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Fehlbelichtungen vermeiden
2000-04-17 Trotz ständiger Verfeinerung der Belichtungsmessysteme bei analogen und digitalen Kameras lassen sich bei schwierigen Lichtverhältnissen die eingebauten Messzellen dieser Kameras immer noch gerne in die Irre führen. Schuld daran ist nicht die Elektronik, sondern die Art und Weise, wie bei diesen Kameras das Licht gemessen wird. Die präzisere Art der Belichtungsmessung erfolgt über einen Handbelichtungsmesser wie ihn die Profis oft verwenden. (Yvan Boeres)
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![Minolta-Belichtungsmesser [Foto: Minolta]](http://images.digitalkamera.de/Tip/Tip2000-04-17-Belichtungsmesser-M.jpg)
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Seit dem Einzug der Mikroelektronik und der Mehrfeldmessung bei
Fotokameras hat sich die Quote der Fehlbelichtungen, besonders bei
Fotoanfängern, drastisch verringert. Die Mehrfeld- oder
Matrixmessung eine Weiterentwicklung der Integralmessung, bei
der sozusagen die Gesamthelligkeit des Bildes ausgemessen wird
misst bis zu mehrere hundert Einzelpartien eines Bildes aus und kann
so zum Beispiel abwechselnde Lichter- und Schattenpartien
berücksichtigen. Es geht sogar schon soweit, dass die
Kameraelektronik aus der Zusammensetzung der einzelnen Messwerte das
Motiv erraten kann (Portrait, Sonnenuntergang, Landschaftsbild usw.)
und aus einer Motivdatenbank die zutreffende Belichtung ermittelt.
So wunderbar dies auch klingen mag; selbst hochmoderne Kameras mit
ausgeklügelter künstlicher Intelligenz versagen gelegentlich noch
selbst bei "banalen" Lichtsituationen. Der Grund dafür
ist die Art der Messung: Bei allen Kameras mit eingebauten Messzellen wird das vom Motiv reflektierte Licht (Objektmessung)
gemessen. "Geeicht" sind die Messzellen auf den
Reflektionswert einer Graufläche, die etwa 18 Prozent des Lichtes
in Richtung Kamera reflektiert. Alles was davon abweicht, wird als
Über- bzw. Unterbelichtung interpretiert. Dieser Wert ist ein
Mittelwert, der unter "normalen" Aufnahmebedingungen gilt.
Leider kennt die Natur keine Normen, so dass z. B. verschiedene
Hauttypen oder eine ungleichmäßige Verteilung der Lichtreflexion
zu Fehlbelichtungen führen kann. Nehmen wir das Beispiel vom
Schornsteinfeger im Schnee: Der schwarze Anzug des Mannes absorbiert
mehr Licht als es zurückstrahlt beim Schnee verhält es sich
genau umgekehrt. Je nachdem, welches von beiden Motivpartien
(Schnee/Schornsteinfeger) im Bild überwiegt, kommt es zu einer
Über- oder Unterbelichtung. Das versuchen zwar moderne
Kamerameßsysteme mit einzurechnen, jedoch mit mehr oder weniger
großem Erfolg.
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![Lichtmessung zwischen Kamera und Motiv [Foto: MediaNord, mit freundlischer Unterstützung von Foto Krause, Lübeck]](http://images.digitalkamera.de/Tip/Tip2000-04-17-Belichtungsmessung-M.jpg)
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Deshalb wäre es ideal, anstatt des reflektierten Lichts das auf
das Motiv einfallende Licht (Lichtmessung) zu messen. Dafür bedarf
es eines Handbelichtungsmessers, der während des Messvorgangs vor
das Motiv gehalten wird. Damit bleibt die Messung von äußeren
Einflüssen wie Hautton, Hintergrundhelligkeit oder
Reflexionsvermögen des Motives unbeeinflusst. Der Messzelle wird
eine weiß-opake Kalotte vorgesetzt, die das Licht in einem Winkel
von 180 Grad erfasst und streut, so dass eine gleichmäßige Messung
erfolgt. Diese Kuppel sollte möglichst in Richtung Kamera gehalten
werden (siehe Bild). Wichtig ist, dass die Kamera eine manuelle
Belichtungseinstellung erlaubt; schließlich muss man ja die vom
Belichtungsmesser ermittelten Werte (Blende/Verschlusszeit) auf die
Kamera übertragen. Handbelichtungsmesser gibt es in den
verschiedensten Ausführungen (Nadel- oder LCD-Anzeige, zusätzliche
Blitzlicht- und/oder Spotmessung, Anzeige von
Blitzlicht/Dauerlicht-Ratio usw.) und Preisklassen. Die meisten
Belichtungsmesser können sowohl eine Lichtmessung als auch eine
Objektmessung durchführen. Die bekanntesten Hersteller dieser
Geräte sind Minolta, Gossen, Sekonic, Aspen-Polaris und Pentax.
Die Lichtmessung ist die sicherste Methode zur Ermittlung einer
korrekten Belichtung. Selbst wenn das Motiv teils im Licht, teils im
Schatten liegt, genügen zwei Messungen aus denen man einen
Mittelwert errechnet. Nachteile bzw. Vorsichtsmaßnahmen gibt es
nur, weil man die Messzelle vor das Motiv halten und sich so unter
Umständen von der Kamera entfernen muss für Schnappschüsse
ist diese Meßmethode also ebensowenig geeignet, wie bei ständig
schnell wechselnden Lichtverhältnissen. Auch berücksichtigt die
Lichtmessung nicht am Kameraobjektiv montierte optische Zusätze
(Konverter, Filter usw.), die zu Lichtverlust führen. In diesem
Fall muss der Lichtverlust mit eingerechnet werden.