Rubrik: Aufnahmeeinstellungen

Indirekt Blitzen

2002-12-16 Normalerweise ist der Blitz in die Kamera integriert oder auf ihr montiert. Der integrierte Blitz ist in der Leistung begrenzt. Der montierte Blitz erzeugt hartes Licht und entsprechend harte Schatten, für das Motiv nicht immer die beste Lösung. Eine weitere Methode bietet Vorteile gegenüber beiden: das indirekte Blitzen.  (Jürgen Rautenberg)

  • Bild Beispielfoto mit Blitz auf der Kamera und Zusatzreflektor [Foto: Jürgen Rauteberg]

    Beispielfoto mit Blitz auf der Kamera und Zusatzreflektor [Foto: Jürgen Rauteberg]

Je kleiner die Abstrahlfläche, um so härter die Licht-Schattenzeichnung. Bei dem kleinen Blitzreflektor ist der Kontrast extrem, Das ist nicht für jedes Motiv von Vorteil. Hinzu kommt der "Lichtabfall im Quadrat zur Entfernung", ein optisches Gesetz, das besagt: Jede Verdoppelung der Entfernung vom Blitzgerät zum Motiv bewirkt einen Lichtabfall um das Vierfache. Ein Beispiel: Reicht das Motiv von 2 m bis 4 m Entfernung, dann kommt bei 4 m nur noch ein Viertel des Lichtes an, das für den Vordergrund des Motivs bei 2 m zur Verfügung steht. Anders ausgedrückt: Der Hintergrund des Motivs wird um 2 Blendenstufen dunkler wiedergegeben als der Vordergrund. Dieses Gesetz macht sich besonders bei Blitzfotos auf kurze Entfernung äußerst störend bemerkbar.

Eine Lösung sowohl im Hinblick auf die harten Kontraste als auch auf den Lichtabfall bietet das indirekte Blitzen. Grafik 1 demonstriert das "normale" Blitzen. Von der ersten bis zur dritten Person ist ein erheblicher Lichtabfall sichtbar. Bei Grafik 2 ist der Blitzreflektor schräg nach oben geschwenkt. Das Licht trifft auf die Raumdecke und wird von dieser breit gestreut in das Motiv reflektiert. Als Warnung die Grafik 3: Wird der Reflektor nicht steil genug gestellt, dann erhält ein Teil des Motivs direktes, der andere nur indirektes Licht. Die Folge: ungleichmäßige bis störende Ausleuchtung.

  • Bild Beispielfoto mit indirektem Blitzen [Foto: Jürgen Rauteberg]

    Beispielfoto mit indirektem Blitzen [Foto: Jürgen Rauteberg]

Aufgrund der Lichtstreuung wird beim indirekten Blitzen die Licht-Schatten-Zeichnung weicher; die Kontraste wirken ausgeglichen. Je nach Konstellation – Deckenhöhe, eingestellter Leuchtwinkel, Motivtiefe, Leuchtkraft des Blitzgerätes – wird die Ausleuchtung gleichmäßig über das ganze Motiv verteilt und die Schatten kommen zarter. Ein Nachteil dieser Methode: Das Licht legt beim Umweg über die Raumdecke einen wesentlich längeren Weg zurück. Dadurch kommt weniger Licht beim Motiv an als beim direkten Blitzen. Deshalb wird ein aufsteckbarer oder über Fernauslösung wirkender Zweitblitz von mindestens Leitzahl 36 benötigt. Ersterer sollte einen Schwenkreflektor haben, Letzterer kann für die Aufnahme vom Fotografen gehalten oder auf ein Stativ montiert werden. Je höher die Leitzahl des Blitzgerätes, umso vielseitiger ist es beim indirekten Blitzen auch in größeren Räumen einsetzbar.

Vergleichen Sie die Ausleuchtung der beiden Fotos. Das Bild 4 wurde mit auf die Kamera montiertem Blitzgerät aufgenommen, das mit einem Zusatzreflektor als leichtem Weichzeichner versehen war. Dennoch zeigt das Bild zu hohen Kontrast und einen unschönen Schatten neben und unter der Nase. Der Lichtabfall zum Hintergrund wird spürbar; er ist dunkler und kälter, als im Original. Bei Bild 5 ist die Ausleuchtung insgesamt gleichmäßiger und im Charakter dem zarten Teint der jungen Dame angeglichen. Der Farbton ist wärmer; weil das Weiß der Zimmerdecke dem Blitzlicht die kühle Färbung nimmt. Der Kontrast ist aufgrund der Lichtstreuung auf dem Weg von der Kamera über die Decke zum Motiv geringer, die Haartöne natürlicher, der Hintergrund entspricht dessen normalem Farbton.

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