Rubriken: Bildbearbeitung, Bildgestaltung

Fotoprojekt Rauchzeichen

2021-01-24 Im letzten Fototipp haben wir gezeigt, wie Sie den Rauch von Räucherstäbchen gekonnt ablichten und so einzigartige surreale und zerbrechlich wirkende Kunstwerke auf die Speicherkarte bannen. In diesem Fototipp legen wir nach und stellen Ihnen zwei kreative Projekte vor, bei denen die fotografierten Rauchbilder als Rohmaterial für die Weiterverarbeitung in einer Bildbearbeitungsoftware verwendet werden.  (Harm-Diercks Gronewold)

Nachdem Sie die Bilder gesichtet und bewertet haben, können Sie mit einem Rauchbild loslegen, das Ihnen gefällt. Beide vorgestellten Projekte teilen sich die gleichen Vorbereitungen. Wir erklären die beiden Projekte anhand von Photoshop-Funktionen. Sie können aber jede Bildbearbeitungssoftware verwenden, die Ebenenfunktionen anbietet (beispielsweise auch Affinity Photo oder GIMP).

Vorbereitungen Zunächst legen Sie eine Einstellungsebene mit Tonwerten über Ihrem Rauchbild an. Die Einstellungsebenen finden Sie in der Ebenenpalette ganz unten unter dem geteilten Kreis-Icon. Haben Sie die Ebene angelegt, dann wählen Sie im Dialog links neben dem Histogramm die schwarze Pipette aus und klicken in den Bereich, der Ihrer Meinung nach absolut schwarz sein soll, also RGB 0/0/0. Zur genaueren Bestimmung der Tonwerte können Sie die Infopalette mit F8 einblenden.

Die Infopalette zeigt Ihnen neben den aktuellen Werkzeugkoordinaten auch die Tonwerte an der Werkzeugspitze getrennt nach RGB-Kanal an. Wenn Sie mit der schwarzen Pipette auf einen Tonwert mit beispielsweise R 10 G 10 B 15 klicken, dann wird dieser zu R 0 G 0 B 0. Sie sollten für diesen Fototipp aber keine Tonwerte höher als 5 bis 9 auf 0 setzen. In unserem Beispiel war der höchste Tonwert in den RGB Kanälen 4. Wenn Sie die schwarze Pipette eingesetzt haben, dann wird die Infobox bei den Kanälen einen zweiten Wert anzeigen, zum Beispiel R 3 / 0. Die erste Zahl gibt den original Tonwert an und die zweite den Wert den neuen.

Wenn Sie keinen kalibrierten Monitor haben, können Sie die Tonwerte mit Hilfe der Infopalette überprüfen. Beachten Sie in diesem Arbeitsschritt, dass Sie nicht versehentlich in einen Bereich des Rauchs klicken. Sollten Sie doch in einen hellen Bereich geklickt haben, dann können Sie das mit einem Klick in einen dunklen Bereich wieder ändern.

Als nächstes sollten Sie die Rauchebene entsättigen. Dazu legen Sie eine Einstellungsebene "Farbton und Sättigung" an und schieben den Sättigungsregler ganz nach links. Das war es auch schon.

Nun kommen Sie zum eigentlichen Säubern des Fotos. Dafür können Sie einfach den Hintergrund auf eine neue Ebene kopieren. Dazu klicken Sie entweder mit der rechten Maustaste in die Hintergrundebene in der Ebenenpalette und wählen den Eintrag "Ebene duplizieren" aus oder drücken den Shortcut strg+j. In jedem Fall bekommen Sie eine neue Ebene. Danach zoomen Sie schön weit in das Bild hinein und schauen, ob Sie Elemente finden können, die nicht in das Bild gehören, wie Staubflecken, tote Pixel oder anderes. Diese beseitigen Sie dann mit dem Kopierstempel oder dem Reparaturwerkzeug. Bei dieser Arbeit können Sie auch das Bild invertieren (strg+I), damit wird alles was dunkel war hell und alles was hell war dunkel. Manchmal können Verunreinigungen so besser gesehen und eliminiert werden. Ist das säubern erledigt, dann können Sie die "gesäuberte" Ebene mit der Hintergrundebene zusammenführen (strg+E) oder Sie benutzen die gesäuberte Ebene als Basis und blenden die "echte" Hintergrundebene einfach aus. Nun haben Sie die Basis für die zwei folgenden Projekte.

Das erste Projekt ist eigentlich nichts weiter als eine Abwandlung der Technik, die wir im Dezember 2020 vorgestellt haben (siehe Fototipp "Surreale Doppelbelichtungen in Affinity Photo" in den weiterführenden Links). Sie ist in diesem Fall jedoch deutlich einfacher umzusetzen, da ein großer Teil der im Doppelbelichtungs-Fototipp beschriebenen Vorbereitungen wegfällt.

Alles, was Sie machen müssen, ist, das Rauchbild umzukehren, wenn Sie das nicht schon beim Säubern erledigt haben. Das können Sie am schnellsten mit dem Tastenkürzel strg+I machen. Danach ziehen Sie ein Bild, das Sie mit dem Rauchbild kombinieren möchten, auf das Rauchbild. Möglicherweise müssen Sie nun die Größe anpassen, doch bevor Sie das erledigen, ändern Sie den Verrechnungsmodus für die neue Ebene auf "negativ multiplizieren". Diese Einstellung finden Sie in der Ebenenpalette oben links in einem Dropdownmenü. Mit dieser Verrechnungsmethode wird das eingefügte Bild nur noch im Bereich des Rauchs sichtbar sein.

Danach können Sie das eingefügte Bild nach Ihren Wünschen positionieren und skalieren. Zudem können Sie mit der Mitteltoneinstellung der Einstellungsebene "Tonwertkorrektur" die Intensität des Rauches anpassen und so die Sichtbarkeit des eingefügten Bildes verstärken oder abschwächen. Am Ende wird das Bild dann zugeschnitten und exportiert.

Das zweite Projekt ist ein Spiegelungseffekt, der an Motive erinnert, die in einem Rorschach-Test zum Einsatz kommen könnte. Auch für dieses Projekt gehen Sie mit dem Anpassen der Tonwerte, der Entsättigung und dem Retuschieren wie oben beschrieben vor. Für dieses Projekt eignen sich Rauchbilder, bei denen der Rauch von der Bildgrenze abgeschnitten wurde. Es ist aber nicht zwingend notwendig.

Es ist ebenfalls möglich, nur einen Teil der Hintergrundebene mit dem Auswahlwerkzeug auf eine neue Ebene zu kopieren. Das ist allerdings deutlich schwieriger. Wir empfehlen Ihnen, sich zunächst mit der Technik vertraut zu machen und dann mit dem Experimentieren anzufangen.

Im nächsten Schritt ändern Sie die Hintergrundfarbe in Photoshop von schwarz zu weiß und kopieren die Hintergrundebene einmal (strg+j). Danach nehmen Sie sich das Freistellungswerkzeug und ziehen die Arbeitsfläche größer. Es reicht, wenn Sie die Arbeitsfläche an der Seite um etwas mehr als 100 Prozent erweitern, an der der Rauch abgeschnitten wurde. Ist das erledigt, geht es zum nächsten Schritt.

Jetzt aktivieren Sie das Verschieben-Werkzeug. Falls Sie das automatische Ausrichten in Photoshop deaktiviert haben, können Sie es wieder aktivieren, denn es vereinfacht die Arbeit in diesem Fall. Danach klicken Sie einmal in die kopierte Hintergrundebene, um diese zu aktivieren und ziehen sie in die Richtung der freien Arbeitsfläche. Nun haben Sie zweimal das gleiche Bild nebeneinander.

Daraufhin muss die kopierte Hintergrundebene transformiert werden. Dazu wählen Sie entweder den Befehl "frei Transformieren" aus dem "Bearbeiten" Menü oder drücken einfach Steuerung und die Taste T (strg+t). Oberhalb der Arbeitsfläche sehen Sie ausgefüllte Eingabefelder für Breite (B), Höhe (H) sowie Winkelangaben und einiges mehr. Uns interessieren nur die prozentualen Eingabefelder für die Breite und Höhe. Wenn Sie das Bild horizontal spiegeln wollen, dann müssen Sie lediglich ein Minuszeichen vor die Prozentangabe im Eingabefeld "B" (Breite) machen. Soll das Bild vertikal gespiegelt werden, dann reicht ein Minuszeichen vor der Prozentangabe bei "H" (Höhe). Welche der beiden Eingaben Sie vornehmen hängt davon ab, ob das Bild horizontal oder vertikal verschoben wurde.

Nachdem Sie die Ebene gespiegelt haben, können Sie mit dem Ausrichten beginnen. Dazu zoomen sie am besten weit ins Bild hinein und schieben die kopierte Hintergrundebene mit dem Verschiebewerkzeug in Richtung der Schnittkante zur Hintergrundebene. Sobald die beiden Ebenen sich "annähern", benutzen Sie am besten die Pfeiltasten. Damit lassen sich Ebenen pixelgenau verschieben. Die kopierte Hintergrundebene muss "auf Stoß" an der Hintergrundebene anliegen, so dass es aussieht, als würden die Rauchbereiche an einer unsichtbaren Linie gespiegelt werden. Wenn Ihnen dabei die gestrichelten Linien des Begrenzungsrahmens im Weg sein sollten, dann können Sie diese mit dem Tastenkürzel Steuerung + H (strg+h) ausblenden.

Danach können Sie herauszoomen, um das Ergebnis zu betrachten und entscheiden, ob Sie weitermachen wollen oder ob das Bild gut ist, wie Sie es sich vorgestellt haben. Auf Wunsch können Sie den Vorgang des Kopierens und Transformierens so oft wiederholen, wie Sie möchten. Wenn Sie das tun, dann wird es sinnvoll, die kopierten Ebenen umzubenennen. Dazu reicht ein Doppelklick auf den Ebenennamen in der Ebenenpalette.

Wenn Sie am Ende schauen wollen, ob ihr Bild invertiert besser aussieht, müssen Sie zunächst alle Ebenen auf eine bringen. Dazu erstellen Sie einfach eine neue leere Ebene über allen Einstellungs- und Bildebenen und drücken das Tastenkürzel Umschalt+Steuerung+alt+E (umschalt+strg+alt+e), damit bleiben alle Ihre Ebenen erhalten und in die zuvor erstellte Ebene wird das "Ergebnis" aller darunterliegenden Ebenen zusammengefasst. Mit dieser Ebene können Sie dann die Invertierung der Tonwerte ausprobieren und bei Gefallen mit dieser Ebene weiterarbeiten. Gefällt Ihnen das Ergebnis nicht, können Sie die obere "Ergebnisebene" einfach wieder löschen.

Danach muss das Bild nur noch beschnitten und exportiert werden oder Sie verwenden es für ein kombiniertes Projekt mit anderen Photoshop-Techniken.

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