Rubrik: Motive und Situationen

Flatlays selber machen

2022-08-14 Flatlays sind zwar keine neue Art der Produkt- und Stilleben-Fotografie, sie haben aber in den letzten Jahren, dank Instagramm, an Popularität gewonnen. Das liegt zum einen daran, dass sie verhältnismäßig einfach zu machen sind und zum anderen, dass es viele virale Videos und Fotos gab, bei denen ganze Inhalte von Polizei- und Feuerwehrfahrzeugen als üppiges Flatlay durch die Medien gingen. In diesem Fototipp erklären wir Ihnen, was Sie bei Flatlays beachten sollten und wie Sie mit sehr wenig Aufwand ein Flatlay in Ihrem Haus oder Wohnung erstellen können.  (Harm-Diercks Gronewold)

Damit das Flatlay richtig gut wird sollte man sich als erstes überlegen was man mit dem Foto eigentlich bewirken will. Es reicht nicht aus einfach Zeug auf einen Hintergrund zu werfen, ein Foto zu machen und es dem Betrachter überlassen was er in die Aufnahme interpretiert. Sie sollten sich also die Frage beantworten "Was ist die Aufgabe des Flatlay?". Soll es ein Werbefoto werden, ein Bildschirmhintergrund oder ein Postkartenmotiv für bestimmte Anlässe?

Flatlay bedeutet nicht, dass die Sensorfläche der Kamera parallel zum Hintergrund sein muss. Es bedeutet nur, dass die Bildelemente flach auf dem Hintergrund liegen und der Aufnahmewinkel möglichst steil ist.

Der Hintergrund für die Aufgabe hängt mit der beantworteten Frage im ersten Absatz zusammen. Möchten Sie ein atmosphärisches Bild machen, was für Frühstücksflocken wirbt, dann könnte ein rustikaler Esszimmertisch der ideale Hintergrund sein. Ist das Objekt eher technischer Natur oder von technischer Struktur, so sollte besser ein schlichter einfarbiger Hintergrund gewählt werden. Wenn wir bei digitalkamera.de beispielsweise Lieferumfang fotografieren, dann nutzen wir einen weißen oder grauen Hintergrund. Wir bei digitalkamera.de nutzen Flatlays beispielsweise, um den Lieferumfang von Produkten abzubilden. gemacht.

Für diesen Fototipp brauchten wir aber etwas mehr Platz und haben unseren motorisch höhenverstellbaren Arbeitstisch (von Liftor) genutzt, an dem wir auch Videoschulungen produzieren. Die helle, neuralgraue Tischplatte eignet sich besonders gut und die Höhenverstellung ermöglicht besonders bequemes Arbeiten. Der Hintergrund (Untergrund) sollte so sauber und staubfrei wie möglich sein, es sei denn, Sie haben sehr große Lust Staub und andere Verunreinigungen aufwändig in der Nachbearbeitung zu entfernen. Wir können da aber nur dringend von abraten.

Die Beleuchtung des Flatlays kann auf verschiedene Arten erfolgen. Aber egal ob Sie natürliches Licht oder Kunstlicht verwenden, Sie sollten darauf achten, dass das Licht möglichst weich ist. Wenn Sie natürliches Licht verwenden, dann sollten Sie das Flatlay im Schatten aufbauen und nicht im direkten Sonnenlicht. Denn das verursacht harte Schatten und hohe Kontraste, die schwierig mit der Kamera einzufangen sind und vom eigentlichen Motiv ablenken können.

Beim Einsatz von Kunstlicht sollte direktes Licht möglichst vermieden werden, da auch hier harte Schatten und starke Kontraste auftreten können. Sie können entscheiden ob Sie indirekt beleuchten oder einen Diffusor verwenden wollen. Bei indirekter Beleuchtung ist es wichtig, dass die angestrahlte Reflektionsfläche farbneutral ist, da Sie sich ansonsten einen Farbstich ins Bild zaubern.

Wenn Sie nur eine einzige Lichtquelle zur Verfügung haben, dann ist es sinnvoll einen Reflektor zu benutzen. Dieser lässt sich schnell und einfach aus Architektenpappe oder einem Stück Styropor improvisieren. Weißes Papier eignet sich dazu nicht leider nicht, da es aufgrund von optischen Aufhellern einen höheren Blauanteil des reflektiert und so zu Farbstichen führen kann.

Die Lichtquelle sollte so positioniert werden, dass es einen weichen Schattenwurf gibt, das verleiht der Szene nämlich Tiefe. Positionieren Sie das Licht zu dicht an die Kamera, so wird das Bild nur wenig plastisch wirken und nur einen minimalen Schattenwurf produzieren.

Ist das Licht gesetzt können Sie Dekorationsmaterial im Bild verteilen, dabei ist es nicht verkehrt es zunächst nicht zu übertreiben, um dem Betrachter zu sehr vom eigentlichen Objekt abzulenken. Allerdings sollte man auch darauf achten, dass es keine großen Lücken im Bild gibt. Lieber auf Dekomaterial verzichten und den Bildausschnitt kleiner wählen als mit zu viel Deko das Bild unübersichtlich machen. Zudem ist es ebenso wenig verkehrt darauf zu achten, dass die Farben des Deko-Materials nicht zu grell sind und der Farbkontrast zum Objekt nicht zu stark ist.

Nachdem nun alle vorbereitenden Maßnahmen erledigt sind können wir uns der eigentlichen Aufnahme widmen. Dabei ist es egal, ob Sie mit einem Smartphone, einer Kompaktkamera, mit einer DSLR oder Spiegellosen Systemkamera arbeiten.

Wenn Sie es ganz genau machen wollen und nicht mit einem Smartphone fotografieren, dann sollten Sie zunächst den geringsten Fokusabstand ihres Objektivs ermitteln. Diese Information finden Sie in der Bedienungsanleitung oder in den entsprechenden digitalkamera.de-Datenblättern. Als Objektiv empfehlen wir Ihnen Standardzooms oder Festbrennweiten zu nutzen, die weder stark in den Tele- noch den Weitwinkelbereich gehen. Grund dafür ist der geringe Schärfenbereich und der hohe Mindestabstand von Teleobjektiven. Weitwinkel haben dagegen eher das Problem der Anfälligkeit für Verzeichnungen.

Wenn Sie den Mindestabstand, die Brennweite und den Aufnahmeabstand kennen, dann können Sie zum einen die maximale Bildweite berechnen und auch die Hyperfokaldistanz berechnen (siehe weiterführende Links). Das Flatlays allerdings ziemlich flach sind sollte die förderliche Blende in den meisten Fällen ausreichend sein. Wenn nicht, dann können Sie entweder eine Blendenreihe machen oder Sie konsultieren einen Schärfentiefen-Rechner (siehe weiterführende Links).

Falls es die Lichtquelle nicht zulässt sichere Verschlusszeiten zu gewährleisten, so kann auch ein Stativ eingesetzt werden. Am besten funktionieren Stative mit einem Ausleger (Galgen). Bei normalen Stativen kann es unter Umständen aber etwas fummelig werden, selbst Wenn sich die Mittelsäule umdrehen lässt, da die Stativbeine dann durchaus Schatten auf das Motiv werfen können.

In unserem Fall haben wir Equipment verwendet, dass wir auch für Videoproduktionen nutzen. Eine leichte (aber gute) Kompaktkamera (Sony ZV-1 mit 1-Zoll-Sensor) ist mit einem kleinen Kugelkopf an einem Galgenstativ befestigt, das eigentlich als Leuchtenstativ gedacht ist. Diese Stative kosten nicht viel, funktionieren aber auch wirklich nur mit leichten Kameras. Damit kommt man aber schön weit über den Tisch. Steuern kann man die so montierte Kamera sehr einfach per Smartphone-App inklusive Livebild-Vorschau und Fernauslöser.

Der höhenverstellbare Arbeitstisch bietet hier gleich zwei Vorteile. Zum einen lässt sich der Aufbau sehr bequem im Stehen arrangieren, und erst danach senkt man den Tisch ab um die nötige Distanz zur Kamera zur schaffen. Das erspart dann Kletterei auf Stühlen oder Trittleitern. Zudem können wir durch das Verändern der Tischhöhe scheinbar "zoomen", d. h. wir müssen nicht einmal den Zoom der Kamera verwenden oder die am Stativ sorgfältig ausgerichtete Kamera neu justieren, sondern wir können einfach den Tisch rauf und runter fahren, bis der Bildausschnitt passt.

Ist die Aufnahme im Kasten, haben Sie erfolgreich ihr erstes Flatlay fotografiert und können es dann nach eigenem Geschmack bearbeiten und veröffentlichen.

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.