Markt+Technik Bildkomposition

Jeder ambitionierte Fotograf hat zumindest schon einmal von der Drittelregel gehört und diese bei der eigenen Bildgestaltung angewendet. Aus einer Vielzahl derartiger Gestaltungsmöglichkeiten ist auch diese Regel nur eine Orientierung für die fotografische Bildkomposition. Die professionelle Naturfotografin und Autorin Laurie Excell stellt in ihrem Buch „Bildkomposition – Vom Schnappschuss zum perfekten Bild“ diese Möglichkeiten vor. Angefangen bei der Ausrüstung, die ebenso die Komposition einer Fotografie beeinflusst und dem Belichtungsdreieck. Jedes weitere Kapitel wendet bereits die Materie der vorangegangen Thematik an, so dass sich ein stimmiger, roter Faden durch das Buch zieht. Auf die Qualität des Lichtes geht Laurie Excell daraufhin genauso ein, wie auf geometrische Formen, Farben und räumliche Tiefe eines Bildes. Beim Studieren der einzelnen Kapitel erkennt man den Weg zu einem großen Ganzen; wie das Zusammenspiel dieser Elemente ein eindrucksvolles Bild ergeben können.

Die jeweiligen Kapitel beginnen zunächst mit Bildanalysen zur Thematik. Auf den Folgeseiten bekommt der Leser themenspezifische Merkmale und Variationen aufgezeigt, wobei auch mal Negativbeispiele zu finden sind, um die Problematik zu verdeutlichen. Der Text ist dabei stets bildbezogen, so dass sich die Erklärungen anhand der zahlreichen Fotos leicht verstehen lassen. Am Ende eines jeden Kapitels darf der Leser selbst Hand an seine Kamera anlegen und bekommt Aufgaben für die praktische Übung angeboten. Eine gelungene Aufforderung, denn nur durch viel praktische Erfahrung wird das fotografische Sehen geschult. Um die angefertigten Fotografien besser beurteilen zu können, wurde eigens eine englischsprachige Flickr-Gruppe angelegt. Wer einen Flickr-Account hat, kann dort seine Fotografien hochladen und mit anderen Flickr-Usern darüber diskutieren.
In den letzten Kapiteln kommt jeweils ein weiterer Autor zu Wort und gibt wertvolle Tipps zu Themenschwerpunkten. Hier dürfen sich die Autoren, die allesamt erfolgreiche Fotografen sind, zu einem Kompositionsmerkmal äußern, mit dem sie sich berufsbedingt überwiegend auseinandersetzen.

Zunächst ist da John Baddorff, der es versteht, den Leser zum Schwarzweiss-Sehen zu animieren. Pulitzer-Peisträger Rick Rickman berichtet in seinen Anekdoten fesselnd von seiner Erfahrung als Sportftograf. Das vorletzte Kapitel bekommt mit David Brommer schon etwas Metapsychisches; mit „Jenseits der Drittelregel“ beleuchtet er Kernpunkte, die bei der Bildkomposition oftmals nicht zur Sprache kommen. Und Steve Simon beschäftigt sich in seinem Kapitel damit, den richtigen Aufnahmewinkel für jede beliebige Aufnahmesituation zu finden.

Das Buch „Bildkomposition – Vom Schnappschuss zum perfekten Bild“ geht Schritt für Schritt vor, um die Vielzahl an möglichen Kompositionsmerkmalen schlussendlich zu einem eindrucksvollen Bild werden lassen zu können. Da jedes Merkmal systematisch in Kapiteln gegliedert ist, lädt das Buch zum Nachschlagen ein, ist aber auch eine hervorragende Lektüre, um neu in das Thema einzusteigen. Die gezeigten Bilder ergeben mit dem Text ein harmonisches Gesamtbild und sind eine Symbiose aus den zuvor behandelten Themenstellungen. Die Lichtstimmung, die Formen, die Schärfentiefe, die Bildaussage bis hin zum Zusammenspiel der Komplementärfarben – in den Bildern zeigt sich stets ein hohes Maß an Perfektion. Hier hat der Buchtitel wahrlich nicht zu viel versprochen. Profis werden hier nicht viel Neues entdecken, aber Anfänger bis Amateure werden auf 259 Seiten ganz auf Ihre Kosten kommen. (Jens Scheppler)