Gedrucktes Buch

Verlag Photographie Mante – Das Foto

Allen Porter (Camera) schreibt im Vorwort zu »Bildaufbau«: »Man sucht nach Wegen die Fotografie zu erlernen wie andere Kunstübungen, aber auf der Beherrschung der Technik allein kann keine Kunst bestehen. Ziel und Absicht in der Plazierung, Verteilung und Ordnung von Linie, Raum, Tiefe und anderen Faktoren sind es, worum wir uns bei einem schöpferischen Bild bemühen müssen.« und »Ich habe in meinem Unterricht oft die Notwendigkeit gespürt ein solches Buch zu haben, damit der Lernende seine eigenen Arbeiten nach einem bewussten Gestaltungskonzept verwirklicht und nicht nur in der »Nachahmung des Lehrers«.« Im Vorwort zum »FARB-DESIGN« sagt Karl Pawek: »Farbfotografie ist gegenüber der Schwarz-Weiß-Fotografie ein völlig neues »Werk« mit neuen Gestaltungsansprüchen. Wer Farbaufnahmen macht, will mit der Farbe etwas erreichen. Die Farbe hat daher in der Fotografie eine ganz neue Dimension des Gestalterischen eröffnet, sie hat in die Fotografie etwas hinein gebracht, was vorher höchstens ein Mißverständnis der Kunstfotografen war: das Design.« und »Wenn Farbfotografie nicht völlig sinnlos sein soll und nicht ausschließlich in der Imitation gängiger Leitbilder bestehen soll, wenn es den sich selbst entfaltenden Farbfotografen geben soll, dann muß er die Gesetze des Farb-Design erlernen«. Langjährige Lehre und ständiges unabhängiges Fotografieren haben meine Kenntnisse erweitert und mir bewusst gemacht wie sehr sich Gestaltung und Farbgebung verzahnen. Gibt es eine Gebrauchsanweisung für gute Bilder? Eine Frage, die nicht einfach mit ja oder nein zu beantworten ist, denn die Antwort liegt irgendwo dazwischen. Dazwischen, weil jedes Bild immer zwei Ebenen der Beurteilung hat – die Ebene »Inhalt und Aussage« mit den Bereichen des rationalen Erkennens und des emotionalen Reagierens und die Ebene »Qualität der Gestaltung« mit den Bereichen Bildaufbau und Farbdesign. Bildinhalte werden vom Betrachter nicht nach Qualität, sondern nach Informationsgehalt und dem Interesse an dieser Information gemessen. Grob eingeteilt in sehr interessanter, interessanter, weniger interessanter und uninteressanter Bildinhalt – immer aus der Perspektive des jeweiligen Betrachters. Bildinhalte können zudem auch informativ, belehrend, dramatisch, belustigend, erschütternd, traurig usw. sein. Um zu interessanten Bildinhalten zu kommen braucht es den Zufall oder kreative Ideen und pfiffige Konzepte – und, um diese zu finden und zu entwickeln gibt es weder Gebrauchsanweisungen noch Rezepte. Bemerkenswert ist, dass Bildinhalte selbst bei schlechter Technik und schlechter Gestaltung noch erkannt werden können. Eine gute Technik und eine gute Gestaltung hat somit primär die Aufgabe, den Erkennungsprozess zu erleichtern und zu unterstützen. Dabei gelten für jedes Bild zwei allgemeine Thesen. Erstens: es gibt keinen Inhalt ohne Gestaltung, wobei es aber Kriterien für die Qualität der Gestaltung gibt. Zweitens: es gibt keine Gestaltung ohne Inhalt – und sei der Inhalt noch so uninteressant.

Bildinhalt und -gestaltung können zunächst sogar identisch sein und erst durch ein spezielles Wissen ihre inhaltliche Bedeutung bekommen. Zu sehen ist zum Beispiel ein grosser roter Kreis auf einem weissen Rechteck oder ein schwarzes Quadrat auf weissem Untergrund = für den entsprechend gebildeten Betrachter die japanische Nationalfahne und das berühmte Bild des russischen Malers Kasimir Malewitsch. Da es für die Bereiche des Bildaufbaus und des Farbdesigns erlernbare Gesetzmässigkeiten gibt, ergeben sich hier, ebenso wie bei der erlernbaren Fototechnik, auch Möglichkeiten der qualitativen Beurteilung. Die Mittel der Gestaltungselemente und der Farbkontraste, die erlauben ein Bild als ein in seiner Gestaltung gutes Bild zu bezeichnen, können am Bild selbst analytisch erklärt und aufgezeigt werden. Für den Bereich der Gestaltung gibt es somit durchaus Mittel, die man als eine Art »Gebrauchsanweisung« bezeichnen könnte.

Ein Wissen über die Gesetzmässigkeiten der künstlerischen Mittel kann zu einer fundierten Bildbeurteilung und einer qualitätvollen Bilderstellung befähigen. Darüber hinaus ist es grundsätzlich eine Bereicherung im Bereich des Sehens und Empfindens, des mehr Sehens (als vorher) und des mehr Sehenkönnens als andere Betrachter, die nicht über das Wissen verfügen. Das Anwenden der Mittel darf dabei natürlich nicht zum Selbstzweck werden. Das Wissen um die Gestaltungsmittel sollte total verinnerlicht sein und bei der praktischen Arbeit aus dem Unterbewusstsein, also sozusagen »aus dem Bauch heraus« Einfluss nehmen. Bei fotografischer Arbeit kann so die Konzentration völlig bei der Aufnahme und im Bereich des Motives und dessen Inhalt liegen.

EAN 9783933131942
ISBN 978-3-933131-94-2
Anspruch Anfänger: NEINEinsteiger mit Grundwissen: JAFortgeschrittene: JAambitionierter Amateur: JAProfi: NEIN
Rezension

Kein Fotoschüler kommt an Professor Harald Mante vorbei, der mit seinen Büchern Generationen von Fotografen geprägt hat. In seinem überarbeiteten und neu aufgelegten Buch "Das Foto – Bildaufbau & Farbdesign" aus dem Verlag Photographie geht es darum, dem Betrachter das Sehen bewusst zu machen, Grundlagen der Gestaltung zu festigen und die eigene Kreativität umsetzen zu können. Da es eine Qualität der Gestaltung gibt, gibt es auch Kriterien, gute Bilder zu erkennen und selber zu produzieren. Mante bringt dem Leser das "wahre" Sehen durch die Bewusstmachung des Zusammenspiels von Formen – Punkt, Linie und Fläche – und Kontrasten (Negativ-Positiv, Hell-Dunkel, Farbkontraste etc.) bei. Diese Sichtweise hat er von den geistigen Vätern des Bauhauses übernommen und "auf das Medium Fotografie übertragen", wie er selbst im Vorwort bekennt.
Dabei entpuppt sich das Lehrbuch als Bildband, mit vielen hochwertigen Fotografien in s/w und Farbe, anhand derer die verschiedenen Gestaltungsarten hervorgehoben werden. Alle Bilder haben kleine Bildunterschriften, in denen die zu Bildelemente wie "beherrschender Punkt, schräge Linien" oder "Quantitätskontrast" beschrieben sind. Skizzen des Bildaufbaus vereinfachen das Erkennen der Gestaltungselemente und machen die verschiedenen Bildwirkungen deutlich erkennbar. Farbkreise und -tafeln verdeutlichen Harmonien und Disharmonien, zeigen Farbwirklichkeit und Farbwirkungen. Weitere vorgestellte Kreativtechniken sind der Anschnitt, bewusst gesetzte Unschärfen, Serien und Sequenzen. (Kirsten Hudelist)

Mante – Das Foto von Harald Mante ist im Mai 2007 bei Verlag Photographie erschienen.

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