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Alte Juwelen – M42-Objektive an DSLRs verwenden Teil 2 (Canon)

2005-05-30 Ausgehend von dem vorhergehenden Tipp, welcher den Einsatz von alten und auch ältesten Objektiven mit dem universellen Anschlussgewinde M42 an modernen D-SLR-Kameras anriss, sollen nun – in lockerer Folge, beginnend mit den Canon-DSLR-Kameras – typenbezogene spezielle Hinweise gegeben werden. Da es hier auch einige kameraspezifische Besonderheiten zu beachten gibt, wird empfohlen, sich die nachfolgenden Informationen genauer zu Gemüte zu führen.  (Bernd Jaeger)

   M42 Adapterring für Canon AF [Foto: MediaNord]

Wie bereits im vorhergehenden Tipp erwähnt (siehe weiterführenden Link), finden sich immer noch sowohl bei Fotohändlern mit einer gepflegten "Gebrauchtecke" als natürlich auch bei Internetauktionen jede Menge von sehr preiswerten älteren Objektiven mit dem Anschluss M42, welche durchaus für den Einsatz auch an aktuellen DSLR-Kameras interessant sein können. Ganz abgesehen davon, dass wohl der eine oder andere Anwender evtl. derartige Objektive noch seit Jahren ungenutzt im Schrank liegen hat. In dieser Fototipp-Serie sollen Wiederholungen (insbesondere empfohlener Brennweiten) möglichst vermieden werden, so dass es ratsam ist, vorige Tipps zum Thema bei Bedarf nochmals heranzuziehen.

Hier nun praktische Erfahrungen im Einsatz von M42-Objektiven mit div. Canon-DSLR-Kameras. Für diese Kameras gibt es div. Ausführungen von Adaptern, welche man unproblematisch in das Bajonett der Kamera einsetzen kann und die hiernach den Anschluss – besser das "Einschrauben" – der M42-Objektive erlauben. In diesem Zusammenhang sei bemerkt, dass es zwei grundsätzlich unterschiedliche Arten von M42-/EF-Bajonett-Adaptern gibt: den sog. "schmalen Ring" und den etwas breiteren. Der schmale Ring erlaubt zwar den Anschluss der meisten M42-Objektive unproblematisch, er berührt allerdings den so genannten typischen "Blendenstift" der Objektive nicht. Demzufolge kann man nur M42-Objektive mit Umstellung auf "manuelle Blende" nutzen (typischerweise Umschalter am Objektiv mit Einstellungen A/M), wenn diese eine automatische Springblende besitzen, was fast der Regelfall sein dürfte. Objektive mit so genannter "Vorwahlblende" oder gar "Rastblende" dagegen haben keinen Stift und können daher auch ohne Umschalter abgeblendet verwendet werden. Bei Objektiven mit Stift für die Blendenfunktion und ohne Umschalter kann man beim Einsatz dieses Konverters nur mit "Offenblende" fotografieren.

Rückansicht M42 400 mm Objektiv [Foto: MediaNord]   

Der zweite – leider eher seltener angebotene – Adapter ist innenseitig etwas breiter, so dass der "Blendenstift" des Objektives auf diesem einen Anschlag findet und mithin das Objektiv – unabhängig von einer manuellen Umschaltmöglichkeit der Blende – grundsätzlich beim Betätigen des Blendenringes auch tatsächlich "abblendet", d. h. die Blende im Objektiv zwangsläufig schließt. Dieser Adapter ist demzufolge als universeller zu empfehlen, da hiermit keinerlei Probleme mit der Objektivblende auftreten können, ganz gleich, welche Art von M42-Objektiven man jemals verwenden möchte.

Zum praktischen Einsatz: Alle uns bekannten noch relativ aktuellen Canon-DSLR-Kameras arbeiten mit den vorbeschriebenen Adaptern ohne Probleme, auch mit kameraseitiger automatischer Belichtungsmessung, wenn die Kameras auf den "AV"-Modus (Zeitautomatik bei Blendenvorwahl) – eingestellt sind. In der Praxis heißt das (bei eingestelltem AV-Modus kameraseitig), dass man am Objektiv die gewünschte Blende vorwählt und hiernach die Kamera automatisch die hierzu passende Belichtungszeit automatisch zusteuert. Im Prinzip besteht kein wesentlicher Unterschied zum AV-Modus mit den "normalen" EF-Objektiven – mit Ausnahme der Tatsache, dass die Kamera im Status-Display zwar die zugesteuerte Belichtungszeit korrekt anzeigt, nicht aber den Blendenwert, da dieser Wert infolge des Adapters ohne weitere Kontakte natürlich nicht übertragen werden kann.

   M42 Objektive "alte Juwelen" [Foto: MediaNord]

Die Probleme beim Einsatz: In der Theorie hört es sich prima an, und es ist auch in der Praxis insoweit problemlos, da die Belichtungsmessung einwandfrei funktioniert. Der Teufel steckt eher im Detail, denn es ist klar, dass man die Scharfstellung (Fokussierung) der so adaptierten Objektive ausschließlich manuell vornehmen muss. Und hierfür muss der vorhandene Sucher der jeweiligen Kamera genutzt werden; dies funktioniert bei den EOS-1D-Modellen recht gut und schnell (ihr Sucher ist größer und heller; außerdem können die Sucherscheiben bei Bedarf selbst gegen Sucherscheiben mit so genannten "Schärfeindikatoren" (Schnittbild, Mikroprismen) ausgetauscht werden; dies alles geht bei den "kleineren" EOS-Modellen (sprich: günstigereren) leider nicht mehr, hier ist der Sucher kleiner und dunkler, und an einen Austausch der Suchermattscheibe ist – bis auf Bastellösungen auf eigenes Risiko – nicht zu denken.

Bei offener Blende (zumindest für die Fokussierung) funktioniert es jedoch auch an diesen Kameras nach einiger Gewöhnung durchaus zufrieden stellend – natürlich wesentlich besser bei kontrastreichen Motiven als bei schlechten Lichtverhältnissen. Für das Fokussieren sollte man daher grundsätzlich die voll geöffnete Blende verwenden und erst vor der Aufnahme (soweit notwendig) abblenden. Denn durch das Abblenden wird das Sucherbild nochmals dunkler und ist für die Fokussierung daher teilweise fast ungeeignet. Leider ist bei den Canon-Modellen beim Einsatz des M42-Adapters keine weitergehende "kameraseitige Rückmeldung" (etwa in Form eines Aufleuchtens eines Fokussierfeldes im Sucher o. ä.) bei erfolgter optimaler Scharfstellung vorhanden.

Aufgenommen mit: EOS 300D, Tamron SP (Adaptall) 2,5/90, ISO 400, 1/400 sek. F11 [Foto: Achim Küchler]   

Trotz der beschriebenen Erschwernisse ist es dennoch ein reizvolles Thema, an den modernen Kameras Objektive aus "früheren Tagen" der Fotografie mit erstaunlich guten Ergebnissen einzusetzen. Seinerzeit hatte noch kein Objektivkonstrukteur jemals etwas von dem Begriff der "digitalen Fotografie" gehört – gleichwohl funktionieren die Objektive auch unter diesen veränderten Bedingungen, und zwar zum Teil mit erstaunlich guten Ergebnissen, die sich auch mit der Abbildungsleistung aktueller Objektive messen können. Dennoch sollte man den Einsatz der alten Juwelen eher auf statische Motive konzentrieren, insbesondere wegen der vorbeschriebenen, etwas mühsamen Fokussierung. Insbesondere für die Portraitfotografie sowie auch andere, eher ruhige Objekte sind sie in jedem Fall mehr als einen Versuch wert.

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