Franzis
Testbericht: Franzis Photomatix Pro 3.03
2008-07-11 Photomatix Pro ist eines der bekanntesten und funktionsreichsten HDR-Werkzeuge. Es hat mit dazu beigetragen, die High-Dynamic-Range-Fotografie populär zu machen. Version 3.03 bringt einige neue und verbesserte Werkzeuge und ein überarbeitetes Bedienkonzept. Unser Test zeigt, ob sich der Umstieg lohnt. Was ist neu in Photomatix Pro Version 3.03? Photomatix Pro 3 bringt unter anderem ein verbessertes Werkzeug für Belichtungskombinationen, eine Methode, die auch als "Exposure Blending" bezeichnet wird. Das in Photomatix als "Fusion" bezeichnete Tool soll sich durch detailreichere Lichter und Schatten sowie geringere Lichtschleier (Halos) auszeichnen. (Thomas Hafen)
Verbessert hat der Hersteller außerdem das Ausrichten-Werkzeug, das nun nicht nur Abweichungen zwischen zwei Bildern in der vertikalen oder horizontalen Achse beheben kann, sondern auch Fehler korrigiert, die durch das Verdrehen eines Bildes gegen das andere entstehen. Dieses Problem tritt besonders dann auf, wenn Belichtungsreihen ohne Stativ erstellt werden. Als weitere Verbesserung kann das Programm jetzt das verwendete Farbprofil (sRGB, AdobeRGB oder ProPhotoRGB) in einer HDR-Datei speichern und beim nächsten Öffnen automatisch erkennen. Voraussetzung ist allerdings, dass der Anwender das Bild im Radiance-Format (.hdr) sichert. Speichert der Nutzer das HDR-Bild als Open-EXR-Datei, geht die Information verloren. Neu sind außerdem eine Schnellstart-Palette, in der die wichtigsten Funktionen zusammengefasst sind, und eine überarbeitete Benutzeroberfläche, die nun ein separates Tone-Mapping-Fenster bietet. Schließlich soll das Programm schneller und stabiler geworden sein – doch dazu später mehr.
Während Photomatix Pro 2 den Nutzer noch mit einem komplett leeren Startfenster begrüßte, erleichtert Version 3 den Einstieg ein wenig, indem es nach dem Aufrufen das "Workflow-Shortcuts"-Fenster anzeigt. Es enthält Befehle für HDR-Erzeugung, Tone Mapping, Belichtungskombination (Fusion) und Batch-Verarbeitung.
Unerfahrene Nutzer werden dennoch mit dem Programm nicht auf Anhieb zurechtkommen. Für sie bietet der Knopf "Einführung" im Shortcut-Fenster einen guten Einstieg. Klickt man ihn an, öffnet sich ein kurzes, HTML-basiertes Tutorial, das verständlich die Grundlagen der HDR-Fotografie und der Bildbearbeitung mit Photomatix erläutert. Weitergehende Informationen liefert das Handbuch, das als PDF mitgeliefert wird.
Mit der eigentlichen Arbeit kann der Anwender auf drei verschiedene Arten beginnen. Zieht er Bilder per Drag & Drop auf das geöffnete Programmfenster (Windows) beziehungsweise auf das Programmsymbol (Mac), fragt Photomatix, ob diese als HDR oder als Belichtungskombination (Fusion) bearbeitet werden beziehungsweise nur geöffnet werden sollen.
Über die Voreinstellungen lässt sich dieser Dialog umgehen und eine Standardfunktion festlegen. Photomatix Pro startet dann automatisch mit der gewählten Einstellung, sobald der Anwender passende Dateien auf das Programmfenster zieht. Bilder lassen sich aber auch über die Buttons aus dem Shortcut-Fenster oder über das Datei-Menü öffnen. Neben JPEGs, TIFFs (8 und 16 Bit Farbtiefe) sowie Photoshop-Dateien kann Photomatix auch RAW-Bilder der meisten Kameramodelle direkt verarbeiten.
Um ein HDR zu erzeugen, muss der Nutzer zunächst die Ausgangsbilder mit einer der oben beschrieben Methoden öffnen. Im nächsten Schritt kann er auswählen, ob und wie Photomatix die Ausgangsbilder ausrichten und wie das Programm die Gradationskurve ermitteln soll. Vor allem bei freihändig aufgenommenen Belichtungsreihen lohnt es sich, mit den Ausrichtungseinstellungen zu experimentieren. Der Nutzer muss allerdings viel Geduld aufbringen, denn die Ausrichtung der Bilder kann bis zu einer Minute dauern. Damit ist Photomatix Pro 3 nicht merklich schneller als die Vorgängerversion.
Ist der Anwender mit der Ausrichtung zufrieden, kann er das HDR-Foto bearbeiten. Da der Dynamikumfang in einem HDR-Bild für einen Monitor oder Drucker viel zu groß ist, muss dieser durch das so genannte Tone Mapping reduziert werden. Photomatix stellt dafür zwei Methoden zur Verfügung: Eine relativ einfache Tonwert-Kompression und den Details Enhancer", der mit nicht weniger als 15 beeinflussbaren
Parametern umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten bietet. Auch hier ist wieder Geduld angesagt, denn bis zur Aktualisierung des Vorschaubildes nach Änderung eines Wertes vergehen einige Sekunden. Wem das zu lange dauert, der kann auch nur einen Ausschnitt als so genannte Lupenansicht aktualisieren lassen. Dieser zeigt dann allerdings nur den Grad der Detailverstärkung und nicht die tatsächliche Helligkeitsverteilung im Bild an.
Hat man die passenden Einstellungen gefunden, lassen sich diese als Vorgabe im XMP-Format sichern. Auch die HDR-Bilder kann der Nutzer speichern, Photomatix bietet dafür die Formate Radiance (.hdr), OpenEXR (.exr) und Floating Point Tiff an.
Als Alternative zur HDR-Erstellung bietet Photomatix ein "Fusion" genanntes Werkzeug an. Dessen Funktion ist besser bekannt als "Exposure Blending" oder Belichtungskombination. Die unterschiedlich belichteten Aufnahmen werden dabei nicht zu einer Datei mit hoher Dynamik zusammengefasst. Stattdessen kombiniert das Programm Lichter- und Schattendetails aus verschiedenen Ausgangsbildern, um so
eine ausgewogene Tonwertverteilung zu ermöglichen. Die Arbeit beginnt wieder mit dem Shortcut-Fenster, per Drag & Drop oder mit dem Befehl "Fusion" aus dem "Ausführen"-Menü. Auch hier kann der Nutzer auswählen, ob eine verschiebungs- oder merkmalsbasierte Ausrichtung der Ausgangsbilder stattfinden soll. Weitergehende Möglichkeiten zur Reduktion von Geisterbildern bietet der Fusion-Dialog dagegen nicht. Genau so wenig lässt sich das kombinierte Bild drehen. Hochformataufnahmen müssen also bereits in der richtigen Orientierung vorliegen.
Das Fusion-Werkzeug weist wesentlich weniger Einstellmöglichkeit auf als die Tone-Mapping-Funktion, liefert aber häufig natürlicher aussehende Resultate und führt schneller zu befriedigenden Ergebnissen – allerdings nur, wenn der Kontrastumfang der Ausgangsdateien nicht zu groß ist.
Die Erzeugung und Bearbeitung von HDR-Bildern ist zeitaufwändig. Da trifft es sich gut, dass Photomatix Pro 3 umfangreiche Möglichkeiten bietet, Arbeitsschritte zu automatisieren. Über das Batch-Verarbeitungsfenster lassen sich HDR-Bilder und Belichtungskombinationen automatisch generieren. Auf die HDR-Bilder kann der Nutzer außerdem vordefinierte Tone-Mapping-Funktionen anwenden und das Ergebnis ebenfalls
automatisch speichern. Dabei kann der Anwender verschiedene Methoden parallel abarbeiten lassen und sich aus den Ergebnissen dann das beste Resultat heraussuchen.
Um eine reibungslose Stapelverarbeitung zu gewährleisten, müssen die Ausgangsbilder nach einem vorgegebenen Schema in Ordnern sortiert vorliegen. Abhängig vom Ausgangsmaterial und den Batch-Einstellungen gibt es verschiedene Sortiermöglichkeiten: Bestehen alle zu verarbeitenden Serien aus der gleichen Anzahl von Ausgangsbildern, dann genügt es, alle Bilder in denselben Quellordner zu kopieren. Dort müssen sie alphabetisch so sortiert vorliegen, dass die zur selben Serie gehörenden direkt aufeinander folgen. Alternativ kann man die Bilder auch so in Unterordner sortieren, dass alle unterbelichteten, alle normal belichteten und all überbelichteten Fotos in je einem Verzeichnis liegen. Die Sortierreihenfolge muss dabei in allen Ordnern dieselbe sein. Will man Belichtungsreihen mit unterschiedlich vielen Aufnahmen bearbeiten, legt man sie ebenfalls in Unterordnern ab, wobei alle Bilder einer
Reihe im selben Verzeichnis zu liegen kommen. Bei der Verteilung von Dateien und der Auswahl der Ordner muss man Sorgfalt walten lassen. Stimmt nämlich beispielsweise die Anzahl an Ausgangsbildern nicht mit der von Photomatix Erwarteten überein, stürzt das Programm ohne Fehlermeldung ab.
Neben der eigentlichen Batch-Verarbeitung versteckt sich im Automatisieren-Menü die Funktion "Einzelne Dateien konvertieren". Sie erlaubt es, auf bestehende HDR-Dateien Tone-Mapping-Funktionen anzuwenden oder aus RAW-Files so genannte Pseudo-HDRs zu generieren. So kann man den Dynamikumfang einer RAW-Datei besser nutzen oder das Bild per Tone Mapping bewusst verfremden.
Fazit
Auch wenn sich die Zahl neuer Funktionen und Verbesserungen in Grenzen hält – ein Wechsel zu Version 3 von Photomatix Pro lohnt sich auf jeden Fall. Das Programm ist nämlich deutlich benutzerfreundlicher geworden, bietet mehr Dialoge, mehr Stapelverarbeitungsmöglichkeiten und leichteren Zugang zu den Funktionen. Anwender, welche die Versionen 2.4 oder 2.5.2 bei Franzis gekauft haben, müssen ohnehin nicht lange überlegen, denn sie können kostenlos auf Photomatix Pro 3 umsteigen.