Adobe Sytems

Testbericht: Adobe Sytems Photoshop Elements 7.0 Beta

2008-08-26 digitalkamera.de hat Photoshop Elements 7.0 in einer englischen Vorserienversion getestet. Dieser Ableger des teuren Profiprogramms Photoshop CS3 erscheint jeden Herbst in einer neuen Version. Zu den Neuerungen zählen diesmal der "Smart Brush", der Tonwertkorrekturen nur in einzelnen Bildzonen aufträgt, sowie eine Automatik, die zum Beispiel störende Touristen entfernt. Alte Beschränkungen blieben jedoch erhalten. So lässt sich die Gradationskurve immer noch nicht so frei nutzen wie bei allen Konkurrenzprogrammen, auch kann der Anwender weiterhin keine eigenen Befehlsfolgen aufzeichnen.  (Heico Neumeyer)

Der neue Korrekturpinsel wählt einen Bildbereich aus und ändert ihn gleichzeitig, hier mit der Vorgabe Blauer Himmel. [Foto: Heico Neumeyer] In der englischen Vorserien-Version zeigt Photoshop Elements vor allem einen neuen Korrekturpinsel, der Aufhellungen oder Farbänderungen automatisch nur in einzelne Bildzonen malt. Interessant ist auch eine neue Technik, die mehrere Aufnahmen so verrechnet, dass zum Beispiel störende Touristen automatisch verschwinden. In der Bildverwaltung fällt ein neues Eingabefeld auf, das blitzschnell Fotos unter einem gewünschten Begriff findet.

Der neue Korrekturpinsel ("Smart Brush") bietet Vorgaben wie "Blauer Himmel" oder "Kräftigeres Grün". Der Anwender malt über eine Bildpartie, die sofort verändert wird. Dabei erkennt Photoshop Elements 7 automatisch die Grenzen des Motivdetails. Malt man über den Himmel, ändert sich nur dieser Bereich; Häuser oder Landschaft unter dem Himmel bleiben dagegen wie zuvor. Gerät doch etwas zuviel in die Auswahl, lässt es sich bei gedrückter Alt-Taste wieder entfernen. Hier kombiniert Hersteller Adobe mehrere bereits bekannte Verfahren: Die Auswahl funktioniert so wie das leistungsfähige Schnellauswahl-Werkzeug, das Ränder von Bildbereichen sehr gut erkennt. Schon beim ersten Klick entsteht eine Einstellungsebene, die sich zum Beispiel aufhellt oder blau färbt. Passend zur Auswahl erhält die  Einstellungsebene sofort eine Ebenenmaske, damit sich nur die gewählten Bereiche ändern.

Übermalt man störende Touristen, dann erzeugt Photoshop Elements 7 eine menschenleere Montage. [Foto: Heico Neumeyer] Dank der neuen Einstellungsebene lässt sich das Ergebnis vielseitig verfeinern. So kann man die Wirkung mit Deckkraftregler oder Überblendverfahren verstärken oder dämpfen. Sitzt die Auswahl noch nicht genau, justiert man die Maske per Pinselretusche oder mit dem Dialogfeld "Kante verbessern". Bereits in der Vorserien-Version bietet Elements 7 Dutzende von Vorgaben für verschiedenste Farb- und Kontrastprobleme, für Spezialeffekte, aber auch zum Aufhellen der Zähne oder für stärkeres Lippenrot an. 

Seine exzellente Photomerge-Technik nutzt Photoshop Elements jetzt nicht nur für deckungsgleiche Panoramen und für verblüffende Gruppenfoto-Montagen. Der neueste Trick aus Elements 7: Touristen verschwinden spurlos. Ein Beispiel: Der Anwender fotografiert ein schönes Gebäude mehrfach. Jedesmal läuft jemand durchs Bild, mal links, mal rechts. Diese Aufnahmen werden in Photoshop Elements geladen. Elements 7 legt alle Motive zunächst deckungsgleich übereinander. Dabei verschiebt oder staucht das Programm die Aufnahmen nach Bedarf, sie müssen also nicht mit Stativ entstanden sein. Im relativ besten Foto übermalt man das störende Personal mit einem Strich – und schon verschwinden die Passanten,  Photoshop Elements 7 setzt hier Bildpunkte aus einer anderen Version ein. Das Ganze funktioniert zunächst fast mühelos. Die Ergebnisdatei zeigt eine menschenleere Szenerie. Doch die Datei enthält nun auch mehrere Bildebenen und störende weiße Ränder. Hier muss der Anwender noch von Hand aufräumen.

Ganz offiziell spielt Photoshop Elements jetzt auch gespeicherte Befehlsfolgen aus Photoshop-Vollversionen ab. [Foto: Heico Neumeyer] Erstmals spielt Photoshop Elements offiziell Aktionen ab, also gespeicherte Befehlsfolgen. Diese Aktionen muss man freilich in einer teuren Photoshop-Vollversion aufzeichnen. Denn innerhalb von Elements selbst kann man auch weiterhin keine eigenen Befehlsfolgen sichern; Konkurrenten wie Paint Shop Pro, PhotoLine oder PhotoImpact bieten hier mehr. Elements übernimmt von den Photoshop-Vollversionen die üblichen Aktionensets, also quasi Ordner mit mehreren unabhängigen Befehlsfolgen. Freilich zeigt Elements im kargen Aktionen-Fenster immer nur einzelne Aktionen an, und Einblick in die enthaltenen Einzelbefehle gibt es nicht. Wurde die Aktion in Photoshop so aufgezeichnet, dass der Anwender keine Dialogfelder sieht, lässt sich das auch in Elements nicht mehr umstellen. Zudem kann man die Aktion offenbar nur auf eine Einzeldatei und nicht auf ganze Bildreihen anwenden. Und natürlich führt Elements nur solche Befehle aus, die im Elements-Programm auch enthalten sind – doch das ist insgesamt schon eine Menge. Ganz neu sind Aktionen in Photoshop Elements freilich nicht: Schon immer spielt das Programm Aktionen aus den Photoshop-Vollversionen ab, wenn auch undokumentiert. Die Aktionen werden zum Beispiel in der "Effekte"-Palette angeboten.

Das neue Suchfeld in der Bildverwaltung findet blitzschnell alle Bilder mit den gewünschten Metadaten, hier mit dem Stichwort Boot. [Foto: Heico Neumeyer] Die vielleicht wichtigste Photoshop-Aktion für Elements richtet Ebenenmasken für normale Bildebenen ein. Das geht mit den Bordmitteln von Elements nicht, auch wenn das Programm einmal vorhandene Ebenenmasken problemlos unterstützt. Diese Aktion muss man sich vermutlich aus dem Internet oder von einem Freund mit Photoshop-Vollversion besorgen, denn zumindest in der englischen Vorserien-Version ist sie nicht zu finden. (Fehlende Ebenenmasken lassen sich in Elements 7 aber auch durch die freilich umständlicheren "gruppierten" Ebenen ersetzen.)

Was hat sich sonst noch getan? Die dunkle Oberfläche lässt sich nun stufenlos heller färben. Die Bildverwaltung zeigt ein praktisches Suchfeld für Begriffe aus den Metadaten der Fotos. Hier kann man eigene Stichwörter oder Kameranamen eintippen, Elements findet blitzschnell die gewünschten Motive. Das erspart viele Klicks im "Suchen"-Menü. Weitere große Änderungen im Programm fallen nicht auf. Neben dem Aufzeichnen von Befehlsfolgen vermisst man immer noch frei änderbare Gradationskurven und die Bildsortierung nach Dateigröße oder Pixelzahl. Elements 7 erscheint Ende September 2008 für 99 EUR, zunächst nur in einer Windows-Version (Update-Preis: 79 EUR). Die Mac-Fassung soll in Arbeit sein, braucht aber noch einige Monate. Das Bundle aus Photoshop Elements 7 mit der ebenfalls neuen Video-Software Premiere Elements 7 steht mit 149 EUR in der Preisliste, der Update-Preis ist hier noch nicht bekannt.

Kurzbewertung

  • Einstellungsebenen für verlustfreie Kontrastkorrektur
  • schnelle Metadaten-Suche
  • teils gute Montage-Technik
  • exzellentes Schnellauswahlwerkzeug
  • meist gute Bedienung
  • Organizer speichert Stichwörter zunächst nicht in Bilddatei
  • Bildverwaltung ohne Sortierkriterien wie Dateigröße oder Pixelzahl
  • zeichnet keine eigenen Befehlsfolgen auf
  • keine Funktion zum Ausschneiden von Lockenköpfen u. ä.
  • Gradationskurve nicht frei formbar, nicht als Einstellungsebene

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Autor

Heico Neumeyer

Heico Neumeyer schreibt Testberichte und Praxistipps für PC- und Fotozeitschriften und gibt Schulungen. Er ist auf digitale Bildbearbeitung und Fotografie spezialisiert. Sein Photoshop-Kompendium im Verlag Markt+Technik gilt seit vielen Jahren als Standardwerk. Neumeyer studierte Deutsch, Pädagogik und Politik in Berlin und Köln und war Redakteur bei einer Fotozeitschrift. Er ist bekannt für praxisnahe, gut lesbare Texte und maßgeschneiderte Schulungen. Er lebt in Oberbayern.