde – Bilder automatisch beim Drucken und Verschicken per E-Mail hochwertet. Die besten Bilder landen in den Favoriten, ebenso wie gedruckte und per E-Mail verschickte Fotos. Beim Anklicken der Fotoordner werden auf der rechten Bildschirmseite Thumbnails der enthaltenen Bilder in drei wählbaren Größen angezeigt. Einzelne Bilder lassen sich dann zum Bearbeiten oder zur Anzeige von Bildinformationen (EXIF) öffnen. Sehr ärgerlich fällt hier auf, dass das Programmfenster in seiner Größe mit nur 800 mal 600 Bildpunkten starr ist. So bleibt es bei einer hohen Bildschirmauflösung ein kleines Guckloch – die gesamte Bildschirmfläche wird nur in Fotoshows ausgenutzt. Bei der Bildbearbeitung gibt es einige rudimentäre Optimierungsmöglichkeiten: Die Rote-Augen-Korrektur, bei der man allerdings eine enge Auswahl um die betroffenen Bildpartien legen sollte, und die Perfectly-Clear Bildoptimierung (gibt’s auch z. B. in der aktuellen Version von FixFoto) machen einen sehr guten Eindruck – nicht jedoch die Möglichkeit der Bildrotation. Zwar kann man die Bilder in 90°-Schritten rotieren, aber eine Feinrotation fehlt dagegen; vorhanden ist hingegen eine Beschneidungsmöglichkeit. Seine Stärken zeigt das Programm bei den Filtern und den Möglichkeiten, Bilder mit animierten Texten, Sprechblasen und animierten Cliparts zu verschönern. Diese wirken natürlich vor allem in späteren Photoshows – dezent eingesetzt – auflockernd und amüsant.

Hinter der Erstellung verbirgt sich die Möglichkeit, Fotos zu einer Show zusammen zu stellen. Doch hierbei beschränkt sich das Programm nicht nur auf "einfache" Photoshows, sondern auch das Brennen von Bildarchiven als Backup, die Erstellung von Bildschirmschonern oder dynamischen Desktop-Bildschirmhintergründen sowie die Erstellung von Video-CDs und -DVDs ist möglich. Die Bilder können aus allen möglichen Orten zusammen gesucht werden, um daraus eine gemeinsame Photoshow machen zu können. Zu einer Photoshow gehören selbstverständlich nicht nur Bilder (natürlich auch mit eingearbeiteten Animationen) und Videos, sondern auch Übergänge, Effekte, Rahmen und Musik. Mit so genannten "1-Klick-Stilen" lässt sich eine Photoshow sehr schnell erstellen und später individualisieren. So kann jedem Foto ein eigener Effekt zugeordnet werden (Zoom, Bildschirmfahrt, Blitz etc.), aber auch Anzeigedauer und Übergangseffekt zum nächsten Foto lassen sich einstellen. Mit (teilweise ziemlich hässlichen) Rahmen ebenso wie mit Hintergrundmusik lassen sich die Photoshows zieren, wobei 250 freie, größtenteils zwar unbekannte, aber keineswegs schlechte Titel aus diversen Musikrichtungen dabei sind – alternativ tut es auch eine MP3-Datei aus dem eigenen Sammelsurium (Achtung: Urheberechte beachten). Selbst Videos können zwischen den Fotos abgespielt werden – wobei die Video-Abspieldauer unverständlicherweise auf 15 Sekunden beschränkt wurde. Allerdings kann man bei den Videos selbstverständlich einstellen, welcher Teil und ob mit oder ohne Ton eingebunden wird.

Nero Photoshow Deluxe [Foto: MediaNord]Beim Bereitstellen geht es schließlich darum, die Fotoshows zu verschicken, im Internet zu veröffentlichen oder auf CD zu brennen. Hier hat sich Nero eine Online-Community ausgedacht, die perfekt mit PhotoShow zusammen arbeitet. Für einen begrenzten Zeitraum von einem Jahr kann man diese kommerzielle Community kostenfrei als Premiummitglied nutzen, danach sind Mitgliedsgebühren fällig, andernfalls gibt es zeitliche Beschränkungen für die Veröffentlichungsdauer und auch Einschränkungen im Funktionsumfang (z. B. keine Videos in den Fotoshows). Dafür lassen sich so Photoshows ohne genauere Kenntnisse einfach veröffentlichen und auch nur für einen bestimmten Personenkreis zugänglich machen. Selbstverständlich ist man nicht nur an diese Community gebunden, sondern hat auch andere Bereitstellungsmöglichkeiten. Dazu gehört das Speichern der Photoshow als Webseite, die dann allerdings keine Animationen, Übergänge und Hintergrundmusik mehr enthält. Auch als E-Mail lassen sich die Photoshows mit ähnlichem Funktionsumfang verschicken. Schöner ist da schon die Möglichkeit, die Show als Video zu speichern, hier stehen sowohl AVI als auch MPEG zur Verfügung. Die beste Qualität erreicht man aber, indem man die Photoshow als eigene Anwendung exportiert. Hierfür wird ein Unterordner mit diversen Dateien angelegt, wobei auch eine Ausführbare dabei ist, die die Photoshow dann Bildschirm füllend darstellt. Sogar an eine Autorun.inf wurde gedacht, so dass nach dem Brennen des Ordnerinhalts auf eine CD diese automatisch beim Einlegen in einem PC abgespielt werden kann.

Insgesamt macht das Programm einen sehr guten Eindruck und besticht durch seinen Funktionsumfang und die ansehnlichen Fotoshows sowie durch die einfache Bedienung, mit der auch Anfänger klar kommen sollten. Diese sind auch die klare Zielgruppe, denn für ambitionierte Fotografen und Bildbearbeiter bietet das Programm nicht genug Möglichkeiten, vor allem wird auch in die Ordner-Hierarchie eingegriffen. Zwar werden vorhandene Bilder nicht verschoben, wohl aber munter kopiert, sofern sie bearbeitet oder in einer Fotoshow verwendet werden – dafür ist es jederzeit möglich, die Bearbeitungen und das Einfügen von Animationen und Cliparts rückgängig zu machen. Es ist kein Problem, sich komplett dem Programm PhotoShow anzuvertrauen und auch den Bilderimport von der Digitalkamera diesem Programm zu überlassen – sogar eine individualisierte Umbenennung der Dateien ist möglich. Nichtsdestotrotz sollte man sehr viel Festplattenspeicherplatz parat haben, denn nicht nur die Installation, die Musik- und Animationsdateien, sondern auch die vom Programm angelegten Thumbnails und Photoshows fressen viel Speicherplatz.

Kurzbewertung

  • Sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • Vielseitige Einsatzmöglichkeiten
  • Großer Funktionsumfang
  • Einfache Bedienung
  • Mit 32 Seiten (pro Sprache) mageres Handbuch
  • Keine freie Drehung der Fotos (nur 90°-Schritte)
  • Eigene, nicht Windows-konforme, träge (aber optisch ansprechende) Oberfläche
  • Keine Unterstützung von Kamera-Rohdaten-Formaten
  • Hauptfenster auch bei hohen Auflösungen recht klein (800x600 Pixel)

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.