Rubrik: Bildbearbeitung
Effektfilter – Teil 2 Softwarefilter B+W Outdoor
2007-05-21 Ein (bisher auch vom Autor) gepflegtes Vorurteil, nach dem Softwarefilter eher zum Spielen oder allenfalls für den Notfall taugen, kann revidiert werden. Was können diese virtuellen Filter, wie weit können sie "echte" Filter ersetzen? Es wäre ja schon angenehm, könnte man auf die vielen kleinen Filterboxen in der Fototasche verzichten, oder die zu spät gekommene Bildidee doch noch verwirklichen. Beim Googeln unter dem Stichwort "Softwarefilter" findet man ganz oben die B+W (Schneider-Kreuznach) Produkte; in diesem Fototipp untersuchen wir zunächst das Outdoor-Set. (Kristof Friebe)
Im Outdoor-Set von B+W finden sich sechs unterschiedliche Filter: Brighten, Graduated Blue, Graduated Neutral Density, Polarizing Enhancer, Summertime und Warming. Alle Filter sind so genannte Plug-ins, die in eine vorhandene Bildbearbeitungs-Software geladen und dort aufgerufen werden. Sie passen zu vielen Bildbearbeitungsprogrammen. Die Bedienung der Filter geschieht hauptsächlich mit Schiebereglern (siehe Bild 1), mit denen man die Wirkung intuitiv gut und genau steuern kann. Die Anzahl der Regler ist den unterschiedlichen Filtertypen angepasst.
Zum Filter Brighten (Bild 2): Das obere Bildpaar zeigt links ein Motiv im Gegenlicht, Statue und Person sind total zugelaufen. Dieselbe Bilddatei wurde mit Brighten (60% Aufhellung der Tiefen) behandelt. Das Resultat erscheint auf den ersten Blick nicht optimal, aber es holt das heraus, was möglich ist. Vergrößert man den Schwanz der Nixe oder das Gesicht der Person, erkennt man ein Rauschen. Dieses ist aber auch im unbearbeiteten Originalbild schon vorhanden. Besser zeigt das untere Bildpaar, was Brighten wirklich kann; es geht dabei um eine dokumentarische Aufnahme. Das Original links wurde in einer Korrespondenz mit einer Denkmalschutzbehörde verwendet. Die aufgehellte Version zeigt in der abgeschatteten Partie wesentlich mehr Informationsgehalt. Dieser Vorteil überwiegt bei weitem das unter diesen Bedingungen kaum vermeidbare Rauschen. Übrigens: Natürlich kann man mit jeder brauchbaren Bildbearbeitungssoftware aufhellen, aber mit dem Softwarefilter Brighten geht’s viel einfacher und schneller.
Nun zu Graduated Blue, einem Verlauffilter Blau. Hier können wir direkt mit einem konventionell gefilterten Foto aus dem Fototipp Effektfilter Teil 1 (siehe weiterführende Links) vergleichen. Das obere Bildpaar (in Bild 3) zeigt links das ungefilterte und rechts das konventionell mit einer Filterscheibe (von Cokin) gefilterte Bild. Darunter sind zwei mit der B+W Software bearbeitete Bilder in unterschiedlichen Blautönen. Dies ist zwar keine Software-Rezension, dennoch muss man an dieser Stelle ein deutliches Lob für diese Software-Verlauffilter spenden. Die Anlage des Verlaufs ist in jeder Hinsicht sehr variabel. Farbton, Farbsättigung, Horizont und der Winkel des Horizonts können genau bestimmt werden. Graduated Neutral Density (Grauverlauf) funktioniert genauso gut. Nur schade, dass B+W keine Verläufe in anderen Farben anbietet.
Der Softwarefilter Polarizing Enhancer verspricht einen ähnlichen Effekt wie ein konventioneller Polfilter. Spiegelungen, z. B. auf einer Schaufensterscheibe, kann er aber nicht entfernen. Er soll vielmehr zu klareren Bildern verhelfen, sozusagen die Luft reinigen, wie das auch konventionelle Polfilter tun. Das tut er auch (Bild 4), aber: Bei genauem Hinsehen erkennt man, dass ein Nebeneffekt entsteht, eine Körnigkeit nicht nur in den dunklen, sondern auch in den helleren Bereichen (Blau des Himmels) des bearbeiteten Bildes. Die Vergleichsbilder zeigen von links nach rechts: Originalfoto ohne Filter, Originalfoto mit konventionellem Polfilter und Originalfoto ohne konventionellen Filter, nur mit dem Polarizing Enhancer bearbeitet.
Der Softwarefilter Summertime erzeugt ein deutliches Korn im Bild, das aber für grafische Zwecke erwünscht sein kann. Die Lichtstimmung entspricht sommerlicher Schwüle. Beim Experimentieren ergab sich ein ebenfalls für grafische Arbeiten gelegentlich nützlicher Effekt: eine sepiaähnliche Einfärbung. Das Bildbeispiel (Bild 5) zeigt links das ungefilterte Foto und rechts das bearbeitete, das man sich als Vorlage für ein Buch- oder CD-Cover gut vorstellen kann. Insgesamt erweist sich Summertime als weniger für Urlaubsfotos geeignet, dafür mehr für grafische Gestaltung.
Schließlich zum Softwarefilter Warming: Auch dieser Filter liefert ganz ausgezeichnete Ergebnisse. Er kann unter anderem auch sommerliche Stimmungen ins Bild bringen, die man vielleicht eher beim Summertime-Filter vermutet hätte. Mit dem Schieberegler kann man auch hier die Wirkung des Filters stufenlos regeln. Die Beispielbilder (Bild 6) zeigen von links nach rechts: ohne Filter, Warming 25%, 50% und 150%. Mit den 150% hat es Folgendes auf sich: Filtert man zunächst mit 100% und speichert das Resultat mit einem Klick auf OK, dann kann erneut z. B. mit 50% gefiltert werden – die Wirkungen beider Filterungen addieren sich.